Sonntag, 4. August 2019

Umnachtung. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Ich bin geistig umnachtet. Das gebe ich zu, bevor es hinter meinem Rücken hörbar geflüstert wird. Oder, nennt man das "geistig ÜBERnachtet"? Die Nacht ist um, oder doch nicht? Nacht ist doch wenn alle Hühner auf der Stange sitzen und keinen Laut mehr von sich geben.
Ein neuer Tag muss also sein, was danach kommt: ein noch unbeschriebenes Blatt. Dann kräht der Hahn, und es geht wieder weiter. Auch für die Hühner, außer, es muss eines in den Topf. Dann gibt es Hühnerbrühe, Geschmacksache.

Die Nacht ist vorbei. Da ist sogar Sonne. Eine Bestätigung dessen, was ist. Auch die Umnachtung bestätigt sich. Worin besteht sie, die Umnachtung? Aus der Fülle der Leere? Wenn Leere füllt, womit dann? Da hat der Zahnarzt es leichter: seine Füllungen kosten zwar Geld, und sie halten nicht ewig, aber ihre Absichten sind bestens.

Leer ist leer. Das können sogar Spatzen von Dächern pfeifen. Obwohl, was Spatzen pfeifen, muss nicht auf eine Kuhhaut gehen. Ihr Pfeifen ist jetzt auch nicht mehr das Gelbe vom Ei. Der Verkehrslärm macht seine eigenen Gesetze. Selbst das Pfeifen im Walde kann heute akustisch hergestellt werden. Und, was heißt hier Wald? Eichenwald? Buchenwald? Blätterwald? Schon blättern wir um und befinden uns woanders. Dem Zahnarzt ist das nicht recht. Er möchte wissen, wohin er seine Rechnungen schicken muss. Sonst holt er sich seine Füllungen wieder zurück. Und eine Füllung kommt dann selten allein.

Also, das mit der Umnachtung könnte stimmen. Irgendwie ein ganz schönes Wort. Herr, es weih---nachtet sehr. Auch wenn es gen Ostern geht, wo die Eier angemalt daherkommen. Weihnacht? Weinacht? Why Nacht? Umweihnachtung??? Am besten, ich werde das mit der Nacht wieder los! Sonst verheddert man sich nächtens womöglich noch. Dann lieber ein wenig übernächtigt, ohne sich sonst noch etwas zu gönnen.


Mittwoch, 30. Januar 2019

Jo Nesbo, Der Sohn.

Da liest man einen guten Krimi von einem Norweger und kriegt mit dem deutschen Rechner nichteinmal den / (=Schrägstrich) über das o von Nesbo (= /) hin. Wenn das kreativ ist, brauche ich einen Besen (zum Fressen). Sind alle Computer so doof? Nun, Rechnern mit Humor bin ich noch nicht begegnet. Das ist wie bei Donald Trump: alles furztrocken. Und, was für ein Glück:

Harry Holes Erster Fall: der Fledermausmann. Harry Holes Zweiter Fall: Kakerlaken. ...... Harry Holes Zehnter Fall: Koma. Bis ich mich da durchgelesen habe, bin ich ein (ganz) alter Mann. Aber lesen hat mich immer schon total absorbiert. Was für ein Wort! Die Sorben waren mal eine sprachliche Minderheit in Deutschland. Gibts die noch? Wenn ja, wo?

Die Sorben: in der Lausitz. Aber, wo ist die Lausitz? Gute Frage. Kommt "absorbieren" von den Sorben? Wohl nicht. Aber, was weiß ich schon? Die Lausitz wird irgendwo um Berlin vermutet. Das könnte stimmen. Sorbisch wird nur noch von wenigen gesprochen.

Wie bin ich auf die Sorben gekommen? Ach, ja, ich hatte nichts besseres zu tun. Sorben haben nichts mit Serben zu tun. Oder doch??? Nun, bislang hat es noch keinen Versuch gegeben, diesen unsäglichen Trump aus dem Weg zu schaffen. Einen Versuch wäre es schon wert. Oder etwa nicht???

