Freitag, 29. August 2014

Napoleon - Rasputin - Putin

Wer seiner Meinung nach der größte Politiker gewesen sei, wurde er gefragt. Napoleon Bonaparte, sagte er ohne zu zögern. Von dem weiß man, dass er einmal Weltherrscher werden und den Engländern Indien wegnehmen wollte. Er hat es nicht geschafft. Der Herr Putin, ist erst 1952 geboren, hat also den 2. Weltkrieg mit all seinen Schrecken und Grausamkeiten nicht selbst erlebt. Dennoch vergleicht er jetzt die Ukraine, nach allem was bisher geschehen ist, mit dem Dritten Reich. Der Mann muss größenwahnsinnig geworden sein. Auch Hitler träumte von Weltherrschaft. Die Ölquellen von Baku wären sein Ziel gewesen. Hitler hat es auch nicht geschafft.


Das Verhältnis Putins zur Macht ist wie die Fortsetzung des KGB mit kaum anderen Mitteln. Wichtig ist dem russischen Präsidenten die Kontrolle aller Lebensbereiche. Seine plötzlich aus dem Verkehr gezogene Autobiografie spricht Bände. Die Quintessenz: die Zwecke heiligen die Mittel. Auch sein vages Weltmachtstreben wird daraus ersichtlich. Warum hat man dieses enthüllende Buch, das vor 14 Jahren erschienen ist, nicht ernst genommen? Nun ja, man hat auch "Mein Kampf" nicht gelesen.


Schamlos lügt sich der Präsident eines Landes, mit dem wir so gerne befreundet wären, die politische und militärische Lage zurecht. Nach innen wie nach außen. Es genügt, seine Erklärungen über sein Einkommen und sein Vermögen nachzulesen, um zu verstehen, wie zynisch er die allgemein übliche  Raffgier und Korruption in der Welt sich zum Maßstab nimmt. Im Jahr 2007 gab Putin an, zwei alte Autos, eine kleine Wohnung und ein Stück Land zu besitzen, sowie ein Barvermögen von 150.000 $. Sein damaliges Jahreseinkommen bezifferte der Lebenskünstler mit 81.000 $. In € umgerechnet, mögen dem einen oder anderen hier in Mitteleuropa die Tränen kommen. Der Politologe Stanislaw Belkowski hat jedoch in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" bei Putin einen Besitz (meist in Aktien) von ca. 40 Milliarden Dollar ausgemacht. Selbst wenn die Wahrheit in der Mitte läge, kämen die Hühner aus dem Lachen nicht mehr heraus.


Also, Herr Putin, wie wollen sie es haben: respektabel oder unter aller Sau? Ich frage mich nur, warum die westliche Welt so geduldig ist. Der westliche Kragen hätte schon längst platzen müssen, ob solchen Theaters. Ich gehe mal davon aus, dass auch der russische Bürger sich nicht allzu lange mehr an der Nase herumführen lässt. Für jeden kommt die Zeit. Wer den Bogen überspannt, fällt selbst hinein. Auch sie, Putin, schaffen es nicht.


Alltagsgeschichten - Wien, Erster Bezirk

Unglaublich, wie schön blau der Himmel über dem Stephansdom sein kann! Ich begleite Cath durch den Wiener Graben, die Prachtmeile. Ein Spaziergang, schnellen Fußes, am frühen Morgen, durch die noch fast menschenleere Innenstadt, was gibt es Schöneres? Ein hübsches Mädchen kommt uns entgegen. Sie schaut direkt in die Sonne und lächelt freundlich. Mein Alltag beginnt. Dinkelbrot bei Joseph kaufen. Einen Blick in die Auslagen von Tschibo werfen. Der Bettler, ich habe ihn schon oft gesehen, erwartet etwas. Meine beiden 50Centstücke lassen sich in der Eile nicht finden. Beim nächsten Mal. Ich fahre mit der Rolltreppe am Stephansplatz hinab, um ein Exemplar der Gratiszeitung zu holen. Am Ausgang Kärntner Straße komme ich wieder aus der U-Bahn-Station. Noch schnell einen Liter Milch im Supermarkt mitnehmen, dann biege ich in unser Sträßchen ein.


Die Pflanzen am Fenster bekommen noch etwas Wasser. Das Avocadobäumchen wächst stetig. Auch die kleine Feige, die ich aus unserem Garten im Schwarzwald mitgebracht habe. Jetzt studiere ich das Massenblatt mit den schreierischen Titeln: "Brangelia": heimliche Hochzeit. Schweiz will uns nicht als Nachbar (die Deutschen, Franzosen und Italiener auch nicht). Wienerin (21) mit Messer bedroht. Deutscher Geisterfahrer mit Wohnmobil unterwegs. Und nicht zuletzt: Shakira ist zum zweitenmal schwanger. Da kann der Alltag mit gemischten Gefühlen beginnen. Klaviermusik von Debussy lege ich jetzt auf. Das verklärt mir den Tag. Ach ja, dann schaue ich nach, wieviele Leser meinen Blog von gestern aufgerufen haben. Guter Durchschnitt: 40. Debussy trägt mich in sonnige Sphären. Ich brauche das. Vielleicht rufe ich meine Kinder in Deutschland an. Aber später!

Am Prater

Jetzt lese ich an meinem Buch weiter, denn als Pensionär/Pensionist(Austria) kann ich mir das leisten. Am Mittag treffe ich Cath. Wir sind zum Essen verabredet. Ich weiß jedoch noch nicht, wo. Das Buch ist ein Krimi von Hakan Nesser, einem schwedischen Autor, den ich vor 6 Monaten noch nicht kannte. Jetzt habe ich schon fast alles von ihm gelesen. Es geschehen schreckliche Verbrechen, die von Kommissar Barbarotti oder Van Veeteren jeweils aufgedeckt werden. Dabei geht der Autor mit wahnsinnigem Einfühlungsvermögen an die Sache. Die Spannung wird sehr schnell aufgebaut. Dann geht es Schlag auf Schlag. Ein hochbegabter Romancier und Krimiautor. Und alles aus dem alltäglichen Alltag gegriffen. Ich bin gerade an Van Veeterens letztem Fall.

