Dienstag, 29. November 2016

England wäre total beschissen...

wenn es die netten Engländer nicht gäbe, die dir hier überall über den Weg laufen. Zwar wirst du gezwungen, auf der falschen Straßenseite zu fahren, aber du kannst auch zu Fuß gehen, dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Jedoch, bei Regen, was öfter der Fall ist, gibt es mehr Pfützen als in jedem anderen Land, Europäische Union hin, Europäische Union her. Vielleicht ist es auch die allgemeine Obesität, die den Austritt aus dieser Union etwas in die Länge zieht. Viele Menschen sind übergewichtig, genau wie in der EU. Oder, man will ganz einfach nicht, was man will: Europa noch mehr vor den Kopf stoßen. Also, den Exit vom Brexit, will we get it?


Die Engländer haben es nicht gern, wenn es in der Politik nichts mehr zu lachen gibt. Regenwetter hat darauf keinen Einfluss. Zur Zeit sieht es finster aus. Also lacht man gerade über Trump und Konsorten, wobei Angela Merkel vermutlich wortlos und ziehmlich unbelacht ein wenig bewundert wird. Ein weiblicher Fels in der Brandung, der Theresa May (noch) werden muss. Über den aktuellen Außenminister Boris, Teil dieser konservativen Regierung, gibt es wenig zu lachen. Er gehört jetzt eindeutig zu den Kuriositäten des Landes. Wohingegen  Nigel Farage nur noch eine unangenehme Lachnummer ist. Er ruht nicht, bis er wieder im Gespräch ist. Dann verpatzt er sich alles schnell wieder.


Im Vereinigten Königreich waren die Menschen immer schon freundlich zueinander. Von den wenigen Pöblern einmal abgesehen, begegnen sich die Fremden mit deutlichen Freundschaftsbezeugungen. Ob diese ernst gemeint sind, weiß man nicht. Da man die Fremden schon im Land hat und man auf einer Insel lebt,  bleibt diese Höflichkeit im Lande. Sie berührt sogar das tägliche Rutschen über enge Straßen. An jeder Kreuzung steht einer, der in den Verkehrsstrom eingelassen werden will. Was tut der Engländer? Er bremst leicht ab, lässt den Scheinwerfer kurz aufblitzen und gibt den Weg frei. Das macht dankbar, statt agressiv, und es gibt dem Wohltäter das Gefühl, gut zu sein.


Dieses Gefühl ist besonders wichtig, wenn man vor einem Waschbecken steht, bereit, sich die Hände zu waschen. Links der Wasserhahn, heißes Wasser, rechts das kalte. So weit so gut. Unsere Übernachtung, gestern im Hotel in York, war dagegen etwas umständlich. Am kalten Wasserhahn stand eine Warnung: Caution, hot water. Die beiden Hähne (heiß und kalt) sahen wie Kreuzschlüssel aus. Sichtbar stand in Email festgehalten: 1901. Die Verwunderung stellte sich sofort ein: Warum hat man in den über hundert Jahren dieser vintage tabs (Altwasserhähne) nicht daran gedacht, das heiße mit dem kalten Wasser so zu mischen, möglicherweise durch einen Mischhahn, damit es handwarm über die Finger fließt? Solchen Rätseln ist man als Kontinentaleuropäer zuweilen augesetzt.


Hier in Yorkshire begegnet man oft dem runner,  einem volksverbundenen Läufer, der total wettergestählt und mit Rucksack beladen die Hügel in Richtung Moor oder Heide angeht, um dann erst wieder nach einigen Stunden zurückzukommen. Diese Menschen beiderlei Geschlechts lächeln nicht so oft. Ihr ernster Blick ist auf die spätherbstliche Landschaft gerichtet. Die Zahl der erblickten Schafe kann da die der Sonnenstrahlen um vieles übertreffen. Mir genügt es oft, nur am Fenster zu sitzen und die wetterfeste Kleidung der Wanderer zu bewundern.


Der Baum gegenüber hat schon fast alle Blätter verloren. Die Trauer des schwindenden Jahres kann in Yorkshire an den Bäumen abgelesen werden. Dabei fällt - warum weiß ich nicht - viel Blätterkram auf unser Auto und bleibt dort hängen, wenn ein heftiger Windstoß ihn nicht mit einem Schlag wieder davon bläst. Herbst eben, was sonst?






Freitag, 25. November 2016

Traumatologisch gesehen.....

Trauma kommt nicht von Traum, obwohl da Zusammenhänge bestehen. Trauma heißt im Griechischen Verletzung. Ein frühkindliches Trauma ist gar nicht so selten. Um harmlos einzusteigen: als Kind hatte ich eine satte Abneigung gegen Spinat. Ich konnte das Zeug nicht ausstehen und machte meiner Mutter regelrecht Szenen, denn ab und zu gab es Spinat. Später, als Gast irgendwo, musste man essen was auf den Tisch kam. Heute kann ich den Spinat eiskalt betrachten, doch ich mag ihn immer noch nicht. Ich habe ihn aus meinem Leben weitgehend ausgeschlossen. Entdecke ich Spinat auf dem Wochenmarkt, kommen meine alten Erinnerungn aus dem Unterbewusstsein zurück. Das werde ich nie mehr los. Dann mache ich mir aus Spinat einen Salat. Das geht.


Ein echtes Trauma ist jedoch etwas anderes. Es ist immer persönlich zugestoßen.  Man kann es zwar überwinden, doch nur mit großem Aufwand und unter großem Schmerz. Ein Mensch, gar ein Kind, das drei Tage in Trümmern verschüttet lag, als Folge eines Erdbebens, wird diese Umstände nicht mehr vergessen. Das kann eine Verletzung von Geist und Seele bedeuten. Sexueller Missbrauch gehört zum Schlimmsten, was einem Kind oder Erwachsenen geschehen kann. Vor allem wenn der Täter eine nahestehende Person ist. Um das zu überwinden, muss man an allen Fronten kämpfen, was nicht jeder kann. Die persönliche Ohnmacht, die Erniedrigung, die Scham, die Gefühle, ein Nichts zu sein. Und vieles mehr. Selbstverstümmelung, Verbitterung, Verlust des Selbstgefühls, Ekel, das Ausgeschlossensein. Das alles sind die Folgen.


Wenn wir Menschen begegnen, die sich wie richtige Scheußale benehmen, steckt dahinter oft auch ein furchtbar verletzter Mensch, der nicht gelernt hat, sich verbal auszudrücken und über die Verletzung(en) zu sprechen. Wer nicht traumatisch belastet ist, kann sich glücklich schätzen. Auch kollektive Traumata geistern durch die Geschichte. Wir wissen alle, dass ganze Völker gelitten haben an Unterdrückung und Demütigung. Das angetane Unrecht kann nicht vergessen werden. Verlorene Kriege können jahrhundertelang in den Köpfen von Opfern eine Art von Unkultur bilden, die irgendwann wieder in Hass und Animosität umschlägt. Die militärischen Konflikte, in die Amerika verwickelt war, der eigene Bürgerkrieg, dann Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak. Sie hinterließen in jedem Land Verwundungen, die heute noch schwer auszuloten sind.