Furztrocken haben wir schon gesagt, aber hört das denn noch jemand? Trump loswerden wäre geil. Doch wenn Amerika solches Blondtoupet gerne trägt, warum nicht? Wir in Deutschland hatten immerhin einmal einen Goebbels. Das war viel schreihalsiger  und ebenso humorlos. Und es dauerte, bis der rätselhafte Schöpfer ihn zu sich gerufen hatte. Ein echter Schreihals weniger. Das war, zusammen mit Eisenhower, ein Trostpflaster wie es im Buche steht. Ich meine, General Eisenhower, mit seinen deutschen Ahnen, war das, was uns passieren musste.

Zurück zu Nesbo: warum bin ich von ihm abgekommen? Das mit dem nicht durchstreichbaren O wiegt nicht so schwer. Dafür ist er ein sehr lesbarer Autor, Jo Nesbo. Es musste einmal gesagt werden.

Freitag, 4. Januar 2019

Dann wollen wir wieder....

Das sagte mein Geiglehrer zu mir, als ich etwa 9 war und mit meinem vorsintflutlichen Geigenkasten zu Herrn Hummel geschickt wurde, weil er angeblich Geigunterricht geben wollte. Die Talentlosigkeit, beiderseits, hatte sich schnell herausgestellt, doch bemühten wir uns beide, dem Bildungshunger meiner Mutter einigermaßen gerecht zu werden.

Das ging nicht lange gut. Dann wurde der kindersargähnliche Kasten (in schwarz) wieder zu anderen musikalischen Vorfahren berufen. Er verschwand irgendwo unter dem Dach, wo sich kein Schwein um ihn kümmerte. Von meiner Oma väterlicherseits wurde ich mit Wohlwollen bedacht, denn sie sebst konnte noch nie einen Ton halten, den man als solchen hätte erkennen können. Nicht nach Noten, sodern nach Strich und Faden war bei ihr immer alles Musikalische flott daneben gegangen.

Doch mein Vater hatte einmal behauptet, er sei ebenfalls unmusikalisch und könne auf dem Klavierhocker nur einen Kopfstand machen. Ich besaß schon damals die Klugheit, es nicht auf einen Versuch ankommen zu lassen. Dafür muss er mir heimlich dankbar gewesen sein. Väter sind keine Unmenschen, und Mütter können manchmal das Ungeheuerliche sogar verhindern. So beschränkte sich die Neigung zur Katastrophe bei Papa auf das einmalige "Schaben" von Spätzle in kochendes Wasser: er hatte statt Salz Zucker ins Wasser getan.  Dann durfte er in der Küche nicht mehr tätig sein. Nichteinmal das Abkochen eines normalen Hühnereis wurde ihm mehr gestattet. Das war auch gut so.

Meine eigentliche Karriere als Violinist verlief wie das sogenannte Hornberger Schießen (Lexikon unter "Hornberg"). Ich probierte meine Talente auf anderen Gebieten aus. Zum Beispiel konnte ich mich in jedes Mädchen verlieben, das meines Weges kam. Wenn ich dann der zu erwartenden Abfuhr geschickt ausgewichen war, freute ich mich schon auf die nächste Schönheit. Heute würde man das "Sexismus" nennen. Da kann ich nur lachen.

Wer als Junge sich nur duckt und nicht nach der anderen Seite schielt, der verpasst einiges. Das wahre Glück kommt nicht alleine daher. Eine leicht speckbeladene Hüfte zum Anfassen wirkt da Wunder. Zweisamkeit könnte das genannt werden. Das wahre Glück ist also ein Doppelpack. Friede seiner Asche! Ich meine Herrn Hummel.

Dienstag, 1. Januar 2019

Es geht im Leben so vieles schief, dass

man sich fragen muss, ob überhaupt noch etwas nicht daneben geht. Leni Riefenstahl, die schillernde Fotografin aus der Hitlerzeit, sagte einmal, ich habe wahrscheinlich zu lange gelebt. Dass sie 102 Jahre alt wurde, sei nur so am Rande vermerkt. Ich liebte ihr kluges Gesicht.

Ich habe das Glück, einen besten Freund mit diesem Familiennamen zu haben: Christian und dessen Söhne, Martin und Christoph, und Mutter Christel. Manchmal bringt das Leben Menschen zusammen, und man akzeptiert es einfach. Seine süße Schwester Renate lernte ich bei einem leicht illegalen Besuch in der noch illegaleren DDR kennen. Es war auch möglich, der Deutschen Demokratischen Republik mit der Hauptstadt (Ost???-) Berlin unter Einzahlung einer Gebühr (in Westgeld) einen Besuch abzustatten.

