Mittwoch, 28. Februar 2018

Brahms, Violinkonzert in D Dur. Sex würde ich es nicht nennen.

Wenn ich Brahms höre, fällt mit vieles ein. Er sagt mir musikalisch, was Sache ist. Nicht im Sinne von Weinstein, der zahllose Frauen sexuell missbraucht hat. Seltsam, dass ich mich auch im hohen Alter noch als Mann fühle. Vielleicht, weil ich meine Position als solcher nie missbraucht habe. Fröhlich schaue ich in den Spiegel und sage mir, Du bist nicht das letzte Schwein unter der Sonne. Und die Geschichten eines Harvey Weinstein, der über 80 Frauen, meist Schauspielerinnen,  belästigt haben soll, und oft vergewaltigt, sind uninteressant, im Sinne einer Sensation.

Echt? 
Was jedoch heute schon fast unverständlich ist, ist das Leugnen, das Verharmlosen wollen, der Einwand, dass meist Einverständnis zwischen Sexpartnern bestanden haben soll. Das ist der Gipfel des Zynismus. Angesichts zahlreicher Bekenntnisse von missbrauchten Frauen und Kindern, angesichts der heutigen Beweismöglichkeiten, gerade in diesem Fall, ist es absurd, an eingebildete Fantasien auch nur zu denken. Die sexuelle Gier von Männern ist seit Jahrhunderten bekannt und völlig offenkundig. Es scheint für uns Männer heute wichtig, hier eine klare Grenze zu ziehen. Auch wenn es Frauen gibt, die sich mit sexuellen Übergriffen abfinden mögen oder diese sogar heimlich gutheißen, bleibt diese Grenze bestehen: Man muss kein Moralapostel sein, um körperliche Annäherungen und Handlungen, die nicht gewollt werden, klar abzulehnen.


Sex ist etwas schönes. Es gehören zwei dazu. Auch, um dieses Vergnügen zu teilen, bis ins hohe Alter. Man kann es auch diskret genießen und muss keine Worte darüber verlieren. Schweine wie Weinstein sollte man totschweigen können. Sie verdienen diese Aufmerksamkeit nicht. Aber, woher sollen wir eine moderne Sexmoral nehmen? Sie ist noch nicht definiert. Die althergebrachten Einrichtungen (Kirchen, Gesetzbücher, Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens) lassen uns schon seit Jahren im Stich, und anzügliche Scherze über Kirchenleute, Moralapostel und Meetoo-Vertreter helfen auch nicht weiter.

Als ich als bewusster Vater meiner Kinder mir diese zur Aufklärung beiseite nahm, Tochter und erster Sohn, beide um die 5 bis 7 Jahre, verstand das Töchterchen mehr  als sie mir verriet. Der Kleine sagte vorlaut: So ist das also. Bei seiner an die Zwanzig gehenden Tochter hätte ich diesen Mut nicht mehr. Doch, wann sie ins Internet ging, um sich in Sachen Sex kundig zu machen, werde ich wohl auch nie erfahren. Und vor Typen wie Weinstein ist sie gewarnt. Gottseidank!


Montag, 26. Februar 2018

Rudi Carrell - Talent und Sunnyboy.

Er konnte alles: singen, trällern, summen, blödeln, unterhalten, sich und andere. Ich denke auch, dass er noch zu den älteren Schwiegermütteridealen gehörte, die sich ihn als Schwiegersohn herbeisehnten. Ein Wunscheidam wie er im Buche stand. Tochtermann klingt etwas trocken. Eidam ist seit dem 9. Jahrhundert belegt.


Aggressiv war er nicht, eher respektlos und für einen Witz immer zu haben. Seine Kettenraucherei brachte ihm schließlich den Lungenkrebs ein, den er bis zu seinem Tod mutig wegsteckte.  Er war ganz nebenbei auch der bekannteste Holländer in deutschen Landen, ein Fernsehstar, der vor keiner Albernheit zurückschreckte.