Und, was machen wir mit den Israelis, den Polen, den Russen, den Franzosen und den vielen anderen, die durch Deutschland vor Jahren in traumatologische Untiefen gestürzt wurden? Der Holocaust kann nicht einfach in die Geschichtsbücher zurückgesteckt werden. Die Teilung Polens und die Besetzung des Landes, ein Trauma, das bis heute nachwirkt. Das alles hinterlässt Spuren. Manchmal sind diese verwischt, manchmal treten sie zutage, ohne dass man sich ihre Herkunft erklären kann. Aufarbeiten heißt dann die kollektive Aufgabe, nicht immer wieder leugnen.

Neue Verletzungen und Vernetzungen 
Viele haben es geschafft aus dem Teufelskreis des Hasses und des Vorurteils auszubrechen. Andere bleiben darin verhaftet. Wer etwas über die Ursachen der Verletzung herausfindet, den Verursacher, kennt, Verständnis aufbringt und die eigene Erniedrigung überwinden kann, findet sich auf einer höheren Ebene wieder und kann dann nach vorne schauen. Leider ist das oft nicht so, sondern es bleibt ein lebenslanger Schmerz. Unsere Gesellschaft muss sensibler werden, Hände reichen und diese auch den "Bösewichten" entgegenstrecken. Auf diesem Gebiet sind wir eher noch unterentwickelt.








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Montag, 21. November 2016

Europa und der Stier?

Wir brauchen Symbole. Zur Zeit wird gefragt, wohin der Nabel der Welt am Abwandern ist. Washington? China? Indien? Eines ist sicher: Europa hat seine größte Zeit längst hinter sich. Und die mächtigste Frau der Welt hat gerade den Stier bei den Hörnern gefasst, um sich eine weitere Kanzlerschaft zu sichern. Angela Merkel möchte nochmal gewählt werden. Ich kommentiere das jetzt mal nicht. Aber, ich bin gespannt. Während eine kaum wachsende Minderheit wünscht, dass sie weg muss, wachsen verschiedene Positionen, die in sich gespalten sind. Wer sagt uns, dass wir christlich-demokratisch gegängelt werden wollen, oder, dass sie das alles aus Liebe zum Land macht?



Bei Europa, der schönen Tochter eines phönizischen Königs, ist man sich bis heute nicht sicher, ob Liebe im Spiel war, oder ob Göttervater Zeus ihr Gewalt angetan, und sie unter Anwendung von Gewalt zur Mutter von 3 Zeus-Kindern gemacht wurde. Überlieferungen können äußerst ungenau sein. Aus der Ilias wissen wir, dass Zeus ein Auge auf Europa geworfen hatte, als er sie mit ihren Gespielinnen am Strande des Mittelmeeres herumtollen sah. Der Göttervater ließ sich etwas einfallen: er verwandelte sich in einen schmucken Stier, mischte sich unter die Herde von Rindern, die Europa zu hüten hatte. Sie streichelte sein seidenes Fell, setzte sich auf ihn und, schwups, raste er mit ihr los. Direkt ins Meer. Sie hielt sich mühsam fest. Kein Tropfen Wasser kam an ihre schönen Füße, während Zeus mit ihr auf dem Rücken in Richtung Kreta schwamm. Dort angekommen, verwandelte sich den Stier wieder in den Göttervater und versprach ihr, das verursachte Leid in reines Glück zu verwandeln. Dabei entstanden die drei Kinder, und der ferne unbekannte Kontinent erhielt den Namen Europa.

Soweit unsere Vorgeschichte. Kein Wunder, dass die Griechen heute gegenüber Europa etwas unsicher eingestellt sind. Wegen Missachtung der Menschenrechte flogen sie schon 1969 aus dem Europarat, das sich dann (hahaha) so anhörte: bevor die zuständigen Außenminister von 10 Mitgliedstaaten in Paris ihre Drohung der Suspendierung Griechenlands wahrmachen konnten, trat das Land selbst aus der damals führenden europäischen Organisation aus. Die griechischen Medien dieses rechtsregierten Landes jubelten. Wir sind stolz, wieder draußen zu sein, tönte es aus Athen. Deutschland und Großbrittanien waren unter den 10.

Harm Bengen hat das gezeichnet 
Erinnert das nicht an das anti-europäische Referendum der Briten, als es um den Austritt aus der Europäischen Union ging? Es gibt immer einige, die aus eigenem Interesse und aus Unwissen die Massen mobilisieren, indem sie bewusst die Unwahrheit verkünden. Der Brexit ist eine Folge davon. Leute wie Farage, Johnson (jetzt Außenminister) etc. wurden mit Hilfe der Medien nach "oben" gespült. Heute fürchtet man die wirtschaftlichen Folgen. Der Bankenplatz London könnte bald in Richtung Frankfurt oder Paris verloren gehen. Als Europa im Europarat, und dann später in der EU das Banner mit den 12 Sternen als Symbol auswählte, ahnte keiner, dass das hauptsächlich wirtschaftlich ausgerichtete Europa heute unter keinem guten Stern zu stehen scheint.

Das junge England wollte in der EU bleiben

Anstelle eines stetigen Zusammenwachsens dessen, was zusammen gehört, sehen wir eine nationale Rückbesinnung und ein patriotisches Auseinanderdriften der Länder. Wohin das führen wird, können wir nicht wissen. Sollte eine AfD bei einer Regierungsbildung ein Wort mitreden dürfen, werden Leute wie Seehofer noch mehr rechte Töne spucken und die letzten demokratischen Bedenken unserem Stier zum Fraß vorsetzen. Was machen wir dann? Europäer, strengt euch an, zeigt Mut, sagt nein zum Zerfall! Europäer aller Länder, einigt euch! 

Sonntag, 20. November 2016

Merkel, mein Irrtum, mein Kampf.

Es gibt tatsächlich ein Buch, das sich "Angela Merkel, ein Irrtum" nennt.  2011 erschienen, geschrieben von Cora Stephan, einer Autorin und Redakteurin, mit beachtlichem journalistischem Erfolg. Sie ist auch Krimiautorin. Im Jahre 2005 wählte sie nach eigenen Angaben Angela Merkel. Ich bin sicher, dass ihre Gründe voll plausibel klangen, und Irrtümer sollten nicht nur bei PolitikerInnen möglich und verzeihlich sein, sondern auch bei Autoren und Journalisten und denen, die das Ganze über Jahre verfolgen.


Als ich zum erstenmal an einer Bundestagswahl teilnehmen durfte, wählte ich Konrad Adenauer. Seine politische Integrität, sein internationales Ansehen als Gegner des Dritten Reiches und seine Schläue schienen mir wichtig genug, um zu jener Zeit das zu tun was die Mehrheit tat: Adenauer zum Kanzler zu machen. Nie mehr später, hätte ich das getan. Die selbstverständlichen Besitzansprüche seiner konservativ-katholischen Partei hätte ich nicht mehr unterstützt. Doch damals waren nicht einmal die Kommunisten in Westdeutschland eine Bedrohung.


Heute ist die Lage anders. In Deutschland, England, Frankreich und Amerika, um nur ein paar kritische Länder zu nennen, steht überall Umbruch an. Überall wollen sogenannte fortschrittliche Kräfte etwas ändern. Sie alle tendieren nach rechts, verherrlichen versteckt oder offen die Gewalt und  prangern die herkömmliche Demokratie als überholt an. Allen gemeinsam ist der Patriotismus, die Hinwendung zur eigenen nationalen Stärke. Die Ablehnung des Fremden und den nationalen Egoismus, hielten wir für überholt. Als Merkel sagte, wir schaffen es, wurden viele Deutsche zum erstenmal wieder stolz auf ihr Land, während alle anderen Länder sich duckten. Keine Solidarität mit Deutschland.