Die deutsche Bürokratie muss damals pausenlos Purzelbäume geschlagen haben. Zum Lachen war es  nicht, vor allem für die sogenannten Bürger der DDR. Immer wieder starben Menschen bei der Flucht aus dem sozialistischen Paradies. Und Bahnhof Friedrichstraße war das Zauberwort, wenn man noch vor Mitternacht nach dem Westen von Berlin kommen wollte. Ja, man musste.

Mein Vetter Peter - er war Student wie ich - wartete immer an der gleichen Stelle am Bahnhof Friedrichstraße. Unsere leicht verschwörerischen Treffen gingen niemals schief, und das erste Bier wurde uns von einer wissenden Kellnerin mit Freuden serviert. Sie kannte den Laden.

Heute sind Jahre verstrichen. Gerade hat das Jahr 2019 begonnen. Walter Ulbricht (wer kennt ihn noch?) ist längst dahingeschieden, die Neujahrsknallerei hielt sich in teuren Grenzen. Unser neuer Hund heißt Trotzki und ist ein süßes Hündchen. Trotzki ist ein Rüde-Baby, sonst hätten wir ihn womöglich Angela Werkel genannt, denn er ist ständig am was Tun.

Wir haben jetzt das Gefühl, dass bei uns nichts mehr schiefgehen kann. Hunde sind der beste Freund des Menschen. Darauf trinken wir die letzten Reste unseres Champagners. Hoffentlich geht nichts daneben!

Dienstag, 2. Oktober 2018

I want to be a better man. Ehrlich?

Darüber hat einer ein Buch geschrieben. Habe ich natürlich nicht gelesen. Als Kind, mit etwa 8, wusste ich, dass ich ein Mann war, oder einmal werden würde. Und dass ich Mädchen für etwas Wertvolles und absolut Besseres hielt. Warum hätte ich das jemals bereuen sollen? Aber, Mann sein heißt noch nicht, ein besserer Mann sein. Sonst gäbe es nicht Schimpfwörter wie "Hallodri" oder "Dreckskerl".

Frauen, vor allem wenn sie älter werden, haben sich hingegen den Nimbus einer gestandenen Heldin zulegen können, wenn es ihnen gelungen war, womöglich mehrere Söhne zu gebären. Mussten diese dann im Krieg ihr Leben lassen, wurde aus der Mutter eine Kriegsmutter, oft sogar eine Kriegerwitwe.

Abgesehen von der Tragik lebten solche Witwen meist unbehelligt, indem sie sich in ihr einsames Schicksal fügten. In Kriegszeiten gibt es nie genug Männer. Nur die mit der Vollglatze oder den Grauschläfen, die durch irgendeine körperliche oder geistige Unzulänglichkeit durch die Maschen des Militärdienstes fallen. "Er hat nie gedient" galt fast als eine Schande, zumal der Krieg in Friedenszeiten nie so richtig als schmutzig angesehen wurde.


Also, ein Männerheld kann schon ein gestandenes Mannsbild sein, ohne Wenn und Aber. Man sagt das meist dann, wenn der Mann bereits über eine Ehrentafel irgendwo verfügt. Die Armen, die still ihr Leben lassen mussten, ohne gefragt zu werden, werden oft kollektif abgespeist. Unsere Gefallenen heißt es dann meist etwas einfach. Ihre Gedenktafeln stehen dann an einem Treppenaufgang oder in einer regengeschützten Ecke.

Als Mann, der als weißer Jahrgang dem militärischen Auswahlverfahren entgangen ist und auch heute noch Uniformen unappetitlich findet, freue ich mich auch im biblischen Alter über meine kriegsscheue Jungfräulichkeit. In Ehren grau geworden zu sein, ohne mit Orden und Tressen behängt, ist auch eine Auszeichnung der stilleren Art. Man braucht es nicht, aber es tut gut.

Freitag, 28. September 2018

Die Engländerin.

Cathie, die mich vor Jahren in einem Anfall historischer Ver2flung geheiratet haben muss, ist immer noch Engländerin. Ihr Deutsch und Französisch ist über jeden 2fel erhaben, und ihr Russisch geistert in meinem strapazierten Gehirn wie das unglaubwürdige Wabern eines Herbstwindes herum. Putin hätte sein helles Vergnügen damit, wenn er wüsste, was russofone Britinnen alles so loszaubern können.