Ich lernte ihn in Köln kennen. Seine Bescheidenheit war echt. Ich kam zweimal mit ihm zusammen. Das Europäiche Parlament und der Europarat waren ihm fremd. Parlamentarische Debatten machten für ihn keinen Sinn. Wir gingen an einem Samstag durch den Plenarsaal, wo er sich an das Rednerpult stellte und Faxen machte. Dieses Foto von ihm zeige ich nicht. Es ist immer noch herrlich anzuschauen.

Danke Rudi 
Rudi Carrell war wohl einer der wenigen Menschen, die nur auf der Welt gewesen zu scheinen, um anderen Freude zu machen. Ich wünsche mir, dass er nicht gänzlich vergessen wird. Irgendwo sah ich ein Foto von ihm. Darauf lächelte er freundlich. Und die Aufschrift lautete: Danke Rudi.



Samstag, 24. Februar 2018

Ich bin ein fauler Hund.

Wie kommt man dazu, einen Hund einen faulen Hund zu nennen? Mit 10 Jahren fragte ich mich ob ich faul sei. Die total entspannte Antwort, die ich mir selbst gab, war, ja, ich bin faul. Deshalb, wohl, war ich auch immer zu faul, andere faul zu nennen. Vielleicht auch eine brüderliche Sympathiekundgebung. Als ich in jungen Jahren nach Frankreich kam, hatte ich die Faulheit meiner Natur total verinnerlicht. Jemand sagte damals über mich: il est studieux et travailleur (er ist eifrig und arbeitsam).


Manche Menschen legen sich den Habitus des ständig Beschäftigten zu. Eine meiner Kolleginnen, intelligent aber faul, trieb es besonders weit. Ich durchschaute ihre Faulheit, weil sie mehere Male in der Woche die Tür ihres Büros, wenn sie am Nachmittag verschwand, um in der Stadt bummeln zu gehen, offenstehen ließ, indem sie eine Brille, die sie sonst nie benutzte, sichtbar auf ihrem Schreibtisch aufgebaut hatte, als wäre sie gerade mal auf die Toilette gegangen. Erst gegen Büroschluss tauchte sie wieder auf.

Sie, ohne Brille. 
Wenn sie sich auf dem Korridor bewegte, atmete sie stoßweise, als würde sie rennen, aus Zeitmangel.  Neben vielen vertraulichen Telefonaten, die man bei ihr immer für dringend halten musste, schrieb sie scheinbar unermüdlich Notizen auf kleine Zettel, die sie an wichtige Mitarbeiter zu richten schien, die es nicht gab. Das Spiel wirkte bei mir nicht, denn ich hatte mein Büro schräg gegenüber dem ihren und konnte ihr geschäftiges Tun fast immer mitverfolgen.


Wir haben es hier also mit zwei verschiedenen Mentalitäten zu tun, man könnte auch sagen, Verhaltensweisen: der Fleißmensch, der bei permant schlechtem Gewissen tätig wird, und dann der scheinbar hochbegabte Faulpelz, dem alles gelingt, obwohl er fast nichts tut. Ich kam schnell zu dem Schluss, dass es sich bei mir um eine seltene Mischung handeln musste: Fauler Hund mit schlechtem Gewissen. Auch damit kommt der Mensch allmählich ins Rentenalter.

Fauler Hund in Rente 
Was dann noch bleibt, ist die berechtigte Sorge um den guten Ruf, von dem man sich wünscht, dass er grabsteinfähig bleibt. Er/sie hat sich stets bemüht, ein guter Vater/eine gute Mutter zu sein. Sein/ihr Dahinscheiden kam völlig unerwartet und viel zu früh. Die neuerdings dritte Option wäre, zu warten, bis der Bürgermeister den Gruß mit den Blumen (Nelken, Rosen?) persönlich ins Haus bringt. Auf der Glückwunschkarte steht dann wir gratulieren dem Jubilar/der Jubilarin zum Hundertsten. Doch faul wie ich bin, möchte ich auf diesen Zirkus lieber verzichten.