Le Pen vom Front National: im Kommen? 
Das Blatt hat sich gewendet. Man traut den alten Parteien nicht mehr. Hält sie für korrupt und machtgierig. In England hat man den Wähler angelogen und aufgehetzt, um den Austritt aus der EU herbeizuführen. Jetzt kriegt man die Kuh nicht mehr vom Eis. Frankreich, das immer schon eine unberechenbare Rechte hatte, droht bei den nächsten Wahlen umzukippen. Dann könnte der faschistische Front National den Ton angeben: la France d'abord! Das mit den USA haben wir gerade erlebt: ein Lügner, Frauenverachter und Muslemfeind ohne politische Erfahrung wird sein Präsidentenamt in Kürze antreten. Dann wird die demokratische Welt erzittern. Hier ist es vor allem ein Intelligenzproblem. Der Mann ist bei diesen Aussagen und Ausrastern nicht tragbar und kaum regierungsfähig.

Neonazistische Internationale? 
Wie immer und wie überall hat der Sieger das Sagen, und die Schleimer und Hofschranzen haben sich bereits in Stellung gebracht. Bei der AfD und bei PEGIDA in Deutschland ist die Lage noch verworren. Man weiß nicht, wer sich in den Grabenkämpfen schließlich durchsetzen wird. Vielleicht ist die Demokratie ja lebensfähig genug, und unsere Angela setzt sich nochmals durch. Die Neonationalisten in  den erwähnten Ländern haben offensichtlich keine Visionen für ein verantwortliches Regierungsgeschäft. Vielleicht rettet das die Demokratie.


Wenn Angela Merkel ein Irrtum war, sollten wir sie wenigstens in der Integrationspolitik nicht alleine lassen. Ansonsten kann es egal sein, wer Deutschland regiert. Der Wähler muss jedoch die kontrollierende Instanz bleiben, in deren Auftrag die beschimpfte Lügenpresse die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit zum obersten Maßstab erhebt. Dann werden wir die rechten Geister vielleicht wieder los. Demokratie und stumme oder passive (Nicht)Wähler passen nicht zusammen. Wer mitbestimmen will, muss seine Stimme erheben und auch in die Urne tun. Nicht Merkel muss weg, sondern der dumme irrationale Hass.






Samstag, 19. November 2016

Sex oder so ähnlich.


Pioniere gibt es, das glaubt man nicht. Dr. Ruth Westheimer, eine deutsch-amerikanisch-französisch-jüdisch erzogene Sexologin, in Deutschland geboren, in Amerika aufgewachsen, an der Sorbonne studiert, mit frechem Mundwerk, ist für mich die erste Sexkennerin, die in den 80er (?) Jahren uns per Fernsehen die Scham über die eigene Sexualität ausgetrieben hat. Wenn heute ein Vierjähriger zu seiner Mama sagt, er möchte seine Freundin ficken, oder seinen besten Freund küssen, bekommt er keine gescheuert, sondern Mama erinnert sich vielleicht an die berühmt-berüchtigte Dr. Ruth vom Fernsehen und lächelt verständnisvoll.


Sie hat auch viele Bücher geschrieben, unsere Ruth. In ihrem Werk Heavenly Sex (Himmlischer Sex) befasst sie sich, neben der allgemein freundlichen Einstellung zum Geschlechtsverkehr, auch mit dem Judentum als  besonders sex-begabte Gemeinschaft. Dafür wurde sie auch kritisiert. Die Neigung zum unkomplizierten Sex ist an keine Religion oder Philosophie gebunden. Wo Dr. Ruth jedoch recht haben könnte, ist, den Sex als allumfassende, das Leben bestimmende Quelle der Freude oder auch des Elends zu begreifen.


Bevor Frau Westheimer mit ihren gewagten Ansichten über Sex in unsere Haushalte dringen konnte, mussten wir uns mit Aufklärern vom Schlag Oswalt Kolle herumschlagen. Sein Buch Dein Mann, das unbekannte Wesen, von 1970, schlug so heftig ein, dass eine Freundin von mir es ins Französische übersetzte, mit dem Erfolg, dass Ton mari, cet unconnu auch viele Franzosen  ganz schön entkrampfte. Natürlich widmete Kolle sich auch den Frauen, doch sein Anliegen wurde damals noch mit Argwohn bedacht.

Als ich damals den heroischen Versuch unternahm, meine beiden Ältesten (5 und 4 Jahre) aufzuklären - sie erinnern sich heute noch - sagte das kleine Brüderchen bedeutungsvoll: so ist das also. Das kann heißen, dass Kinder bereits mehr wissen als sie zuzugeben bereit sind. Von meinen Eltern bekam ich nicht einmal die Geschichte mit den Schmetterlingen vorgesetzt. Die elterliche Scham wurde natürlich von prüden Gralshütern der Keuschheit ferngesteuert. Die Kirchen und Schulen waren daran beteiligt, wärend es heute sich outende Bischöfe gibt und die Zahl der bekanntlich enthaltsamen Nonnen ständig zurück geht. Den Durst nach Verbotenem stillten wir Kinder damals, indem wir, sobald die Eltern nicht im Hause waren, das große Medizinbuch aus dem Bücherschrank holten und die einschlägigen Seiten (mit Abbildungen) aufschlugen.


Wie ungehemmt wir heute über Sex und Geschlechtlichkeit reden können, verdanken wir diesen Pionieren, zu denen auch die Masters of Sex gehören, die damals mit ihrer wissenschaftlichen Aufklärung Amerika unsicher machten. Dr. William Masters und Virginia Johnson, seine Mitarbeiterin, waren es, die in den Fünfzigerjahren mit großen Hindernissen zu kämpfen hatten, bevor sie die weltweite sexuelle Revolution auslösten. Dennoch gelten die USA in Sachen Sex noch heute als prüde, im Vergleich zu Skandinavien oder Kontinental-Europa. Während das männliche Glied in vielen Ländern schon einmal im Film gezeigt wird, ohne dass man gleich an Pornographie denkt, bleibt der Penis im amerikanischen Film absolut tabu.

Wo Fortschritte zu verzeichnen sind, ist bei der Differenzierung im sexuellen Verhalten. Es gibt Menschen mit fast Nullinteresse am Sex, bis hin zu denen, die sich als sexsüchtig bezeichnen. Auch die Neigungen zwischen streng hetero zu klar gleichgeschlechtlich und bis hin zu den transexuellen Praktiken werden heute wissenschaftlich begleitet, wobei gewisse "Grenzgebiete" noch  schwer auszuloten sind. Es gibt noch Tabus, doch sind diese allmählich am Schwinden. Wir sind mitten in einem sexuellen Befreiungsprozess.


