Mittwoch, 30. April 2014

Wenn der Hund den Schwanz einzieht......

kriegt er es mit der Angst zu tun. Er verliert sein Selbstvertrauen und schleicht sich. Sprache kann so verräterisch sein, vieldeutig und präzise zugleich. Männer bellen nicht, sie beißen gewöhnlich auch nicht. Dennoch fühlen sie sich stark. Manche überschätzen sich. Der Aufbau ihrer Muskulatur, die leichte Überragung der Frau, die vielleicht durch hohe Absätze etwas, aber nicht alles, kompensieren kann, die Saga von der größeren Hirnmasse, haben  auch zur männlichen Überlegenheit in der Gesellschaft geführt. Immer noch haben wir sie: Bankdirektoren, Generäle, Priester, Chefärzte, Polizeipräsidenten und Lokführer beweisen es. In manchen Bereichen müssen Frauen sehr strampeln, um die Augenhöhe mit dem Mann zu schaffen. Weniger verdienen gehört dann als Geschlechtsmerkmal dazu.


Es mag Männer geben, die mit alledem nichts zu tun haben. Die sogar ehrlich überzeugt sind, dass Frauen systematisch gestützt und gefördert werden müssen. Aber mal ehrlich: das dauert doch alles viel zu lange. Hätten die Männer mehr Vertrauen zu sich selbst, könnten sie die Frage der Gleichstellung lösen helfen. Die Rollenverteilung ist einfach unwürdig. Frauen haben hübsch und gepflegt zu sein und den Mund zu halten. Männer können immer noch ohne Deo und frisch gewaschene Unterhosen etwas hermachen. Sie verdienen mehr, auch wenn frühe Glatzen dem einen oder anderen Kummer bereiten. Manche finden das sogar schick.

Der Mann
Wir Männer müssen uns bewegen. Wer einen typisch männlichen Beruf ausübt, ist besonders gefragt. Aber die Politiker, die sich so viel Zeit lassen mit dem Aufräumen von ungelösten Problemen, sollten  von den hellsichtigeren unter den Männern in die Mangel genommen werden, damit sie sich bewegen. Wer den Schwanz einzieht, hat schon verloren. Das gilt vor allem für das starke Geschlecht. Frauen haben andere Waffen zur Verfügung. Warum treffen wir uns nicht endlich in der Mitte? Es gibt doch schon genug Frauen, die den Weg in die richtige Richtung weisen, weil sie es geschafft haben.








Dienstag, 29. April 2014

Aufgepasst! NSA is only an appetizer

Bevor ich darauf zu sprechen komme, muss ich eine Episode in meinem Leben preisgeben. Aber keine Angst: das Internet kennt das alles schon. Als es noch keine Mobiltelefone gab, bewarb ich mich heimlich von Paris aus um eine neue Stelle in Frankreich. Für den Tag meiner schriftlichen Bewerbung, die ich geheimhalten wollte, hatte ich mich krank gemeldet. Meine Bewerbung war erfolgreich, jedoch wusste der Personalchef meiner Arbeitsstelle sofort von dieser Bewerbung, weil beide Personalabteilungen brüderlich zusammengearbeitet hatten. Das hatte mit Spionage noch nicht viel zu tun.

Heute sind fast 3 Milliarden Menschen im Internet zugange, von denen die meisten eine gängige Sprache, wie Englisch, Russisch, Deutsch, Französisch, Chinesisch oder Spanisch verstehen. Als leidenschaftlicher Blogger, der seine Muttersprache liebt, aber auch mit anderen Sprachen zurechtkommt, äußere ich mich meist auf Deutsch. Zu meiner Freude habe ich immer wieder Leser aus etwa 30 verschiedenen Ländern. Dazu gehören Deutschland, Österreich, die USA, Frankreich, Großbritannien, die Schweiz und Russland, aber auch mal Indien, Israel, China oder Algerien. Wenn ich also ein Blog um 10 Uhr vormittags mitteleuropäischer Zeit ins Internet schicke, kann ich normalerweise erst gegen Nachmittag mit amerikanischen oder kanadischen Lesern rechnen, denn 10 Uhr morgens ist in den USA vermutlich zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens. Meine normalen Leser, so will ich mal annehmen, schlafen da noch.


Um herauszufinden, ob etwa die NSA oder ähnliche Internetabschöpfer meine Blogs systematisch abrufen, muss ich also bei denen morgens um 2 oder 3 Uhr ankommen. Wenn dann meine Statistik sagt: ein Klick aus USA, und das, bei mehreren Blogs hintereinander, und mit Schlüsselwörtern wie NSA, USA, Spionage im Titel, dann bin ich inzwischen überzeugt, abgeschöpft zu werden. Wenn ich das Experiment mit den entsprechenden Zeiten mit Israel, Indien, Russland, oder ähnlich  aufschlussreichen Schlüsselwörtern im Titel mache, und diese Länder sofort (und nur einmalig) als Leser auftauchen, stehen die Chancen gut, dass auch sie über ähnliche Abschöpfmethoden verfügen. Für manche Länder geht es natürlich nicht, denn in England oder Frankreich kann es sich lediglich um schlaflose Fans von mir handeln, wenn um 3 Uhr morgens gelesen wird, denn ich gehe doch nicht um 3 Uhr Ortszeit ins Internet. Muss ich jetzt annehmen, ich sei hysterisch? Leide ich unter Verfolgungswahn? Darauf kann ich nur antworten, dass ich ein relativ furchtloser Mensch bin.