Mittwoch, 21. Februar 2018

Cogito ergo Konsum

Jedes Kind wurde einmal von der Mutter zum Konsum geschickt. Mit der Einkaufstasche. Das Geld, genau abgezählt im Händchen haltend. Früher nannte man es Konsum. Die Lidls, Pennys und Aldis wirken daegen heute wie Invasoren. Es gab keine Auswahl. Und nur einen Konsum, weit und breit. Es gab dort alles, außer frischen Spargel oder Mangos. Die Ladeninhaberin legte Wert darauf, das Kind mit der gewünschten Ware und dem notwendigen "Rausgeld" wieder weiterziehen zu lassen. Manchmal gab es noch ein Bonbon.

Der großartige Gedanke der Konsumgenossenschaft leuchtete ein: Zentraler Einkauf, kein unverhohlenes Gewinnstreben, nichts Verderbliches, das auf dem Mist landete. Die Preise irgendwie leicht nachvollziehbar. Die leeren Flaschen wurden zurückgegeben. Als dann die Konkurrenten auftauchten, veraltete das Bild vom Konsumladen. Viele kauften besser ein, neben dem Laden mit Monopolstellung gab es plötzlich eine größere Vielfalt, auch mit schickeren Ladentheken. Die Co-operative hatte sich zwar in vielen Ländern durchgesetzt, obwohl der Verkaufsgeist etwas ins Verträumte abdriftete und das Ansehen dieser Läden nicht sehr hoch war.

Dann kamen amerikanische Verkaufsmethoden. Alles etwas billiger, dafür mehr Massenprodukte. Für die Hausfrau wurde der Einkauf zu einem Ratespiel. Wo gibt es was, wo, und billiger, und welchen Rabatt kann ich mitnehmen? Das Kleingedruckte war noch Nebensache. Man vertraute dem Anbieter. Würmer kamen selten zum Vorschein. Mit der Kreditkarte konnte man sogar in Grenznähe auch noch die Angebote  aus dem Nachbarland leichter einpacken. Schnäppchen waren jedoch etwas ganz anderes.

Heute weiß die Konsumindustrie, über wieviel Geld die Kundin verfügt. Entsprechend wird angeboten und werbegesäuselt. Wer Angebote ablehnt, ist verbraucherfeindlich. Wir sind Verfüger über eine gewisse Geldmenge geworden und müssen vorgeben, einer gewissen Einkommensgruppe anzugehören. Das Idealbild ist der gutaussehende Hobbymillionär, der ohne mit der Wimper zu zucken, alles kaufen kann, was ihm über den Weg läuft.

Zu Konsumzeiten, als der Arbeiter nur Geld hatte, wenn er auch Arbeit hatte, wurde noch angeschrieben. Der Betrag wurde säuberlich in einem Heft festgehalten. Wenn dann wieder Ultimo war, wurde beglichen und gestrichen. Und wieder fröhlich eingekauft. Ein menschlicher Teufelskreis, dem die Begüterten eher nicht unterworfen waren. Auch Überziehungskredite waren selten. Man bemühte sich, mit seinem Konsum in einer Art Frieden zu leben.


Dienstag, 20. Februar 2018

Schal-Krampfenbauer oder so.

Ich habe schon als Kind gelernt, mich nicht über andere lustig zu machen. Donald Trump ist meine Ausnahme. Dieser Kerl hat schon so viel Mist verzapft, dass die hauchdünne Wand, die mich von der Ernsthaftigkeit trennt, jeden Augenblick zu zerreißen droht. Wenn also jemand in den Mittelpunkt rückt, weil er/sie CDU-Chef(in) wird, heißt das, hochgehoben oder hinausgehoben zu werden, um auch im Internet ständig präsent zu sein. Dann beginnt die alltägliche Häme, die viele mit dem eigenen Namen verbinden. Mein Sportlehrer aus Urzeiten nannte unseren Klassenkameraden Roland Ripp genüsslich Prill.