Ruth Westheimer nahm uns als Sextherapeutin die Unlust und setzte betont auf Lust. Das Interesse am Sex ist hauptsächlich bei jungen Menschen groß. Doch alte Menschen verlieren den Geschmack in der Regel nicht. Vielleicht erklärt das, warum von meinen über 1000 Blogs seit Jahren genau zwei fast täglich aufgerufen werden: Die Penisse von Reykjavik (über ein Phallusmuseum in Island) und Orgasmus, oh, Hildegard (über die Entdeckung des weiblichen Orgasmus durch Hildegard von Bingen). Ich hatte die Wirkung dieser Überschriften unterschätzt. Das tue ich schon lange nicht mehr.

































































Donnerstag, 17. November 2016

Adel verpflichtet. Meine Grafen und Prinzessinnen.

Unser Geschlecht, so könnte man sagen, stammt von Bauern und Handwerkern ab. Dass daran auch viele Lehrer beteiligt waren (Ärzte mal beiseite), ermächtigt uns, die Beschimpfung Prolet zurückzuweisen. Das ganz Normale an unserem Geschlecht ist, dass wir eines haben und darauf alles andere als stolz sind. Unser Geschlecht kann in zwei Teile zerlegt werden: das weibliche und das männliche. Da wir nicht von Adel oder gar Hochadel sind, müssen wir bei anderen Menschen, egal wie sie aussehen, auch nicht dezent wegschauen. Bürgertum halt, würde ich sagen.

Hochwohlgeboren 
Stell dir vor, du bist ein kleiner Junge und möchtest mit den anderen auf der Straße Fußball spielen. Mamas sagen schon lange nein, wegen des Verkehrs. Und Fußballspielen kann in den Augen von Mamas auch etwas vulgär sein. Setz dich lieber hin und lies ein Buch, heißt es da schnell. Doch Jungs müssen ihre Kräfte messen können, und ganz falsch ist der Gedanke nicht, dass auch Mädchen das wollen. Schließlich sind wir Weltmeister im Frauenfußball. Stell dir vor, deine Elten sind von Adel. Dann geht so vieles nicht. Der englische Film CROWN zeigt jedoch wie little Prince Charles mit seinem Vater (als Herzog von Edinburgh) im Salon unbändig herumkickt. Geht doch!

Da wir keine rigide Klassengesellschaft mehr sind oder wollen, berühren sich die Schichten manchmal. In jeder Schulklasse sitzt ein Karl-Georg von Soundso oder eine Eva-Maria di Parma (auch jeder andere Schinken ist willkommen). Diesen Kindern wird meist eingebläut, bescheiden aufzutreten. Schade. Da ist nix mit Fußball. Später im Leben trennen sich die Hochschulen, jedenfalls im Vereinigten Königreich, wo Oxford oder Cambridge für noble Menschen noch unumgänglich ist. Diese Dinge haben sich mit den Jahren gelockert, da Verfassungen nomalerweise keine Sonderplätze für den Adel einrichten. Doch gewisse Unterschiede möchte man nicht missen.

Die Ahnengalerie 
Je niedriger der Adel, desto bewusster ist er sich dieser Unterschiede. Wer dann noch infrage kommt, irgendwo hoch hineinzuheiraten, muss vieles beachten: Sprache, Religion, sexuelle Ausrichtung, Etikette und Erziehung. Dann geht es um die Wahrung von Besitz. Ein Schloss erhalten, kostet nicht nur Geld. Der Name muss gepflegt werden. Ohne gesellschaftliche Verankerung ist man ein Nichts. Und Politik gilt nicht unbedingt als vornehm. Eine Gesellschaft ist etwas Kompliziertes. Seinen Platz darin zu finden, ist in jedermanns Interesse. Der Aufstieg über die Bildung, über den Reichtum, die Politik ist möglich, doch in hohe Adelspositionen zu gelangen ist fast unmöglich. Der Kommunismus war eine klare Gegenreaktion darauf. Die Macht der Proletarier wirkt heute weltweit. Bis auf die berühmten Ausnahmen.

Inseln der Seligkeit sind noble Kreise, kirchliche Kreise, auch esoterische, bis hin zum Dreisterne-Essen. Das Quereinsteigen bleibt Ausnahme. Doch auch Adelstitel können heute käuflich erworben werden. Wie hermetisch der hohe Adel, vor allem in Großbritannien noch abgeschlossen ist, zeigen die endlosen Geschichten in Presse und Film. Auch die Erfolgsgeschichten à la Lady Di etc. Ein echtes Honigschlecken? Mitnichten. Es werden immer hohe Preise dafür hingelegt.

Echter Adel 
Ich hatte das Glück, schon als Kind in Adelskreise zu kommen, ohne dessen sehr bewusst zu sein. Namen werden jetzt nicht genannt. Die nette alte Baronin, bei der ich auf dem Schoß saß. Sie besuchte gelegentlich das Gut, das mein Onkel für sie verwaltete. In ihrer Wolljacke steckte immer eine Pfeife mit frischem Tabak. Der Marchese, der in Paris mein Chef war und dessen Frau mit ihren Hunden vom Chauffeur täglich durch den Bois de Boulogne gefahren wurde. Doch auch königliche und kaiserliche Hoheiten, Prinzen und Prinzessinnen waren dabei, ein Earl of Soundso, eine Olga aus dem Zarenhaus, und viele, die keinen Titel mehr besaßen.

Selbsternannt 
Mir machte es immer Spaß, Reste von Hochmut, Arroganz und Herablassung aufzuspüren. In den meisten Fällen stieß ich aber auf menschliche Normalität. Manche gehören heute noch zu meinen Freunden. Man muss sich dadurch nicht selbst geadelt fühlen, sondern darf vermuten, dass diese alten Strukturen weiterbestehen, solange sie keinen Schaden anrichten. Soziologen haben die Schwächen dieser Gesellschaftsschicht längst ermittelt und auch deren Stärken. Der Fortbestand dessen, was wir geschichtlich ererbt haben, hängt stark von der Zukunft des Adels selbst ab. Das muss nicht bedeuten, dass wir monarchische Regierungsformen wie in GB, Norwegen oder Holland benötigen oder dulden müssen. In meiner Tanzstunde stieß ich auf ein Fräulein von XXX. sie hat mir geholfen, bei adligem Aufkommen eher an freundliche kleine Tierchen als an böse Monster zu denken. Während der eine beim Sprechen noch vornehm stottert, schämt sich der andere, noch so etwas wie einen Butler zu haben. Und das Herumschleichen im Rolls Royce ist auch recht selten geworden.








Die Toselli Serenade als Jodelversion.

Wieder hänge ich bei Classic FM herum, die Wunschsendung, hier in England, mit Ohrwürmern, die wir alle kennen. Die Toselli Serenade ist wieder dran. Sie ist in diesem Radio Dauergast, vergleichbar den unendlich vielen Pizzerien in diesem Land, die zwischen gut und ungenießbar auch einen fragwürdigen vino rosso kredenzen.

Gräfliche Toselli Marinade?

Ich wollte endlich herausfinden, wer diese famöse Serenade komponiert hat. Ich fand allerhand heraus. Der Komponist und Konzertpianist Enrico Toselli erfand das Stück. Er nannte sich auch
Graf von Montignoso. Seine Serenade nannte er Serenata 'Rimpianto', Opus 6 No. 1. Seine Operetten und sonstigen Werke rissen niemanden von Stuhl, doch die Serenade grub sich in die Herzen vieler ein, weil ihr Komponist in einen ungeheuren Skandal verwickelt war.