Bei einem Weltkongress über die Vorhersagen George Orwells, der im Jahr 1984 in Straßburg stattfand, und für den ich einen Dokumentarfilm mit Interviews drehte, zeigte ich einen Botschafter aus Skandinavien, der total überzeugt ausrief: "In this part of the World" - ich übersetze - "zum Glück können wir sagen (1984), dass Orwells Prophezeihungen in diesem Teil der Welt nicht eingetretetn sind". Ich hoffe, dass dieser diplomatische Futurist, der wohl damals an die Sowjetunion und ihre Gulags gedacht haben muss, noch am Leben ist, um die überwältigenden Spionagemöglichkeiten des Internets selbst kennen zu lernen. Am Ende dieses Films sagte ich damals schon: "Schön und gut, aber: Big Brother is watching you". Heute weiß das Netz, ob wir zum Frühstück ein gekochtes Ei oder Croissants essen, ob wir neben der Partnerin noch weitere Gespielinnen am Laufen haben, und ob wir der katholischen Kirche gewogen sind oder vielleicht selbst pädophile Neigungen haben. Und vieles mehr. Wir müssen dagegen ankämpfen, sonst bereuen wir unsere phlegmatische Großzügigkeit. Was NSA tut, ist nur die bürokratische Spitze eines Eisbergs, der uns allmählich eiskalt erstarren lässt.*

* Nachtrag: der Blog ging kurz vor 11Uhr MEZ ins Netz. Sofort hatte ich zwei Klicks aus USA, sozusagen, mitten in der US-Nacht.




Samstag, 26. April 2014

Glück und Glas, wie leicht bricht das?

Wenn dieses Sprichwort nicht von Schiller oder Goethe ist, weiß ich auch nicht weiter. Es hat immer noch Gültigkeit. Gestern ist es gebrochen, das Glas. Es war sauteuer, wir hatten nur zwei davon gekauft: Sektgläser, im Stil von Friedensreich Hundertwasser bemalt. Es ist wie in der Liebe: man  fürchtet, sie könnte einmal schwinden. Bei Gläsern hat man es in der Hand. Doch wer nicht aufpasst, lässt es fallen. In meinem Fall wurde es aus Freude über die Heimkunft meiner Cath aus Kiew, am späten Abend, gefüllt. Dann fiel mir meines aus der Hand.
                                                           
                                                              Wie ist es doch toll,
                                          wie ist es doch schwer,
                                          wenn Gläser halb voll, 
                                          dann wieder halb leer.

Ein echter Hundertwasser

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Unser Glück zerbrach darüber nicht.
Wir leerten die Flasche trotzdem. Es reicht auch EIN Glas zum Glücklichsein. Dann überfiel sie uns, die Müdigkeit. Ich wartete, bis sie eingeschlafen war. Dann schaute ich meine Gedichtsammlung aus früheren Jahren an. Es ist erstaunlich, wie gut sich unsere Muttersprache eignet für Limericks.

Da war mal ein Mädchen aus Dortmund.
Das rannte ganz traurig dort fort und
Ging auf einen Tanker
Und liebte 'nen Punker.
Sie tat es zunächst nur an Bord kund.

Da war mal ein Frollein aus Saxen, 
das war jedem Schotten gewaxen.
Es schlug oft wie wild
die Männer im Kilt
und geilte sich auf an den Haxen.

Kein Limmerick:
Die ganze Woche wird gewartet.
Heut' Abend bringt der Flieger sie.
Sie ist so müd', doch schön wie nie, 
Und unsre Liebeskunst entartet. 

 Der Sonntag wird ein ruhiger sein.





Freitag, 25. April 2014

Wusstest du, dass sie Jüdin ist?

Nein, wusste ich nicht. Als ich in die Sexta ging - so hieß die erste Gymnasialklasse - merkte ich, dass meine Klasse eine gemischte war. Jungs, in der Mehrzahl, und Mädchen. Mit meinen 10 Jahren hatte ich kein Recht, nach den Mädchen zu schielen. Tat ich aber doch. Es gab in der Klasse damals drei Frauen, die mir ans Herz gingen: da war das Dorle, winzig klein mit blonden Zöpfen. Ihr mächtiger Vater war Apotheker. Sie konnte mich mit ihren großen Augen anstarren, ohne ein Wort mit mir zu wechseln. Dann Rosa, ein Name, der auch damals schon einen kleinen Jungen nicht anmachen konnte. Aber in den Pausen spielten wir oft zusammen. Sie war diejenige, die nach meinen Vorstellungen unbedingt Lehrerin werden musste: sie war intelligent, aufrecht und hatte Führungsqualitäten. Um es kurz zu machen: als ich wegen Umzuges meiner Eltern diese Schule verlassen musste, drückte mir Rosa so fest die Hand, dass ich annahm, wir hätten ein Paar werden sollen. Ich sah sie nie mehr. Auch ihre Zöpfe waren blond.

