Sonntag, 31. Mai 2015

Papst Franziskus - ein Revoluzzer?

Man wundert sich über diesen Papst. Noch nicht 80jährig, lateinamerikanisch und schon ein traumatisches Geschwür im Pelz des kleinsten Staates der Welt? Der Vatikan weiß noch nicht so recht, wie er sich benehmen soll: Franziskus ist als Papst so ungewöhnlich, dass er auch die Medien fasziniert. Der gewöhnlich betont unfromme "Der Spiegel" widmete ihm gerade volle 10 Seiten und zeigte ein fröhliches Gesicht des Papstes gleich neunmal auf der Titelseite. Der Titel als solcher: der entfesselte Papst. Da haben wir's: ein Heiliger Vater zum Anfassen.



Was am Pontifex entfesselt sein soll, erschließt sich nicht sofort, obwohl der Papstartikel von intimem Wissen geprägt ist. Es ist natürlich etwas waghalsig, ein Denkmal vom Sockel stoßen und es gleichzeitig im Sturz auffangen zu wollen. Eine fast gelungene Leistung des Magazins.


Natürlich werden auch Fragen gestellt. An einem Papst, der stinknormal ist, muss der grübelnde Journalist verzweifeln. Keine Leichen im Schrank, kein Verständnis für Prunk und rote Schühchen. Dazu noch Jesuit, mit besonderer Hinneigung zum armen Volk. Wo bleibt da die Blutleere, die Steifheit, die Unberührbarkeit? Das Trockene am heiligen Amt? Franziskus scheint zu leben wie ein ganz normaler Zeitgenosse. Die Nagelprobe hat er jedoch noch nicht bestanden. Was machen wir mit all den Fragen, die sich in der Unbeweglichkeit von Jahrhunderten aufgehäuft haben: Was machen wir mit dem Geld? Dürfen wir Verhütungsmittel benutzen? Wie streng sind wir zu den Kinderschändern, auch zu denen in der Kirche? Homosexuelle? Igittigitt! Lesben? Igittigitt! Geschiedene Katholiken? Exkommuniziert. Wie weit lassen wir die Frauen in unsere priesterliche  Abgeschlossenheit hinein? Als Priesterinnen? Nicht dran zu denken, obwohl der Allmächtige so etwas wie Gleichheit zwischen den Geschlechtern angeregt hatte.

All das kann natürlich nicht auf einmal geändert werden. Aber wer mit beiden Beinen auf dieser unserer Erde steht, kann sich doch nicht blind stellen, wenn die Realität anklopft. Verknöcherte Sturheit, im Namen einer auf ewig angelegten Theologie: kann das der liebe Gott gemeint haben? Der Spiegel nennt es geistliche Versteinerung. Wir sind Menschen. Bei Realitätsverlust werden wir oft mit dem Tode bestraft. Im Vatikan scheint es zu rumoren, weil Franziskus nicht weiterzumachen scheint wie bisher. Was wollen die 1,3 Milliarden Katholiken, die nicht gefragt werden? Auf alle Fälle etwas anderes als die Kurie mit ihren alten Knaben, denen die männliche Jungfräulichkeit wie eine Fama aus alten Zeiten vorauseilt.


Als junger Mensch habe ich mehrere priesterliche Freunde gehabt. Einer hat es zum Bischof gebracht. Für einen Studenten damals ein geistig-geistliches Erwachen mit viel Lebensfreude. Jeder von ihnen hat im Stillen gegen die vatikanische Unbeweglichkeit aufgemuckt. Treue Priester bis an ihr Lebensende, auf die die Kirche hätte hören können. Sie tat es nicht. Die Veränderungen seit einem Menschenleben? Null Punkte, würde der Europäische Gesangswettbewerb dekretieren. Das ist auf die Dauer zu wenig. Also, Du sympathischer, unberechenbarer, südamerikanischer Pontifex Maximus, es ist Zeit, den Dampfer zu entstauben und in eine andere Richtung zu lenken. Aber, pass auf Dich auf!






Baustelle Berlin




Es endet nie. Eine Stadt wie Berlin, die so viele Wunden hat, kommt nie zur Ruhe. Dennoch ist Berlin voller Fremder, die erstaunt herumschauen, geduldig Hindernisse umwandern und unendlich vieles entdecken. An jeder Ecke ist eine Apotheke. Das könnte den Krankenstand dieser Stadt belegen. Aber gibt es nicht überall zuerst
Apotheken zu sehen? Das Brandenburger Tor - ein einziger Hindernislauf. Auch sonst: Berlin wird umgebaut. Die Flughäfen - ein Milliardendesaster. Die Restaurants - mit immer neuen Angeboten, für jeden Geschmack, wenn man sich die Mühe macht, ein wenig rumzusuchen. Berlin hält den Vergleich mit Wien locker aus, gewinnt ihn sogar, wenn man auf Preise schaut. 


