Donnerstag, 30. Juni 2016

Liebkind oder doch letzter Dreck?

Wer kann das schon wissen? Die Brexitkampagne in England hat eine dünne Mehrheit für die aussteigewilligen Briten gebracht, die der EU den Rücken kehren wollen. Europa ist darüber zerstritten. Böse Worte gibt es noch immer im Internet. Sind die Schotten Engländer, Briten? Die Nordirer Irer? Ist Großbritannien groß? Es gibt viel Selbsternanntes auf dieser Welt. Auch im Internet. Das Aufkommen von Selfies hat mit der Findung der eigenen Identität zu tun. Wer bis zu zweihundertmal an einem Tag geselfiet hat, muss ein arges Problem damit haben. Ein Junge soll sich mit den 200 Mal im Internet gebrüstet haben. Einige, nennen wir sie Briten, haben inzwischen ihre Entscheidung revidiert, wohl weil sie einer emotionalen Fata Morgana aufgesessen sind. Oder, haben sie ihre Identität gewechselt?


Das Internet gibt uns Gelegenheit, weltweit die Sau raus zu lassen. Was haben wir aus Anlass eines nationalen Referendums oder der Kandidatenfindung für Präsidentschaftwahlen in den USA schon alles an Obszönitäten und Wutausbrüchen im Internet erlebt. In beiden Fällen habe auch ich mich geäußert. Nicht immer sehr freundlich. Milliarden hätten es lesen können. Einige Tausend haben es vielleicht getan. So, what? Wir können uns kaum vorstellen, wie andere uns sehen. Ist es wichtig, auf welcher Seite wir stehen? Wer wir sind? Immer wieder stieß ich, in den obigen Punkten, auch auf absolut mäßige Stimmen, die sich nicht zu Hass haben verleiten lassen.


Man fragt sich also, wie man an der globalen Meinungsbildung teilnehmen kann. Oder sollen wir uns zurückhalten? Haben wir keine Meinung zu Flüchtlingsfragen? Zu Äußerungen von AfD, PEGIDA, Front National oder Nigel Farage?  Wir haben. Was uns fehlt, ist ein internationaler Verhaltenskodex. Wir können aber auch versuchen, so zu sein wie wir wirklich sind: wir hassen Hass, Gewalt, Lüge, Manipulation, Propaganda und sollten deren Sprache nicht übernehmen.

Das Internet ist für mich wie eine Tanzstunde. Man ist einerseits in sie/ihn verliebt und möchte tanzen lernen, andererseits müssen wir lernen, uns auf dem Parkett zu benehmen. Sonst werden wir von anderen wie der letzte Dreck behandelt. Meine Identität ist mir deshalb sehr wichtig: ich bin Deutscher, hier in Yorkshire auch ein wenig Engländer, Schotte, Franzose, Europäer mit mediterranen Schwächen, religionslos, doch mit hohem Respekt vor allen, die an etwas glauben. Ich liebe das andere Geschlecht und seine Schwächen, glaube aber auch an das Gute im Mann.


Donald Trump macht es mir schwer, denn ich habe das Internet benutzt, um ihn in die Pfanne zu hauen. Geschadet hat es ihm wohl nicht. Noch nicht, will ich mal hoffen. Der Brexit ist eine historische Verirrung, von Unwissenden und Verantwortungslosen angezettelt. Dabei bleibt es. Und schaden wird es dem Lande und Europa auch. 

Mittwoch, 29. Juni 2016

Yorkshire Tagebuch - 12 - Ach ja, das Wetter.

Ein ewiges Thema, das Wetter. Man hat gefühlte Sonne im Herzen, schaut aus dem Fenster, und es tröpfelt von den Bäumen. Aber eben hat sie doch noch......Manchmal kommt es ganz schlimm. Die milden Temperaturen von gestern sind wirklich von gestern. Heute kriecht wieder die Ende-Juni-Kälte in alle Ritzen. An Celsiusgraden, etwa 14,5°. Da möchte man sich verkriechen. Aber nein, in der Tagespolitik scheint alles weiterzugehen.

Brexit und kein Ende. Die Menschen stellen sich jetzt Fragen: werden die Löhne zurückgehen? Die Preise hochklettern? Mercedes seine geliebten Kleinautos, und die für die Wohlhabenderen, weiterhin so gut verkaufen können? Was geschieht mit den Zuwanderern, vor allem aus dem abgewählten EU-Ausland? Es wird allseits beruhigt. Zunächst soll nichts geschehen. Dann werden wir sehen. Die Matadore des Referendums, vor allem die "Gewinner", verhalten sich abwartend. Nigel Farage hielt vor dem Europäischen Parlament eine katastrophale Rede, die ausgebuht wurde. Manche nannten sie eine Hitlerrede. Viele waren entsetzt.


Auch Classic FM ist heute nicht gut drauf. Ich bereite mein Frühstück vor, warte auf Stephen Pepper, unseren immer fleißigen Milchmann, mit den Halbliterflaschen. Ab jetzt bekommen wir die Milch semi skimmed vor die Tür gestellt. Halb entfettet, sozusagen. Die Musikmenschen vom Radio können sich heute nicht entscheiden zwischen Tschaikowsky und mir völlig unbekannten Walzerpropheten. William Walton oder so. Mit viel Schwung, aber auch wieder etwas zu viel Schmalz für das triste Wetter. Ich vermeide es, aus dem Fenster zu schauen.

Junger Syrer in Minden/Deutschland findet 150 000 €, titelt der Guardian. In einem Möbelstück, das er erhielt, fand er 50 000 in bar und ein Sparbuch. Er brachte das Geld zur Polizei. Solche Berichte werden auch im etwas deprimierten Brexit-Land mit Jubel und Bewunderung aufgenommen. Doch Europa scheint sehr fern, obwohl der Premierminister versichert, dass man der EU verbunden bleibe.


Classic FM sendet weiter, brabbelt Werbung und schiebt unheilverkündende Wetterprognosen nach, jedoch mit vagen Lichtblicken, bei denen auch die Sonne lobend erwähnt wird. Ralph Vaughan Williams ein außerhalb Englands wohl unbekannter Komponist spielt gerade auf. Seine "aufsteigende Lerche" enthält fast impressionistische Züge. Ich muss ein Banause sein, denn über diesen Komponisten von der Jahrhundertwende von 1800/1900 weiß ich sonst nichts. Der Moderator preist ihn als einen der ganz großen englischen Musikkünstler, mit Opern, Ballett und auch religiöser Musik. Ich muss Cath später fragen, ob sie ihn kennt.

Der Politik sage ich für heute Adieu. Macht euren Kram alleene. Ich trauere über den grauen Himmel.









Dienstag, 28. Juni 2016

Happy B'day. Hoch soll er/sie leben!

Da denkt man an nichts Böses, und dann passiert es: das Telefon klingelt schon morgens um neun. Du nimmst ab, und am anderen Ende singt jemand "Happy Birthday to you". Damit muss man rechnen, sobald der Freudentag wieder einmal angebrochen ist. "Tut mir leid, aber das deutsche Gegenstück fällt mir gerade nicht ein" höre ich sagen. So weit so gut. Wir sagen ja auch oft schon "Sorry" statt "Tut mir leid".



Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. "Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen" hieß es mal als man noch ein Kind war. Oder "Hoch soll er/sie leben...dreimal hoch!". Inzwischen ist das alles so obsolet geworden wie das Jiddische "Tsu Dayn Geburtstog", das Avrom Goldfaden um 1877  schon für eine Operette komponiert hat. Auch das hebräische "Yom Huledet Same'ach" (Happy B'day) war nur der Beginn des jüdischen Beitrags zum Europäischen Song Contest 1999, der dann auf Englisch fortgesungen wurde. Allerdings ohne großen Erfolg. Weltweit wird heute also gehappybirthdayt.

So ist das mit den Geburtstagen. Sie kommen und gehen, bis man selbst geht. Auch das Urheberrecht für Happy Birthday ist endlich gegangen. Ein Gerichtshof in den USA hat dies entschieden, und im Februar 2016 erst wurde der Weg frei für dieses Lied, das bis dahin unter Copyright stand. Doch wen hat dies je gekümmert? Die beiden Schwestern aus Kentucky, Patty und Mildred Hill, die 1893 angeblich die Melodie dazu komponiert haben, hatten allen Grund, denn die eine war eine Kindergartenchefin, die andere spielte Piano und komponierte das Lied "Good Morning to All", das heutige Happy B. Wenn das alles stimmt, dürfen heute auch die Litauer ihr "Su gimimo diena" und die Isländer ihr "Hann(m) Hún(f) á afmaeli í dag" abspielen, ohne vom amerikanischen Copyright belangt zu werden.



Die Queen hat ihren Neunzigsten sicher nicht mit einem banalen Happy-Birthday-to-you-Ständchen begonnen. Und was Litauen betrifft, so weiß ich nicht, wie man mit dem Copyright bisher umgegangen ist.

Exit 
Bei Island besteht zur Zeit überhaupt kein dringender Bedarf an Reformen, denn die isländische Elf hat gerade DAS FUSSBALLSPIEL DES JAHRES gegen England gewonnen und die englischen Fussballopas aus der EM gekickt. Herzlichen Glückwunsch to you!




Montag, 27. Juni 2016

Brexit - wie kommen wir da wieder raus?

Die Phase, wo man darüber witzelt, hat in Europa begonnen, während sie im Land von Monty Python jetzt vorbei zu sein scheint. Vor einer Woche noch hat es genügt, hier im Königreich eine Stunde zuzuhören, um alle Argumente des Für uns Wider auswendig zu kennen. Nachdem das Kind (ein echter Nichtschwimmer) in den Brunnen gefallen ist, fragt sich der Brunnen: Ups, wie konnte das passieren? Holt mich hier raus, denkt das Kind, das schon viel Wasser geschluckt hat. Jetzt benötigt man mindesten 2 Stunden, um zu kapieren, was im Lande so alles gemunkelt wird.


Wir, in dem durch die britische Ausstiegskampagne leicht geschädigten  Deutschland, atmen erleichtert auf, weil  unsere Angie jetzt nicht mehr als eine kontinentale Kriegshetzerin auftreten muss und manche schon einräumen: Merkel mag ja auch was Gutes haben. Und keiner will sie nun gesehen haben, wie sie kleine Kinder frisst. Auch die Besitzer von Ferienhäusern an der Côte d'Azur trauen sich wieder aus ihrer Isolation und schämen sich weniger, in Gallien Foix Gras de Canard zu essen.

Einige der britischen Märchenonkel, die den Brexit propagiert haben, sind merkwürdig still geworden. Die Medien unken bereits, dass man von einigen gar nichts mehr zu hören bekommen wird. Zu sehr haben sie sich aus dem Fenster gelehnt. Auch unsere populär-populistischen Boris Johnsons, Nigel Farages und Michael Goves sind seltsam still geworden. Der Triumph des Sieges scheint ihnen den Magen versaut zu haben. Plötzlich wollen sie keine schnelle Lösung. Auch das Migrantenproblem wird heruntergespielt und, wie gesagt, Merkels Kriegshetze wird jetzt in einem milderen Licht gesehen.


Märchenonkel Boris 
Die kleinlichen patriotischen Eruptionen auf der vulkanfreien Insel haben sich wieder gelegt. Nicht die Größe der Nation wird mehr bejubelt, sondern die Gelackmeierten der unteren Etagen fragen sich jetzt ängstlich, was wird aus uns? Die klassischen Techniken einer unbedachten, rücksichtslosen Verrücktmacherei werden jetzt gut sichtbar, wobei nicht gemachte Versprechen jetzt auch nicht eingehalten werden müssen. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?


Die Ähnlichkeit mit Donald Trump ist rein zufällig 
Jetzt wird gefragt, ob Alexander Boris de Pfeffel Johnson Premier werden will und nur deshalb diesen ganzen Brexit-Zinnober veranstaltet hat. Jetzt hört man ihn sagen, wir müssen Brücken bauen zu denen, die nicht für den Brexit stimmten. Als OB von London hat er Großes geleistet, nämlich den Alkoholkonsum in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten. Immerhin! Jetzt betont uns' Boris, "dass er nicht genug betonen kann, dass wir zu Europa gehören. Das ist ein guter Neuanfang.

Ich kann mir nicht helfen, aber wenn ich an Boris denke, mit seiner windigen Karriere als Journalist, Politiker und Politclown, fühle ich mich zum Blödeln verleitet. Versenkt er sich selbst, oder sorgen  andere dafür? Sollte er im Herbst konservativer Premierminister werden, wird ein Märchen wahr, und die Königin muss ihn zum Lord machen. Klingt gut: Sir Boris! Neunzigjährige Regentin schlägt Boris. Zum Ritter. Ein echter Schlag auf die Schulter! Mich trifft er, der Schlag.








Samstag, 25. Juni 2016

Ein seltsames Volk. Was wollen sie wirklich?

Wenn man in England neu ist, fällt einem so vieles auf, das in keiner Zeitung steht. Gerade haben sie mehrheitlich einen krassen Fehler gemacht und sind aus der EU ausgestiegen. Ob sie das wirklich wollten, ist nicht ganz klar. Die Mehrheit war hauchdünn. Immerhin 28 % sind überhaupt nicht an die Urnen gegangen. Das Land war aber schon vor dem Brexit tief gespalten. Jetzt geht es darum, die Scherben aufzulesen und aus Fehlern zu lernen. Daran wird natürlich auch Europa beteiligt sein müssen.

Can I help you? 
Was auffällt, sind die vielen Behinderten, Gebrechlichen, Alten und Kleinkinder, für die liebevoll alles getan wird, damit sie am normalen Leben teilnehmen können. Gehhilfen, Rollstühle, Fahrstühle,  überall Kinderwagen und  allzeit helfende Hände sind der tägliche Beweis. Wer die Hinauswerfpraktiken in manchen Supermärkten an den Kassen in Deutschland kennt, sobald der Kunde sich der Kassiererin nähert, weiß es hier zu schätzen, dass, ohne Rücksicht auf Zeitverlust, an den Kassen immer wieder freundliche Gespräche mit oft hilflosen Personen geführt werden, die offenbar etwas Zuwendung benötigen. Dann heißt es nur: Sorry, can I help you? Übrigens sagt der Engländer 20mal Sorry am Tag.