Die dritte Frau in meinem jungen Leben aber, war ein stiller Vamp. Sie hieß Karin, war etwas adelig, mit einem "Von" im Namen und dunklem kurzem Haar. Ich war ihr von Anfang an verfallen, als sie von unserem Klassenlehrer, Professor Emlein, vorgestellt wurde. Schüchtern wie ich war, wagte ich es nicht, mit ihr zu sprechen. Schüchtern, wie sie war, schaute sie an mir vorbei, wenn ich ihren Blick suchte. Sie schien aus einer anderen Welt zu kommen. Viele Jahre später, als ich ihren Namen in der Zeitung las, - ihr Vater war eine bekannte Persönlichkeit - war mir klar, dass Klein-Karin wohl mit ihren Eltern aus dem Ausland zugezogen war. Eine jüdische Familie mit deutsch-jüdischen Wurzeln. Da ich selbst mehrere Male die Schule wechseln musste, verstand ich, dass Karin damals keinen Sinn für verliebte kleine Jungs haben konnte. Es gibt mehr Begegnungen im Leben, die unvollendet bleiben, als solche, die zu etwas führen.

Meine Herkunft musste im Dritten Reich durch meine Eltern bis auf 200 Jahre zurück ermittelt werden, wegen der arischen Herkunft, die dann auch mehr oder weniger durch Taufurkunden und Ähnliches abgesichert war. Ich gehöre also zu einer Rasse, die man unideologisch als germanisch bezeichnen konnte. Das genügte zum Ausgrenzen von all den anderen, von denen es in meinem Land ohnehin nicht mehr viele gab: etwa 5000 Afrikaner, die irgendwo unsichtbar in der Berliner U-Bahn schufteten, vielleicht ebensoviele Juden, die versteckt wurden, zahllose Komunisten, Zeugen Jehovas, Zigeuner, Homosexuelle und Behinderte, die jeden Tag um ihr Leben bangen mussten, und von denen nur einige überlebten. Ein Freund meines Großvaters erschoss sich, als die Nazis ihn entdeckt hatten. Fünfzig Jahre später merkte meine Tante an, dass Herr Neumann Jude war.

Dann kam die Zeit, wo ein junger Mann anfängt, Bücher zu lesen. Karl May, natürlich, auch Trotzkopf, und Ernst Jünger, dem Sympathien für rechtes Gedankengut nachgesagt hatte. Ich verschlang seine Bücher. Jemand gab mir ein Buch von einem Stephan Zweig. Was für ein Autor. Was für eine schreibende Persönlichkeit. Man ist mit dem Bücherlesen oft ganz allein, kann nicht mit anderen darüber reden. Nach vielen anderen Lektüren und Jahren erfährt man dann, dass der geliebte Karl May ein Gesetzesübertreter war, mit einem eindeutigen Hang zum männlichen Geschlecht. Aber, hallo! Wie ist das möglich? Der Faschismus hat Homosexuelle als abartig bezeichnet, obwohl die sentimentale Bildung eines deutschen Jungen fast ausschließlich über Karl May und seinen Freund lief, nämlich Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. So oder ähnlich. Und Stephan Zweig war Jude.

Dann habe ich mich in Hannah Arendt verliebt, Leonard Bernstein, und viele andere. Sigmund Freud muss ich jetzt nicht erwähnen. Ich könnte weitere prominente Juden aufzählen und - mehr und mehr - würden sich Namen hinzu gesellen, die entweder zu Juden gehören, oder zu Nichtjuden. Wo ist der Unterschied? Mein erster Kontakt zu einem russischen Radiosender lief über einen Juden: Radio Echo Moskau. Immer noch ein Protestradio in Russland. Auch Putin kann daran nicht rühren. Deshalb will ich nicht wissen, ob jemand homosexuell, katholisch, muslimisch oder sonst etwas ist. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die meisten Menschen wissen ohnehin selbst nicht, wer sie sind. Und die meisten schaffen es nicht, es bis zum Ende ihres Lebens herauszufinden.

