Donnerstag, 30. Juli 2015

Das Bloggen macht uns frei. Vogelfrei?

Es kommt kaum vor, dass ein Mensch, Mann oder Frau, sich schon als Jugendlicher vornimmt, Schriftsteller zu werden. Die Chancen auf Erfolg sind gering, die Liebe zur eigenen Sprache kann jedoch enorm sein und zu frühen Bemühungen führen.

Ich habe meiner lokalen Zeitung ungefragt einen Artikel über eine internationale Bauausstellung in Berlin geschickt, mit Fotos, natürlich, und erhielt vom Chefredakteur eine freundliche Absage, denn das Blatt hatte schon darüber berichtet. Ich muss 18 gewesen sein. Keineswegs entmutigt, schrieb ich etwas später eine Reihe von Kurzgeschichten, die ich einem "Freund" anvertraute, der sie an Illustrierte weitergeben wollte. Ich sah damals schon meine Zukunft als Schriftsteller am Horizont aufziehen. Der Bekannte verschwand mit den Artikeln auf Nimmerwiedersehen. Dann kamen die gelegentlichen Artikel, Beiträge, Essays, alles irgendwie beruflich bedingt. Ich wusste, dass mir das Schreiben Spaß machte. Dann hoffte ich, dass ich eines Tages genug Zeit finden würde, zu schreiben was ich wollte, ohne dem Druck eines Verlegers weichen zu müssen.


Verschiedene Texte, die ich in meinem Rückzugsgebiet in Zypern verfasste, blieben unveröffentlicht. Einige hundert Seiten. Dann kam der Durchbruch: ich fing an, unter dem Zeichen wolfgangundsoweiter zu schreiben. Fast jeden Tag, ungefähr eine Seite, wohluntermauert mit Bildern. Seit fünf Jahren schreibe ich für mich. Helles Entsetzen packte mich, als die Maschine mir sagte, dass ich über 266 Tausend Male aufgerufen wurde. Alle möglichen Länder sind dabei. Eigentlich habe ich nur von Nordkorea noch keinen Klick bekommen. Sei's drum.


Schönes Zypern 

Was schreibe ich? Vergangenes ist manchmal Gegenstand meines Tuns. Nicht jedoch Mittelpunkt, obwohl ich gar vieles hinter mir habe. Auch künftige Entwicklungen interessieren mich. Man kann so vieles voraussehen. Oder ahnen. Bleibt die Gegenwart. Sie ist wohl kaum interessanter als das Gewesene. Doch von der Vergangenheit her erklärbar. Das versuche ich zu tun. Dabei kann schon mal Unsinn herauskommen. Oder Ungereimtheiten. Der tägliche, amtlich zugelassene Betrug in allen Bereichen. Der Missbrauch, nicht nur sexuell. Die öffentliche und private Lüge. Das Unabänderliche. Der unerträgliche Lärm, Gestank, die Aggressivität. Man kann es nicht gutheißen. Das Sichgewöhnen an alles. Die Omnipräsenz des Geldes und derer die es haben wollen. Doch auch die Klimaanlage bei über 30 Grad im Schatten.

Ich schreibe für mich, zu meinem eigenen Vergnügen. Nur mir bin ich verantwortlich. Auch bei etwaigen Dummheiten. Meine Leser üben wohlwollendes Schweigen. Nur wenige Kommentare zeigen, dass auch Interesse besteht. Es ist die Freiheit des Tagträumers, die ich nutze. Das kann auch mal ins Erotische abgleiten. Oder ins Esoterische. Warum nicht? Oder ins Transzendentale. Alles ist Teil der menschlichen Existenz. Nur das extrem Rechtskonservative verachte ich zutiefst. Wer in solchen Bahnen denkt, denkt nicht, sondern vegetiert. Das ist intellektuelles Aaß, denn es stinkt sofort zum Himmel.


Wiener Blutgasse 

Wie schön, dass man die Gegenwart trotz allem noch lieben kann. Sie ist das nicht Aufgegessene der Vergangenheit. Am besten, man findet einen harmonischen Mittelweg zwischen "Gefällt mir" und "Gefällt mir nicht".









Montag, 20. Juli 2015

Ihr hirnlosen Idioten!

Glaubt Ihr denn, Ihr würdet Euren Wohlstand einfach so bekommen, weil Ihr ein Recht darauf habt? Weil Ihr so hart darum gekämpft habt? Das möchte man denen an den Kopf werfen, die ohne Nachdenken auf die Flüchtlinge schimpfen, die in Massen in unsere Länder kommen. Wir fressen weiterhin unsere Mangos, Papayas, Avocados und beklagen uns, wenn die Supermärkte uns verscheißern mit ihren Sonderangeboten. Dann machen wir Ferien in den Billigländern und kommen gebräunt zurück. Das darf ohne Umschweife hirnlos genannt werden, es sei denn, wir hätten Verständnis für leidende Menschen, die nicht zu unserem "Kulturkreis" gehören.