Donnerstag, 28. August 2014

Wiener G'schichten - Wachstum ist alles

Wien hat alles, was eine Hauptstadt braucht: Bettler, Neugierige, Verbrecher, Martinshorn, Straßenlärm, High Society und etwa 1,8 Millionen Einwohner. Das alles konzentriert sich in der Mitte. Manche Städte haben kaum eine Mitte: die größte Stadt der Welt, auch wenn das etwas strittig ist, soll Chonqing sein, ein Monstrum von 32 Millionen Einwohnern am oberen Yangtse-Fluss gelegen. Als ich dort vor Jahren ankam, sagte man mir, dass bis zu 3 Millionen Tagelöhner jeden Tag in diese Stadt zusätzlich einströmen. "Tschong-Tching" oder so, wird diese Stadt ausgesprochen, die so gut wie niemand auf der Welt kennt. Genauso wenig, wie die Millionenstadt Nummer 307 auf der Weltrangliste, Rongcheng, die mit knapp über 1 Million das Schlusslicht bildet. Auch Wuhan war mit über 1 Million vor Jahrzehnten noch total unbekannt. Heute hat diese Chinatown über 4 Millionen und ist weltweit immer noch unbekannt.

Chongqing, oder etwas anderes?

Die Landfläche der Stadt Chongqing ist mit 82.000 km2 so groß wie Österreich. An Einwohnern, so groß wie Österreich, die Schweiz, die Slowakei und Tschechien zusammen. Die Infrastruktur ist mies, sodass die Bang-Bang-Männer, die schlangestehenden Lastenträger gegen Entgelt bis zu sieben fahrstuhllose Stockwerke Kühlschränke und andere Lasten hinauftragen müssen. Manche Häuser sind zu Fuß bequemer zu erreichen als mit dem Auto. Wien, vergleichbar mit Hamburg, Weltrangliste 132 und 135, ist jedoch eine Hauptstadt mit Lebensqualität, die sich in Verkehrsmitteln, Einkaufsmöglichkeiten, Sicherheit und Wetterstabilität ausdrücken lässt. Das Gesicht Wiens lässt sich leicht erkennen, egal ob man den Stephansdom, die Hofburg oder den kleinen, vergoldeten Johann Strauss im Stadtpark bewundert. Die Stadt Chongqing dagegen ähnelt den meisten Städten dieser Größe: mehr oder weniger schöne Wolkenkratzer, ein Stück Fluss, Verkehrschaos, organisiertes Verbrechen und Korruption, und eben 30 Millionen.


Jetzt erfahren wir, dass im kommenden Jahrzehnt die Metropole an der Donau mit ihren Einwohnern die 2 Millionengrenze überschreiten wird. "2029 sind wir 2 Millionen" titelt das Wiener Gratisblatt "heute". Dabei hatte Wien schon 1910 über 2 Millionen. Wenn man jedoch die einzelnen Stadtbezirke anschaut, stellt man fest, dass das Zentrum, der erste Bezirk, elf Prozent weniger Einwohner haben wird. Man muss sich fragen, wieso? Das Wiener Zentrum ist der leckerste Platz dieser Stadt. Wer die Mittel besitzt, kann sich da gerne ein Penthaus kaufen oder eine kostspielige Wohnung mieten. Da die obere Einkommensklasse sich nicht um Preise kümmern muss, müsste doch für den ersten Bezirk ein sattes Wachstum der Bevölkerung vorhersehbar sein. Minus 11%, da ist doch der Wurm drin. Gerne möchte man da wissen, woran das liegt.


Natürlich ist der schwere Zugang zum Zentrum mit dem Auto ein Problem, selbst, wenn eine Garage zur Verfügung steht. Die vielen Attacken auf Geschäfte und die Einbrüche in Wohnungen sind da schwer einzuordnen. "Wien wächst" heißt es da, und "in eine schiache Stadt kommt niemand". Vielleicht liegen da die Gründe für eine Schrumpfung der Wohndichte im Zentrum.

Was jedoch in Wien Mitte auffällt, ist der hemmungslose Lärmpegel, der sich schon früh am Morgen erhebt: Müllwagen, die ihre Tonnen laut entleeren, Lastwagen jeder Art, die etwas liefern oder abholen. Dazu die ständigen Bauarbeiten an Häusern und Fassaden. Laute Stimmen, die alles andere übertönen wollen. Dann, bei uns in der Singerstraße/Blutgasse, die Glocken, die rechthaberisch auf ihr Geläute pochen. Nicht zu vergessen, der gelegentliche Aufheuler eines Motorrades, dessen Fahrer zu viel Testosteron abbekommen hat. Nein, die zahlreichen Bettler können es nicht sein, eher die vielen Touristen, die an manchen Tagen einfach überall sind. Vielleicht liegen hier die Erklärungen für den stillen Wegzug von Bürgern, die das alles nicht mehr ertragen wollen. Ein Nachdenken über die Verringerung des Lärms im schönen ersten Bezirk. Das scheint notwendig.




Mittwoch, 27. August 2014

Zynismus - das Salz in der Suppe?