Sie heißt RITA JAHAN-FARUZ, Sängerin iranischer Herkunft mit jüdischen Wurzeln, in Israel und Iran sehr populär.
Und, was es immer wieder gibt: Menschen, die sich nicht ausgrenzen lassen.  Zur Zeit scheint es ungeschickt, für Putins Politik einzutreten. Heißt das auch, dass Russen unsere Verachtung verdienen? Wir dürfen bei Beurteilungen heute andere Kriterien zu Rate ziehen. Nationalität, Rasse, Hautfarbe, Religion, Herkunft sind verstaubte Hilfsmittel. Manès Sperber, der Jude, welcher Glaubensrichtung gehörte er an? Er stammte aus Ostgalizien, das heute zur Ukraine gehört. Er wurde Österreicher, ging nach Berlin, dann nach Paris und schrieb meist auf Deutsch. Der Individualspychologe, der mit Alfred Adler zusammenarbeitete und sich von diesem trennte, verließ auch die kommunistische Partei. Er lebte in der stürmischen Zeit des Nationalsozialismus und kann über alles berichten. Was war er nun? Seine Schriften sind das, was man benötigt, um die Jahre des Faschismus zu vertsehen. Sie habe eine gute Freundin, die ich auch gut kenne und schätze, sagte mir meine Frau neulich. Diese sei Jüdin. Ich wusste es nicht. Ich hatte diese Freundin schon immer ins Herz geschlossen und wusste vieles über sie. Sie ist also Jüdin. Für einen "Germanen" oder "Teutonen" der "unschuldigen" Generation scheint dies aber immer noch ein Problem zu sein. Für mich nicht.










Donnerstag, 24. April 2014

Berlusconi und Kim Jong un. Geht's noch?

Wie schnell Promis wieder aus dem Gerede sind, sieht man jeden Tag. Manche schaffen es, sich über Jahre in den Medien zu halten, andere betätigen sich als Eintagsfliegen. Heute oho und Morgen aus und vorbei. Nachhaltige Eindrücke hinterlassen Künstler, Philosophen, Politiker, die lange leben, etwas leisten und es vermieden haben, einen Affen aus sich zu machen. Wir gehen jeden Tag damit um. Oft sind wir es auch müde, vor allem, wenn die Medien nichts besseres zu tun haben, als den letzten Käse über jemanden hervorzukramen, während die Welt nach Steuerreformen, Energiewende, mehr Wohlstand und Gerechtigkeit lechzt. Die Farbe der Unterhose eines Mitgliedes eines Königshauses hat mich persönlich noch nie von Hocker gerissen.

Ein IQ von 80 reicht eben nicht!

Müssen wir auf dem Laufenden sein, wenn Klein George, der Prinz, angefangen hat zu zahnen? Oder die Herzogin Kate, seine Mama, in Australien ein zitronengelbes Kleid trägt, das Prinz William zur Anmerkung reizt, sie sei eine Banane. In mittelmäßigen Ehen soll es schon schlimmere Vergleiche gegeben haben. Freuen wir uns mit denen, wenn wir nichts besseres zu tun haben.

Irritierend kommen mir andere Dinge vor: Wenn dieser unsägliche Sozialarbeiter Silvio Berlusconi jahrelang die Justiz an der Nase herumführt, sodass sich jeder Liebhaber dieser Stiefelrepublik fremdschämt. Seine Haft muss er nicht antreten, angeblich wegen des hohen Alters, vielleicht dann gelegentlich etwas Sozialarbeit in einem Seniorenheim leisten, wo man ihn jetzt schon nicht will. Den Greisinnen und Greisen den Hintern putzen? Der doch nicht. Aber in den Medien herumgeistern, von denen auch noch viele ihm gehören, das tut dieser selbstverliebte Politschrat immer noch.

Auf seinen Fersen schlappert ein anderes Orginal daher, das sich über diese weltweite Popularität mit seiner Deppenfrisur zu freuen scheint. Kim Jong un, ein Politamateur, für den die hoffentlich bald eintretende Weltrevolution das richtige Abführmittel scheint. Den eigenen Onkel ließ er ermorden, und die Briten lehrt er das Fürchten, haben sie doch in einem Anfall von Humor, unter dem Titel: "Bad Hair Day" in London ein Porträt von diesem Loonie aufgehängt. Jetzt lacht die Sonne über Nordkorea, und über den fröhlichen Mäuseschreck die ganze Welt. Auch das ist eine Art, sich im Gespräch zu halten.

Freitag, 18. April 2014

Wiener G'schichten - Der frühe Vogel fängt den Wurm

Pustekuchen. Als wir auf dem Kahlenberg am Rande von Wien, mit Hilfe eines wildgewordenen Busfahrers, ankamen, zwitscherten die Vögel, besangen den Frühling, und wir liefen los. Die Sonne schien, ein leichter Wind blies uns um die Ohren, und der Wanderweg war noch ruhig und unbevölkert. Franz Grillparzer, der vielgeliebte österreichische Dichter soll gesagt haben: "Nur wer am Kahlenberg war, hat Wien gesehen". Das stimmt zwar so nicht, macht aber nichts. Der bloß 484 m hohe Kahlenberg war 1683, bei der 2. Türkenbelagerung, der Ausgangspunkt für die Befreiung Wiens. Der Blick über ganz Wien, manchmal bis in die Kleinen Karpaten der Slowakei hinein, ist grandios. Morgendlicher Dunst über der Landschaft lässt von herrlichen Tagen träumen. Die Natur ist allgegenwärtig.