Wir brauchen den Süden und lieben ihn.

Großbritannien gibt ein weitgehend gutes Beispiel. Den karikaturgeplagten Engländer (mit Regenschirm, Teetasse in der Hand und Golfschläger) gibt es kaum mehr. Das Land ist so durchfiltert mit Menschen aus den ehemaligen Kolonien, denen man einst großzügig die Staatsbürgerschaft gab, dass es England im eigentlichen Sinne nicht mehr gibt. Es gibt ein englischsprachiges Völkergemisch, das kaum noch jemanden juckt. Ewiggestrige vielleicht, die mehr und mehr ins Hintertreffen geraten. Der normale Engländer ist über solche fremdenfeindliche Hirngespinste längst hinaus.

Deutschland und Österreich haben gerade mal vor 70 Jahren den absurdesten Rassenwahn erlebt (nein, ich bin kein Jude, gehöre aber auch sonst keiner Rasse, Religion oder rechtsorientierten Bewegung an). Dann kamen die Flüchtlinge, hauptsächlich nach Westdeutschland. Ca. 20 Millionen oder so, in kürzester Zeit. Sie sprachen oft deutsch mit Akzent. Die mussten integriert werden. Eine andere Wahl gab es nicht. Die Eingeborenen, die noch eine Wohnung oder ein Haus hatten, das nicht zerstört war, mussten teilen, auch wenn es ihnen oft nicht passte. Aber die meisten kannten selbst die Not und waren bereit zu helfen.

Wovor habt Ihr Angst? Dass man Euch etwas wegfrisst? Dass man Euch die Arbeitsplätze stiehlt? Dass man Euch zwingt, Muslime zu werden? Angst ist immer schlecht. Das wisst Ihr genau. Deshalb haltet Ihr Euch immer an die noch Schwächeren. Das ist primitiv und ungerecht. Da wir zu dicke Bäuche haben, zu viel Alkohol trinken und zu lange auf den Sofas herumlungern, um mieses Fernsehen anzuglotzen, machen wir weniger Kinder und sterben wohl bald aus. Ist das Eure Angst? Arbeitsplätze haben diejenigen, die am lautesten schreien, selbst auch nicht. Und die Fremden kommen nicht um etwas wegzunehmen, sondern um zu überleben.


Der kalte Norden 

Wer lesen und schreiben kann, sollte die armen der Ärmsten verstehen. Mit ihnen solidarisch sein. Denn sie werden von einem länderübergreifenden, geldgierigen und scheinheiligen System genauso ausgebeutet wie Ihr. Also, anstatt armselige Unterkünfte anzuzünden, anonym natürlich, gebt diesen verzweifelten Menschen ein verständnisvolles Lächeln. Ihr müsst von Eurem Taschengeld nichts opfern. Lasst das die Begüterten tun. Eure Kameradschaft kann die Besitzenden eher einschüchtern. Und Gastfreundschaft, auch ohne Spendenbereitschaft, schafft Dankbarkeit. Die Flüchtlinge haben meist Entsetzliches Leid erfahren, oft kaum überlebt und ihre Heimat und Familie verloren. Wie primitiv ist diese Fremdenfeindlichkeit.

Ich möchte mich für meinen Zorn bei all denen entschuldigen, die ohnehin wissen, wovon die Rede ist. Wir müssen gerade jetzt den Mut haben, laut unser Verständnis für die Flüchtlinge zu äußern. Nur so kann sich etwas ändern. Die Politik ist nur ein kleines Rädchen, das auf die nächsten Wahlen schielt. Und, warum die Angst?: die Welt, und auch unsere Länder und "Heimaten" ändern sich ständig, und wir vollziehen das mit. So ist die Welt. Deutschland, Österreich, die anderen, sind schon lange nicht mehr das, was sie vorgeben. Wir lieben unsere Heimat und dürfen uns nicht wundern, dass andere sie auch lieben. Vielleicht steigen irgendwann auch wieder die Geburtenraten. Und wir werden wieder zufriedener, weil wir teilen.

Bitte, Obiges verbreiten so gut es geht.
















Mittwoch, 15. Juli 2015

Die Badische Dampfnudel im Sinkflug

Es gab eine Zeit in Baden, da wusste jeder, was eine Dampfnudel ist. Der Österreicher kennt sie unter dem recht technischen Begriff "Germknödel" oder so. Die Dampfnudel schien auch in Ostpreußen unter dem Namen "Hefekloß" eine diskrete Existenz geführt zu haben. Durch die Wirren des Krieges hat diese östliche Nudel nie den Ruf einer gastronomischen Sensation erworben, während man von der Badischen Dampfnudel weiß, dass ganze Generationen von Kindern in Baden in Verzückung gerieten, wenn Mama oder Oma, meist am Freitag, die Dampfnudel ankündigte. Diese Dampfnudel war ein Kindertraum, der in den Augen, auch von Erwachsenen, einen festlichen Glanz verursachen konnte.