Ich kann nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte. Das erklärt einiges, aber nicht alles. Ein sehr lieber Freund von mir, der durch einen Autounfall ums Leben kam, pflegte dies zu sagen. Er war herzensgut, hatte Humor und war sehr katholisch erzogen worden. Seine Frau, Tochter eines Altnazis, und gegen jede Art von Häme oder Bösartigkeit ungeschützt, litt oft darunter, dass ihr geliebter Mann eine zynische Ader hatte. Er muss in seiner Jugend selbst unter etwas gelitten haben, das ihn bitter werden ließ. So ist das mit dem Zynismus: eine Mischung aus Unwissen, Unschuld, Ungemach und Unwillen. Er kann aber auch bösartig werden. Mancher Zyniker schämt sich dann eine Weile, bis es ihn wieder überkommt.

Vielleicht haben deshalb der Hinduismus und der Buddhismus lange daran gearbeitet, das menschliche Denken umzuleiten, in Richtung Gelassenheit und Ruhe. Bei den Buddhisten ist es das gute Karma, das angestrebt wird, Ursache und Wirkung des menschlichen Tuns müssen neutral bleiben oder zumindest gut sein. Dann kann auch der Zynismus nur in Gestalt von Ironie daherkommen. Ironie ist die milde, oft unverstandene Form des Zynismus. Es blickt da immer noch etwas Liebenswertes durch.  Die örtliche Variante des Zynismus ist der Wiener Schmäh. Das ist unangenehm. Leichte Ironie hingegen ist mit Humor gepfeffert. Zynismus - das Salz in der Suppe? Eher nicht. In die Suppe spucken, das ist eklig.

Dabei kann das Leben soooo schön sein!  

Zynismus ist feige. Oft können sich die Angesprochenen nicht wehren. Sie sind verletzt. Schießen zurück, wie die Angegriffenen von Israel und der Ukraine. An den Ursachen hängt es. Woher kommt all dieser Zynismus, der unnötig und kostenpflichtig um die Welt geht? Zyniker mögen zwar gelegentlich recht haben, aber sie gewinnen nicht. Sie werden verabscheut. Ich merke das selbst, denn ich neige manchmal zum Zynismus.

Dienstag, 26. August 2014

Egon Schiele, schwarze Kreide auf Papier

Ein Musiker zeichnet mit Farbklängen, führt uns in seine Gefühlswelt, in seine Landschaften, porträtiert Menschen, und wir hören zu. Der Maler zeichnet und gestaltet, und was nicht gut wird, verschwindet wieder. Wir schauen hin. So oder so. Die Zeit hat viele Klänge verklingen und Bilder verblassen lassen. Doch was geblieben ist, wird oft geliebt und verehrt. Doch mancher Künstler durfte seinen Weg nicht zuende gehen. Wir können dann nur ahnen, was er geworden wäre, wenn der frühe Tod ihn nicht hinweggerafft hätte.

Nur wenige Striche: Selbstbildnis

Egon Schiele starb mit 28 an der Spanischen Grippe. Als ich zum erstenmal bewusst seine Bilder im Schloss Belvedere sah, auch die graphische Sammlung in der Albertina, wusste ich, dass er einer der ganz Großen war. Er hängt auch im Leopoldmuseum. Man hat ihm vorgeworfen, er sei narzistisch gewesen, denn er hat um die hundert Selbstbildnisse gemalt und gezeichnet. Mit 15 fing er damit an. Vielleicht wollte er nur herausfinden, wer er war. Mit 17 begann er, den Einfluss der Wiener Sezessionisten zu spüren. Gustav Klimt prägte ihn, doch schon mit 20 hatte er seinen eigenen Stil gefunden. Neben den Selbstporträts zeichnete er auch eindrucksvolle Mädchenakte.

Sitzendes Mädchen, kurz vor dem Tod des  Künstlers mit schwarzer Kreide gezeichnet.

Die Nacktheit des Menschen war ihm wichtig, mehr als die Pose. Man könnte auch sagen, die Wahrheit des Körpers war ihm Verpflichtung. Ja, er interessierte sich auch für erotische Sujets. Das brachte ihm mit 22 einen dreiwöchigen Arrest ein, und den Verdacht auf Pädophilie, was allerdings wieder fallengelassen wurde. Seine Körper sind oft unattraktiv, ja armselig, doch können Gesichter von großer Schönheit sein. Gustav Klimt erkennt in Schieles Werken den Stil eines Meisters.


Selbstbildnis, hängt in Prag.

Hätte Egon Schiele Gelegenheit gehabt, sein kurzes Leben bewusst weiter- und auszuleben, dann stünde er heute neben einem Pablo Picasso, Paul Klee oder Max Ernst. Es ist der prüfende Blick, das unverholene Auge des Künstlers, das aus seinen Bildern spricht, vor allem aus den kritischen Selbstbildnissen, über die er nur schwer hinausgekommen ist. Trotzdem ist Egon Schiele zwar in der großen Masse ein wenig bekannter Maler, aber sein Talent, erschließt sich auf den ersten Blick.

Samstag, 23. August 2014

Ja, ich trage einen, aber nicht den Hosenbandorden

Meiner will nicht genannt werden. Er wird auch nicht getragen, sondern liegt friedlich in einer roten Lederschatulle, und das ist gut so. Wenn der Orden Wider den tierischen Ernst Menschen auszeichnet, die sich irgendwann mal für eine humoristische Variante des Lebens ausgesprochen haben, so ist das in Ordnung. Etwa Carlo Schmid oder Cem Özdemir. Bei vielen dieser Ordensträger ist jedoch der Humor ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Bei dem Liberalen Rainer Brüderle hat man sogar seine Rede in Aachen für total langweilig gehalten. Vielleicht hat der Gepriesene die Sache selbst etwas zu ernst genommen. "Orden wider den tierischen Humor". Das ist es, was das Geheimnis einer Ordensverleihung ausmacht: die Gründe bleiben oft im Dunkeln oder werden im Nachhinein zurechtgebogen. Was meinen betrifft, ja, ich habe einen, so macht mich dieser auch ein klein wenig stolz, aber die genauen Hintergründe wurden auch mir nicht offengelegt. Doch wer das Bundesverdienstkreuz für die Rettung von Menschenleben erhält, muss nicht im Dunkeln tappen.