Der klassische Egoismus des Autofahrers auf dem europäischen Kontinent ist bekannt. Ich habe es eilig, muss die Spur wechseln, damit ich schneller vorankomme, lasse den Fahrer von links oder rechts nicht in den fließenden Verkehr, denn die Vorfahrt habe ich. Ich kenne viele Länder wo das noch so ist. Ich nenne keine. Im Vereinigten Königreich ist das nicht so. Da hält man an, gibt Zeichen per Lichthupe, bedankt sich mit Handwedel und hupt so gut wie nie. Das macht das Leben auf den überfüllten Straßen erträglich, vielleicht sogar zum Vergnügen.


Sobald es beginnt zu regnen, werden in Europa die Schirme aufgespannt. Ängstliche Damen, die um ihre Frisur bangen, haben für alle Fälle ein Plastikhäubchen in der Handtasche. Hier, in Yorkshire, bläst der Wind. Schirme würden weggeblasen. Also trägt auch die elegante Dame bei Wettergefahr etwas aus Plastik mit sich, das bis über's Knie reicht und Kopf mit Brille hermetisch abschirmt. Dazu kommen oft noch die "Welli's", Gummistiefel, die auch bei modebewussten Trägern nicht verschmäht werden.

Trotz britischem Humor, der manchmal etwas zu subtil sein kann, wird hier über Tittenwitze und andere Gebrechlichkeiten kaum gelacht. Was jedoch als durchaus normal gilt, ist das Anhören von Beethovens Fünfter mit gesalzener Butter auf dem Brot. Tatatataaaa! Butterbrot ist aber nicht das einzige Erwähnenswerte, wenn es ums Essen geht. Die zahlreichen Kochschauen im Fernsehen beweisen es: Der Engländer, vielleicht von der französischen oder indischen Küche etwas traumatisiert, ist längst im 21. Jahrhundert angekommen, was das Kochen betrifft. Es wird alles ausprobiert. Eine hübsche Promiköchin flog neulich allerdings aus einem Kochwettbewerb, weil sie einen tollkühnen Gedanken verwirklichte: als Nachtisch servierte sie einen rosaroten Reispudding,
der so am Boden des Tellers haftete, dass man diesen getrost umdrehen konnte, ohne dass das pinke Ding herunter fiel. Die Farbe des Puddings stammte vom Rotebeetepulver, das die Dame beim Kochen in den Pudding streute. Das war der Jury zuviel. Doch kein böses Wort ob so viel Dreisigkeit.


Essen und Trinken scheint den Briten heute wichtiger, denn je. Auch in den bescheidensten Kneipen kann man auf Angebote treffen, die das Wasser in die Augen treiben. Broccoliquiche with watercresscake,  spinach with squached peanuts and cointreau sauce. So, oder ähnlich kann die "kleine Speisekarte" lauten. Dass die hellgrüne Soße scheinbar zufällig in Tropfenform auf dem Teller prangt, sagt alles über das künstlerische Talent des "Chefs" aus. Auch hier scheint zu gelten, dass man aus Fehlern unglaublich viel lernen kann. Nicht nur in der Politik.



Freitag, 24. Juni 2016

EU Referendum - eine Katastrophe? Great Brit hat Exit gewählt.

Das Pfund hatte bereits über 10% an Wert verloren, als um 20 vor 5 Uhr Londoner Zeit, das Ergebnis feststand. 52 % der Briten wollten gehen, und 48 % verbleiben. Das ist nur begrenzt demokratisch, denn 28 % der Wahlberechtigten haben trotz hoher Beteiligung nicht gewählt. Gestern war das Pfund noch im Aufwind. Jetzt haben wir den niedrigsten Stand seit 30 Jahren.


Nigel Farage, einer der Hauptagitatoren und ein erklärter Feind Europas, sowie ein Hobbylügner, sagte mit Triumph in der Stimme: We've got our country back. Viel ist vorher und bereits nachher dazu gesagt worden. Dass die Briten Angst vor der unkontrollierten Immigration hätten. Dass sie emotional gehandelt hätten. Dass sie vor allem aus Ärger gegen die eigene politische Klasse abgestimmt hätten. Das war reiner Volksmund.

Die arg gebeutelte EU musste dabei nur als Sündenbock herhalten. In Schottland und Nordirland, wo die  Verbleiber die Mehrheit erreichten, wurden schon Konsequenzen angekündigt. Sie fühlen sich der EU verbunden, hieß es. Und David Cameron stellte sich vor die Tür seiner Downing Street No. 10 und kündigte den baldigen Rücktritt an. Er wolle das Schiff lediglich noch in ruhigeres Fahrwasser steuern und nicht mehr der Kapitän sein.


Man kann sich jetzt auf "ruhigere" Turbulenzen einrichten: langwierige Ausstiegsverhandlungen. Bekämpfung der schottischen Austrittsbemühungen. Verhinderung des Zusammenschlusses von Nordirland mit dem irischen Staat, der Mitglied in der EU ist. Wie verhindert man, dass das nicht mehr so eindeutig Vereinigte Königreich zum isolierten Zwergstaat wird? Wer muss den Great Brit Exit ausbaden? Der kleine Mann und die kleine Lady? Wie werden die Erdbeben und Erdrutsche der Innenpolitik ausgehen? Es wird Neuwahlen geben. Die EU wird Härte zeigen müssen und dem Land keine erwähnenswerten Zugeständnisse machen können, denn sie hat mit anderen Problemen zu kämpfen. Wir erwarten also eine eher unruhige Zeit.


Wo ist der Käpt'n? 
Welchen Platz wird Großbritannien in der Welt einnehmen? Hier ist wohl eher Optimismus gefragt. Auch Europa kann um die nun unabhängige Insel keinen Bogen machen. Am besten, man hört wieder etwas ernsthafter auf den Rat der anderen. Etwas Gutes hat diese Katastrophe schon: Das Propagandageschwätz der Brexitfans scheint mit einem Schlag der Vergangenheit anzugehören. Man redet hier wieder miteinander.



Donnerstag, 23. Juni 2016

Harley Davidson. Der Tod des Bikers.

Soviel ist sicher: ich traute meinen Augen nicht, als sie uns entgegenkamen. Wir fuhren hinunter von Haworth nach Keighley, eine Motorradkolonne von mindestens hundert Harley Davidson-Maschinen. Der sofort aufkommende Verdacht, es handle sich um eine Gemeinschaftsaktion der Yorkshire Hells Angels, zerschlug sich sofort wieder. Nein, die Herren mit den Riesenmaschinen fuhren nicht zum Wahllokal, um ihre Stimmen für den Verbleib in der EU gemeinsam abzugeben. Nein, nein und nochmals nein.


Was wir sahen, ist nur im verrückten Vereinigten Königreich möglich, wobei man die Frage stellen muss, ob die neunzigjährige Königin diesen lärmenden Aufmarsch mit einer hochgezogenen königlichen Augenbraue gebilligt hätte. Der Kolonne, von der wir nur ein miserables Foto machen konnten, fuhr eine Maschine mit Seitenwagen voraus. Eine recht ältliche Dame fuhr mit breit ausgelegten Armen das Gefährt. Auf dem Sitz dahinter saß ein alter Knabe, der relativ fröhlich dreinblickte. Auf dem Seitenwagen war ein mit Blumen geschmückter Sarg zu sehen, durch ein Glasdach gegeg eventuellen Regen geschützt. Dahinter ebenfalls ein Motorrad mit Seitenwagen, herrlich geschmückt mit Blumen.