Die Jahre vergingen, MacDonald machte sich breit, und auch die italienische Pizza eroberte sich ein Stück der kindlichen Herzen. Mit anderen Worten, das hochkomplizierte Hefegebäck, die Dampfnudel, geriet allmählich in Vergessenheit. Nicht zuletzt, weil die ungeübte Hausfrau zwar eine Steinofenpizza von einem Pilzrisotto unterscheiden konnte, aber in badischen Landen nicht mehr über die Technologie verfügte, eine Dampfnudel fachgerecht zu erstellen. Das Glänzen in den Augen der Kinder konnte nicht mehr durch einen Dampfnudelschock ausgelöst werden.

Die Lebensmittelindustrie versuchte immer wieder, hefegeeichte, kindgerechte Teigballen herzustellen, die der klassischen Dampfnudel nahe kamen. Ergebnis: null, denn in der Endphase des Garens darf diese nicht versagen. Sie muss, hefemäßig aufgegangen wie ein draller Busenersatz, in der traditionellen ovalen Gänsepfanne  aus Gusseisen, in einem leicht gesalzenen Sud von Wasser und Gänsefett bei geschlossenem Deckel hörbar bruzeln. Dann entsteht das badische Meisterwerk, das vor allem Kinder in die höheren Regionen der gastronomischen Verzückung hinaufhebt. Die untere Kruste muss dabei bräunlich bis dunkelbräunlich sein (keinesfalls schwarz).

Mutter, Oma und Tanten waren zu dieser Hochleistung der Kochkunst selbstverständlich in der Lage. Väter spielten dabei keine Rolle, es sei denn, sie lieferten den Vorwand für die Zubereitung einer köstlichen Weißweinsoße, die Männer so liebten und an der auch Kinder manchmal naschen durften. Neben der Weinsoße gab es noch eine kindgerechte Soße aus Dörrobst oder eine köstliche Vanillesoße. Kann man sich vorstellen, was in einem Erwachsenen abgeht, wenn er nach Jahren der verlorenen Kindheit in einem Strandcafé unvermutet auf die verschollene Dampfnudel stößt? Er muss sie haben.

Dampfnudel adieu! 

Leider sind die Augen oft größer als das Misstrauen gegenüber einer eventuell industriell hergestellten Mampfnudel, die wie eine Fata Morgana vor den magensaftgefüllten Innereien des entwöhnten Dampfnudelessers schwebt. Die Dampfnudel kam, zusammen mit drei Löffeln. Der Anblick war schön. Leider schmeckte die Nudel wie ein vorprogrammiertes Industrieprodukt. Die Vanillesoße war unter aller Kanone. In meiner dampfnudelverzauberten Kindheit schmeckte eine Dampfnudel einfach fabelhaft. Die Qualität war immer auf gleicher Höhe. Mit dieser obigen Nudel habe ich für immer von meinem Kindheitstraum Abschied genommen. Besser keine Nudel als eine solche.










Sonntag, 12. Juli 2015

Zasiusbande: die wundersame Vermehrung

Zuerst sah es so aus, als würde das Häuflein der ehemaligen Ulrich-Zasius-Haus-Freunde im Hofgut Himmelreich bei Freiburg die kritische Masse von 5 kaum erreichen, was als untrügliches Zeichen für Willensschwäche und schlechtes Management ausgelegt hätte werden müssen, oder so. Tomo kam nicht aus Zagreb. Pit nicht aus Balingen, Klaus nicht aus Hannover, Waltraut nicht, und Cath, Wolfgangs blonder Schatten grüßte aus Helsinki. Die Beckers schafften es nicht, und das Treffen kündigte sich an wie der berüchtigte Schwanengesang, bei dem der Letzte das Licht auszumachen hatte. Ja, es wurde auch ein wenig gesungen.


Die Jugend von heute. 

Doch dann kam der Umschwung: Heinrich und Angela, die ewig Junggebliebenen, Christian und Christel mit Sohn Martin, der im offenen BMW-Flitzer unverhofft angerollt kam, Lucile und Rüdiger aus dem schönen Ibach,  Winfried und Maria, Marianne, erfreulich drahtig und fit, schließlich Wolfgang, der als erster eingetroffen war und sich sofort schlafen gelegt hatte. Sein Sohn Hase (Johannes) mit Frau Bettina und Marlene aus Offenburg tauchten dann verspätet auch noch auf. Alles in allem, ein gelungenes Wiedersehen das am Verzehr an Bier, Wein und Mineralwasser abgelesen werden konnte.