Die Radfahrer haben die Stadt erobert. Der Norddeutschen Tiefebene sei Dank. Aber, sie müssen den 
Fussgängern den Vorrang lassen. Platz genug hat Berlin immer noch zu bieten. Der dämliche Hochhinauswillen von Abu Dhabi hat hier keine Chance. Es macht der Stadt auch nichts aus, wenn Merkel und Cameron (gerade auf Blitzbesuch) herumhuppen, oder der unsägliche FIFA-Blatter mit seinem Unschuldsgesicht im Internet herumgereicht wird und dann wieder (warum?) gewählt wird. Berlin überlebt solche Ereignisse mit links. "Niemand hat die Absicht eine Maua zu errichten" Das war glatt gelogen, Herr Ulbricht! An den Ort meiner West-Ost-Übergänge, Bahnhof Friedrichstraße, zieht es mich immer wieder. Da wurde Geschichte gemacht. Auf Salamiweise. Der stete Tropfen hat denn doch den Stein gehöhlt. Auch Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier wissen, dass sie relativ sind, wie wir alle.

Frieden

Ewiger Frieden
Berlin scheint nicht gerade eine Stadt, die von ihrer Vergangenheit lebt. Sie steht aber zu ihr und ist erstaunlich jung und aufgeweckt. Überall wird erinnert. Überall stehen Mauerreste, und in den Buchhandlungen gibt es Bücher wie "Adolf Hitlers Mein Kampf, gezeichnete Erinnerungen an eine Große Zeit" von Kurt Halbritter. Karikaturen, sehr nahe an der damaligen (und heutigen?) Wirklichkeit. Die geistige Armut von Mein Kampf als schwer verdaulicher Witz. Das ist es.


Die Videoüberwachung scheint nun genauso total wie im Land der englischen Königin, wenigstens in der Umgebung der Regierungsbaulichkeiten. Die Herrschaften in der DDR wären aus dem Jubilieren nicht mehr herausgekommen, hätten sie solche Überwachungsmöglichkeiten gehabt. Dazu kommen noch die NSA, die bei der amerikanischen Botschaft schamlos zugange ist. Die Briten und Russen tun ein Gleiches. Der BND, God knows what they are doing to please everybody,  ist wahrscheinlich ebenso brav wie niederträchtig. Was bleibt, ist eine Stadt, die aufregt und deren Currywurst Berühmtheit erlangt hat. Eine Reise wert.





Donnerstag, 21. Mai 2015

Wiener G'schichten, der badische Kartoffelsalat, Frau Kremser!

Wien ist eine der schönsten Hauptstädte der Welt. Im Zentrum bewegen sich täglich Massen von neugierigen Touristen. Die Luxusgeschäfte mit den weltbekannten Marken haben die Innenstadt um den Graben, den Stephansplatz und die Kärntnerstraße voll im Griff. Lebensmittelgeschäfte, womöglich kleine Läden für den täglichen Bedarf, sind eher ganz selten. Man kennt das.


An allen Orten wird herumgebaut. Man renoviert, modernisiert, eliminiert und sagt den Bewohnern was neu und attraktiv ist. Ich habe heute Frau Kremser besucht. Sie hat - vielleicht als einzige noch - ein traditionelles Geschäft für Elektrosachen im Stadtzentrum. Unscheinbar und gemütlich. Wir sprachen überBürokratie und Kartoffelsalat, der auf Österreichisch Erdäpfelsalat heißt. Obwohl ich kein besonders erfahrener Koch bin, will ich ihr und allen, die an dem einfachsten aller Salate interessiert sind, mein Rezept verraten.

Bei der Hochzeit meines Töchterchens ergab sich die Notwendigkeit, auf irgendeine Weise mitzuhelfen. Es wurden über 130 Gäste erwartet, die meisten sehr jung. Das Wetter war schön. Der Garten ein echt badischer und schön hergerichtet. Ein Lamm sollte gebraten werden, doch was konnte man über 100 hungrigen Mäulern dazu noch anbieten? Wozu hat man einen Vater? Am Vortag der Feier traf ich eine Frau. Sie war die Richtige. Sie kam aus Südbaden und hatte Erfahrung mit Kartoffelsalat. Sie machte ihn pünktlich. Es blieb fast nichts übrig, denn er war so köstlich, dass ich sie später traf, um von ihr das Rezept zu erhalten.