Wir streiften durch Buchenwälder mit ihrem frischen Grün und entdeckten längst vermisste Pflanzen, die am Wegrand sprießten: Aprilveilchen, die nicht mehr rochen, Maiglöckchen, deren Duft in unsere Nasen drang, obwohl sie noch nicht ganz geöffnet waren. Und der Waldmeister, der anfing zu blühen. Dazu ganze Heerscharen von Walderdbeeren im Blütenstand. Noch ein paar Wochen, und Tausende Beeren können gepflückt werden. Seit Jahrzehnten habe ich keine Waldmeisterbowle mehr getrunken.
Erinnerungen daran, etwa am ersten Mai, lassen mich daran denken, wie mein Vater die Bowle ansetzte. Zuerst musste es richtig warm sein draußen, und die Waldmeister mussten voll aufgeblüht sein. Ein Bündel Blüten wurde in einen halben Liter Weißwein gelegt. Etwa zwei Stunden lang. dann wurde ein Glas Schnaps dazu geschüttet und das Ganze mit dem Rest des Weines aufgefüllt. Dazu kam eine Flasche Sekt. Ein paar Eiswürfel durften auch nicht fehlen. Dann war die Bowle fertig. Ein herrliches, erfrischendes, frühsommerliches Getränk, das aus speziellen Gläsern getrunken wurde.

Plötzlich entdeckten wir an den Blättern der Buchenbäume viele kleine Löcher, offensichtlich von Insekten gefressen. Eigenartig, dachten wir und sahen die zahlreichen, etwa 1 cm langen Würmchen über unsere Kleidung hoppeln. Irgend etwas muss in der Natur schiefgegangen sein, denn diese Tierchen werden normalerweise von anderen gefressen. Oder haben wir es mit einer neuen Bedrohung unseres Planeten zu tun? Ich denke, dass auch die Angriffe der Türken in Wien gut überstanden wurden. Der Türkentrank ist uns geblieben. Wien ist in Sachen Kaffee Weltmeister. Und ein paar Würmchen, wen stört das? Doch der frühe Vogel, dem man gerne nachsagt, er fänge den Wurm, muss versagt haben. Trösten wir uns mit dem guten Wein, der auch am Kahlenberg wächst. Der wildgewordene Busfahrer ratterte uns dann voll beladen wieder zu Tal. Es war der Bus, der voll war, nicht wir.

Donnerstag, 17. April 2014

Wiener G'schichten - Schildkröten nach Indien

Es gab eine Zeit, da hat Indien gelegentlich einen Fakir nach Europa geschickt. Auch Schlangenbeschwörer sollen hier schon gesehen worden sein. Nicht das Gelege der Schildkröte soll jetzt, so kurz vor Ostern, als eine Art Enwicklungshilfe nach Indien verschickt werden, sondern ein 30jähriger Schildkröterich der fast ausgestorbenen Batagur-Flussschildkröten-Art, von denen es in der Welt nur noch knapp zwanzig Exemplare gibt. Das liebeswillige Männchen aus dem  Wiener Zoo soll in Madras, das heute Chennai heißt, zur Wiederaufzucht dieser Schildkrötenart beitragen. Von Nord-Zypern weiß man, dass die Caretta caretta bedroht ist, da der Tourismus und die Meeresverschmutzung als ständige Bedrohung wirken.

Aus leeren Dosen hergestelltes Mahnmal in Nord-Zypern



Man kann nur hoffen, dass der Wiener Schildkrötenmann seine Pflicht, zusammen mit den fieberhaft auf ihn wartenden zwei Batagur-Damen in Madras, voll erfüllt. Allerdings muss er zunächst eine mehrwöchige Quarantäne hinter sich bringen, bevor er tätig wird. Der Madras Crocodile Bank Trust wird sich freuen. Fakire gibt es noch genug in Indien, und Ostereier in Wien zuhauf. Und Schildkrötensuppe können wir uns schon lange nicht mehr leisten.

Mittwoch, 16. April 2014

Wiener G'schichten - Betteln und Hausieren

Auch Österreich gehört zu den reichen Ländern. Entsprechend sind seine Bettler arm und reich zugleich: sie sitzen in der Kärnterstraße in Wien, oder am Graben und an den vielen schönen Plätzen wo das Leben pulsiert. Der Mythos vom bescheidenen Bettler, der sein Leben lang an der gleichen Stelle verharrt, mit dem Hut in der Hand, und dann nach seinem Ableben als Millionär geoutet wird, weil er nichts von seinen Gaben verausgabte, hat nie gestimmt. Eher sieht man dem Bettelnden das Schicksal an. Sie sehen meist keinen Ausweg aus der Misere.


Ich bin fasziniert von dem Mut, mit dem viele an der Ecke stehen und auf einen Groschen warten. Aber auch von der Scham, mit der manche ihr Gesicht verhüllen, weil sie "nicht gesehen" werden wollen. Da ich jeden Tag das Privileg habe, im belebtesten, aber auch teuersten  Stadtbezirk von Wien herumzugehen, schaue ich mir alles genau an: die vielen Touristen, die herumstehenden Sicherheitsleute, schwarz gekleidet, und die Bettler, die regelmäßig ihren Platz einnehmen. Ich habe davon aus Prinzip bisher keine Fotos gemacht, denn auch Persönlichkeitsrechte von Bettlern sind mir heilig.