Die als recht lockere Lebedame verschriene österreichische Ex-Großherzogin Luise, auch Kronprinzessin von Sachsen brannte mit dem Grafen Enrico durch und wurde Gräfin von Montignoso. Bis diese ruchlose Ehe 1903 wieder geschieden wurde. Ihre österreichischen und sächsischen Adelstitel waren ihr würdevoll genommen worden. Doch die Toselli Serenade trat ihren Siegeszug um die Welt an.


Jeder, der einen Namen hatte, musste sie singen: Benjamino Gigli, José Carreras, Mario Lanza, Rudolf Schock, und der göttliche Richard Tauber, der 1930 auf einem Schreibtisch in Pforzheim saß, als mein Vater diesen (den Schreibtisch!) bei Freunden besichtigte und schließlich kaufte. Auch Perry Como lieferte eine amerikanische Fassung ab und eine Mary Schneider machte eine Jodelversion daraus. Dass unser unermüdlicher André Rieu sie gerne gala-dirigiert, versteht sich von selbst.

Die Toselli Serenade muss daher heute als Ehren-Ohrwurm bezeichnet werden. Sämtliche Schmetterspezialisten, von Gigli bis Tauber, sind heute auf youtube abzurufen, während nach dem Gräfin-Luisen-Skandal lange schon kein Hahn mehr kräht. Mein Vorschlag: endlich die Jodelversion abzuhören (youtubedotcom, toselli) und bei allen anderen Versionen mindestens 1 Jahr zu warten, um sich das wieder anzutun.



Mittwoch, 16. November 2016

Dummheit siegt immer!

Es sind nicht die Dummen, die das herausgefunden haben, sondern die, die andere für dumm verkaufen. Davon gibt es genug. Die Superschlauen, die oft schnell eine Antwort finden, die einleuchtet. Richard Wagner war Antisemit, und er komponierte großartige Musik. Manche mögen seine Musik nicht, andere nicht seinen Antisemitismus. Diesen Gegensatz aufzulösen, ist unsere Bestimmung. So oder So. Ich bin von Wagners Musik nicht sonderlich angetan und versuche, für seine Judenfeindlichkeit eine Erklärung zu finden. Ist das dumm?


Wenn ich dumm bin, sind es viele andere auch. Die schweigende Mehrheit? Aus Angst verstummen, ist menschlich. Nicht jeder singt oder pfeift, wenn er allein im Walde umher geht. Wer den Mund hält, ist nicht automatisch dumm. Wer sich (laut) äußert, hat vielleicht trotzdem nichts verstanden. Bin ich intelligent, habe ich ähnliche Probleme. Ich verstehe vieles, aber nicht alles und muss meine Meinung nicht kundtun. Schweigen ist Gold, sagt der Volksmund. Aber sich für etwas entscheiden können, ist auch kreativ, genauso wie das Sich-infrage-Stellen.


Jetzt kommt hinzu, dass wir eine faszinierende Plattform gefunden haben, das Internet mit den Möglichkeiten des Gedankenaustausches. Wir wissen, dass dieser Schuss nach hinten losgehen kann, weil oft nicht richtig gezielt wird. Andererseits bietet das Internet, vor allem Facebook, ungeheure neue Möglichkeiten. Ich kann jedem in Amerika, oder sonstwo, erzählen, wie blöd ich den frisch gewählten künftigen US-Präsidenten finde. Ist damit schon ein Straftatbestand erreicht? Oder, solidarisiere ich mich weltweit mit Gleichgesinnten und muss deshalb keine Strafverfolgung fürchten? Der persönliche Austausch von Mensch zu Mensch, wo ist er geblieben? Die Warmherzigkeit?

Wie dem auch sei, die Verbreitung des Internets hat auf einmal alles verändert, und das haben natürlich auch die Dummen dieser Welt kapiert. Für sie ist jetzt alles einfach: Man sagt seine Meinung und tritt einen Tsunami los. Das ist aufregend. Und man meint es nicht so, wenn man Merkel oder Petry als Hure beschimpft, weitgehend anonym natürlich. Donald Trump als Vergewaltiger und Steinmeier als Agressor. Es steht dann, wie so vieles, im Raum, und keiner putzt es weg. Wie können wir diese gefährliche Lage wieder befestigen.


Die Dummen freuen sich über das angerichtete Unheil, und die Besonnenen über die einmalige Situation, etwas ändern zu können. Aber wem können wir vertrauen? Was müssen wir verändern? Sollten es doch die Besitzenden sein, die alles in Händen halten? Die Lobbykönige, die diskret ihre Fäden ziehen? Die Banken, die Militärs? Sie wirken alle zusammen, zum Schaden der "Dummen". Das sind wird. So gesehen kann Trump erzählen was er will, er hat immer irgendwie recht. Wie kann man das kontollieren? Die Welt ist korrupt und unberechenbar geworden. Wieviele Trump Towers muss man besitzen, um sich einen feuchten Kehricht scheren zu können, wenn es um das Überleben der anderen geht?

Wenn wir die Kern-Ideen der christlichen Kirchen, unserer Philosophen, Wohltäter und verantwortlichen Staatsmänner von einst hervorkramen und neu interpretieren, kommen wir der Sache näher. Auch der weibliche Anteil an allem darf nicht vergessen werden. Doch Egomanen wie Trump, Putin oder Farage sind reines Gift für unsere Welt. Das müssen wir verstehen.

Dienstag, 15. November 2016

Yorkshire Tagebuch - 15 - Süßer Terror.

Das Wetter ist wie es ist. Cath wachte auf und verdächtigte sich, am Blinddarm erkrankt zu sein. Bevor wir zur Ärztin gehen, schauen wir uns die Mondbilder von gestern Abend an. Hier in Yorkshire hatten wir eine geschlossene Wolkendecke zu beklagen. Die großartigen Mondbilder kamen vom Schwarzwald. Beim Gang zur Ärztin scheiden sich die Geister. Ich gehe die paar Schritte die Main Street hinunter, um bei Simon und seinem Schoko-Laden reinzuschauen. Simon verkauft hauptsächlich belgische Schokolade, heute sogar eine Art Griotte mit Stilen und Kirschsteinen. Natürlich muss in England vor Stil und Stein gewarnt werden. Es könnte sich jemand schadensersatzpflichtig verletzen. Auch die 4,6 % Alkohol müssen erwähnt werden. Simons Laden heißt ...and Chocolate, für Liebhaber ein Juwel, das man aufsuchen muss. Die Schoko ist einfach köstlich.

Bei Simon: Schokokirschen aus Belgien 
Der Weg die Main Street hinauf hinauf zu Cobbles and Clay ist kurz und mühsam: das mittelalterliche Pflaster ist nicht umzubringen. Bei Regen oder Glatteis ein unmögliches Unterfangen. Dann sitze ich im Cobbles and Clay, wo ich auf Cath warte und einen Cappucino bekomme. Gelangweilt (mein Guardian blieb im Auto liegen) betrachte ich die schwarze Tafel, auf der - recht unordentlich - 2 Dutzend Angebote aufgemalt sind. Kaffees: Americano, Cappucino, Latte, Mocha. Bei Mocha wird man stutzig. Es scheint sich um ein Schoko-Kaffee-Getränk zu handeln. Alles über Fairtrade erhältlich. Auch der Raspberry shake. Statt Milch kann auch Sojamilch bestellt werden. Alles hat eine vegetarische Variante. Das meiste vergisst man sofort wieder.