Mit dem berühmten englischen Hosenbandorden ist es so eine Sache. Der britische Humor hat damit nichts zu tun, und wie so vieles im König(innen)reich, ist er uralt. Er wurde 1348 von König Eduard III. gestiftet und rangiert als Orden mit dem blauen Hosenband ganz oben, weit vor dem schottischen Distelorden. Wir sind damit in die blumige Welt der (un)verdienten Auszeichnungen eingetreten. 1358 schon erhielt eine Frau diesen Orden, den Männer unter dem linken Knie zu tragen haben. Es war Philippa von Hennegau, nicht ganz zufällig, die Gemahlin des Königs. Seitdem wurden über 1000 solcher "Knights and Ladies of the Garter" gekürt. Stolz steht er da, der Herzog von Braunschweig-Lüneburg, in Öl gemalt, 1775, dick und fett, mit der Auszeichnung am linken Knie befestigt. Zu denen, denen man das Strumpfband aus guten Gründen wieder weggenommen hat, gehörte Richard Neville, der 16. Earl of Warwick. 1468 wurde er degradiert. Gründe unbekannt.


Das passierte auch anderen. Noch 1911 wurde das Hosenband Luitpold von Bayern und einem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz verliehen, dann brach die Serie ab, denn der 1. Weltkrieg hat aus den deutschen und österreichischen Hosenbandträgern personae non gratae(?) gemacht. Mit leichter Verzögerung verloren1915 der König von Württemberg, der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, sowie Kronprinz Wilhelm von Preußen das schöne blaue Band mit dem Goldstreifchen. Auf japanischer Seite, wo noch 1929 ihre kaiserliche Hoheit Hirohito mit dem Hosenband geschmückt wurde, kam die Degradierung 1941. Allerdings wurde Kaiser Hirohito 1971 wieder als Ordensträger eingesetzt. Die Gerechtigkeit kann auch mal siegen.


Der tausendste registrierte Hosenbandträger war übrigens William Duke of Cambridge. Und in diesem Jahr erhielt das Hosenband wieder eine Frau: Eliza Manningham-Buller. Sie wurde zur Baroness und Oberhausabgeordneten. Ihre Tätigkeit im britischen Inlandsgeheimdienst, Abteilung Terrorismusbekämpfung und Spionageabwehr, lässt es nicht zu, die Gründe für die Verleihung dieses Ordens auszuspionieren. Als ehemalige Generaldirektorin des bekannten MI5 weiss sie es vielleicht selbst nicht. Warum dieser Orden so populär ist? Das kann nach 666 Jahren keiner mehr sagen. Es gibt ihn halt, und warum soll man damit nicht gelegentlich jemanden beglücken? Schön wär's, wenn auch mal wieder ein Deutscher oder Österreicher drunter wäre. So schlecht können die doch nicht sein.







Freitag, 22. August 2014

Island, was ist jetzt schon wieder los?

Ein friedliches Land, dieses Island. Wenn überall in der Welt geschossen und getötet wird, fällt es besonders auf: Island hat keine Feinde, und die Ordnungsmacht wird mit dem Alltag ganz gut fertig. Die wenigen Kriminalfälle im Land geben eher Anlass zur einer fast exotischen Krimiliteratur als zu besorgten Statistiken. Doch macht sich die Insel, die knapp über 100.000 Quadratkilometer umfasst und in der Größe etwa mit Bulgarien verglichen werden kann, immer wieder Sorgen um ihre zahlreichen Vulkane, von denen einige inzwischen weltberühmt geworden sind. Sie lassen Rauch ab und spucken wie es ihnen passt. Einmal werden Gesteinsbrocken durch die Luft geschleudert, dann wieder verdunkelt sich der Himmel, und der Flugsicherung stehen die Haare zuberge. Dann kann sich die Bedrohung schon auf ganz Europa auswirken, weil die Flüge durcheinander geraten und Millionen Fluggäste nicht weiterkommen.


Im Telefonbuch, dem einzigen im Lande, steht denn auch im Vorwort auf Isländisch, Englisch und Polnisch (warum?) über jeweils 2 Seiten was zu tun ist, bei Erdbeben, Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen. Die Menschen leben in Island nicht in einer ständigen Angst, sind jedoch bereit, wenn's nötig ist, sich schleunigst in Sicherheit zu bringen. Nach den frivolen Ausbrüchen des unaussprechlichen Eyjafallajökull, 2010, und einiger anderer Eruptionen, die weniger ins Gewicht fielen, droht jetzt einer, den ich gerne mit "Berlusconi" bezeichne, dem durch sein Bunga Bunga berüchtigt gewordenen ehemaligen italienischen Präsidenten. Sein furchterregender Name: Bártharbunga.

Als wir 2013 in Island waren, wurde schon gemunkelt, dass sich unter dem Riesengletscher etwas tut. Über 3000 leichtere Erdbeben wurden bereits registriert, ein untrügliches Zeichen, dass etwas in Vorbereitung ist. Ein neuer, heftiger Ausbruch unseres Bunga-Bunga-Spuckers könnte vor allem Überschwemmungen auslösen. Man vermutet, dass riesige Massen an Magma in Bewegung kommen könnten, die das Gletschereis zum Schmelzen bringen. Die Isländer bleiben jedoch noch sehr gelassen. Das Prickeln im Leib herrscht vor allem bei den Touristen. Wie toll wäre es, dabei zu sein, wenn es losgeht. Andererseits ist das Ganze nicht harmlos. Man sieht es an den Narben, die Island seit Jahrtausenden aufzuweisen hat. Das ganze Land ist von Felsbrocken übersät. Kühne Gebilde und unzählige Felsspalten geben dem Land etwas Wildes.