Die nachkommenden Biker trugen fast alle vorschriftsmäßig ihre Helme. Sie müssen weit über die Sechzig hinaus sein, alle trugen heitere Mienen. Eine motorisierte Beerdigung, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Plötzlich überkam uns starke Sympathie für diese alten Kämpen mit ihrem verstorbenen Freund. Als alter Motorradfahrer mit meiner 250er BMW, hätte ich mir eine solche Ehrenbestattung nie vorgestellen können. Ruhe sanft, mein Lieber. Da wo du hingehst, wird weniger Lärm gemacht. Das ist sicher!

Wer kennt es nicht, das freche Enkellied: meine Oma fährt Motorrad ohne Brems und ohne Licht, und der Schutzmann an der Ecke sieht die alte Dame nicht. Das waren noch Zeiten. 

Sehnsucht, Trinksucht, Selbstsucht, Eifersucht, Sucht.

Sie sitzen im Zug, in der U-und Straßenbahn, auf der Parkbank oder zuhause und machen an einem kleinen Ding herum, das sie i-pod, i-pad oder Mobilfon nennen. Ihr Blick ist fixiert auf einen winzigen rechteckigen Bildschirm. Ihr Ansprechverhalten ist gleich null. Das Anfangsalter könnte bei zwei bis vier Jahren liegen. Sie scheinen weggetreten, unansprechbar, in einer anderen Welt hausend, von der sie etwas erwarten, das für sie per Auge, Ohr und Lippen nicht mehr  zugänglich ist. Ihre Sprache ist entsprechend einsilbig und gramatikalisch unvollständig.


Ich hänge irgendwie anders am Netz. In der Öffentlichkeit tippe ich nie irgendwelche Botschaften in das Gerät. Höchstens mal ein dringendes Telefongespräch nach dem Motto: halte Dich kurz! Bei mir sind es Facebook und Bloggs, die mich auf Trapp halten. Anstatt, wie man es vor hundert Jahren noch getan hätte, täglich einmal die Bibel aufzuschlagen, gehe ich morgens als Erstes an den Rechner, und schaue nach, wie mein Blog vom Vortag angekommen ist. Dann gehe ich auf Facebook. Das kann schon etwas dauern, bevor ich da loskomme. Ich verzeichne bei mir ein neues Suchtverhalten, das ich vorher nicht kannte.


Alkohol ist mir ein vertrauter Genosse. Ich liebe ihn in der Form eines Glases Wein. Mehr kann ich mir nicht leisten, weil ich Kopfschmerzen bekomme, wenn es zuviel wird. Bin ich süchtig? Nein. Zigaretten, die ich vor Jahren aufgab, machten mich abhängig. Bis ich das Rauchen wieder los wurde.  Diese Sucht ist sehr zögernd an mir vorüber gegangen. Schlimmer ist es nun, seit wir in England leben, mit Radio Classic FM. Schon frühmorgens: Computer an, Radio an, Classic FM an, denn ich brauche das. Süchtig? Aber, ja!

Diese Classic FM Leute gehen bei ihren Hörern brutal vor. Die gängigsten Musikhits werden unerbittlich und täglich eingespielt. Edward Elgar, der Nationalheld, mit seinem Pomp and Circumstance. Oder das von mir geliebte Warschauer Konzert von Addinsell, das manche schon erschöpft "bloody awful" nannten. Oder Prokofiev, Romeo und Julia. Ich bilde mir ein, solche Ohrwürmer mehrere Male täglich serviert zu bekommen. Dazu gehören natürlich auch Rimsky-Korsakov mit seiner Scheherazade und Igor Strawinsky und der Schwan. Ich höre es immer noch ganz gerne und frage mich, wo da meine Sucht liegen soll. La danse macabre?

Fresssucht, vielleicht, oder Sehnsucht? Ich kann immer noch stundenlang tagträumen. Dann tobe ich meine Sehnsucht voll aus. Vielleicht ist das ursprünglich sehr deutsch, denn ich habe außer dem sehr ungenauen Wort Nostalgie in keiner Sprache etwas Ähnliches gefunden. Dabei ist die Sehnsucht kaum zu umschreiben. Das englische "yearning" oder das "longing for" genügt nicht, um das Gefühl zu schildern. Die Musik oder auch die Malerei können da vielleicht einspringen, doch Sehnsucht bleibt Sehnsucht. Selbst Leonard Bernsteins Gesicht verklärte sich jedesmal, wenn er Gershwin oder Debussy dirigierte. Die Sehnsucht eines träumerischen Musikers.


Flieg, Vogel, flieg! 
Eifersucht kenne ich nicht. Doch die Brexitsucht hat mich immer noch voll im Griff. Bis Morgen früh. Dann ist endlich Schluss damit. Täglich hing ich am Radio oder am Rechner, um den neuesten Stand zu erfahren und mich in diese dämliche Kampagne über den Ausstieg oder Verbleib in der EU
einzumischen. Morgen werden wir erfahren, was der Brite an sich entschieden hat. Ich erwarte ein knappes Ergebnis FÜR DEN VERBLEIB. Immerhin etwas. Diese Brexitsucht bin ich dann für immer los.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Last day before vote. Anyone against it?

I still can't get over it. For months now the Brits were urged to make up their minds, staying IN or moving OUT. However, Britain hasn't changed; Europe hasn't changed; we haven't changed. And those who pretend to have changed seem to want something. Become Prime Minister?  Yes, Boris, you want it. You started lying when you worked as a jounalist in Brussels. Got kicked out by The Times Manager because you lied. Then you worked for The Daily Telegraph, manipulating the European Commission's statements at weekly press conferences. The reputation you then acquired, I can still smell it. It was all alarmingly beyond the truth. Has that changed, Boris?


Look through! 
Journalists become journalists when their professional curiosity (and talent?) motivates them to finding the truth and nothing but the truth. And then write about it. What we hear until the last minute is that we pay 350 million pounds into a monster EU every week, without getting anything back. This is a simple lie. That foreigners take our jobs, migrants suck our NHS empty and that Merkel wants a European Army, all that has been made up to frighten uninformed citizens.


British car industry. 

Ignorance about non British markets caused the disappearance of the British car industry in the Fifties, not European cooperation. The belief in the Monkeys of Gibraltar was then still wishful thinking, np longer reality. Britain is a bit less Great now. This is not the EU's fault. We Europeans now are all a bit less great because of upcoming new realities. Can we ignore this? Together we can be stronger. Not divided, like a 100 years ago. So: Boris Johnson, Michael Gove, Nigel Farage and all the other scaremongers and Eurosceptics have been manipulating public opinion all the time. The consequences can be costly. Who pays for it?


The prize we pay! 
On the other hand, it would be narrowminded to think that the Britsh population, multicultural as it is,    does not understand what is at stake. They do. And they will follow their own intuition and use their  own and well known British common sense which, by the way, we all need in Europe. The last day before the Referendum gives a lot to think about. It is not too late. Is there one reason for a devastating, irrevocable Brexit? 