 
Cath bestätigt, dass ein Blinddarminfekt im Spiel sein könnte. Also werden wir Morgen einen Bluttest machen, um das hoffentlich (appendix virus?) auszuschließen. Auf dem Weg nach Hause, gegen 16 Uhr, stellen wir fest, dass es schon wieder dunkel wird. Ich muss noch schnell den Gehsteig vom Laub reinigen. Was passiert, sollte jemand auf dem feuchten Laub ausrutschen und sich ein Bein brechen? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Wohin mit den Laubmassen? Auf die Seite, wo noch Platz ist. Auch bei Schneefall kümmert sich niemand ums Aufräumen und Schneewegkratzen. Andererseits wird ständig und überall vor etwas gewarnt. Mind the gap. Slow down now. Ich verstehe das nicht.


Eine Frohnatur am Radio erzählt gerade, dass der längste Schnauzbart der Welt (in Indien?) die Länge von 14 Fuß erreicht. Egal, wieviele Meter, es scheint mir recht viel. So ist das Land: kaum will man sich über das Wetter beklagen, kommt einer daher und verkündet, dass Nigel Farage ein Kind bekommt oder Angela Merkel in Alaska ihren Onkel besucht. Lasst uns nie vergessen: das Wetter ist wie es ist. Und auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai.


Der Ärger mit der Musik.

Wer kennt sie nicht, diese Melomanen? Ein stilles, wissendes Lächeln auf dem Gesicht, zuweilen vertieftes Lauschen, womöglich mit Stereohörern in beiden Ohren. Oder, korrekt gekleidet, weil man Sir Simon Rattle oder Claudio Abbado sehen und seine Auswahl an Musik hören möchte, auf meist unbequemen Stühlen sitzend. Da fällt mir ein, der großartige Abbado lebt nicht mehr. Auch mein göttlicher  Leonard Bernstein ist nicht mehr. Und Rattle findet die Konzertsäle in England verstaubt und unangepasst. Dennoch: er dirigiert das London Symphony Orchestra. So weit so gut.

Leonard Bernstein 
Von unseren großen Dirigenten wissen wir, dass ihr Repertoir fast unbegrenzt war. Mahler, Tschaikowsky, Beethoven, Wagner, Penderezki, Nono, Strauss (Richard, Johann), Bach und Dvorak. Die Liste ist endlos, jede Auswahl bleibt anmaßend und unvollständig. Der Musikliebhaber jedoch weiß, was er will: sich entführen lassen in vertraute und fremde Welten. Sich überwältigen lassen vom Genie des Komponisten und seines Dirigenten.

Als einer von schätzungsweisen 130 Tausend Deutschen, die heute im Brexit-gesteuerten England leben, flüchte ich mich gerne in meine Musik, von der ich nur Karl-Heinz Stockhausen (mit seinen Vier Helikoptern) mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue versehe. Im Ernst: es gibt hier ein kommerzielles Radio, das sich Classic FM nennt und das den ganzen Tag Ohrwürmer verbreitet. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn es nicht gleichzeitig Werbung gäbe, die (Sorry, Brits, but you normally don't speak German) ehrlich gesagt, beschissen ist. Die kleinen Gags, die Versuche, die Hörer mit Angeboten zu überzeugen, sind einfach aufdringlich und blöd. Weder witzig noch stündlich wiederholbar. Die Menschen werden für dumm gehalten und scheinen es zu schlucken, weil sie sicher sind, ihren Lieblingswurm eingespielt zu bekommen, wann immer sie es wollen.

Fish and Chips? 
Das ist wie Spätzle mit Gulasch, nicht jede Woche, sondern jeden Tag, Mittags und AbendsD. Land des Lächelns (natürlich auf Englisch), die Nussknackersuite, Vorspeise oder Nachtisch. Das Lied an den Mond von Dvorak. Wenn ein Hörer oder eine Hörerin anruft und sagt: Hallo, I am going to see my Grandmother who is 85 today. Could you, please, play for us the Hungarian Dances? Dann werden die Ungarischen Tänze halt gespielt. Der Kunde ist König. Hauptsache, die dazwischengequetschte Werbung kommt an. Ich glaube, das ist der große Irrtum.

Abhören von Musik??? 
Man kann behaupten, dass diese Art von Classic FM auch der feinsten Musik durch penetrantes Wiederholen jede Originalität und jeden Charme zerstört. Wer sich an die Werbekampagne für den EU-Ausstieg erinnert, oder es erlebt hat, weiß, wovon ich rede: Hinhören wäre wichtiger gewesen, um Lügen von Wahrheiten und Halbwahrheiten zu unterscheiden. Jetzt sagt man: Wir haben doch nur Vorteile vom Brexit. Wieder gelogen. Das Land des Lächelns wird jedoch bald die Stirn in Falten legen. Dann hat sich's ausgelächelt. Auch die Liebe zur Musik sieht heute anders aus.





Montag, 14. November 2016

Leibniz, du gehst mir auf den Keks!

Manchmal arbeiten Wissenschaft und Wirtschaft ganz schön eng zusammen. Der Butter-Keks von Bahlsen trägt schon seit seiner Erstbackung den Namen eines berühmten Sohnes der Stadt Hannover: Leibniz. Das geht zurück bis ins Jahr 1891. Man gab damals gerne große Namen für große Produkte. Die Mozartkugel, ohne die ein Besuch in Österreich heute kaum denkbar ist, soll zwar in Salzburg entstanden sein, aber, Wien als Herkunftsort klingt doch auch nicht schlecht.


Der LEIBNIZ-KEKS, ein rechteckig konzipiertes Backstück von hegemonialer Tragweite, benötigt keine nähere Beschreibung. Wie so oft in der Geschichte, haben große Kulturnationen am Entstehen des dieses Kekses mitgewirkt: ein Monsieur Lefèvre-Utile hat 1886 ein petit-beurre kreiert, die Sprache Shakespeares hat die deutsche Verballhornung des englischen Wortes cakes für Kuchen zugelassen, und schon haben wir den Keks. Die Schwarzwälder Kirschtorte hätte in der Namensgebung für diese Weltmarke nur Unheil angerichtet.

Etwas vom großen Kuchen 
Karl Wilhelm Krause, der Kammerdiener Adolf Hitlers, beschrieb des Führers Frühstück so: ein Leibniz Keks, ein Schokoriegel und zwei Gläser warmer Milch. Kein Wunder! Doch der Keks hat auch diese despotische Verkostung überstanden und uns Nachwuchsfeinschmeckern nach dem 2. Weltkrieg als genießbare Industrieware treu gedient. Wem der Keks allmählich auf den Keks ging, konnte sich ja mit Schokoküssen trösten, die unter einem anderen Namen damals sehr begehrt waren.