 Bunga Bunga, einer von vielen. 

Ich selbst vertaue auf meine Lieblingsvulkane, den Kaisertuhl am Oberrhein, der seit 50 Millionen Jahren nicht mehr spuckt, jedoch heute einen herrlichen Wein ausstößt, und den Hekla, der seit Jahren gemächlich vor sich hinraucht, als hätte er seine Schuldigkeit getan. Aber Vorsicht, in Island kann es jederzeit wieder losgehen. Dann hat die Welt wieder etwas zum Staunen.




Donnerstag, 21. August 2014

Die Geköpfte und ihre Maler: die Comtesse de Sorcy

Namen sollten eigentlich Schall und Rauch sein und nicht den Blick auf die Person verstellen. Dennoch: berühmte Maler haben auch berühmte Models, die sich porträtieren lassen. Die Liste ist endlos. Dem Künstler geht es darum, Schönheit zu malen. Auch die Skulptur ist mit diesem Drang behaftet. Wie oft haben wir sie schon gesehen, Aphrodite, die in der römischen Welt zur Venus wurde. Auch ihr Körper galt als Standardmaß für Jahrtausende. Das Porträt ist nur eine von vielen Sichtweisen, die weibliche Schönheit auf Leinwand zu übertragen.

Das Thema "Ferne Freundinnen" hat Christl Schneider-Götz nicht nur angeregt, sondern gleich mit mehreren Frauenporträts im wahrsten Sinne untermalt. Nur ein Beispiel soll hier beleuchtet werden. Die Comtesse de Sorcy, wie sie von Jacques Louis David, dem großen französischen Maler gemalt wurde. Im gleichen Jahr hatte er auch deren jüngere Schwester Robertine, die Marquise d'Orvilliers, gemalt. Beide Schwestern stammten aus einer wohlhabenden Bankiersfamilie in Genf. Beide haben in den französischen Adel hineingeheiratet. Die Französische Revolution hatte zwar begonnen, die Grausamkeiten der Revolution waren jedoch noch nicht beendet. Die Porträts entstanden  im relativ ruhigen Jahr 1790. Die Schwestern sind ohne den üblichen Pomp abgebildet. Ohne Schmuck und ohne schnörkelige Kleidung.

Das Original von Jacques Louis David


 Während ihre Schwester etwas robust und selbstbewusst dargestellt ist, wirkt die Comtesse Anne-Marie-Louise de Sorcy recht vornehm und bescheiden. Eine große lockige Haarpracht umrahmt ihr liebreizendes Gesicht. "Vor dem Schafott" hat Christl Schneider-Götz ihre malerische Interpretaion dieses Bildes genannt.

Das von Christl Schneider-Götz

Die Macht und Ohnmacht einer Frau in einer revolutionären Zeit. Das Haar grau, sperrig und ausladend in die Höhe gerissen. Eine ferne Freundin, die die Schrecken der Revolution schon kennt und vorwegnimmt. Ihre Hände sind mit weißem Band umschlungen. Gefesselt auch ihre Haltung, die wie von Kondenzstreifen am Himmel in Position gehalten wird. Man kann nicht genug in dieses Bild (Öl auf Leinwand) hineinlesen. Die eigenartige Faszination, die von der Schafott-Version der Malerin ausgeht, hat uns dazu gebracht, Christl Schneider-Götz das Bild abzuluchsen. Es steht noch leicht verhüllt in unserem Häuschen im Schwarzwald und wartet auf seine Rahmung und die Heimholung nach Wien. Nur schwer haben Christl und Hermann sich davon trennen können. Das Original der Comtesse hängt in der Neuen Pinakothek in München. Die Schwester hängt im Louvre in Paris, und die wild-schöne Studie zum Thema  "Ferne Freundinnen" bei uns. Wir hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlt.

Die Künstlerin steht dazu!








Mittwoch, 20. August 2014

Toast Hawaii, oder der Dauerlauf der Bockwurst.

Woran ich mich gar nicht erinnern mag, ist die Zeit der Steckrüben und der Kücheneintöpfe, die zwar nicht ewig währte, doch nach dem 2. Weltkrieg nur schwer aus den Köpfen der kochenden Mütter und Omas zu entfernen waren. Alles Neue wurde mit Misstrauen beäugt. An die festen Burgen der west-deutschen Küche kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, aber an die Praktiken meiner Mama, die auf der ständigen Suche nach etwas Essbarem die Gemüsehändler und Konsumgeschäfte abklapperte. Der graue Alltag bestand meist darin, mit Karotten, Kartoffeln, Lauch, Spinat oder ähnlichem Grünzeug nach Hause zu kommen. Besonders der Spinat war es, der mein kindliches Auge eintrübte, wusste ich doch, dass bei Tisch wieder eine kulinarische Katastrophe drohte.