Fasziniert bin ich auch von der Vielfalt und den Bettelmethoden der Bedürftigen. Der eine verhüllt sein Gesicht mit einer Kapuze, der andere stellt seine Blößen zur Schau. Bei dem einen fragt man sich, ob er wirklich blind ist, der andere zeigt das fehlende Bein. Auch Gelegenheitsbettler trifft man an. Sie brauchen schnell etwas Geld und sprechen die Passanten an. Oder, sie machen Musik, spielen ein Instrument oder singen mehr oder weniger diskret. Für viele überkommt mich Bewunderung, weil sie etwas anzubieten haben. Sie leisten etwas, zum Teil künstlerisch Einmaliges, und werden dafür dann auch belohnt.

Dennoch ist es schwer, der scheinbar immer häufiger auftretenden Bettelei gerecht zu werden. Natürlich sollte, wer kann, gelegentlich in die Tasche greifen und eine Münze opfern. Vom Standpunkt des normal lebenden Bürgers sind jedoch die Gemeinschaft, der Staat, die Kommune und die religiösen Einrichtungen die verantwortlichen Stellen, die dafür sorgen sollten, dass Bedürftige nicht durch den sozialen Raster fallen. Das wird jedoch systematisch vernachlässigt. Deshalb muss der Einzelne eben mit dem entsprechenden Mitgefühl selbst in die Tasche greifen und etwas tun. Wir fühlen uns dann auch besser, obwohl man mit Groschen die Welt nicht verbessern kann.


Und bevor die große Weltrevolution (sie wird kommen) den wenigen Milliardären, die ihr Vermögen oft durch Gaunerei erworben haben, das Geld wieder wegnimmt, wird noch viel Wasser die Donau hinunter fließen. Und auch bei einer verbesserten Verteilung der Einkommen wird es immer wieder Menschen geben, die einem "normalen" Leben nicht gewachsen sind. Mit Demut und Mitgefühl sollte man deshalb immer einen Euro in der Tasche haben, den man mit einem Lächeln an jemanden weitergibt.










Dienstag, 8. April 2014

Mit Joghurt geschmorte Lammschulter auf Pak-Choi und Heidenmehlroulade

Wo ist so etwas möglich? Oder: Carpaccio von Roten Rüben mit Vogerlsalat und Krenmarinade. Jeder Abend bringt dort eine neue Speisenfolge. Etwas rätselhaft: Rosa gebratene ALMO-Huft auf grünen Bohnen mit Erdäpfelsoufflé und Rotweinsauce. Auch Medaillon vom Johannschwein mit Apfelmostsauce oder gebackenes Amurfilet mit Bierrettichsalat werden angeboten. Da sind dem gewieften Esser die hochgeschraubten Erwartungen einer sternigen Michelinküche herzlich egal. Mitteleuropäischer, um nicht zu sagen, österreichischer geht's nicht mehr. Noch etwas: Wir ersuchen sie, in den Restaurants keine Mobiltelefone zu verwenden. Also nix Handy beim Mampfen! Wie schön!

Wo so etwas möglich ist? In Reiters Hotelkomplex für Familien in Bad Tatzmannsdorf. Und man spürt so richtig, dass der etwas bürokratische und leicht chauvinistische Michelin-Zirkus hier keine Rolle spielt. Dennoch ist die Freude am Schmausen allgegenwärtig. Dazu kommt die Nähe zur Natur. Pferde, Rinder, Schweine, sie alle scheinen sich auf den umliegenden Weiden wie zuhause zu fühlen. Die einen können nach Herzenslust golfen, die anderen sich in zahlreichen Becken aalen oder sich in der Schönheitsabteilung noch schöner machen lassen.

Das New Otani in Tokio, mit seinen 50 Stockwerken und den überall verteilten Saarinenstühlen (die Tulpe) hat seinen eigenen Stil. Das Taj Mahal Palace in Mumbai, mit dem größten Teppich der Welt in der Halle, führt den Gast in die Gefilde eines Maharadschapalastes, und das Plaza in New York hat ebenfalls einen guten Platz im Konzert der Nobelherbergen, die alle irgendwie unterschiedlich geartet sind. Dann gibt es die unzähligen, weltweit operierenden Absteigen, die sich Best Western, Ibis, oder Hilton nennen. Der Vielreisende schätzt sie wegen ihrer Austauschbarkeit und wegen des gleichbleibenden Serviceangebotes. Pompöse Fantasielosigkeit. Und dann gibt es das Supremehotel von Karl Reiter im Südburgenland.
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Der Maler Joseph Shuhof hat alles schön illustriert

Es sticht hervor, weil es sich in der ständigen Entwicklung zu befinden scheint: mehr Komfort, mehr Angebot, mehr Luxus. Und erstaunliche Aufgeschlossenheit des Personals. Das könnte die Originalität dieses großen, jetzt 10jährigen Hotelkomplexes sein: wo immer der Gast auftaucht, sind freundliche Mitarbeiter zur Stelle und geben ihm das Gefühl, erwünscht zu sein. Dabei ist das Angebot an Aktivitäten sehr groß, ohne dass man spürt, wieviele Gäste anwesend sind. Alles verläuft sich auf rätselhafte Weise in alle Richtungen. Also kein steriler Kasten mit einer Überdosis an begüterten Alten oder krampfhafter Versuch, Kinder an sich zu binden, sondern menschenfreundliche Herberge für alle.