Doch ein russofoner Russe ist gewöhnlich mit anderen Dingen beschäftigt. Genau wie die Holländer, oder die Badener, die immer dann ausrasten, wenn sie Badenser genannt werden. Einen Württemberger nennt man ja auch nicht einfach nur Schwabe. Wobei die unterschwellig gegnerischen Ethnien zwischen Stuttgart und Karlsruhe/Mannheim ihre Verwandtschaft kaum leugnen können. Doch wer möchte gerne der Vetter von einem Cousin sein?

Auch Adolf Hitler hat seine Finger vom British Empire gelassen. Lieber hat er sie sich anderswo verbrannt. Dem gebürtigen Österreicher gelang schließlich der Zugriff auf das Deutsche Reich, was schon in sprachlicher Hinsicht leichter war, als es mit Estland zu versuchen. Das etwas rollende "R" des Führers hätte ja auch mühelos auf Mussolinis Italo Rambo-Zambo gepasst. Doch die Helden der Geschichte verpassen oft das Wesentliche.


Der drohende Brexit lässt Cath erschauern. Nicht, dass sie die deutsche Bratwurst in Bausch und Bogen ablehnen würde, nein, als mit einem Deutschen verheiratete Britin, der süddeutsches Blut in seinen Adern fließen lässt, muss sie auch für anderes gewappnet sein: Linzertorte, wie Mama sie gemacht hat. Die Badische Dampfnudel, ein gastronomisches Bauwerk von ungeahnten Ausmaßen, oft mit einer aus Dörrobst liebevoll umgebenen Soße von der hinreissenden Art. Leider am Aussterben, wie es scheint.




Es sei denn, die schätzungsweise 150.000 Engländer in unserer geliebten bundesrepublikanischen Schmankerlhochburg beschlössen, bei uns zu verbleiben und - soweit noch unverheiratet - alleinstehende Hobbygermanen zu ehelichen. Dann könnte sich die über 90jährige Monarchin Elisabeth, die Zweite, einen gestrichenen Teil ihrer Wurzeln wieder einverleiben. Mir persönlich reicht jedoch eine einzige Engländerin um glücklich zu sein.


Man muss das Unmögliche wenigstens versuchen.

Seit Tagen ist das Wetter kein Wetter mehr, sondern es ist einfach schön. Auch Cath, meine liebevoll angeheiratete Engländerin, wettermäßig eigentlich am ewig absteigenden Ast nordischen Wetters festgezurrt, findet, dass das Wetter eine Dauereinrichtung geworden ist. Wo bleibt die Entrüstung über unbotmäßiges Geregne? Das Windgeheul? Das Schneegestöber? Der auf seinem Weg dahertrödelnde Möchtegernherbst?


Nur wohlwollende Sprüche scheint es fürs Wetter zu geben. Temperaturen zwischen 27 und 32 Grad, wohlgemerkt, Celsius. An Wollhandschuhe ist nicht zu denken. Wer will denn im Herbst noch nach Italien? Sieh, der Sommer liegt so nah! Wer erst vor kurzem geboren wurde, hat noch nie einen Winter gesehen. Geschweige denn spiegelglattes Eis auf den Straßen.

So ändern sich die Zeiten. Neuerdings werden sogar Videos mit Schneestürmen als Abendunterhaltung angeboten. Dabei werden auch Strommasten gekonnt umgelegt. Vor allem Kinder lieben diese Horrorszenen, bei denen auch schon mal ein schnuckeliger Nikolaus durch die Lüfte fliegt, natürlich unter Zurücklassung der vielen adrett verpackten Geschenke für die Kleinen.


Es weihnachtet auf jeden Fall sehr. Die Geschenkeindustrie produziert ja schon lange Osterhasen, die wie kleine Tannen aussehen. Ein kleiner Griff, und aus dem Hasen wird ein Knecht Ruprecht. Der etwas ältliche Geruch wird sanft übersprüht, und schon duftet der Nikolaus nach Zimtsternen. Welches Kind flattert da nicht mit den Nasenflügelchen.