Ob das absichtlich geschah, weiß ich nicht mehr. Der Lehrer, dessen Namen ich vergessen habe, war sonst sehr nett und freundlich. Es geschehen oft solche Ausrutscher. Sei's drum. Doch das nette Mädchen, dessen Vater Arzt war, hauchte seinen/ihren Namen so undeutlich aus, dass ein rüder Freund von mir, als er den Namen hörte, ausrief: B......wie gesenkte Sau? Sie konnte diesen unsäglichen Namen dadurch loswerden, dass sie heiratete. Ein Alptraum muss damals von ihr gegangen sein.

Hieß dieser Joseph nicht Stalin? 
Es gab eine Zeit, da war der Vorname Adolf verpönt und ist es hoffentlich immer noch. Das kann gerne so bleiben. Der historisch gebranntmarkte Träger hat diesen Namen für lange Zeit zugrunde gerichtet. Nicht einmal seinen Hund kann man heute noch Adölfchen nennen, ohne in den Verdacht zu geraten, ein ganz Schlimmer zu sein. Außerdem gibt es genug Hundenamen, die mit A beginnen: Ajax, Adelbert (?), Ameisenbärchen. Das Fiese an Joseph/f Goe/öbbels ist, dass er einerseits zwischen ph und f zögern lässt, andererseits zwischen ö und oe. Wir tragen das  mit Gleichmut.

Schreihals mit ö oder oe? 
Vielleicht benimmt sich auch unsere Sprache etwas fies. Man sollte nicht ständig vor weltanschauliche Fragen gestellt werden. Ich liebe jedoch die regional geborenen Namen wie Simoneit, Guschlbauer oder Brüderle, wobei mir Johann Johannsson etwas bieder vorkommt. Wie also die neue CDU-Chefin richtig heißt, wird sich nach langen Versprechern herausstellen. Man stelle sich vor,  ein Name wie Kramf-Schnadenbauer gehöre einem von der AfD. Diese humoristische Herausforderung würde zu endlosen Heulorgien führen. Zu Gnadenerlassen und Gottweißnochwas.

Ist das nicht die Storch? 
Wir haben uns daran gewöhnt, dass alle möglichen Namen in der Welt herumschwirren, für die wir nichts können. Seien wir überglücklich, nicht Adölfchen zu heißen. Schon Leutheusser-Schnarrenberger erfordert eine grundsätzlich positive Einstellung zur Namensgebung, die für einen auslandsgewöhnten Kosmo-Politiker schon eine wahre Herausforderung sein kann. Dabei ist die Trägerin dieses Namens, mit der ich schon zu tun hatte, in meiner allerbesten Erinnerung.




Donnerstag, 15. Februar 2018

Schießerei auf dem Capitol.

Etwas verstehe ich nicht: der Präsident ist auf dem Weg, Amerika wieder (ganz) groß zu machen, viele freuen sich schon darauf, und die Produktion von Waffen ist auch nicht geringer geworden, wobei jeder US-Bürger statistisch mehrere davon im Schrank hat. Das macht stolz und selbstbewusst.


Die Zeiten, wo jeder im Mannesalter einen Colt an sich herunterhängen hat, sind zwar fast vorbei, doch man versteht, dass eine so mächtige Nation wie die USA, trotz eindrucksvoller militärischer Ausstattung, darauf bedacht sein muss, allzeit bereit zu sein. Pearl Harbour als Langzeitwarnung und Schreckgespenst. Dennoch biegen sich meine Augenbrauen leicht nach oben, wenn ich mir vorstelle, dass - bei dem durchschnittlichen Intelligenzaufkommen der Nation - jeder eine Knarre bedienen darf, wenn er sich bedroht fühlt. Zum Glück schießen die meisten daneben, doch auch blinde Wut erzielt gelegentlich einen Treffer. Also, das Tragen von Waffen, ohne einen Waffenschein zu besitzen,  scheint mir höchst gefährlich. Was hat das mit Freiheit zu tun?