Der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz wurde 1646 in Leipzig geboren. Er starb vor genau 300 Jahren, am 14. November 1716 in Hannover. Man sagt, dass er der letzte Universalwissenschaftler war, den die Menschheit gekannt hat. Es ist unmöglich, diesem großen Europäer gerecht zu werden, indem man einige Fakten seines Lebens hervorhebt. Er wusste zu allem fast alles. Seine Zitate enthüllen, womit er sich befasste. "Überlasst mir die Erziehung, und in einem Jahrhundert ist Europa umgestaltet". Das Warum des Warum, wer fing nicht als Kind an, die Älteren mit endlosen Fragen zu löchern? Wie menschlich. Oder: die Handlungen des Menschen leben fort in den Wirkungen. 


Man weis, was bisweilen ein baar Bücher für Schaden gethan. Vielleicht war das der Grund, warum Leibniz über 15000 Briefe an über 1000 Personen hinterlassen hat und über 40000 Schriftstücke, ein wahrhaft gigantischer Nachlass, der viele Wissenschaftler noch heute beschäftigt. Leibniz hat nicht nur eine Rechenmaschine erfunden, die alle vier Rechenarten meisterte, Addition, Subtraktion, Multipikation und Division. Er soll auch ein U-Boot entworfen haben. Man kommt aus dem Staunen über Gottfried Wilhelm Leibniz nicht mehr heraus, wenn man sich einmal für ihn interessiert. Ein Mensch, der damals von fast allem fast alles wusste. Die Spezialisten von heute scheinen eher von fast nichts fast alles zu wissen. Wie cool ist denn das? Zum 300. Todestag dieses großen Universalisten sollten wir innehalten und uns fragen: was wissen wir?


Sonntag, 13. November 2016

Ich als Werwolf. Das wär schön.

Ach, wäre ich doch einer. Heute, Sonntag früh, gönne ich mir ein Frühstück, ganz allein. Debussy, Beethoven und Bach habe ich bereits genüsslich angehört. Classic FM heißt der etwas nuttenhafte Radiosender, hier, in Yorkshire. Er spielt ab, was der Hörer verlangt, und macht schamlos seine Werbung.


Ich, als Werwolf, würde zuerst meine letzten Hormone zusammenkratzen und mich auf die erste beste Werwölfin stürzen, die sich mir in eindeutiger Absicht in den Weg legt. Um den Vollmond müsste ich mich nicht kümmern, denn der wäre schon längst am Taghimmel verblasst. Um Donald Trump auch nicht. Wer beißt denn schon gerne in etwas total Unappetitliches? Leider hat sich mir bis jetzt nichts in den Weg gelegt, was meine Hormone zum Tanzen bringen könnte.




Kennt man das nicht? Eine plötzliche Unternehmungslust, ja, eine Aufbruchstimmung, die mehr mit PartnerInnen als mit PolitikerInnen zu tun hat? Cath liegt noch im Bett und liest ein Buch über Love in Danger von Adam Curle. Nicht, dass der Autor etwas mit Liebe am Hut hätte, nein, er hat an der Uni von Bradford den Zweig für Friedensstudien gegründet und ist jetzt gezwungen, herauszufinden, wie man Friedenskunde als Wissenschaft aufzieht.

Meine Meinung dazu: es gibt auch sehr friedliche Werwölfe. In ihren eigenen Jagdgebieten können sie sich ganz normal benehmen. Wenn allerdings, einmal im Monat, der Vollmond hinter den Wolken hervorlauert, juckt es jeden Werwolf. Seine Instinkte überkommen ihn. Dann sollte er an der Uni Friedenskunde betreiben. Das kann helfen, den Gegner nicht gleich in die Wade zu beißen, wenn er auch nur entfernt an Donald Trump erinnert.


Außerdem gibt es in meiner Heimat (Deutschland) genug Trumpmasse, um die Zähne jederzeit in Habachtstellung zu halten. Ihr Anblick allein genügt, das Klappmesser in der Hosentasche unternehmungslustig aufgehen zu lassen. Ich meine den rechten Rand, den sie nicht halten können. Immer müssen sie stänkern, wie beunruhigt sie seien. Wie die Millionen und Abermillionen von arrogaten und sexbesessenen Flüchtlingen uns zu viel Geld kosten. Trump will aus seinem Land, das ihm noch nicht gehört, 3 Millionen abschieben. We make America great again. Wie sie ständig zu Allah beten und ihre Gesichter verschleiern. Wie Angela Merkel uns wütend macht, indem sie wiederholt: wir schaffen das. Sie muss weg! Oder nicht?

Müssen wir weg? 
Das ist die traurige Seite von uns Werwölfen: wir beißen gerne wo's nix zu beißen gibt. Dann heulen wir, dass es die AfD erbarmt. Und warum das alles? Glaubt Petrylein wirklich, man würde sie im kommenden Jahr zur Kanzlerin machen? Oder Fräulein von Storch, sie würde Außenministerin? Warum soll ich mich dann nicht als Werwolf austoben dürfen? Das Herz habe ich ohnehin am rechten Fleck. Und linksversifftes Gedankengut können wir mühelos braun übermalen. Aber das wollen die anderen nicht. Wie werden wir das geile Gesindel wieder los?







Donnerstag, 10. November 2016

Elizabeth II, Merkel,Trump.

Eine gewagte Kombination, die englische Königin, die deutsche Bundeskanzlerin und den kommenden amerikanischen Präsidenten in einem Atemzug aufzuzählen. Drei Atemzüge wären da besser gewesen, doch passiert ist passiert. Wie rechtfertige ich das, bei drei so verschiedenen Persönlichkeiten aus drei so unterschiedlichen Ländern.


Königin Elisabeth von England ist über 90 und kommt als Lady first. Ich lebe in Yorkshire, weit genug vom Buckinghampalast entfernt, um nicht jeden Tag mit ihren Kutschfahrten durch London konfrontiert zu sein. Denn ich bin überzeugter Republikaner, (NICHT im amerikanischen Sinn) und habe für mich die Monarchie schon längst abgeschafft. Dennoch: sie ist eine liebenswerte Dame, die ich jederzeit respektieren würde. Sie spricht sogar gut französisch und macht kluge Äußerungen. Ob meine ca.130 000 in UK lebenden deutschen Landsleute ähnlich denken? Einige lesen meine Blogs, denn meine "Kundschaft" in England scheint größer zu sein als die in Deutschland. Meine Schwäche: ich mag die alte Dame. Leider erinnert sie sich nicht daran, dass ich sie einmal vor einer Horde aufdringlicher Fotografen gerettet habe. Das ist und bleibt mein Problem. Respekt, Respekt, Majestät!


Angela Merkel, angesichts der Wahlen in den USA jetzt immer noch die "mächtigste Frau der Welt"? Wie soll man das verstehen? Sie verfügt nicht einmal über Nuklearwaffen. Ähnlich der englischen Königin, die man nicht gerade als machtgierig bezeichnen kann, hat die Merkel ihre Mittel bisher gut eingesetzt. Ich nenne sie "die Merkel", im Gegensatz zu den respektlosen Angriffen durch die hysterische AfD, die einfach fordert, die Merkel muss weg. Mit welchem Recht? Wäre die Petry Kanzlerin, würde sie sich solche Anwürfe verbitten. Und sogar zur Schusswaffe greifen? Oder gar die von Storch? Echter teutonischer Adel. Würde ich mit der Merkel alleine in einem Lift stecken, würde ich sie freundlich ansprechen. Sie würde freundlich erwidern. So schätze ich sie ein. Respekt, Respekt, Frau Bundeskanzlerin!