Die teilweise leicht betagten Herrschaften konnten den berüchtigten Gang nach Freiburg unternehmen. Münster, Bertoldbrunnen, Rathaus und ähnliches wurden mit wachem Auge  wahrgenommen. So manche Erinnerung an frühere Tage konnte an frohen Gesichtern abgelesen werden. Zusammenstöße mit der lokalen Bevölkerung gab es nicht, obwohl der Zugang zum vielbesichtigten Münster wie immer hart umkämpft war.


Die abendlichen Mahlzeiten im Hotel Himmelreich erfuhren bedenkliche Höhepunkte, waren doch die Beschränkungen für Alkoholgenuss so gut wie aufgehoben worden, was dann auch die Wellen gerne höher schlagen ließ. Das wärmliche Sommerklima, die vertraute Umsorgung durch Max und die anderen und die Freude des Wiedersehens machten aus dem diesjährigen Treffen der Zasiusbande ein erinnerungswürdiges Ereignis, das ohne Skandale, Gewalt und Auseinandersetzungen abgewickelt wurde. Lediglich einige Berner Sennenhunde waren mit ihrem Los etwas unzufrieden und bellten gelegentlich lauthals, was dieser Rasse von äußerst friedlichen und stillen Tieren überhaupt nicht entsprach.


Vieles konnte in kleinen Grüppchen besprochen werden. Der Frohsinn stand auf den Gesichtern geschrieben, und manches Tränchen brachte gar manches Auge zum Glänzen. Dann wurde die Hoffnung laut, man möge doch dieses Treffen keinesfalls das letzte sein lassen. Frau Stuzmann, es wird gehofft, dass Sie sich auch im kommenden Jahr zur prophylaktischen Reservierung von Doppel- und Einzelzimmern hinreißen lassen, sodass Ihnen die Abwesenheit wegen verdientem Urlaub verziehen werden kann. Der heimlich hinter Bäumen abgestellte Polizeiwagen wurde ganz unauffällig abgezogen. Er kam diesmal nicht mehr zum Einsatz.






Dienstag, 7. Juli 2015

Zasiusbande: es ist still um sie geworden.

Man soll eine leicht überalterte Gangsterbande nicht unterschätzen. Natürlich hat ihre Schlagkraft nachgelassen. Beim jährlichen Treffen im malerischen Himmelreich/Schwarzwald, das für die kommenden Tage geplant ist, werden einige namhafte Akteure nicht antreten: Klaus B. erholt sich gerade von einer Hüftoperation, Familie Becker ist gesundheitlich nicht auf der Höhe, und aus dem fernen Zagreb meldete sich Tomo (Martinovic) und bedauerte seine Abwesenheit. Auch Waltraut, völlig erschöpft gerade aus Kanada zurückgekommen, hat abgesagt. Und Pit wird nicht kommen, weil er anderweitige Zusagen hat machen müssen.


Die Zasiusbande hat jedoch immer schon gewusst, wie man ein ruhiges Hotel (das Hotel Himmelreich bei Freiburg) aufmischt, wenn die Wellen der Wiedersehensfreude hochschlagen. Da fliegt dann schon mal eine Rehkeule oder ein Weinglas durch den Raum. Am gefährlichsten waren immer Ereignisse wie Fussballweltmeisterschaften oder Trinkwettkämpfe, für die die Zasiusbande schon früher berühmt war. Als der Freundeskreis noch geschlossen in jenem Studentenheim untergebracht war, ging es meist darum, weibliche Besucher unauffällig aus dem Hause zu schmuggeln, wenn die 10. Stunde geschlagen hatte. Viel böses Blut ist damals in den Adern der Heimleitung geflossen, während der Kreis der jungen Herren vom 7. Stock eher zusammengeschweißt wurde.


Jetzt scheint die Riege für das diesjährige Himmelreichtreffen festzustehen: Christian und Christel, Heinrich und Angela, Lucile und Rüdiger, Winfried und Maria, Marianne und Wolfgang. Der erste Abend, wenn man sich warmdiskutiert, steht unter dem Zeichen der totalen Alkoholabstinenz. Lediglich ein paar Aperitifs können gereicht werden. Damit soll sichergestellt werden, dass das Mobiliar des Hotels unbeschädigt bleibt. Ein Einsatzwagen der Freiburger Polizei soll unauffällig hinter Bäumen aufgestellt werden. Es wird also davon ausgegangen, dass die Teilnehmer dieses Mal friedlich miteinander zurechtkommen werden. Aus Vorsicht wurden die Gesprächsthemen im Voraus festgelegt: Gesundheitsfragen, Enkel und Urenkel, Griechenland, Damenfussball. In eingeschränkter Weise auch: Politik. Gartenfragen und Finanzwesen wurden ausdrücklich aus dem Themenkatalog genommen, weil sie Zündstoff enthalten könnten. Es wäre jedoch erstaunlich, wenn es bei diesem Treffen nicht zu Handgreiflichkeiten in Form von Umarmungen käme.