Hoffnung und Verzückung kam jedoch auf, wenn Mama Weissmehl ergattert hatte und - einmal im Monat(???) Dampfnudeln ankündigte. Natürlich war die Badische Dampfnudel gemeint, denn eine andere gab es nicht. Wir Kinder bereiteten uns innerlich auf den Anblick der Dampfnudel vor, deren üppige Rundungen für mich schon immer auch ein Genuss für die Augen war. Bei Tante Ida durfte ich als Steppke einmal 6 Stück dieser weißen Prachtkugeln verdrücken. Nicht nur war ich dem Himmel nahe, nein, als Dampfnudelesser war ich auch an meine physischen Grenzen gestoßen. Auf die herrliche Vanillesoße (Papa bekam Weinsoße) oder das eingeweichte Dörrobst war meist etwas überflüssig. Es wurde freundlich akzeptiert, war jedoch nicht die Hauptsache. Die Zeit der Dampfnudel scheint endgültig vorbei. Wir sind in das Zeitalter des globalen Ichweißnichtwas eingetreten, mit Geschmacksverstärker, Sojasoßen, Zitronengras und Broccoli.


Es ist sinnlos, herauszufinden, was Russische Eier einmal waren. Zwar sieht man sie gelegentlich noch auf einer Speisekarte, sie sind jedoch nicht mehr wiederzuerkennen. Auch Toast Hawaii hat überlebt. Damals der Gipfel der exotischen Küche. Verständlich, denn woher sollten die Ananasse den kommen, die man dafür brauchte? Mit Käse überbacken. Schinken nicht vergessen! Für uns Kinder die Erlösung aus einer grauen Mampfzeit. Da Mama den Spinat jedoch für eisenhaltig und damit auch für gesund hielt, gab es immer wieder dieses Pflichtessen, das mich an den Rand der Verzweiflung brachte.

Dann, Revolution, Revolution, kam der frivole Teil der Küche wieder zum Zug. Plötzlich hatte man genug Sahne, um eine Soße wieder upgraden zu können, ein leichter karamelisierter Geschmack durfte nicht fehlen, und auch das Süß-saure kam ins Spiel. Die Chinesen haben es vorgemacht. In Frankreich machte damals noch die Vorstellung schaudern, man könne Fleisch mit Preiselbeeren oder anderem Süßen kombinieren. Der Rehrücken Baden-Baden mit seinem Sahnehäubchen und der gegarten Birne war da schon lange in jedes deutschen Feinschmeckers Munde. Franzosen fanden so etwas eklig.

Alles in allem hat sich die mitteleuropäische Küche trotz kräftiger Rückschläge gut behauptet. Die Spargeln mit den vier Soßen und dem herrlichen Pfannekuchen gibt es immer noch. Auch den Badischen (und warum nicht: den Rheinischen?) Sauerbraten mit den handgeschabten Spätzle. Andererseits finde ich, dass die totlangweiligen Grünkernbratlinge die vegetarische Küche nicht mehr alleine verteten, sondern, dass da vieles, sehr Essbares hinzugekommen ist. Und die allgemeine Mobilität bringt uns nicht nur isländischen Lachs, Austern aus Frankreich, Sojasprossen aus Japan und Knusperente aus China. Nein, auch die eigenen Lande haben uns die Bockwurst mit Senf erhalten und dazu den besten Kartoffelsalat (in Österreich: Erdäpfensalat), den man sich vorstellen kann. Außerdem ist die Rauke wieder aufgetaucht. Heute nennt man sie verschämt als Ruccola, dabei wächst sie wild an unseren Straßenrändern, und wir sehen sie nicht.


Küche im Wandel der Zeit: Gottseidank bleibt sie nicht stehen. Wir lernen gerne hinzu, wenn uns nicht alles madig gemacht wird, was Mütter und Großmütter an Kulinarischem so alles geleistet haben. Danke, Oma, danke, Mama! Ihr habt euer bestes gegeben.















Montag, 18. August 2014

NSA, BND und all die anderen.

Es musste ja so kommen. Wer im Trüben fischt, weiß nicht was er da findet. Die Schlapphüte stehen sich also für teures Steuerzahlergeld selbst im Weg. Dass die Merkel mit der Clinton gleichgezogen hat, ist tröstlich. Warum soll es der einen Ausgeschnüffelten besser gehen als der anderen? Wir Laien rudern ohnehin ziellos um die Spitze des Eisberges herum. Was sich darunter versteckt kann dem in der überwiegenden Mehrheit harmlosen Bürger das kalte Grausen über den Rücken jagen. Jetzt verraten sie sich gegenseitig. Und das ist gut so! Von offiziellem Bedauern keine Spur.

Schlapphüte sehen anders aus!
Die Hauptakteure der großen Politik dagegen rudern und eiern herum. Wir wollen Frieden. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, auch den Einsatz von, ja was denn? Militärischen Mitteln? Wir müssen de-eskalieren. Wovon reden wir eigentlich? Die Krisenherde geben sich die Klinke in die Hand: Israel, Irak, Syrien, Libyen, Nordkorea, UKRAINE. Habe ich etwas vergessen? Ach, ja, die Spionageaffären. Aber unter Freunden wird man schon eine Lösung finden. Herunterspielen, das Bild tiefer hängen, mysteriöse Schuldzuweisungen etc. Oder geht das plötzlich auch gar nicht mehr? Dann hilft immer noch das ominöse Schweigen der Betroffenen.

Haben wir es bereits akzeptiert, dass man mit uns macht was man will? Sind wir Bürger mit selbstverständlichen Rechten oder nur Steuerzahler? Sind wir freie Wähler, oder Stimmvieh, das sich alles unterjubeln lässt? Wer diesen Ärger empfindet, muss dem Exspion Snowden alles mögliche Verständnis entgegen bringen. Doch das Weiterschnüffeln unter der Gürtellinie geht weiter. Muss es erst zu einem internationalen Aufschrei kommen, der Regierungen hinwegfegt, bevor sich die (Un)Verantwortlichen besinnen? Der Ton muss wahrscheinlich noch viel rauher werden, bevor etwas geschieht.


Freitag, 15. August 2014

Wer kennt den Kaiserstuhl schon?