Hier, liebe Frau Kremser ist es, wie es mir erzählt wurde: Man stehe früh um 5 Uhr auf, koche etwa 50 Kilo Kartoffeln ab und lasse sie abkühlen. Die Kartoffeln sollen kochfest sein, wenn möglich, von der Sorte "Siglinde". Dann beginnt das Schälen, eine heftige Arbeit, bei der man sich noch die Finger verbrennen kann. In die Riesenschüssel hinein werden die Erdäpfel in kleine Scheiben geschnitten. Jetzt kommen die badischen Geheimnisse: Vor allem keine Zwiebeln! Das wäre die schwäbische Version. Sind die Kartoffeln bereits erkaltet, muss eine heiße Fleischbrühe, kräftig und würzig, dran. Sind die Kartoffeln noch warm, soll die Fleischbrühe kalt sein. Eine halbe Stunde das Ganze ziehen lassen. Natürlich muss mit Salz und Pfeffer gewürzt werden. Dann muss mit Fingerspitzengefühl Essig und viel Öl (von der Sonnenblume) gewürzt werden. Abschmecken muss  auch sein. Am Schluss müssen Berge von geschnittener Krauspetersilie hinzugefügt werden. Dann wird der Kartoffelsalat gefuttert wie eine Delikatesse.

Liebe Frau Kremser, ich bin sicher, dass sie eine eigene Art und Weise haben, Erdäpfelsalat zu machen. Es gibt über 20 verschiedene Arten, allein in Deutschland. Auch mit Mayonnaise und so. Alle können irgendwie schmecken. Aber der Badische könnte sogar auch ein Österreicher gewesen sein, denn dieser Teil Badens hat einmal zum Habsburgerreich gehört. Es wäre so schön, wenn Wien neben Conchita Wurst auch noch auf einen besonderen Kartoffel- oder Erdäpfelsalat stolz sein könnte.

Irgendwann, liebe Frau Kremser, schaue ich wieder bei Ihnen herein und frage nach Ihrem Kartoffelsalat.











Mittwoch, 20. Mai 2015

Das Deutsche in uns.

Ich nehme es überall mit. Wenn ich denke, denke ich auf Deutsch. Muttersprache das Grundrecht Nummer eins. So wie man in den USA sofort selbst merkt, dass man Europäer ist, so merke ich auch das Urdeutsche in mir, wenn man mich in einer anderen Sprache anredet. Dabei kann ich auf Englisch und Französisch auch träumen. Deutsch ist das Instrument, mit dem ich umgehen locker kann. Wenn andere das besser können, mag man es wortgewaltig nennen oder ideenreich, ich kann das bewundern. Es gibt Millionen Möglichkeiten, Worte zu setzen. Es richtig zu tun, ist gutes Handwerk. Vielleicht bin ich ein Handwerker.  Die Formel "Umso - umso" würde ich nie falsch anwenden. Ich würde auch keinen Hammer auswählen, um einen Nagel aus der Wand zu ziehen. "Je - desto" scheint mir ein Grundwerkzeug der Sprachenführung. Andere Regeln muss es nicht geben, außer, wenn man es schafft, sich verständlich zu machen.


Jahrelang glaubte ich, man müsse die Muttersprache mit aller Vorsicht benutzen. Da hat es Kerle gegeben, die aus dem Deutschen eine Waffe gemacht haben. "Mein Volk" hat einer ins Mikrofon gebrüllt und erwartet, dass man ihm zuhört. Gehirnwäsche wurde da gemacht. Und viele sind über dieses Stadium nicht hinausgekommen. In Klischees sprechen heißt doch dass man Formeln benutzt, die nicht viel bedeuten. Genauso ist es mit der Werbesprache. Was die einen für kreativ halten ist für die anderen dummes Zeug. "Wir sind die Bank an Ihrer Seite." "Mit Highspeed zu Bargeld." Hofer.: "Da bin ich mir sicher". Schlagwörter in die Köpfe setzen, wollen sie. Manche sind gut, andere grottenschlecht. Da das alles unverbindlich ist, fehlt da jeder Sinn. Sinnentleert. Gebrabbel.