Montag, 6. Juli 2015

Enthüllungsjournalismus - gibt es den noch?

Wer enthüllt, wühlt möglicherweise im Dreck. Etwas ans Tageslicht zu befördern, was die Betroffenen im Dunkeln tun, kann ziemlich widerlich sein. Es gibt so vieles was das Licht desTages scheut, vor allem wenn es um Profite geht. Menschliche Größe und Zurückhaltung sind da kaum auszumachen. Eher verschwörerische Zurückhaltung. Wenn Journalisten etwas aufdecken, müssen sie der Wahrheit gefährlich nahe kommen, sonst hat es keinen Sinn. Manche Enthüllung erfordert einen Riesenapparat, weil über geraume Zeit und international recherchiert werden muss. Paradebeispiele gibt es, doch stellt man oft fest, dass die Nachforschung oft auf halbem Wege stecken bleibt. Schwindendes Interesse? Befehle von oben? Juristischer Widerstand? Massiver Gegendruck?

Einst haben Journalisten davon geträumt, einer Sache bis auf den Grund nachgehen zu können. Manche Medien hatten einen Ruf, der ganze Teilender Gesellschaft zum Zittern brachte. Der gut Ruf durfte nicht verloren werden. Dann kam der Straßenjournalismus. Die Sensation musste knallen. Wenn's geht, jeden Tag eine neue. Die Schnelllebigkeit der Enthüllungen hat der Sparte nicht viel eingebracht. Zumal die großen Brocken unangepasst liegen blieben. Nun, es hat eigentlich immer schon immer alles gegeben, doch fällt auf, dass unter den Presseerzeugnissen man einfach die Mittel nicht mehr hat. Es gibt Auguren, die nur noch von den weltweit 10 besten Zeitungen und Zeitschriften sprechen: etwa der Guardian, die NZZ, die Süddeutsche, El Pais. Manche Länder haben solch seriöse Medien schon lange nicht mehr, wobei es vermessen klingt, eine solche Liste erstellen zu wollen. Auch manche Fernsehanstalten, etwa die RAI, hat schon lange keine politischen Magazine mehr. Allzu vieles würde jetzt unerwähnt bleiben, wenn man alle auflisten wollte, die nicht mehr die Mittel zum journalistischen Ehrgeiz haben.



Den SPIEGEL habe ich ausgelassen. Es gab Zeiten, da war dieses deutschsprachige Wochenmagazin frech, polemisch, aggressiv, aber immer vielseitig. Auch dieser Journalismus hat sich gewandelt, vielleicht, weil Blätter wie FOCUS dazwischen kamen? Mag sein. Der Spiegel kann auch politischen Gegnern einen fairen Prozess machen und, er hat sich nie gescheut nahestehende Politiker und sonstige Persönlichkeiten in die Pfanne zu hauen, wenn es angezeigt war. Hier hat er sich "besondere Verdienste" erworben. Besondere Verdienste heißt auch ein Artikel, den der SPIEGEL in seiner Nummer 25/2015 den Machenschaften einiger hoher Ex-Politiker gewidmet hat, die für Geld alle bereit waren/gewesen wären, für den kasachischen Diktator Nasarbajev Werbung zu machen.



Ein rühriger Handlanger dieses Diktators, der sein Netz in Wien gesponnen hat und dafür angeblich 14 Millionen € bekommen haben soll, brachte prominente Ex-Politiker zusammen, um gegen satte Honorare diese Unterstützung für Kasachstan zu organisieren. Das Unternehmen scheint nicht richtig geklappt zu haben. Es sei kein Geld geflossen, weil die Promis Lunte gerochen haben oder Bedenken kriegten. Unter den 10 Gesichtern waren die Deutschen Horst Köhler, Gerhard Schröder, Otto Schily und Peter Gauweiler. Sowie einige andere Europäer mit Rang und Namen. Mit drei von diesen Persönlichkeiten hatte ich zeitweilig eng zusammengearbeitet. Ich kann abschätzen, wie die Weitergabe von Interna einen Sturm von Hochverrat auslösen kann. Danach sind die Kontakte gestört, wenn nicht sogar für immer abgebrochen.