Dienstag, 21. Juni 2016

Gängelei at its best: Vorsicht ist die Mutter...

Cath bringt gerade ein kleines Päckchen mit Geburtstagskerzchen in Form von Sternchen aus Wachs, mit Docht natürlich, nach Hause. Ihre Mutter hat bald Geburtstag. Ich lese die Sicherheitsvorschriften, die der chinesische Produzent sorgfältig aufgedruckt hat.


Happy Birthday, Mother. 


Happy Birthday Star Candles

Carefully remove product from packaging     -     Produkt sorgfältig aus der Verpackung lösen.

Use under adult supervision only                    -     Nur unter Aufsicht von Erwachsenen benutzen.

Never leave a burning candle unattended        -    Brennende Kerze nie unbewacht lassen.

Burn candle out of reach of children and pets -    Außer Reichweite von Kindern und Haustieren
                                                                               entzünden.
Always leave at least 4cm between burning candles    -    Immer mindestens 4 cm Abstand zwischen                                                                                                                
                                                                                            brennenden Kerzen lassen.
Do not burn candles near anything that can catch fire  -    Kerzen nicht neben Feuergefährlichem
                                                                                            brennen lassen.
Do not place candles in a draught                    -     Kerzen nicht im Luftzug stehen lassen.

Do not move a burning candle                         -     Keine brennende Kerze bewegen.


Ich denke, dass es manchmal ratsam ist, keine brennende Kerze bei einer Geburtstagsfeier zu benutzen. Und der Geburtstagskuchen? Wähle Dein Gäbelchen sorgfältig aus. Lege eine Serviette auf Deinen Schoß. Kratz dich nicht mit der Gabel am Kopf. Schiebe den Kuchen in kleinen Happen in Deinen Mund. Schließe ihn sorgfältig.


Vorsicht beim Gratulieren. Schaue dem Geburtstagskind tief in die Augen. Sage deinen Spruch mit entsprechendem Abstand. Achte sorgfältig darauf, dass der Hund nicht den Kuchen wegschnappt. Rufe die Feuerwehr. Wegen der Kerzen. Lehn dich zurück, wenn man dir einen Stuhl anbietet und du sitzt. Beim Nachhausefahren (ohne Alkohol) achte auf den Linksverkehr und die Anweisungen auf der Straße: Slow down now! Achtung, Überwachungskamera, denn nicht nur die Geschwindigkeit ist manchmal etwas begrenzt.

Wie war der Geburtstag? Mutter war sehr glücklich. Und die Kerzen? Leider vergessen.




                                                                                                                          

    






Hallo, Angelika, wo bleibt der Ullenburg-Wein?

Du weißt, dass wir in Nordengland leben. Ich habe hier noch nie einen Weinberg gesehen, deshalb habe ich mich damit abgefunden, im örtlichen Pub mit Cath gelegentlich ein Bier zu trinken. Das heißt: sie trinkt a pint of Snecklifter, und ich gestatte mir half a pint of some Lager. Wenn ich einen Wein bestelle, ist es immer nur ein kleines Glas, wobei ich hin und her schwanke zwischen australischem Pinot Grigio, afrikanischem Chardonnay und kalifornischem Riesling. Es gibt auch manchmal einen chilenischen Rioja Blanco. Meine Begeisterung für solche gutgemeinten Gewächse hält sich in engen Grenzen, wie Du Dir denken kannst.


Deshalb hoffe ich, dass mein Notschrei nicht ungehört verhallt. Wir haben gerade noch ein paar Flaschen von Eurem Ullenburg Spätburgunder, den wir aus Verzweiflung über den möglichen britischen EU-Ausstieg in zwei Tagen noch schnell austrinken müssen, damit er nicht den räuberisch umherziehenden Banden zum Opfer fällt. Was ist Baden doch für ein friedliches Anbaugebiet.


Wir haben schon lange begonnen, mit unseren Tiergartener Weinresten geizig umzugehen, denn unsere britischen Verwandten sind längst Ullenburg-süchtig. Wenn sie uns besuchen, wandern ihre Blicke sehnsüchtig in Richtung "Wo er versteckt ist". Das hilft wenig, denn die Bestände sind geschrumpft. Um endlich zum Punkt zu gelangen: wir werden erst im kommenden Dezember wieder mit dem Auto in unsere badische Heimat kommen. Bis dahin können wir nicht nach dem Roten, dem Weißen und dem rosaroten "Angelika-und-Martin-Kimmig-Wein" schmachten. Also, was tun?


Seit es die Post gibt, von Thurn und Taxis im 16. Jahrhundert kutschenmäßig ins Leben gerufen, wissen wir genau, was zu tun ist. Das hat mit Prinzessin Gloria (die mit den Frisuren) nichts zu tun. Wir bestellen telefonisch und warten dann darauf, dass unser Postbote hier in Haworth anklopft und mit Leidensblick einige Kisten Eures guten Weines vor die Tür stellt. In dieser Hoffnung setze ich meinen Notruf ab.   

Montag, 20. Juni 2016

Reject hate, move towards cooperation...whatever your nationality

It's referendum week in the UK and everyone - including non British citizens - is caught in a web of confusion and negativity. Germans like me are caught up in it too...but do we have a right? Nazi terror in Germany came to an end 70 years ago, thanks to the united forces of some allied countries, including the then very Great Britain. Germany was then divided, the Western half trying successfully to practise democratic rules, East Germany being the baddies under Soviet control. Meanwhile former enemies like France, UK, USA, and all the others, reluctantly become friends. Germany sought to become closer to others again through international involvement in the Council of Europe, the European Union, Nato, and the European Space Agency, just to name a few. The United Kingdom, a monarchy leading  the Commonwealth, is a founding member of all of them, including the OSCE, the Organisation for Security and Cooperation in Europe.


I had the privilege to work for two of them, my wife for three. So I can claim to know what I am talking about. I discussed with Prime and other Ministers, Parliamentarians and loads of civil servants, both national and international. One of the first principles of cooperation in Europe I came across was fairness, respect and curiosity for other cultures and opinions. And sometimes, competence. My beloved wife is from Yorkshire. We worked and lived in several European countries (Switzerland, Cyprus, Belgium, France, Germany and Austria) before settling down not far from Leeds. Learning mainly from media in Germany and the UK, I realise that there is a global approach to everything. And a national one: "Germany, Buyer spends more than € 600 000 at Nazi memorabilia auction", headlines The Guardian. The same paper also says: "Brexit would make Britain the world's most hated nation".

We've got used to all sorts of accusations, attacks, lies and simulations during the Referendum trauma, the country is exposed to until the 23rd of June. Hate speech is used where sober politicians were normally used to practise moderate language. Farage accuses Cameron, Boris Johnson (but not only) is said to tell lies and to make up stories (like he did when he worked in Brussels as a young journalist), Michael Gove, another Brexiteer, shudders when he sees Farage's "migrant" poster. Aren't we reaching a dangerous state of mind, if we take all that seriously? We are already confused.