Wie schön, wenn man jemanden trifft, der nur eine Sprache hat. Vielleicht sogar einen muttersprachlichen Dialekt. Unverfälscht durch TV-Hochdeutsch. Schon die Intonation transportiert dich dann in heimatliche Gefilde. Wenn du deinen Gedanken Worte verleihen kannst bist du ein Mensch. Wenn der Mensch durch seine Worte erkannt wird, benötigt er keine Schnörkel, kein geziertes Geplapper um etwas zu sagen. Er redet dann wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Sonntag, 17. Mai 2015

German Feigheit - German Mut

Als die Amerikaner den armen, besiegten Deutschen nach dem 2. Weltkrieg ihre Carepakete schickten, war dies eine ungeheuer gute menschliche Aktion. Die Deutschen haben daraus gelernt und ein paar Jahre später den armen Ostdeutschen sogenannte Ostpakete geschickt. Der Umfang solcher Hilfe hat sicherlich etwas bewirkt.


Aus dem übermächtigen Amerika kamen auch neue Ideen, denen man sich nicht verschließen wollte. Die demokratischen Spielregeln. Faschismus und Rassismus, sowie eine fundamentale Bürokratie, waren die typischen Merkmale einer Diktatur, die gerade (wenigstens im westlichen Teil Deutschlands) militärisch beendet wurde. Scham, Verzagtheit, Armut, Schuld und Mutlosigkeit bestimmten eine Gesellschaft, die zutiefst traumatisiert, verletzt, gespalten und verzweifelt war. Die Demokratie wurde für Westdeutschland hingegen zum Unterrichtsfach. Die Nazis waren zu feige, um noch große Worte zu machen: das mit Auschwitz könnte ja auch eine Propagandamasche des Gegners gewesen sein. Doch die Beweise wurden geliefert. Sie stürzten alles in die Krise. Der Wiederaufbau einer am Boden liegenden Kulturnation geschah dann sehr diskret, langsam und mit viel Pessimismus. Man lernte, sich zu ducken. Keine großen Töne mehr, bitte.

Doch die anderen konnten auf den Putz hauen. Die Sowjetunion übte sich in weltpolitischer Pubertät. Sie war am Kriegsende auf der richtigen Seite gewesen, doch Väterchen Stalin hatte allerhand Dreck am Stecken. Das wussten alle. Der Westen war hingegen lupenreich. Was konnte mehr überzeugen, als eine weiße amerikanische Putzfrau am Steuer eines Straßenkreuzers? In Amerika waren alle reich.  Bis auf die Schwarzen. Alle fuhren riesige Autos, mit Heckflossen und Weißwandreifen. Westdeutschland, der Zwerg, die USA, ein superreiches Land mit endlosen Autobahnen, unbegrenzten Mitteln und irgendwo den Rocky Mountains. Sie konnten sich alles kaufen und taten es auch. Wir, die Deutschen, die mit ihren V 2 und den U-Booten die Welt in Angst und Schrecken versetzt hatten, waren plötzlich ganz klein. Ihre Stimme fast unhörbar, bis zur etwas trotzigen Wende, als man hörte: wir sind wieder wer. Aber auch das klang noch lange nach der German Angst, für die es im Englischen keine Übersetzung zu geben schien.


Jetzt hat das vereinte Deutschland eine Bundeskanzlerin, deren Stimme in der Welt gehört wird. Wir haben wieder Platz genommen, und wir werden gebraucht. Ist das nicht schön? Ehrlich! Doch die Angst ist geblieben, innenpolitisch wie außenpolitisch. Oder ist es doch nur Feigheit? Warum schreit keiner auf, wenn die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander geht? Wenn Flüchtlinge wie Bittsteller abgefertigt werden? Wenn herauskommt, dass der BND ebenfalls weltweit am Spionieren mitmischt? Wenn Israel die Siedlungspolitik fortsetzt und einen palästinensischen Bruderstaat verhindert? Wenn der amerikanischen Schnüffelaktivität nicht entschieden entgegengewirkt wird? Warum mischen wir uns nicht "ideologisch" ein, wenn ein Land jedem Idioten den Kauf von Waffen erlaubt? Das alles, und so vieles mehr, läuft unter dem Begriff Feigheit, Wegsehen, Geschehenlassen.

Da braucht es sehr viel German Mut. Zum Glück hat jetzt eine politische Partei, die früher einmal ohne Bedenken und zur eigenen Machtrettung mit jedem ins Bett gehüpft ist, den German Mut entdeckt. Da wir gerade nicht so gut aufgestellt sind, zaubern wir uns ein mutiges Lächeln aufs Gesicht, aber nur wenn die Kameras säuseln, und sagen den Engländern und Amerikanern wieder einmal was German Mut ist. Ob wir dann so gut aufgestellt sein werden, dass wir über die nächste 5%-Hürde purzeln, würde mir German Angst machen. Ob jemand das versteht?















Freitag, 15. Mai 2015

Wiener G'schichten - Conchita war gestern.