Golf wird groß geschrieben.

Kein Wunder, dass die Firma Michelin bei den Restaurants mit Sternen geizt. Bei Gault et Millau hat es immerhin zu 3 Kochhauben gereicht. Zwar weiß ich nicht, was eine Heidenmehlroulade ist, man muss es halt ausprobieren. Wolfi vergibt jedenfalls für das Vergnügen, im Restaurant des Supremehotels Reiters gespeist zu haben, jede Menge Kochmützen.






Jetzt mache ich reinen Tisch

Was die Boulevardpresse kann, kann ich schon lange. Das Outen als Lockvogel. Das wird immer gern gelesen. Wenn sonst nichts mehr geht. Hier ist es, mein Outing:

Nein, ich hatte nie etwas mit ihr! Ich hätte auch nie etwas mit ihr gehabt. Sie war nicht mein Typ. Gut, sie ist hübsch. Wir mögen uns irgendwie. Ihr Busen ist eine reine Augenweide. Aber ich bin nicht Charlie Chaplin. Er soll, so behauptet sein Biograf, Peter Ackroyd, im Lauf seines 88jährigen Lebens Sex mit über 2000 Frauen gehabt haben, die er auch noch wie Dreck behandelt haben soll. Wie dem auch sei, Charlie ist tot, und man kann ihm jetzt alles nachsagen. Wo sind die Beweise?

Mir geht es ähnlich: ungeachtet der Tatsache, dass der Umgang mit über 2000 Frauen weit über meine Kräfte als Mann gegangen wäre, mir andererseits aber einen schillernden Ruf als Ladykiller beschert hätte, kann ich nur sagen, dass die meisten Männer mit dem Glück der Zweisamkeit zufrieden sind. Zwar scheinen die Statistiken ein wenig anders zu ticken, das muss jedoch nicht heißen, dass keusche, treue, Monomänner alle Langweiler sind.

Der Eroberer als Mann

Natürlich geht es manchmal zu wie bei Nachfrage und Angebot, und nicht nur das Fleisch, sondern auch der Geist ist oft schwach. Dennoch: das Geständnis des einmaligen Ausrutschers muss nicht notgedrungen der Wahrheit entsprechen. Wo liegt also die Wahrheit? Der französische Präsident wurde auf einem Foto gezeigt, auf dem alle drei Frauen abgelichtet waren, mit denen er intim war. Waren es vielleicht noch mehr? Wenn ja, wo sind die anderen geblieben? Und Dominique Strauss-Kahn, wo fing das an und wo hört es auf? Ich glaube immer noch daran, dass solche Affairen zwei bis drei/vier Personen angehen, nicht aber die gesamte Welt. Der moralische Stab ist schon vor Jahrunderten über allen möglichen Figuren gebrochen worden. Das muss natürlich die Boulevardfritzen interessieren, weil in deren Leben nichts Interessantes passiert. Aber der normale Mensch muss vor allem leben, essen, trinken, geldverdienen und mit anderen normalen Menschen kommunizieren. Da bleibt für Sex ohnehin nicht viel Zeit übrig.

Um auf mein Geständnis zurückzukommen: nur meine geliebte Bettgenossin, deren ehrlicher Genosse ich bin, hat das Recht, mir Fragen zu stellen. Indem ich ihr fest ins Auge blicke, bleibt meine Antwort unverändert: ja, ich habe auch andere Frauen in meinem Leben attraktiv gefunden, sie jedoch nicht als Ware benutzt. Und, nein, ich hatte nie etwas mit ihr, obwohl sie ganz attraktiv war. Ich habe nur etwas mit dir, mein Schatz! Und so bleibt es. Auch dusselige Männer können treu sein.






Donnerstag, 3. April 2014

Sanieren geht über studieren! Ayurvedische Inseln

Über Gesundheit macht man keine Witze. Über Krankheit schon gar nicht. Wenn aber das Gesundheitswesen zu teuer wird, fragt man sich schon, was da schiefläuft. Andererseits ist es eine großartige Sache, von guten Ärzten umgeben zu sein. Vor allem, wenn man sie braucht. Mein geliebter Doktor Nees - ich durfte als Kind immer seinen Opel P 4 besichtigen - hatte meist eine Medizin für die kleinen Wewehchen, und klare Diagnosen. Dabei hatte er auch noch Zeit für ein höfliches Geplauder mit Mama. Sprüche wie: So werde ich meine Verstopfung wieder los, oder, fragen sie ihren Arzt oder Apotheker, waren unbekannt. Jetzt kommt oft die erste Diagnose vom Fernsehschirm: was, sie tun nichts gegen die Haut über vierzig? Bei ersten Anzeichen von Magenverstimmung sollten sie etwas unternehmen. Undsoweiter.