One of the Forefathers. 
Yes, there was probably an auction of Nazi memorabilia somewhere in Germany. What could be the meaning of that in the actual British context? Surely facing these problems together makes more sense? We are all facing the same problems:  migration  (there is more than a million of them in Germany), the environment (we all share that), the costs of cooperation (we all pay), the control of borders (UK has mainly water around islands), the unemployment in our countries (whose fault is this?) and the general feeling that Brussels is permanently exploiting citizens (and that we can change,  if there is a common will). The problem however is, that we are not sufficiently informed about the details. Politicians and the media seem to play a strange game at present. "Battle of the Bastards", Game of Thrones? We are quite confused and would like to see more respect for the poor people who have to vote without knowing what it is all about.

The Germans, like most of the other EU countries, do NOT want to patronise Britain. Why should they? They want Britain to stay in the Union. That was UK's original option. Even Général de Gaulle had to accept it in the end. The strength of Europe lies in unity and cooperation, not division. It's not too late for the tone to change, says The Guardian, one of the world's best newspapers. BUT IT IS VERY LATE! So, let's become reasonable again and LET'S STAY.         

Heruntergekommene Kühe, 15 Meter entfernt.

Das muss erklärt werden. An unser Haus in Haworth, West-Yorkshire, grenzt eine Weidefläche, die sich hinauf bis über einen Hügel zieht. Ganz oben, sozusagen am Grat, stehen sie schon lange. Eigentlich seit der Frühling eingekehrt ist. Wunderschöne, schwarzweiß gefleckte Kühe, vielleicht zwei Dutzend. Am bergigen Horizont grasen sie sich allmählich den Berg hinunter, streng darauf achtend, dass sie uns nicht zu nahe kommen, denn ihre Ställe liegen unsichtbar hinter dem Hügel, wo sie abends wohl mit vollen Mägen und Eutern wieder zurück müssen.


Wenn hier das Wetter aufhellt und die Sonne ihr freundliches Spiel treibt, werden "unsere" Kühe wagemutig. sie schlendern schwergewichtig äsend auf und ab, als gälte es, sich ein Stück Terrain zu sichern. Wir beobachten das mit Wohlwollen und wohl wissend, dass eine Yorkshire Mauer unser Gelände wiesenseitig vor kuhmäßigen Übergriffen schützt. Doch beträgt die Entfernung zur Mauer höchstens 15 Meter.

Es ist schon seltsam, dass wir nicht selbst melken können. Das wäre Kuhsaftklauerei. Der Besitzer dieser schönen Tiere würde uns etwas husten, täten wir das. Dafür haben wir einen allerliebsten Milchmann, der uns alle zwei Tage zwei Flaschen Milch von der besten Art vor die Tür stellt. Seine Kühe müssen ganz woanders zuhause sein, denke ich mal.


Was wir schon lange freudig befürchtet hatten, ist nun eingetreten. Unsere Kühe sind den ganzen Hügel herunter gekommen um an unserer Mauer herum zu grasen. Dabei schrecken sie auch nicht vor der bekannten Wiederkäuerei  zurück. Kuh bleibt eben Kuh. Wir beobachten sie durch ein winziges Fenster aus dem oberen Stock. Da kann man ihre schönen dunklen Augen sehen. Welch ein Glück!


Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes (das ist auch in England so) und um die Privatsphäre der Tiere zu wahren, verzichten wir hier auf eine Großaufnahme der grasenden Tiere. Im Ernst: Unsere Kühe sind vor ein paar Tagen hinter dem Berg verschwunden und haben sich nicht mehr sehen lassen. Doch jetzt, all of a sudden, sind sie wieder da. 

Unfug mit der Erotik? Das Schniedelmuseum in Island.

Ist man erotomanisch-depressiv, wenn man sich Gedanken über sein eigenes Geschlecht macht? Das gesammelte männliche Teil begegnete mir ganz konkret beim Besuch des wohl einzigen phallologischen Museums der Welt in Reykjavik. Ich war mit Cath vor drei Jahren dort. Der Zufall und die Neugier hatte uns in dieses Haus geführt, in dem damals 217 Phallen und Phallenteile von Wasser- und Landsäugetieren auf Besucher warteten. Ja, der Pimmel des Homo Sapiens gehört auch dazu. Das kann man nicht leugnen.


Dieses Tabu muss nicht mehr durchbrochen werden. 
Ich hatte darüber gebloggt in wolfgangundsoweiter.blogspot.com und eine Freud'sche(?) Fehlhandlung hingelegt, die sich gewaschen hat. Das Prunkstück der Ausstellung war nämlich eine versilberte, erigierte Aufreihung von Schniedeln isländischer Männer. Ich hielt sie für die Abdrucke, gespendet von der isländischen Fussballmanschaft, die seither unsere volle Bewunderung genoss. Zu meinem Entsetzen musste ich jedoch feststellen, dass es sich hier nicht um die Fuss- sondern um die Handballer handelt, während Cath immer steif behauptete, sie hätte die Geschlechtsteile selbstverständlich für die der Hockeymannschaft gehalten. Wie schön, dass das isländische Fussballteam zur Zeit bei der EM in Frankreich so erfolgreich ist und schon zweimal mit Unentschieden gewonnen hat. Das stärkt die Virilität. Fussballernde Frauen können da nicht mithalten.


Abstrakte Darstellung der Gliedes auf rundem Sockel 
Wer den Peniskult von Reykjavik wissenschaftlich betrachtet, muss zu dem Schluss kommen, 1. dass es immer noch kein Museum für die entsprechenden Frauenteile gibt. So etwas könnte leicht in den USA angesiedelt werden, sozusagen als dringende Mahnung an Donald Trump, es mit der Frauenverachtung nicht auf die Spitze zu treiben, und 2. dass die Frauen dabei sind, die Welt zu erobern und den Männern den Schneid abzukaufen. Schließlich steuern die USA auf eine weibliche Präsidentschaft zu, und 3. dass die Frauen mit diesem ganzen Geschlechtskram viel besser umgehen können als die Männer, die in jungen Jahren vor Testosteron kaum aus den Augen schauen können und, wenn sie alt sind, vergessen, wie sie einst drauf waren.


Sonntag, 19. Juni 2016

Brexit, why is it so awful?

The campaign has resumed again. A friend of mine, a German journalist (like me), who lives half in Scotland and half in Germany, recently wrote about the names he is given by Brexiteeres when  speaking in favour of Remain. It is heartbreaking to see how poisonous this conflict about something that's supposed to be wholeheartedly democratic has develloped. Idiot, fool, and the whole range of  verbal nastinesses, the Brexit campaign may imagine, is listed. He congratulated himself, however, for not yet having been called a Nazi. What an achievement!


German X-mas decoration. 
I quote some recent headlines in British papers: Jo Cox gave her life for democracy. And: There's something un-British about our response to Orlando and Jo Cox. And: Nigel Farage, one of the most disturbing agitators of this campaign, said: I am a victim of political hatred. Poor Farage, you disserve better! Maybe a pic of Anders Breivik (Norwegian and mass murderer) showing his inner Nazi? Sorry, one sees where this campaign leads to. Farage was seen on a poster with numerous migrants he wishes to go back.  Even his co-Brexiteer Michael Gove said that this poster made him shudder. Did I discover some irruption of fair play?