Wir hier sind alle noch stolz auf unsere Brückenbauerin, die sich beim Europäischen Singwettbewerb wie ein Phönix aus der Asche erhob. Damit hat es Conchita geschafft, dieses "Event" (muss es wohl heißen) nach Wien zu bringen. Eine Bombendrohung hat es noch nicht gegeben. Aber alles ist in Alarmbereitschaft, denn kommendes Wochenende soll der ESC stattfinden. Es ist der Samstag! Nicht, wie ich lange irrtümlich geglaubt habe, am Sonntag. Man irrt eben gerne mal.


Ich habe mutig versucht, zu ignorieren, was zu ignorieren ist. Doch es geht nicht mehr. Ein 200 Meter langer Red Carpet (die Wiener haben im Englischunterricht nicht geschwänzt!), das übersetze ich einfach nicht, wird die 40 teilnehmenden Länderdelegationen rutschfest vom Burgtheater ins Rathaus befördern. Sonntag Abend. Die Fernsehkameras lauern schon.

Ein Vorgeschmack auf die konkurrierenden Darbietungen wurde bereits enthüllt: Eine finnische Gruppe mit Künstlern, die unter Downsyndrom oder Autismus leiden, wird beim Wettbewerb ihr bestes geben. Einerseits machen solche Beiträge den ESC immer mehr zu einem musikalisch-tänzerischen Unikum, andererseits braucht Europa so etwas mehr denn je, denn langweilige Lalalaveranstaltungen (Null Punkte!) gibt es ja schon genug.


Also, Wien, verzichte auf den üblichen Schmäh, halte die Ohren zu und denke daran, dass so etwas in den kommenden 40 Jahren hier nicht wieder stattfinden wird! Dafür sind jetzt schon 30 Sanitäter und Notärzte im Einsatz. Hoffentlich geht alles gut. In Wien heißt es jetzt: Wir sind Song Contest. Wenn es dann wieder vorbei ist, können sich die vielbewunderte Wurst und wir alle gelassen zurücklehnen.

Donnerstag, 14. Mai 2015

NSA: wir warten! USA, beweg deinen Hintern!

Das ist ja schon mal ein guter Schritt, das Ausspionieren im eigenen Land gesetzlich einschränken zu wollen. Ich wundere mich, dass die Republikaner da mitmachen. Noch ist aber nichts geschehen. Ist das nur wieder einmal eines jener Windeier, die die USA aus allen möglichen Anlässen lostreten? Nebelkerzen?

Die Probleme, weltweit, sind damit nicht gelöst. Nach wie vor erlauben sich die Vereinigten Staaten widerrechtliche Eingriffe in die Autonomie anderer Länder. Es ist ungesetzlich, zum Beispiel, ohne einen ersichtlichen Grund, pauschal Privatgespräche in Deutschland und Österreich abzuhören. Auch sonst hat jeder ein Recht auf den Schutz seiner Privatsphäre. Wer dagegen verstößt, muss zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Unerhörte ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der argumentiert wird. Dabei sind auch die konservativen Kreise der Bundesrepublik ständig am Beschwichtigen. Es ist an der Zeit, endlich klare Regeln aufzustellen und Transparenz herzustellen. Der Zynismus Amerikas wird unerträglich. Wir sind keine Satellitenstaaten, die einer sogenannten Supermacht etwas schulden, außer, vielleicht, freundschaftliche Zusammenarbeit im Kampf gegen Terrorismus. Was das bedeutet, wissen wir genau so gut wie unsere im Allgemeinen recht unwissenden Freunde jenseits des Atlantik. Wer Budapest für eine exotische Käsesorte hält, kann anderen keine Lehren über korrektes Verhalten erteilen. Und über Terrorismusbekämpfung schon gar nicht. Es ist empörend, dass Berlin auf die durchsickernden Lecks aus den USA so lauwarm reagiert. Der Tag wird kommen, wo diesem Spuk der Geldhahn zugedreht wird. Die Sinnlosigkeit dieser Schnüffelei ist ohnehin überdeutlich geworden. 

Wie sage ich es? Schmetterlinge im Bauch!

Eigentlich sollte man das Wort "eigentlich" nie benutzen. Es macht alles so ungenau. Eigentlich ist man aus dem Alter heraus, wo man noch richtige Schmetterlinge verspürt. Dennoch, nicht nur im Traum, kann es so sein, dass sie angenehm schwirren. Man nimmt es an, wie ein Geschenk. Oder einen Traum.