Wir wissen, dass Krankenhäuser in einen unsäglichen Strudel von Kostentreiberei geraten sind. Dass Ärzte nicht mehr aufs Land wollen. Dass Medizin, ohne Anlass angepriesen wird wie Sauerbier. Dass man sich schuldig fühlt, wenn man die "kostenlose" Apotheken-Umschau nicht regelmäßig liest. Der mündige Patient, der sich heute ja jeden Blödsinn selbst ergoogeln kann, muss natürlich jetzt auch die Verantwortung für sein Wohlbefinden selbst übernehmen. Das fängt harmlos mit Begriffen wie Verspannung, Hautfältchen und Verdauungsstörung an und führt zur Darmspiegelung, Krebsvorsorge und Demensverdacht, ohne, dass der Noch-nicht-Patient Gelegenheit erhält, seine Angst zu verarbeiten. Das alles scheint sich außerhalb der gängigen Humanmedizin abzuspielen. Daneben lebt der Mensch so recht oder schlecht. Die einen werden immer älter, die anderen erwischt es halt.


Die Schieflage des Gesundheitswesens scheint mir durch zweierlei bedingt: immer neue Pharmaprodukte, die über hohe Kosten mehr Heilung bewirken sollen, und die arzneibezogene Hinwendung zu unfertigen Heilmethoden, an die geglaubt werden muss. Der Patient als solcher ist uninteressant geworden, weil er eine Vielfalt von Symptomen mit sich bringt, für die der Arzt keine Zeit mehr hat. Hineinhorchen in ein psychosomatisch geschädigtes Wesen, wo gibt es das noch? Eine brandheiße Umfrage über den "idealen Hausarzt" besagt, dass es heute an Zuwendung, Zeit und Aufmerksamkeit fehlt. Das findet fast ein Fünftel der Patienten. Allgemeinverständliche Beschreibung von Symptomen, Kommunikation auf Augenhöhe, bessere Verfügbarkeit des Arztes an Wochenenden, all das fehlt den Menschen. Nur das Einnehmen von Pillen (Grüßgott, Pharmaindustrie!), wird immer wichtiger.

Wie soll man so etwas nennen? Modernes Gesundheitswesen? Es ist wie bei politischen Wechseln: sie können gut tun. Ein anderes Etikett kann auch andere Inhalte bedeuten. Der Homöopathie stand ich immer etwas ablehnend gegenüber. Ihr Motto: jedem Tierchen sein Pläsierchen. Aber, hilft es? Wer älter ist, hat das alles schon einmal erlebt. Den Wunderheiler, den Heilpraktiker, den Selbstheiler und den Möchtegernheiler. Natürlich: Wer helfen möchte und intelligent an die Sache geht, kann oft Erstaunliches bewirken. Doch die moderne Medizin sollte mehr leisten.

Alternative aus Indien

Wie wäre es mit etwas neuem, das Jahrhunderte alt ist? Dazu noch billig und angenehm? Etwa eine "Hot stone massage"? Auf dem Rücken liegend, halb nackt? Die heißen flachen Kiesel werden unter dich gelegt, die Füße massiert, dann der Hals gestreckt, dann dringen die Finger des Masseurs tief in deinen Körper ein. Heißes Öl wird sanft auf dich geträufelt. Der ganze Körper wird geknetet. Bevor du unter die Dusche gehst, sagst du Dankeschön, denn dein Körper fühlt sich wohl, und deine Seele hat so viel Stille und Ruhe abbekommen, dass du es nicht enden lassen willst. Cath und ich haben uns drei Tage lang in Bangalore, Südindien, der ayurvedischen Heilkunde hingegeben. Mit einer satten Erkältung und total ermüdet waren wir beide dort angekommen. Geheilt, so scheint es, und guten Mutes fuhren wir wieder weg, wissend, dass die Behandlung im Ashram "The Art of Living" uns geholfen hat. Das Vertrauen in die fernöstliche Medizin, eine Ganzkörperheilkunde, war wieder da. Wie in der "modernen" Politik, wo viel lügenhafter Unsinn verkündet wird, kommt auch die westliche Medizin wie eine Heilsverkündung daher. Wo soll da das Vertrauen herkommen?

Ein junger Arzt ohne Allüren hatte unsere Pitta und Vatta betrachtet. Ayurveda ist das Wissen vom Leben, Pitta, Vatta und Kapha sind die wichtigsten Körperenergien. Auch verschiedene Kombinationen davon können das Leben bestimmen. Eine Vatta-Pita-Konstitution scheint ideal, weil dieser Mensch dynamisch, intelligent, positiv und unternehmungslustig ist. Es wird dazu noch viel zu sagen sein. Ayurvedische Inseln gibt es jetzt überall. Eine neue Art, die Gesundheit zu betrachten?