Breivik 
An other significant quote as it seems: we are adopting the nastiness of American politics in our own system, says The Independent, meaning a certain Donald Trump. I summarize: un-British nastiness and political hatred against migrants? I must have misunderstood something. So, why does everything related to truth, honesty, peace, humanity, hospitality etc. at present gets discredited left and right? As a German living in Yorkshire I only hope that I'll happily wake up from a dream which looks very much like a nightmare. And Angela Merkel, who has already distroyed Greece and Turkey, does not achieve her plans to chase Great Britain out of Paradise.


German X-mas decoration 




     

Freitag, 17. Juni 2016

Yorkshire Tagebuch - 11 - Cox, Merkel und Brexit.

Es regnet. Das Land trauert und kämpft gegen was eigentlich? Eine beliebte Unterhausabgeordnete wurde gestern in unserer Nähe, in Birstall, Yorkshire, auf der Straße ermordet. Ganz Großbritannien ist verständlicherweise außer Fassung. Jo Cox war Labour-Abgeordnete mit 2 Kindern, offenbar immer aufgeschlossen und hilfsbereit. Man fragt sich, warum? Die Labourpartei hat im Internet ein Kondolenzbuch aufgelegt, um den Überblick über die Mittrauernden nicht zu verlieren. So ist das heute. Eine übergroße Fülle an Informationen zirkuliert, ohne, dass man Einzelheiten über die Motive  des Mörders hätte. Armes England!


Die Ratlosigkeit wird verglichen mit den Morden in Orlando/Florida, wo ein junger Mann mit Vorbedacht 49 Menschen umbrachte und man sich ebenfalls fragen muss, warum? Die Radikalen im Land sehen sich bestätigt: die Muslime sind schuld, denn der Mörder ist ein US-Amerikaner, aber ein Muslim, der Homosexuelle hasst(?). Ein Gutmensch darf deshalb Waffen besitzen. Und der sagenumwobene Donald Trump kann seinen Senf dazu geben. Natürlich waffenfreundlich und homofeindlich. Armes Amerika!

Zwischendurch eine gute Nachricht: Das Kaffeetrinken soll weniger schädlich sein als gedacht.


In Deutschland hat ein Gericht einen der letzten Nazis zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er indirekt bei der Ermordung von Hunderttausenden von Juden in Auschwitz beteiligt war. Das SS-Unschuldslamm ist 94 und konnte nicht alles ableugnen, zumal noch ein paar Auschwitzüberlebende im Gerichtssaal anwesend waren. Fünf Jahre für Reinhold Hanning ist wenig. Was macht man mit der Empörung? Der Trauer? Er ist ein alter Mann, der die 5 Jahre kaum überleben wird, aber was machen die Überlebenden mit Hannings jahrelangem Leben in Freiheit? Meines Wissens hat die AfD dazu noch keine Stellung genommen. Armes Deutschland!

Zwischendurch noch eine schlechte Nachricht: die Fussballeuropameisterschaft in Frankreich scheint ein Gemetzel zwischen den Anhängern einzelner Mannschaften zu werden. Wo sind die rein sportlichen Auseinandersetzungen geblieben? Brauchen wir Ersatzkriege? Mutti Merkel soll zu Mäßigung gemahnt haben. Wäre es nicht besser, nur noch Frauen(mann)schaffen spielen zu lassen? Armes Europa!

Bis zum Referendum über den EU-Austritt am 23. Juni ist noch alles denkbar. Der Economist titelt: "Divided we fall". Gespalten wird Europa fallen. Die Hinterhältigkeit des Für-und-Wider hat den Ernst der Lage total verdunkelt. Wenn Großbritannien aussteigt, wird ein ungeheurer Schaden für Politik und Wirtschaft entstehen, sagt der Economist. Doch die Zeichen stehen eher schlecht. Viele wollen raus und wissen nicht, warum.

Es regnet hier, und in Europa sieht es auch nicht viel besser. Wer wird Meister im Fussball? Ist das nicht ziemlich egal? Wir Armen!

Ukulele in Bradford.

Bradford hat es uns angetan. Cath hat trotz biblischen Alters (ich übertreibe stark) die Uni von Bradford für sich entdeckt, will dort Friedensforschung betreiben. Ich bin dem deutschen Viertel von Bradford verfallen, über das es ein neues Buch gibt: Little Germany, A History of Bradford's Germans von Susan Duxbury-Neumann. Und jetzt noch das: Das Ukulele Orchestra of Great Britain gastierte hier.

Für mich war die Sache ganz einfach: ein Mandolinenorchester bittet zu Gast. Im Alhambra Theater. Doch als ich die Instrumente sah, die die sieben Musikanten auf die Bühne brachten, ging mir ein Licht auf. Ukulele heißt auf Deutsch auch Ukulele. Diese Violinen-Mandolinen-Instrumente sind nichts rein Europäisches. Das Konzert war fabelhaft, intelligent und höchst unterhaltsam. Es begann mit einem Stück mit Gesang, bei dem das Wort Waikiki vorkam. Von Anfang an gab es rasanten Schwung mit humoristischen Einlagen. Am Ende hieß es: Off we go. Ich verzichte darauf, weiter auf das Musikalische einzugehen. Das Orchester ist in den besten Jahren und wird ganz sicher wieder einmal in Deutschland gastieren. Dort haben sie ein Stück gespielt, etwa so: ach wäre ich König von Deutschland.

=Ukulele-Begabungen 

Man muss die Virtuosität dieser Band betonen. Fünf Männer und zwei Frauen zeigen ihre musikalische Begabung, den Rhythmus und Schwung, den man in einem "normalen" Orchester vergeblich sucht. Ihre Instrumente muten seltsam an. Angst wurde uns, als etwas von Karlheinz Stockhausen angekündigt wurde. Wir befürchteten, das Quartett für vier Helikopter würde nun über uns hereinbrechen. Doch es war nur ein Scherz, und der angebliche Stockhausen war ebenfalls ein Beweis ihres großartigen Könnens.



Also, das Ukulele stammt aus Hawaii. Ursprünglich von portugiesischen Einwanderern von den Azoren oder aus Madeira als ein gitarrenähnliches Instrument eingeführt und auf Hawaii adaptiert. Es gibt hundert Arten, das Ukulele zu spielen, denn es beherrscht Dutzende von Akkorden. Die vier Darm-oder Kunstsaiten können allerdings auch ungeheure Fingerschmerzen verursachen. Das Instrument hat sich im 2o. Jahrhundert erst richtig durchgesetzt. John Lennon und Elvis Presley liebten es. Es gibt Konzert-, Sopran-, Tenor- und Bariton-Ukulelen. Was will man mehr? Wir werden auf alle Fälle, sobald das Orchester wieder auftaucht, egal, wo, wieder dabei sein. Music at its best.

Donnerstag, 16. Juni 2016

Lesbische Liebe in Manchester: The Night Watch.

Manchester ist auch eine aufregende Theaterstadt. Cath hatte das Buch THE NIGHT WATCH gelesen und das Foto der Autorin auf der Titelseite gesehen. Es erschien 2006 und wurde sofort ein Geheimtyp für die mutige Darstellung einer lesbischen Liebe im kriegsgeplagten und heftig zerstörten London. Sarah Waters, The Night Watch, ein autobiografischer Roman. Die Nachtwache, wird als Bühnenstück im Royal Exchange Theatre mit Erfolg aufgeführt.