Ich rede von der Wirklichkeit. Das mir zugestoßene Glück ist zeitlos. Sich in die Frau voll zu verlieben, die man ohnehin liebt, ist das herbeigesehnte, vielleicht unverdiente Glück, das einfach da ist. Ich halte sie in den Armen. Wir sind bereit, einzuschlafen. Doch der süße Wahnsinn, der sich nicht beschreiben lässt, ist wieder da. Ich küsse sie feucht wie noch nie auf den Mund. Meine Arme umfassen sie wie eine Beute. Die Gefühle umschlingen uns, sind zart und warm. Warum weiß ich so genau, was Liebe ist? Ist es nicht vermessen, so zu denken und zu fühlen? Es ist der körperliche Zusammenschluss (was für ein Wort!), wenn der Geist schon lange eingedrungen ist. Magnetische Zusammenhänge. Nein, das reicht nicht. Es ist das Geben, das Allesgeben, das auch nehmen lässt. Plötzlich will man einem Schöpfer danken, und man dankt der Geliebten. Mit Küssen und albern klingenden Worten. Das ist so.

Wer die Liebe kennt - nur wenige tun das - befindet sich auf dem Weg zum Wahnsinn. Der süße Wahn, hat das nicht einer gesagt oder geschrieben? Wer aus dem schönen Traum erwacht, den beherrscht das Lächeln auf dem Gesicht. Das Glück, zu lieben und geliebt zu werden, kennt nur ein süßes Scheitern: es lässt sich nicht beschreiben. Während ich diese Zeilen schreibe, denke ich an sie. Sie muss bald erwachen. Dann bin ich zurück und hülle sie wieder ein, in das, was uns glücklich macht. Der Traum ist nicht zu Ende gegangen. Er ist in den Alltag geflossen, wo er jenes Lächeln zaubert, das uns wie Schmetterlinge im Bauch.... Ich gebe auf: man kann das nicht in Worte fassen!

Montag, 11. Mai 2015

Das Geheimnis des Alters.

In grauen Vorzeiten kursierten noch Gerüchte von uralten Menschen, die von allen geachtet und verehrt wurden. Heute werden sie in buchhalterischer Absicht als die kommende Generation der Hundertjährigen mit künstlicher Neugier betrachtet. Können sie mit 100 noch Fallschirmspringen? Was, die waren 7mal verheiratet? Der Erste Weltkrieg war gerade vorbei, als sie geboren wurden.


Es muss doch eine Erklärung für hohes Alter geben. Gute Ernährung, Sport, regelmäßiges Schlafen, moderne Medizin, können nicht dazu führen, dass man fröhlich alt wird. Es muss etwas Anderes sein. Aber was? Einfach die Jahre addieren und warten, dass alles gut geht? Ist nicht die ewige Kindheit das eigentliche Geheimnis? Im Alter rasen die Jahre noch schneller vorbei. Das Geheimnis der Ankunft im Leben sollte uns beschäftigen. Was hat man mit fünf schon mitbekommen? Dass Adolf Hitler ein Teufel war, wie meine Oma mal sagte? Oder das Gegenteil von alledem? Die Zeit vergeht wie eine Ewigkeit.

Das alles will nicht weiterführen. Wenn ich mich als alter Mensch meinen Erinnerungen hingebe, trete ich in das jeweilige Alter ein, das ich einmal hatte. Ich fürchtete mich in Bombennächten und verliebte mich ohne Ende. An Krankheiten kann ich mich erinnern. Zum Glück ließen sie sich als abgeschlossen beiseite schieben. Das herrliche Festessen, ab und zu, gab es auch. Von Omas und Opas nicht infrage gestellt zu werden: das war die Jungzeit. Der Beruf forderte den ganzen jungen Menschen. Die Entscheidungen haben sich als richtig herausgestellt. Nicht immer bei der Partnerwahl.

Dann biegt man in die Zielgerade ein. Trotz der vielen Einschüsse, die auf dem Weg dahin schon so manche hinweggerafft haben. Das Bewusstsein, nicht mehr (ganz) dazu zu gehören, wird stärker. Das Wissen um das Wissen, so relativ es ist, liegt wie ein Sparbuch in deinem Fach. Du hast alles schon gesehen, gehört, erlebt. Oder fast. Deine Wünsche an die Zukunft gehen über ein gutes Spargelessen fast nicht mehr hinaus. Deine Lieben, wenn du sie hast, betrachten dich mit Neugier. Es dämmert ihnen, dass wir alle den gleichen Weg gehen. Bis auf jene, die uns vorzeitig verlassen müssen.

