Donnerstag, 23. Juni 2016

Harley Davidson. Der Tod des Bikers.

Soviel ist sicher: ich traute meinen Augen nicht, als sie uns entgegenkamen. Wir fuhren hinunter von Haworth nach Keighley, eine Motorradkolonne von mindestens hundert Harley Davidson-Maschinen. Der sofort aufkommende Verdacht, es handle sich um eine Gemeinschaftsaktion der Yorkshire Hells Angels, zerschlug sich sofort wieder. Nein, die Herren mit den Riesenmaschinen fuhren nicht zum Wahllokal, um ihre Stimmen für den Verbleib in der EU gemeinsam abzugeben. Nein, nein und nochmals nein.


Was wir sahen, ist nur im verrückten Vereinigten Königreich möglich, wobei man die Frage stellen muss, ob die neunzigjährige Königin diesen lärmenden Aufmarsch mit einer hochgezogenen königlichen Augenbraue gebilligt hätte. Der Kolonne, von der wir nur ein miserables Foto machen konnten, fuhr eine Maschine mit Seitenwagen voraus. Eine recht ältliche Dame fuhr mit breit ausgelegten Armen das Gefährt. Auf dem Sitz dahinter saß ein alter Knabe, der relativ fröhlich dreinblickte. Auf dem Seitenwagen war ein mit Blumen geschmückter Sarg zu sehen, durch ein Glasdach gegeg eventuellen Regen geschützt. Dahinter ebenfalls ein Motorrad mit Seitenwagen, herrlich geschmückt mit Blumen.



Die nachkommenden Biker trugen fast alle vorschriftsmäßig ihre Helme. Sie müssen weit über die Sechzig hinaus sein, alle trugen heitere Mienen. Eine motorisierte Beerdigung, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Plötzlich überkam uns starke Sympathie für diese alten Kämpen mit ihrem verstorbenen Freund. Als alter Motorradfahrer mit meiner 250er BMW, hätte ich mir eine solche Ehrenbestattung nie vorgestellen können. Ruhe sanft, mein Lieber. Da wo du hingehst, wird weniger Lärm gemacht. Das ist sicher!

Wer kennt es nicht, das freche Enkellied: meine Oma fährt Motorrad ohne Brems und ohne Licht, und der Schutzmann an der Ecke sieht die alte Dame nicht. Das waren noch Zeiten. 

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