Freitag, 15. August 2014

Schottland, du willst ausziehen?

Verdutzt blicken wir auf einen Teil des Vereinigten Königreiches, der uns bisher eher durch den berühmten Schottenrock fasziniert hat: trägt man etwas drunter oder nicht? Schottland, das durch seine rustikalen Bräuche eher mit Bayern zu vergleichen ist, als mit Württemberg, nicht zuletzt wegen des urwüchsigen Tragens von Lederhosen und Lodenmänteln in Bayern, gehört nun seit (nur) 307 Jahren zu Großbritannien. Andererseits werden auch immer wieder Vergleiche zwischen Schwaben und Schotten angestellt. Wer kennt die süffisanten Anspielungen auf die Knausrigkeit beider Stämme nicht? Und dann der Whisky, was für eine schottische Angelegenheit. Das Land im britischen Norden hat auch Naturschönheiten aufzuweisen, von denen andere nur träumen können. Wer kennt nicht das Ungeheuer von Loch Ness? Just go monster spotting!


Noch ist das Königreich vereint. Doch am 18. September wollen es die Schotten genau wissen . Ein Referendum soll herausfinden, ob "Yes Scotland" oder "Better Together" die Lösung für die schottische Loslösung oder  das Drinbleiben sein wird. Viele hoffen auch, der wachsende Ölwohlstand im Norden würde eine Unanbhängigkeit durchaus profitabel machen. Vier Millionen Wahlberechtigte werden also entscheiden, ob Schottland ein eigenes Land wird oder weiterhin ein störrisches Anhängsel eines wenig geliebten Königreiches sein möchte. Nehmen wir an, die Befürworter der Unabhängigkeit gewinnen, was machen wir dann mit der Königin, die in Schottland als Elizabeth, die Erste regiert. Werden die Schotten dann das Pfund Sterling weiter benutzen können? Wie sicher sind dann noch die Renten, die landesweit ausbezahlt werden?

Wie wird das Restkönigreich damit fertig, dass es kleiner als Rumänien wird und weniger Bürger als Italien hat? Wenn dann David Cameron noch mit dem Austritt seines Landes aus der EU kokettiert,  kann der beunruhigte Europäer nur den Kopf schütteln. Sagt man aber: wir brauchen euch nicht, tritt man ins Fettnäpfchen, denn gebetsmühlengleich wird wiederholt, dass wir alle in einem Boot sitzen. In das Wladimir Putin ständig versucht, Löcher zu bohren.


Als Mann einer Britin (von der Nähe zur schottischen Grenze) werde ich mich hüten, eine unqualfizierte Meinung zum Schottenproblem abzugeben. Auch die Engländer halten sich weise zurück und hoffen, dass der gesunde Menschenverstand sich wieder einmal durchsetzt. Aber schon vor 300 Jahren waren die Schotten alles andere als begeistert vom Anschluss an das Königreich. Trotz leichten Vorsprungs der Neinsager in den Umfragen, kann man gespannt sein, ob sich die europäische Landkarte verändern wird, oder ob alles beim alten bleibt. Ein gestärktes Europa können wir allemal gebrauchen. Eine totale Abschottung dagegen nicht.


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