Das Theater ist ein Rundbau. Wir saßen direkt an der Bühne, die sich um ihre Achse drehte.  Der Anfang des Stückes ist verwirrend. Am sich drehenden Rand der Rundbühne stehen dunkle Gestalten verschiedenen Geschlechts, die offensichtlich die Vierziger Jahre in London unter dem nazi-deutschen Bombenhagel erleben. Sirenengeheul, zerberstende Scheiben sind zu hören und überall steigt Rauch auf. Rückblicke und Parallelhandlungen zeigen allmählich, wie eine komplizierte Liebe zwischen zwei, dann drei, Frauen entsteht, wobei das Nachtwache haltende, uniformierte  Mädchen zur Heldin wird, weil sie Leben rettet. Die Heldin verliebt sich jedoch, sozusagen, im Bombenhagel.  Auch eine tragische Homo-Beziehung spielt eine Rolle in diesem gewagten Stück.

Die Liebe zwischen Frauen - das ist das Verwegene der Autorin Sarah Waters - wird zu einer natürlichen Beziehung wie sie Mann und Frau kennen. Nur, dass das Glück eines Heteropaares sich ganz ohne gesellschaftsbezogene Quälereien entwickeln kann. Es wird kein moralischer Maßstab angelegt, auch wenn Nationalität, Hautfarbe, Alter oder Religion unterschiedlich sein können. Bei der lesbischen Liebesbeziehung scheint immer noch vieles auf eine Verarbeitung zu warten. Es fehlt die Selbstverständlichkeit. Hierüber wird der Stab noch am schnellsten gebrochen.


Als das Stück zu Ende war, schaute Cath in die Reihe hinter uns und sagte zu einer unscheinbaren Dame: Sie sehen aus wie Sarah Waters. Die Antwort kam sofort: Ich bin Sarah Waters. Wir konnten herzlich gratulieren und uns über dieses seltene Theatererlebnis noch mehr freuen.   

Mittwoch, 15. Juni 2016

Der Engländer an sich. Das sieht zur Zeit böse aus.

Ich dachte immer, der Engländer sei leicht zu erfassen. Der Mann ein Gentleman, die Frau eine Lady. Dem ist nicht so. Ich lebe hier in Yorkshire, wo man stolz darauf ist, ein Yorkshirerer zu sein, deren Sprache keiner versteht. Aus Jux und Dollerei sagen sie zum Abendessen "tea", um Nachtisch Pudding, auch wenn es eine Vanillesoße ist, und zum Mittagessen Dinner. What do we have for tea? bedeutet dann, was essen wir zu Abend? Zur Zeit ist es besser, sich einem Engländer nicht als Zugereister oder gar EU-Bürger zu outen. Es könnte sein, dass eine wie eine richtige Dame aussehende Person, entgegen ihrer Kinderschuhe unmutig bäffzt: go away! We don't want to have you here! Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, muss gesagt werden, dass es mir hier noch nicht passiert ist. Im Gegenteil. Viele sind trotz allem freundlich geblieben.


Es herrscht im Lande die sogenannte Brexit-Angst, wobei das Wort Angst ein Lehnwort aus dem Deutschen ist. Das hat viele Gründe. Die britische Gleichmut ist donnerschlächtig ins Wanken geraten. Während der sprichwörtliche Brite früher durch nichts zu erschüttern war,  fällt ihm jetzt vieles auf den Geist, was vermutlich durch den europäischen Kontinent verursacht wurde. Die Splendid Isolation scheint nicht mehr zu der künstlichen Nähe zu passen, die Brüssel stellvertretend für die EU-Länder verantworten zu haben scheint.

Ich erinnere mich, wie wenig der Brite-an-sich sich für Europa zu interessieren schien. Jetzt bekommt er täglich gesagt, wieviele Milliarden er als Mitglied der EU in diese hineinpumpt, ohne etwas zurück zu erhalten. Dabei strömen Millionen von EU-Ausländern als illegale Arbeitskräfte in das Land und raffen den eigenen Leuten die Arbeitsplätze weg. Und das beste Gesundheitssystem der Welt wird gerade von innen ausgehöhlt, da jede ärztliche Behandlung kostenlos ist. Schlimmer noch: wir sind nicht mehr Herr im eigenen Land, weil wir unsere Grenzen nicht mehr kontrollieren dürfen. Und Brüssel macht uns immer mehr Vorschriften, die wir nicht beeinflussen können. Angela Merkel könnte in einem Anfall von Größenwahn die Macht in Europa übernehmen. All das wollen wir nicht.


Diesen und ähnlichen Unsinn bekommt man hier zu hören. Kein Wunder, dass der Brite-an-sich anfängt, sich zu fürchten. Andere haben von der ständigen Gehirnwäsche durch die Austrittsbefürworter die Nase voll. Man weiß nicht genug über die europäischen Zusammenhänge, die ja alles andere als ideal sind, und lässt sich von einigen Lügenbaronen jeden Bären aufbinden. Hauptsache, der Bürger entscheidet sich am 23. Juni über den Austritt oder den Verbleib. Inzwischen wird die permanente Debatte immer unbritischer, das Fair Play wird durch lügenhafte Äußerungen ersetzt. Der UKIP-Führer Nigel Farage und der ehemalige OB von London, Boris Johnson, sind die Rädelsführer, die ihr Land in diese Angst versetzen. Ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Angstmacherei (scaremongering) sorgt bei normalen Bürgern für Orientierungslosigkeit, wie man sie noch nie erlebt hat.


Die Ursachen sind vielfältig und zweideutig. Der langsame Verlust der Kolonien. Die Reduzierung des Vereinigten Königreiches auf etwas weniger Vereintes, mit Schottland als Absprungkandidat, Nordirland als unsicherer Teil der irischen Insel. Wales, das London nicht gerade zu lieben scheint. Und dann, neben wirtschaftlichen Problemen auch noch die befürchtete Bevormundung durch die Europäische Union. Das alles bedeutet Krise. Vielleicht die größte, in der sich dieses Land je befunden hat. Das Selbstbewusstsein der Briten wankt.

Die Königin und die königliche Familie mussten sich natürlich mit Meinungen zum Referendum zurückhalten. Obwohl viele Staatsoberhäupter und Regierungschefs in der Welt sich dringend für den Verbleib einsetzen, kann die prekäre Abstimmungslage weiter umkippen. Dann ist es um den britischen Menschenverstand geschehen. Dabei wollen einige nur ihr persönliches Süppchen kochen, wie so oft in der Politik. Dieser Boris Johnson will Premierminister werden. Zusammen mit einem gefürchteten USamerikanischen Präsidenten namens Trump wäre das die Weltkatastrophe unseres Jahrhunderts. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Wähler im letzten Augenblick noch aufraffen, den verrückt gewordenen Ausstiegshetzern zu zeigen wo der Hammer hängt.


Auch die Ausschreitungen der britischen Fussballhooligans während der begonnenen EM in Frankreich ist ein Indiz dafür, dass sich England gerade sehr unwohl fühlt. Vielleicht wird aber beim Auslöffeln dieser scharfen Suppe die Temperatur noch etwas abgekühlt, damit die Engländer endlich wieder ruhig schlafen können. Der historische 23. Juni 2016 wird es zeigen.