Der Kandidat, der jetzt in den USA gewählt wurde, gibt noch ein paar Rätsel auf. Hatte er nicht wiederholte Male von einer Mauer an der mexikanischen Grenze gesprochen? Davon, dass er Amerika wieder groß machen will? Hat er nicht schon als Trumpbaby groß gemacht? (Sorry for that one) Frauen scheint er gar nicht zu mögen. Diese dummen Kühe, zum Begrapschen gerade gut genug. NATO mag er auch nicht. Belgien sei eine europäische Hauptstadt, ging es bei ihm ein wenig daneben. Jeder soll eine Waffe besitzen dürfen. Was mag er wohl von Remscheid-Küppelstein halten? Nicht auszudenken.


Nun, wenn D. Trump dann Präsident ist, hört der Spaß auf. Er hat das Sagen. Das merkt man bereits. Sie nennen ihn jetzt Mister Trump. Der nötige Respekt ist schon da. Er ist von einer (zweifelhaften) Mehrheit gewählt worden. Nicht der Respekt, der Trump. Jetzt warten die einen, dass er etwas tut. Die anderen, dass ihm bald die Puste ausgeht. Ich rechne damit, dass ihm seine präsidialen Aufgaben das angestrengte Hirn noch mehr vernebeln und er nach einem angemessenen Zeitraum das Handtuch wirft. Wenn nicht, Gnade uns Gott. Mit Amerika in einem Boot zu sitzen, ist zur Zeit nicht sehr attraktiv. Wir müssen es versuchen. Respekt, Respekt!






Wir basteln uns einen Präsidenten.

Es muss aber einer sein, der echte Macht besitzt, keiner, der nur schöne Reden halten darf. Obwohl, wenn er klug ist, hört man ihm gerne zu. Nein, es geht um einen Präsidenten, der sein Land regiert. Da wir Demokraten sind, wollen wir ihn wählen können. Auswählen unter mehreren Kandidaten. Da darf natürlich eine Frau drunter sein. Oder jemand, der einer Minderheit angehört. Denn wir achten Minderheiten, wenn sie nicht zu laut schreien. Die ganz Lauten machen Angst. Wie wählt man einen Präsidenten aus einer Bevölkerung von 1 Milliarde und mehr? 300 Millionen Menschen? Liechtenstein oder Luxemburg wären keine guten Beispiele. Da kennen sich alle mehr oder weniger.


Amerika! Das wär doch was! Wir basteln uns einen Präsidenten, der für ein großes Land passt. Amerika hat schon einen? Das lassen wir mal beiseite. Also, wir benötigen eine Handvoll Kandidaten. Am besten, man kennt sie, weil sie schon gezeigt haben, was sie können. Schwarz dürfen sie sein, aber der Bau von Wolkenkratzern ist keine Voraussetzung. Intelligent, ja, aber noch etwas mehr: viel Wissen, Geschichte, Geografie, Gesundheit, Natur, wie die Menschen leben, was ihre Sorgen sind, ihre Probleme. Und dann: helfen wollen, nicht gleich zu den Waffen greifen wollen. Frieden wollen, unter den Menschen, auch über Grenzen hinaus.

Hallo, Kinder, bald ist Weihnachten. Da wünschen wir uns alle etwas. Heute wollen wir uns einen Präsidenten basteln. Weiß jemand, was ein Präsident ist? Elisabeth? Ein Präsident ist reich und hat ein großes Auto. Er hat auch Soldaten, die alles zerstören können. Gut, Elisabeth. Kevin? Ein Präsident weiß alles und kann alles. OK. Wisst ihr, was es heißt, zu regieren? Unser Bürgermeister ist so einer, der regiert. Und der Pfarrer. Der Apotheker. Und meine Mama, sagt Richard, etwas verträumt.


In Amerika haben sie gerade einen zum Präsidenten gemacht. Der gefällt mir nicht. Mein Papa sagt, der sei dumm und kann gar nicht regieren, weil er immer so wütend ist. Selma? Papa sagt, er will alle Flüchtlinge verjagen und eine große Mauer bauen. Er hasst uns. Warum? Das kann ich dir auch nicht sagen. Dennis, du hast doch eine amerikanische Mama, was sagst du dazu? Mama sagt, der neue Präsident schreit immer: America first. Das mag sie nicht. Ich seh schon, Kinder, so kommen wir nicht weiter. Vielleicht sollten wir mit dem Basteln noch ein wenig warten. Aber dann seid ihr womöglich nicht mehr im Kindergarten. Dann, euch einen schönen Advent. Lasst uns Weihnachtssterne basteln.


Mittwoch, 9. November 2016

Gute Nacht, Amerika!

Kraftmeier, Angst, Panikmache, Flüchtlinge, Virus, Globalisierung, Grenzen, Überforderung, Internet, Facebook, menschliche Dummheit, Protest.  Alles Schlagworte, die jetzt neue Bedeutung erlangen.

Im Laufe dieser unglückseligen Kampagne habe ich über diesen unsäglichen Kandidaten klar und deutlich gesagt und geschrieben, was ich (immer noch) von ihm halte. Ich füge hinzu, dass ich jetzt nicht mehr in die USA reisen werde, solange dieser Prolet dort Präsident ist. Achtung vor Menschen kann man nur haben, wenn sie auch den Mund halten können. Der Neue kann das nicht.


Gerade hebt er zu seiner Jungfernrede an. We'll make America great again. He will be President for all Americans. Triumph-Arie vom Besten. Er nimmt den Mund so voll, dass der völkische Schleim auf beiden Seiten herausquillt. Hört Euch diese Rede gut an. Und erinnert Euch, was er zuvor gesagt hat. Er will das Volk wieder zusammenführen, nachdem er es gründlich gespalten hat. Versöhnliche Töne, die eher nach Coca Cola klingen.


Wir haben es jetzt mit einer weltweiten Welle des Populismus zu tun. Nach dem 2. Weltkrieg kamen die Amerikaner zu uns, nicht nur mit Coca Cola, sondern als Missionare in Sachen Demokratie. Es war nicht immer leicht, vor allem bei den Nazis, die damals plötzlich als Mitläufer eingestuft wurden. Im Allgemeinen haben wir unsere Lektion gelernt und - bis zu Angela Merkel - eine recht solide Demokratie entstehen lassen. Jetzt haben wir es mit kaltem Westwind zu tun. Nicht nur mit einer Welle aufkommender Nationalismen in einigen Ländern. Dazu gehören nicht nur Deutschland, Frankreich, England (Storch, Le Pen und Farage lassen grüßen). sondern irgendwie schon ganz Europa.


Was während der schlammartigen Wahlkampagne alles so gesagt wurde, wird jetzt eiskalt wieder hochkommen und genüsslich ausgewalzt werden. NATO, Atomkrieg, Russland, Brexit, Klimaschutz etc. Hoffen wir, dass ein potenzieller Global Player nicht zum Bananenhändler wird. Wir werden sehen. Das transatlantische Verhältnis, das in letzter Zeit ohnehin nicht sehr gut war, könnte jetzt für Jahre zur Zitterpartie werden. Wird dieser Neue jetzt auch an der Brexitschraube drehen? Lasst uns hoffen, dass Europa ein wenig selbstbewusster als bisher auftritt und einen kühlen Kopf behält.