Mami, ich kann nicht mehr warten. Wann ist endlich Weihnachten? Dass mir keiner auf die Idee kommt, zu meckern, sollte das Schneetreiben anhalten. 10 Jahre hat es nicht mehr so richtig gestürmt.  Werd endlich wieder zum Wetter, Wetter! Wozu haben wir die Gummisachen von der Oma? Aber nein, 30 bis 32 Grad. Bei Männern kommt noch hinzu, dass die Produktion von Spermien sich um 30% vermindert, wenn die Unterwäsche, genauer gesagt, der Slip, zu eng anliegt.

Oder, soll man den Dingen einfach ihren Lauf lassen? Man muss das Unmögliche wenigstens versuchen.


Samstag, 15. September 2018

Eine Brezel, zäh wie Hosenleder...

Was habe ich heute sonst noch alles falsch gemacht? Ich zerre an der Brezel, lade Butter auf mein Gezerre, und nehme die Tasse in die Hand, in der sich mein Kaffee befindet. Sie ist die einzige im ganzen Haus, die ohne Henkel existiert. Dafür ist sie blütenweiß. Völlig unnötig.

Es geht um ein einsames Frühstück. Doch früh ist es nicht mehr. Ich muss meine Pillen nehmen. Cath hat sie mir in das kleine silberne Döschen gelegt, das ich von einer heute 90jährigen türkischen Freundin vor x Jahren geschenkt bekam. Damit ist das Silberdöschen noch lange nicht abgehakt. Ich nahm es zu allen Reisen mit. Es ist die Insel in meinem chaotischen Lebensgewässer.

Das Döschen
Neulich, als ich mein Silberzeug polierte, was für ein Reinigungserlebnis (zum erstenmal!), nahm ich mir auch das Döschen vor. Es ist nicht größer als ein Zweieurostück und glänzt wie nie zuvor. Eigentlich sollte ich mich schämen. Aber, das kann ich jetzt nicht. Vor allem, wenn ich an diesen Trump denke, der durch einen Akt kollektiven Schwachsinnes jetzt ein Land führt, das  es nicht verdient hat.

Döschen von innen
Der ist sicher stolz auf seinen Erfolg. Dabei hat er wohl noch nie eine frische Brezel gegessen, dieser Hallodri. Die besten gab es früher auf dem Bahnsteig des Mannheimer Bahnhofes. Diese Brezel-Ehrung war schon lange fällig. Kinder trugen sie früher wie eine Trophäe in der Hand und bissen hinein, als hätten sie drei Wochen lang nichts zu essen bekommen.

Das Hohelied der Laugenbrezel mit Salz, oder der Salzbrezel mit Lauge ist vielleicht noch nicht gesungen. Woran kann das liegen? Weil  die Brezel heute auch nicht mehr das ist, was sie einmal war? Auch das Leder meiner alten Krachledernen, auf die ich immer so stolz war (nocheinmal herzlichen Dank, liebe Mutter), ist brüchig geworden. Es gehörte ein lederner Hosenträger dazu, auf dessen Brustverziehrung ein elfenbeinener Hirsch mit Geweih prangte.

Andererseits war ich immer sicher, dass eine Laugenbrezel ein gewisses Maß  an Zähigkeit aufweisen muss, denn von knusprigen Brezeln habe ich noch nie etwas gehört. Die Neujahrsbrezel ist dagegen eine mütterliche Sonderfertigung, ohne Lauge. Sie kann riesengroß sein (nicht die Mutter, Du Trottel!) und wird gewöhnlich genussvoll in den Kaffee getunkt. Was für ein Vergnügen!*

*aus politischen Gründen wird hier auf eine Abbildung der Brezel verzichtet.


Dienstag, 28. August 2018

Die (alte) Sau ergraut. Mit Würstchen oder Fisch.

Es gibt sicher Franzosen, die noch heute von der foix gras schwärmen wie in alten Zeiten. Die Gänseleber ist jedoch (leider) sowas von aus der Mode gekommen. Im Geiste sitze ich immer noch in meinem Lieblingsgasthof, entweder im Pariser Norden, oder in der Wantzenau bei Straßburg, bei Madame Schaeffer, um die harmlos ausschauende Gänseleberpastete zu essen. Schon der Duft....