Das Geheimnis des Alters kann nicht sein, dass wir auf das Ende warten. Besser ist es, sich auf die Anfänge zu besinnen, wie unerfahren, naiv, begeisterungsfähig und liebesbereit wir waren. Wo liegt das Geheimnis? Wollen wir es wirklich enträtseln? Dann wüssten wir, wer wir sind. Das muss nicht sein.

Samstag, 9. Mai 2015

Das Internet, ja, das Internet.

Wie viele Milliarden Menschen sind wir? Spielt keine Rolle. Jeder, der eine Geburtsurkunde besitzt, oder auch nicht, ist im Prinzip irgendwie im Internet zugange. Manche mehr. Manche weniger. Wie finden wir das, was wir suchen? Wir googeln, oder Sonstetwas. Dann bekommen wir es heraus. Wir können es glauben oder nicht. Am interessantesten sind die Statistiken, eine Art Orientierungshilfe. Jeder 10. Befragte ist ein Bluter, mit orientalischem Hintergrund, nicht homosexuell, aber labil. Die neueste Umfrage unter 1000. Oder: In Europa sind die Iren und Briten die dicksten. Die Holländer am dünnsten. Die Deutschen und die Österreicher sind nur unerheblich dünner. Die Franzosen lehnen Dickleibigkeit aus Prinzip ab. Amis haben einen ungesunden Umfang. Vor allem die Schwarzen. Die Lebenserwartung ist entsprechend. Die Wahrheit liegt irgendwo daneben.


Solches Wissen aus dem Internet wird auch von unschuldigen Journalismuslehrlingen täglich zum Herausputzen ihrer Meldungen abgerufen. Wer es hinterfragen will, hat viel zu tun. Liegt irgendwo ein Körnchen Wahrheit? Ein junger Schwarzer rief mir neulich zu: Jesus Lebt. Er liebt dich. Nein, er wollte kein Geld. Es hat mich fast gerührt, denn aus dem Internet konnte er das nicht haben. Dort gibt es nur harte Fakten. Jeder 10. ist direkt angesprochen. Bei Wahlen kommt es nicht mehr auf das Gefühl an, oder auf Umfragen. Trotz der Tatsache, dass das Ergebnis bei der Auszählung herauskommt, machen die Medien schon vorher ihr eigenes Süppchen auf. Im Falle Großbritanniens lag die ratende Mehrheit total daneben. Das sind die Risiken: Spekulation bleibt Spekulation. Manipulation kann von Unschuldsvermutungen kaum unterschieden werden. Verbale Tsunamis sind von poetischen Bemühungen eines Internetdichters erst zu unterscheiden, wenn der gesunde Verstand eingesetzt wird.

Aus dem Internet kann alles kommen: Dichtung, Wahrheit, Fantasie, übelriechende Verleumdungen, Körnchen von Wahrheit und - menschliche Kreativität. Nehmen wie das alles nicht so ernst. Das meiste ist ohnehin auf Englisch unterwegs, oder auf grottenfalschem Deutsch, oder in Form von Bildern. Als ob wir davon nicht schon genug gesehen hätten! Ja, es gibt ein Internet!

Freitag, 8. Mai 2015

Wladyslaw Bartoszewski - ein großer Pole

Ja, für deutsche Zungen klingt der Name etwas fremd. Dafür war sein Deutsch perfekt, kultiviert und menschenfreundlich. Eine gewisse Erika Steinbach, die berufsmäßige Vertriebenentante, muss mit ihren unsensiblen Parolen damals, bevor sie abtrat, den Polen und auch dem damaligen polnischen Außenminister Bartoszewski und auch Präsident Walesa, wie ein Albtraum aus alten NS-Zeiten gewirkt haben. Das schreiende Unrecht, das durch die Nazis Polen angetan wurde, wurde durch sie und ihre Unerbittlichkeit als Vertreterin der Heimatvertriebenen immer wieder neu in Erinnerung gebracht. Zum Glück gab es damals auch den Kniefall Willy Brandts.

Vor wenigen Tagen ist Wladyslaw Bartoszewski im Alter von gesegneten 93 Jahren verstorben. Bevor wieder zur Tagesordnung übergegangen wird, - das ist der Lauf der Dinge - möchte ich kurz anhalten und dazu noch etwas sagen. Manche Menschen werden  trotz ihrer Größe, Weisheit, Bescheidenheit von der Geschichte etwas übergangen. In Deutschland ist dieser Pole, Europäer und Mitteleuropäer (?) in unverdientem Maße unbekannt geblieben.