Als Studenten fuhren wir mit den (Motor)Rädern von Freiburg im Breisgau an den Kaiserstuhl zum Kirschenklauen. Keine Angst, davon gab es viele, und wir haben das Stibitzen von Kirschen auf endlos viele Bäume verteilt. Mundraub ist immer noch nicht strafbar. Später, als wir erwachsen waren und ein gutes Einkommen hatten, brachten wir die entgangenen Gewinne wieder zurück: hier ein Essen, da eine Übernachtung, und natürlich die Weinproben, die alle mit dem Kauf vieler Flaschen Kaiserstühler Weine endeten, denn der erloschene Vulkan am Oberrhein eignet sich mit seinem Lößboden zum Anbau köstlicher Weine, sowohl weißer, als auch roter.

Die Krone




 Natürlich musste ich mit meinen Freunden, die endlich mal aus den USA wieder in Old Germany auftauchten den Kaiserstuhl besuchen, denn Bing hatte in Freiburg Medizin studiert und ist mit May in Freiburg die Ehe eingegangen. Eine sentimental-fröhliche Kurzreise bot sich an. Ziel, die alte Krone in Achkarren, wo man nicht nur gut schläft, sondern auch gut isst.


Burkheim am Rhein    
Bing, May und ich - zwei Tage im Kaiserstuhl. Eine Wonne, wenn man bedenkt, wieviele Jahre zwischen unserer Jugend und unserem Alter liegen. Wir schlenderten durch den Rheinwald und sahen die Werke unseres Künstlerfreundes, der im Wald haust und seine fantasievollen Produkte auf einer Wiese davor ausstellt und zum Kauf anbietet. Eine ungewöhnliche Künstlernatur, die Schrott zu Kunst verarbeitet.
Der Künstler und sein Werk

Der Kaiserstuhl ist Deutschlands wärmste Landschaft. Exotische Pflanzen wachsen hier, und seltene Tiere sind zu finden. Viele Arten von Orchideen und die Smaragdeidechse sind hier zuhause. Vor über 50 Millionen Jahren tobte der Vulkan. Heute ist der Kaiserstuhl ein bemerkenswertes Weinbaugebiet.



Schottland, du willst ausziehen?

Verdutzt blicken wir auf einen Teil des Vereinigten Königreiches, der uns bisher eher durch den berühmten Schottenrock fasziniert hat: trägt man etwas drunter oder nicht? Schottland, das durch seine rustikalen Bräuche eher mit Bayern zu vergleichen ist, als mit Württemberg, nicht zuletzt wegen des urwüchsigen Tragens von Lederhosen und Lodenmänteln in Bayern, gehört nun seit (nur) 307 Jahren zu Großbritannien. Andererseits werden auch immer wieder Vergleiche zwischen Schwaben und Schotten angestellt. Wer kennt die süffisanten Anspielungen auf die Knausrigkeit beider Stämme nicht? Und dann der Whisky, was für eine schottische Angelegenheit. Das Land im britischen Norden hat auch Naturschönheiten aufzuweisen, von denen andere nur träumen können. Wer kennt nicht das Ungeheuer von Loch Ness? Just go monster spotting!


Noch ist das Königreich vereint. Doch am 18. September wollen es die Schotten genau wissen . Ein Referendum soll herausfinden, ob "Yes Scotland" oder "Better Together" die Lösung für die schottische Loslösung oder  das Drinbleiben sein wird. Viele hoffen auch, der wachsende Ölwohlstand im Norden würde eine Unanbhängigkeit durchaus profitabel machen. Vier Millionen Wahlberechtigte werden also entscheiden, ob Schottland ein eigenes Land wird oder weiterhin ein störrisches Anhängsel eines wenig geliebten Königreiches sein möchte. Nehmen wir an, die Befürworter der Unabhängigkeit gewinnen, was machen wir dann mit der Königin, die in Schottland als Elizabeth, die Erste regiert. Werden die Schotten dann das Pfund Sterling weiter benutzen können? Wie sicher sind dann noch die Renten, die landesweit ausbezahlt werden?

Wie wird das Restkönigreich damit fertig, dass es kleiner als Rumänien wird und weniger Bürger als Italien hat? Wenn dann David Cameron noch mit dem Austritt seines Landes aus der EU kokettiert,  kann der beunruhigte Europäer nur den Kopf schütteln. Sagt man aber: wir brauchen euch nicht, tritt man ins Fettnäpfchen, denn gebetsmühlengleich wird wiederholt, dass wir alle in einem Boot sitzen. In das Wladimir Putin ständig versucht, Löcher zu bohren.


Als Mann einer Britin (von der Nähe zur schottischen Grenze) werde ich mich hüten, eine unqualfizierte Meinung zum Schottenproblem abzugeben. Auch die Engländer halten sich weise zurück und hoffen, dass der gesunde Menschenverstand sich wieder einmal durchsetzt. Aber schon vor 300 Jahren waren die Schotten alles andere als begeistert vom Anschluss an das Königreich. Trotz leichten Vorsprungs der Neinsager in den Umfragen, kann man gespannt sein, ob sich die europäische Landkarte verändern wird, oder ob alles beim alten bleibt. Ein gestärktes Europa können wir allemal gebrauchen. Eine totale Abschottung dagegen nicht.


Dienstag, 12. August 2014

Wiener G'schichten: weltweit sind es die Brüste.