In Wien laufen die Fäden zusammen

Der SPIEGEL muss nicht ein geliebtes Presseorgan sein. Aber für solch investigativen, kostspieligen und mutigen Artikel, der unsichtbare Hintergründe bloßlegt, hat er sich "besondere Verdienste" erworben. Dieser Artikel hat mir den Glauben an journalistischen Mut zurückgegeben. Leider sind solche Qualitäten im modernen Journalismus abhanden gekommen. Es zählt nur noch was schon gegessen und noch nicht verdaut ist. Bravo, SPIEGEL, du bist vielleicht noch der einzige, der sich schmutzig macht!










Zusammenfassung: Griechenland und die Deutschen

Es ist ganz einfach: die Kuh ist noch lange nicht vom Eis. Jeder Deutsche hat ein paar gute Freunde in Griechenland. Es gilt auch als verbrieft, dass Griechenland ein sehr schönes Land ist, aber wahrscheinlich kein Paradies. Was sagt man über Deutschland? Schön? Reich? Nazi? Schwer zu sagen. Deutschland mag es nicht, in den Mittelpunkt gerückt zu werden. Lieber etwas Selbstkritik, doch, bitte, nicht zu viel. Also, die Mentalitäten sind etwas unterschiedlich. Juckt das irgendjemand?

Sie geht nicht aufs Eis

Jetzt hat das Referendum gesprochen. Die Dinge sind nun glasklar: Varoufakis, der Finanzminister,  ist zurückgetreten, nachdem er die europäischen Geldgeber Terroristen genannt hat. Er, und sich entschuldigen, das wäre noch unglaubwürdiger. Zurückkommen auf die internationale Bühne wird der nicht mehr, denn die Griechen lieben ihn auch nicht. Bleibt noch Tsipras: was könnte der noch bewegen? Wie dem auch sei, Europa will und muss Griechenland helfen. Zunächst beim Nötigsten: ein bisschen Bargeld, Medikamente, Lebensmittel. Hoffentlich keine Tomaten. Das wäre zynisch.


Hoffentlich keine Tomaten 

Eines haben die Irren dieser Möchtegernregierung geschafft: Sie zwingen wieder alle an einen Tisch. Dabei wird sich zeigen, wie zerstritten Europa sein kann, wenn es ums Geld geht. Tsipras und Varoufakis haben ihrem Land keinen Dienst erwiesen. Ihr politisches Schicksal ist notgedrungen die Versenkung. Vielleicht schafft es der große Lächler noch, wieder einen Hauch von Vertrauen in griechische Aktivitäten zu stimulieren. Das muss jedoch ohne siegesbewusste Lächelei von Statten gehen, weil sonst der böse Schäuble wieder zornig wird. Und mit ihm auch die übrigen Ministerkollegen, zuhause und im restlichen Europa. Lasst uns also vernünftig sein. Geben und nehmen heißt die Devise. Nur Einwegstraßen lassende die Umkehr nicht zu!


Samstag, 4. Juli 2015

NSA, CIA und die Griechen

Ist schon einmal jemand auf die Idee gekommen, dass die Spürhunde jenseits des Atlantiks schon lange vor uns Europäern wussten, was die Griechen vorhatten? Es wäre geradezu unvorstellbar, dass NSA und die anderen, die das Privatleben von Menschen auch bei uns ausschnüffeln, ihre Finger und Ohren nicht in Griechenland hätten. Als unsere erklärten Freunde hätten sie uns warnen können. Oder   ist die Absahne, wenn das Land wirtschaftlich zusammengebrochen sein wird, schon programmiert? Man kauft gerne schnell auf, wenn es irgendwo Konkursmasse gibt.

Wir stehen kurz vor einer riesigen Pleite eines der EU-Länder, das diese Lage selbst herbeigeführt hat. Es gibt viel böses Blut darüber, weil der uninformierte Grieche geneigt ist, die Schuld auf andere zu schieben. Man hat jahrelang nicht auf die Ratschläge von neutralen Beobachtern gehört. Die etwas verkrusteten EU-Einrichtungen, die gar nicht so eiserne Lady vom IWF und die EZB mit dem schönen Gebäude in Frankfurt haben allzu oft gewarnt und Hände gereicht.


Leider kam in Athen eine Riege an die Macht, die alles aufmischen wollte, nicht jedoch die nötige Kompetenz besitzt. Das bevorstehende Referendum kann nur als eine Frechheit empfunden werden. So behandelt man Bürger nicht. Auch wer ein komplettes Universitätsstudium hinter sich hat und über ausgedehnte Wirtschaftskenntnisse verfügt, weiß nicht, wie er abstimmen soll. Jetzt werden auch noch die übrigen Europäer für dieses stümperhafte Verhalten verantwortlich gemacht. Und der Euro dafür gescholten, dass er nicht mehr uneingeschränkt nach Griechenland fließt.