Foix gras hieß es damals, bevor man uns wegen der Stopfung der armen Gänse diese Delikatesse madig machte. Gut, die Tiere mussten leiden. Doch mit einem halben Liter elsässischem Weißwein als Begleitung verwarf man jede Art von Feinfühligkeit. Es konnte entweder ein Muscat oder ein Gewürz(traminer) sein. Man bekam himmlische Anwandlungen.

Gänseleber. Was sonst.
Was in alten Zeiten eine Selbstverständlichkeit war, hat der gastronomischen Verpönung Platz gemacht. Bedauert man das nicht manchmal, ein wenig? Auch wenn das Gesicht schuldbewusste Signale auszusenden hatte, haben die Geschmacksnerven gejubelt und der Magen Lobpreisungen angestimmt. Die Mischung von schlechtem Gewissen und Hochgefühl in der Bauchgegend war jedem bekannt.

Dann kam auch das Hackebeilchen für die Gänseleber. Wer schiebt sich diese jetzt heimlich rein? Man könnte vor Neid platzen. Für mich musste immer noch eine hauchdünne Schicht Himbeerkonfitüre auf die hauchdünne Weißbrotschnitte. Dann strahlte ich jeden an, der es haben wollte. Dabei ist mein Thema das Sauerkraut.

Meine Mutter kochte es ab Januar mit Apfelstücken. Dann war es weniger sauer. Überhaupt hat das Sauerkraut erstaunliche Anpassungen durchgemacht: Das Klassische, mit Saitenwürstchen und Kartoffelpürree war eine Sache. Das in einem elsässischen Dorf von zwei kochenden Freunden zubereitete Choucroute aux trois Poissons, das mit den drei Fischsorten, konnte als durchaus essbar durchgehen. Für den Neuling kam es wie eine Köstlichkeit daher. Sauerkraut mit Fisch!


Freitag, 24. August 2018

Die erste Feige im Garten.

Normalerweise ist es so, dass in einem deutschen Garten Feigen, und dazu noch reife, nicht wie Sand am Meer gedeihen. Als Student in Freiburg im Breisgau, bewunderte ich immer den Feigenbusch in einem Vorgarten. In der Nähe des Bahnhofs. Total exotisch. Ob die Besitzer wussten, um was es sich da handelte? Das war vor 50 Jahren.

Gewöhnlich fuhr man als Tourist in wärmere Gefilde, um das Glück zu haben Feigen anzutreffen. Ich muss einmal ein Feigenbäumchen aus Südfrankreich als Zierpflanze mitgebracht haben. Unbeachtet bekam es regelmäßig seine Portion Wasser mit, wenn gegossen wurde. Plötzlich war das Bäumchen zwei Meter hoch und trug Früchte.


Im Übrigen waren es nicht so sehr die Feigen, die der sonnenerpichte Germane zu sehen wünschte, vor allem für das obligatorische Foto, sondern die Palme, das Standardsymbol für den Süden. Die Palme thronte dann für immer in den vergilbten Alben von Oppa und Omma. Nicht jeder hatte damals schon das Glück, unter Palmen wandeln zu können, und der doofe Trump litt damals noch unter der Schmach, noch nicht geboren zu sein.

So hat alles sein Gutes. Als am Anfang ihrer erbärmlichen Existenz die unsägliche BILD-Zeitung titelte: Wird Elisabeth Königin von Europa? kaufte ich dieses Blatt, aus reiner Neugier und las die trotteligen fünf Zeilen auf der ersten Seite. Ich habe dieses Käse-Ding nur dreimal in meinem Leben gekauft. Damals kostete es noch 10 Pfennige. Mit diesem bescheidenen Betrag hat die BILD sich in die Geldbeutel der arbeitenden Bevölkerung eingeschlichen.

Zurück zu den Feigen. Als solche ist sie keineswegs so sexy wie der Pfirsich. Eine schallende OhrFeige hat bei weitem nicht den Sexappeal eines reichlich mit Sahne durchsetzten Feigenkompotts.
Und ein Feigenschnapps wartet noch immer darauf, erfunden zu werden. Ein echter Alkoholiker schreckt davor natürlich zurück. Es muss nicht sein°.

°Ich erfahre soeben, dass es den Feigenschnaps GIBT. Danke, Sieglinde! Und, dass man Schnaps mit einem P schreibt, nicht mit zwei. Und, dass es auch Feigenlikör gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.