Manchmal möchte man schon wissen, woher das Wissen stammt, das Medien so verbreiten. Dass da oft etwas nicht stimmt, hat sich herumgesprochen. Medien kokettieren gerne damit, dass sie die Quelle ihrer Infos nicht preisgeben, um die Beschaffer zu schützen. Wenn sie über eine Kuriosität berichten, denn das interessiert den Leser und Zuschauer, dann wird oft etwas verschämt gesagt: das Institut für Dingsforschung aus Duda hat eine Studie veröffentlicht, die besagt....  Am Tag darauf muss dann eine neue Sensation her, denn die von Heute ist dann eine von Gestern. Das Wort "Zeitungsente" wird dabei ungern in den Mund genommen, wenn etwas nicht stimmt. Gibt es diese schöne Zeitungsente überhaupt noch? Oder vergessen wir diese, sobald eine neue aufgetaucht ist?

Im rührigen und kostenfreien Blatt "Heute" von heute, das in Wien die U-Bahnstationen beschenkt, liest man so manches. Ich will die Quelle nicht verschweigen: da heißt es u.a. "Deutsche schießen Frankfurter Würstel ins All". Das kann man ungeprüft glauben. Aber, dass auf der gleichen Seite die Türkei nur 7 Millionen Einwohner hat, lässt Zweifel aufkommen. Kleines Missgeschick, das nicht weiter auffällt. Aber, die Statistik einer International Society of Aestethic Plastic Surgery interessiert jeden. Daher zuerst die Übersetzung, die wegen der ängstlichen Kurzfasserei (wir geben nur das Wesentliche wieder) des Blattes unter den Tisch fiel: Internationale Gesellschaft für plastische Schönheits-Chirurgie.
Schönheit hat viele Gesichter

Da heißt es dann im Klartext: Die Deutschen sind Weltmeister in der Penis-Verlängerung. Wer auch sonst noch am meisten an sich schnipseln lässt, wird auch erwähnt. Die Amis, die ihre Nasen gerne in anderer Leute Telefonleitungen stecken, sind mit einer halben Million Brusterweiterungen die Spitze des Eisberges. Zu den Penis-Sachen kommen wir noch. Insgesamt sollen die Brusteingriffe weltweit über 23 Millionen betragen. Naseneingriffe gibt es 1 Million. Die NSA mit ihrer Schnüffelei ist nicht unter den ersten drei Ländern, sondern Brasilien, Mexiko und der Iran. Auch lassen sich weltweit fast eine Million Menschen am Bauch operieren, dabei wäre weniger essen wohl die billigere Lösung. Aber, wen geht das etwas an?

Bei der Penis-Verlängerung, für die auch im Internet stark geworben wird, müssen wir uns mit bescheidenen Stückzahlen zufrieden geben: weltweit (woher weiß man das eigentlich?) sind es 15.414 (so wenige, weltweit?). Den Löwenanteil soll mit 2.786 also Deutschland ausmachen (schließlich sind wir Weltmeister). Die Nummer 2, also Mexiko, fällt mit 295 Verlängerungen entschieden ab. Und Kolumbien,
an dritter Position hat 266 Verlängerte aufzuweisen. Was auffällt, ist nicht etwa der weltweit erreichte Durchschnitt, über den nichts gesagt wird, sondern die Tatsache, dass das relativ arme Land Mexiko bei allen Disziplinen (vom Busen über die Nase bis hin zum Pimmel) den Platz drei einnimmt. Und was Österreich betrifft, versagen diese Statistiken total. Schönheits-OPs soll es da im Jahr etwa 50.000 geben. Aber, wofür, wogegen, worüber, darüber weiß man offensichtlich nichts. Ist es womöglich Conchita, die hier kräftig mitmischt? Glückliches Österreich.





Montag, 11. August 2014

Die Kirschessigfliege - nicht nur die Kirsche ist in Gefahr!

Man glaubt es kaum: mühsam schafft man es, die Kirsche zur Essreife zu bringen, ein paar Würmer sind da kein Problem. Auch der Wein in der Ortenau und in anderen Weinregionen entwickelt sich wieder gut, wie man hört, doch schon drohen neue Gefahren. Die Kirschessigfliege war bis vor kurzem nur in Japan bekannt, heißt deshalb auch Drosophila suzukii, bevor sie die Welt eroberte. In den Dreißigerjahren herrschte die sich schnell vermehrende Kirschessigfliege in Südostasien, dann tauchte sie 1980 in Hawaii auf, jetzt bedroht sie fast alle Obstsorten in Europa und schreckt auch vor dem als recht sicher geltenden Weinbau in Deutschland, Österreich und in der Schweiz nicht zurück. Das hat uns gerade noch gefehlt.



Das Tier, das pro Jahr 14 bis 15 Generationen in die Welt setzen kann, ist besonders tückisch. Es sieht ganz gut aus, ist braun oder gelb und hat rote Augen. Während die gemeine Essigfliege sich eher für reife und faulende Früchte interessiert, die sich in der Gärung befinden, bemüht sich die Drosophila suzukii hauptsächlich um Süßkirschen und Weinbeeren. diese werden vom befruchteten Weibchen, das kaum 2-4 mm groß ist, mit einem gezähnten, scharfen Eiablageapparat bearbeitet, sodass die Eier in die geritzten Öffnungen der Frucht gelegt werden. Nach kurzer Zeit schlüpfen dann die Larven und die Frucht ist vernichtet.



Die Angst der Winzer ist deshalb groß. Kurz vor der Reife können dann auch keine Insektenmittel mehr verwendet werden. Wer noch vor Tagen bei Angelika und Martin Kimmig vom Weingut Ullenburg im badischen Tiergarten (Ortenau) den herrlichen Spätburgunder von 2012 (im Barrique gereift) verkosten konnte, gerade als man erfuhr, dass auch ein Riesling wieder eine Medaille bekam, der macht sich Sorgen, denn diese Tropfen möchte man nicht missen. Hoffen wir also, dass nicht nur im Weingut Ullenburg, sondern überall, der Angriff der Kirschessigfliege ins Leere geht.