Es klingt nicht schön, wenn man gesagt bekommt, dass wer nicht hört, fühlen muss. Wer viel reist, empfindet die Existenz des Euro als Fortschritt, ja als Segen. An der ewigen Geldtauscherei haben die Banken schön mitverdient. Jetzt halten sie sich auf andere Weise schadlos. Das muss auch der Grieche wissen. Der Euro ist an gar nichts schuld. Die Touristen sind gewöhnlich nicht überängstlich. Wenn sie jetzt auch noch mehrheitlich wegbleiben, hat Griechenland fast keine Freunde mehr und sieht den Euro nicht mehr in den eigenen Taschen. Man darf gespannt sein, was Morgen beim griechischen Referendum herauskommen wird.

Griechenland muss wissen, dass das Leben weitergehen wird. Dass das Land ein schönes ist und der ständigen Pflege bedarf. Dass auch Herr Schäuble nur ein Zufallsfeind ist, dem ein glückliches Griechenland auch lieber wäre. Frau Merkel hat - wie so oft - keine klare Meinung zu alledem. Sie wartet ab. Nach allem was geschehen ist, wird ein großes Maß an Misstrauen bleiben, bis man sehen kann, dass es Griechenland mit dem Aufräumen ernst ist. Ob NSA und CIA da mithelfen wollen?






Freitag, 3. Juli 2015

Frank Sinatra: die Mafia singt mit!

Männer liebten ihn, nicht jedoch in dieser eindeutigen Weise. Sie fanden ihn cool, liebten seine Musik und ließen ihn gerne flirten. Frauen waren von ihm hingerissen. Und alle trällerten sie seine Songs. Vor fast hundert Jahren wurde er in Hoboken/USA geboren. Jedoch von italienischen Einwanderereltern, wurde er schon als Kind zum talentierten Sänger. Später kam auch noch die Filmschauspielerei dazu.

Wer hat nicht mitgesungen, wenn er gekonnt "I did it my way" sang, oder "Strangers in the Night" und "April in Paris"? Ganze Generationen waren ihm verfallen. Auch "Love and Marriage" und "New York, New York" gehörten zum Repertoire. Und so vieles mehr. In der deutschen Singwelt scheint ihm heute Roger Cicero am nächsten zu kommen. Ähnliche Stimme und scheinbar gleiche Unbekümmertheit. Wenn ihn manche den größten Sänger aller Zeiten ("the greatest singer ever") nennen, ist man geneigt, zuzustimmen. Mit acht stand er auf dem Tresen in einer Bar in Hoboken und sang "for money".

Musik hat er mit dem Ohr gelernt. Noten konnte er nie lesen. Ein Naturtalent. Das FBI (wir wissen, wie untalentiert diese Einrichtung ist!) hat über 2.400 Seiten über ihn angelegt, ohne je eine Anklage gegen ihn zu formulieren. Seine Verbindungen zur amerikanischen Mafia, die es gegeben hat, sind immer übertrieben worden. Auch Roger Moore hat sich für Frankie Boy stark gemacht. Und ein ganz prominenter US-Mafioso, ein Willie Moretti, hat behauptet, er habe ihm finanziell geholfen. Wie dem auch sei, Mafiosi-Verbindungen hat man vielen schon nachgesagt. Ob das alles stimmt muss angezweifelt werden. Wie üblich bei der ehrenwerten Gesellschaft, fehlt es oft an Beweisen.

Nun mal ganz ehrlich: wer hat noch nie Frank Sinatra gehört? Wer hat nicht eine alte Schallplatte von ihm oder ein Tonband oder eine DVD? Er gehört wirklich zu den ganz Großen des Schaugeschäftes mit einer begnadeten Stimme. Wenn er jetzt hundert wäre, würden ihm immer noch alle zujubeln.




Donnerstag, 2. Juli 2015

Die Porschelampe - keine Werbung!

Wer bin ich, dass ich für eine weltbekannte Marke wie Porsche Werbung machte? Wer täglich vor und nach den TV-Nachrichten das Gelabere und Gesäusle über Medikamente zu sehen bekommt, erfahren muss, dass die neue Apothekenrundschau endlich da ist und dass dieses oder jenes Produkt das beste ist, auch wenn es oft an einer Kleinigkeit zerbricht, ohne repariert werden zu können, der wird allergisch (nicht im medizinischen Sinn) gegen die üblichen Produktbelobhudelungen, die nur Makulatur sind.



Meine Erfahrung: der Niedergang einer Ware ist bereits einprogrammiert. Das ist kriminell. Wer hat sich darüber nicht schon geärgert. Es geht natürlich nicht nur um Produkte aus China oder Indien. Alle haben begriffen, dass die Anonymität des Herstellers das Verantwortungsgefühl auf Null drückt. Nicht nur bei Tomaten, die nach 3 Tagen verrottet sind. Auch Küchengeräte haben es oft in sich. Da muss man manches loben, was mit Qualität zu tun hat. Als alte Audifahrer wissen wir was wir tun: wir haben uns wieder einen neuen zugelegt, weil wir wieder ein Auto benötigen. Teuer aber gut.