Mit seiner schwarzen Baskenmütze wirkte er fast wie ein französischer Widerständler. Und Widerständler war er. Aber ein polnischer, der gleich nach dem Überfall Nazideutschlands auf Polen in Auschwitz landete. Nur dem Roten Kreuz war es zu verdanken, dass er wieder frei kam. Dann rettete er Juden als Mitglied einer Untergrundorganisation. Nach dem Krieg wurde er unter angeblichem Spionageverdacht von den Kommunisten für 7 Jahre eingesperrt. Als Solidarnosc verboten wurde, wanderte er wieder in Haft. Und eine solche Persönlichkeit kann ohne Bedenken ein Träger der abendländischen Kultur genannt werden, von denen es ganz wenige gibt. Bevor der Ostblock in Stücke zerfiel, arbeitete Bartoszewski mit Nachdruck an der polnisch-deutschen Aussöhnung.

Mein Glücksfall und Privileg war es, ihm ein einziges Mal (1985?) in München zu begegnen. Ich wurde von meinem Generalsekretär (des Europarates), der erkrankt war, zu einem Podiumsgespräch im Herkulessaal (mit 2000 Teilnehmern) geschickt. Thema: Möglichkeiten einer Kulturzusammenarbeit zwischen Ost und West. Oder so. Herr Bartoszewski nahm mir sofort den Bammel (ich war der Jüngere) und gab die Gedanken vor, über die wir sprechen sollten. Bei einem angemehmen Mittagessen legten wir den Verlauf fest. Fernsehen war auch dabei. Danach wurde er Botschafter Polens in Deutschland. "Und reiß uns den Hass aus der Seele" hieß eines seiner Bücher. Unter diesem Motto habe ich ihn erleben dürfen. Ein großer Mann. Ich erlaube mir jetzt einfach, ihn meinen Freund zu nennen.

Donnerstag, 7. Mai 2015

NSA, BND, etcetera: das kostet!

Natürlich rückt die Diskussion um alle Arten von Ausspionieren immer mehr in den Mittelpunkt. Es macht Menschen, die lesen und schreiben können, wütend und hilflos zugleich, aus diesen schnüfflerischen Ungetümen nicht mehr herauszubekommen als Dementis, Schweigen, Fehlinformationen. Wieder einmal ist irgendwo eine Sicherung durchgebrannt, und alle Welt will wissen, wie nahe wir an der Wahrheit sind. Ganz ruhig: wir waren noch nie so weit von ihr entfernt. Das Ärgerliche ist, dass wir nie gefragt wurden, wie wir es haben wollen. Auch eine kontrollierte Ausgabe von Steuergeldern - in Sachen Spionage - scheint unmöglich. Der moralische Ansatz (was dürfen die eigentlich?) interessiert keinen. Sicherheit steht im Vordergrund. Das muss genügen.

Ab in den Porzellanladen! 

Wie dämlich solche Spezialisten vorgehen, erfahren wir manchmal. Dann sickert wieder etwas durch. Es können ja nicht immer die Farben von Merkels Unterwäsche sein, deren Unterhaltungswert weniger als null beträgt. Dann wird von rechtswidrigen Suchbegriffen gefaselt, die angeblich die NSA dem BND vorgelegt  haben soll. Mit welchem Ergebnis? Der Untersuchungsausschuss im Bundestag, erhält kleine Knöchelchen zu geworfen. Das muss dann reichen. Irgendwann tritt einer vor die Kameras und versucht, die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Hauptsache, ein Rücktritt wegen Versagens oder Vertuschung wird nicht allzu laut gefordert.

Die Unschuld Amerikas ist schon lange abhanden gekommen. Die amerikanischen Steuerzahler wissen auch nichts. Ihr Geld geht in Milliardenhöhe für unnütze Abhöraktionen drauf. Wer wehrt sich dagegen? Wer sagt noch, dass es illegal ist, die Privatsphäre der Menschen täglich zu verletzen? Auch die DDR hat viel privates Wissen über Gegner angehäuft. Genutzt hat es nichts!

Wissen ist Macht. So hieß es einmal. Bei zu viel Wissen, das kann nicht oft genug wiederholt werden,  kommt eben die Farbe von Unterhosen dabei heraus. Nutzloses Zeug. Warum müssen Regierungen nicht regelmäßig hinterfragen was sie tun? Was wir einmal mit "Demokratie" bezeichnet haben, ist jetzt ein Scherbenhaufen voller Lügen.

Als das Ganze durch Snowden losgetreten wurde und Berlin ein wenig empört war (das geht gar nicht!), kam einer von der CDU, Pofalla, aus Washington zurück, der zur Aufklärung dorthin geschickt worden war und verkündete, dass alles in Ordnung sei. Und wir Trottel lassen es uns gefallen. Immer wieder.