Die Porschelampe - einfach schön 

Wer sich mal auf die Suche nach Nachttischlampen in Kaufhäusern gemacht hat, weiß, dass es die in allen Preisklassen gibt. Wir haben nie welche gekauft, weil sie alle blitzhässlich und geschmacklos sind. Warum, weiss keiner.
Bis auf eine Lampe, die ich als Geschenk von guten, um nicht zu sagen, besten Freunden vor 50 Jahren geschenkt bekam. Ein Wahnsinnsgeschenk, von dem man nur annehmen kann, dass es höchst unverdient, aber mit viel Liebe gemacht wurde.


Produktbeschreibung: Schwarz. Design by F.A. Porsche. Preis: Hoch aber weitgehend unbekannt. Dauerhaftigkeit: ein halbes Jahrhundert, dimmfähig, ausziehbar. In das Glühbirnchen bin ich seit 50 Jahren verliebt. ES WURDE NIE AUSGEWECHSELT: NIE! Benutzung: jeden Abend, seit 50 Jahren. Prognose: einer meiner Erben wird die kommenden 50 Jahre vollenden können. Vielleicht sollte schamhaft erwähnt werden, dass auch der Porsche Carrera 911, ein Traumprodukt, viele Jahre problemlos gedient hat. Nur der Rücken schmerzte nach 500 km ein wenig.


Ein beachtenswerter Donnerstuhl 

Nie würde ich in der Werbung arbeiten. Von der Produktinformation ist im Allgemeinen fast nichts
übrig geblieben. Nur Schönmalerei, Irreführung und kaum versteckte Lüge. Umso freudiger lobt man, wenn es etwas zu loben gibt. Für die Porschelampe würde ich sogar auf die Straße gehen. Weil sie auch ästhetisch allen Anforderungen genügt. Es ist schön, so etwas zu besitzen. Danke, Christl und Hermann. Danke.




Mittwoch, 1. Juli 2015

Die griechische Tragödie - eine Seifenoper?

Wir sind alle damit groß geworden. Man schlittert hinein in die Tragödie. Das klassische Trauerspiel endet immer mit einem Desaster. Es gibt keinen Ausweg. In der Antike gab es feste Regeln für die Abwicklung der Tragödie. Diese mussten beachtet werden, obwohl es nichts an der Katastrophe änderte. Die alten Hellenen liebten diese Spiele schon, als die Germanen noch mit Runen kritzelten und wie die Barbaren durch die Wälder streiften.


Reederbesteuerung? 

Diese schicksalhafte Verstrickung. Der Held, auch Protagonist genannt, gerät in eine ausweglose Lage und kann durch jedwede Handlung nur schuldig werden. Meist unschuldig schuldig. Die Katastrophe ist durch nichts abwendbar. Es sind die Götter (der EU?), die den Zusammenbruch herbeiführen. König Ödipus von Sophokles lässt grüßen. In dieser Tragödie ging wirklich alles schief.

In Bert Brechts Dreigroschenoper kommt jedoch der reitende Bote des Königs und reißt das Ruder herum. Der Tragische Konflikt ist damit gelöst. In der griechischen Tragödie nannte man das den Deus ex Machina, den man als klassischen Ausweg erfunden hat. Wie schön, dass es manchmal außenstehende Mächte gibt, die eingreifen können. Die moderne Seifenoper wird durch solche Eingriffe (immer neue Personen) über Jahre hinweg dramatisch in die Länge gezogen und erzielt damit oft den Gipfel der Lächerlichkeit.


Jean-Claude Junker und die IWF-Leute, die EZB in Frankfurt und die Götter aus den EU-Ländern, beobachten mit Erstaunen und wachsendem Ärger, wie die griechische Tragödie sich selbst weiter entwickelt. Alexis Tsipras und Janis Varoufakis (die Namen hätten die alten Hellenen etwas weniger zungenbrecherisch gestaltet) sind die Protagonisten dieses Trauerspiels, von dem alle hoffen, es könnte abgewendet werden. Wir werden sehen, wie sich die Volksbefragung anlässt. Einen harmonischen Chor hat man in Griechenland bis jetzt noch nicht zu Ohren bekommen. Die Misstöne überwiegen, und der beunruhigte Zuschauer, der das Eintrittsgeld längst bezahlt hat, möchte doch nur die Kuh vom Eis oder die Karre aus dem Dreck haben. Die Schuldfrage ist auf alle Fälle gelöst: Warum habt ihr uns denn diese Milliarden Euros aufgedrängt? Vielleicht werden wir in dieser Tragödie auch bald neue Akteure bekommen. Abwarten und Ouzo trinken.