Fast jeden Tag liest man von Massakern, Morden und Erschießungen unschuldiger Menschen, ohne dass die Motive mitgeliefert werden können: Hass, Eifersucht, Gier, Missgunst, Boshaftigkeit etc. Jedesmal  fragt man sich, warum es geschah. Man wird den Vedacht nicht los, dass es nur deshalb so viele Tote durch Schusswaffen gibt, weil diese in Millionenauflage und überall verfügbar sind. Warum also nicht ein allgemeines Waffenverbot? Ist die Waffenlobby zu mächtig? Ist die Angst vor der unbekannten Bedrohung so groß? Wer sich fürchtet, sich im Halbdunkel einer fremden Garagentür zu nähern, oder in Anwesenheit eines Polizisten eine Hand in seine Tasche zu führen, der hat verstanden.


Dazu kommen die Urängste, die mit der rassistischen Vergangenheit des Landes zu tun haben. Schwarze und Weiße scheinen noch lange nicht der selben Gesellschaft anzugehören. Der Schock, als ein weißer Polizist einen schwarzen Jungen erschoss, weil er sich von ihm angeblich bedroht fühlte, sitzt noch tief. Auch, dass er dann freigesprochen wurde. Doch kann das die lasche Einstellung zum Waffengebrauch erklären? Bei dem immer häufigeren Auftreten solcher Schießorgien scheint es geraten, endlich mit diesem Waffenkult schluss zu machen. Mir scheint es höchste Zeit, über diesen traurigen Tatbestand mehr zu verlieren als nur ein paar bedauerliche Worte.


Das scheinbar unmotivierte Killen von Menschen scheint mir wie eine Epidemie, die um sich greift. Rein statistisch sind diese Attacken in den letzten Jahren immer zahlreicher geworden. Hoffentlich überkommt das Land nicht eine Serie der Gewalt. Wir wissen, dass Gewalt sich fortpflanzt, wenn sie nicht selbst gewaltsam unterdrückt wird. Ob unser Freund, der sich sofort mit dem nuklearen Nordkorea angelegt hat, der Richtige ist, diesen Wahnsinn wieder zu beenden? Für den Augenblick müssen wir ihn im Auftrag seines Landes ganz groß machen lassen.










Dienstag, 13. Februar 2018

Wenn ich amerikanischer.....

Präsident wäre, würde ich auch eine Mauer nach Mexiko hin bauen lassen. Erstens ist so etwas sauteuer, wird jedoch vom Steuerzahler übernommen. Zweitens schafft dies Tausende von Arbeitsplätzen, wohl auch für Mexikaner. Drittens grenzt eine Mauer eher ab, als dass sie verbindet. Wer will denn schon, dass Millionen US-Amerikaner in das billigere Latino-Land hineinströmen und es mit unnötigen Ami-Produkten vollstopfen. Und an die gewünschten Drogen kommt ein ordentlicher Amerikaner allemal kinderleicht heran. Auch ohne Mexiko.

Auf nach Mexiko! 
Für mich waren Mexiko-Western immer die besseren. Weniger klischeehaft als die US-amerikanischen. Mit einem guten Schuss Madonnenverehrung. Einfach katholischer. Viele spielten in den geheimnisumwobenen Pueblos. Auch die Musik war eine andere: Por los camínos de Mejico voy.  Tierra de tantas ilusiones, donde io nací. Das hatte Hand und Fuß. Der gefühlte Unterschied zu den USA: der Westernheld schoss, der Mexikaner ritt. Und am Ende war immer irgendwo eine Wasserstelle für das Pferd.

Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die USA von englischsprachigen Landnehmern (Sunflower und so) und anderen Einwanderern, meist mit miesen Sprachkenntnissen, überrollt wurde, während Mexiko mehr spanisch-iberisch erobert wurde, was auch religiöse Streitereien nicht ausschloss. Jedenfalls war der große Zampano kein richtiger Held mit der entsprechenden Verehrung, sondern eher ein Prahlhans aus dem italienischen Fellini-Film La Strada. Lieber bringt man ihn mit Mexiko in Verbindung, als ihm eine angelsächsische Abkunft anzudichten.

Der Große Zampano! 
Wenn man an Amerika denkt, ist das Einordnen unserer Welt der Helden und Bösewichte immer schon schwer gewesen. Die Neue Welt hat ihre eigenen Idole und ihre eigene Wahrheit, wer weiß, woher? Pinocchio aus der Alten Welt, hat eine lange Nase. Warum? Weil Lügen kurze Beine haben? Warum können sich dann manche Politiker so lange halten? Man denke an Helmut Kohl, dessen Lügen lange nach seinem Tod ans Tageslicht kamen. Oder ist es das Internet-kontrollierte Flunkern, an das sich jeder gewöhnt hat? Angela Merkel, Beatrix von Storch, Boris Johnson, wo ist da jetzt der Unterschied?

Kurze Beinchen? 
Das "Hugh, ich habe gesprochen" des alten Indianers reichte meist, um die notwendige Glaubwürdigkeit herzustellen. Heute kann man die Wahrheit oft nicht einmal erkennen. Man muss sie hinnehmen wie sie daherkommt. Der Mond ist rund, aber wen interessiert das? Die Englische Königin sagt nichts. Ist das der Grund, warum sie nicht lügt? Wenn ich amerikanischer Präsident wäre, würde ich das Blaue vom Himmel lügen. Es kümmert sich eh keine Sau darum. Und das mit der Mauer kann ja noch warten.












Sonntag, 11. Februar 2018

Schlunz und Schamhaar.

Neinneinnein! Für die siebenbändige Kinderbuchreihe "Schlunz" bin ich schon viel zu alt. Der kleine Schlunz hat das Licht der Welt wohl um das Jahr 2010 erblickt und, ab etwa 8 Jahren, gar manches Kind mit religiös verzierter Prosa verzückt. Auch die chemischen Rückstände in Glasbehältern, auch Schlunz oder Schlonz genannt, kommen nicht in Betracht. Warum ich Schlunz Schlunz nenne, hängt mit meiner studentischen Vergangenheit zusammen. Im Studentenheim, mit einer Küche auf jedem Stockwerk, gab es immer Gelegenheit, mit Freunden gemeinsam zu kochen. Für den kochenden Studenten, der von Mutters häuslichen Kochkünsten alles andere als gesegnet war, gab es nichts köstlicheres als ein von ihm selbst ausgeführter Schmaus. Meine schwäbischen Freunde nannten das Ergebnis wegen der undurchsichtigen Beschaffenheit manchmal Schlunz. Eine Mischung aus großzügiger Verachtung und still eingestandener Verehrung für etwas Undefinierbares. Schlunz, eben.

Mein Schlunz 
Dabei muss das Festessen entstanden sein, das ich heute noch liebevoll Schlunz nenne: Billig, süß und farbenprächtig. Eine besorgte, liebende Mutter würde auf eine solche Idee einfach nicht kommen. Aber ehemalige Knaben lieben diesen Schlunz bis ins hohe Alter. Deshalb habe ich mir gerade eben mal wieder einen Schlunz, den man gewöhnlich ohne Zeugen verzehrt. Gesundheitliche Schäden scheinen bei mir bis heute noch nicht aufgetreten zu sein. Obwohl, die beunruhigende Häufigkeit des Verzehrs, meinerseits, sie wirft Fragen über Fragen auf. Zuviel Alkohol, der Genuss von Tabak, der ästhetische Farbenmix können den Konsumenten so recht verunsichern. Es wird immer wieder vor Exzessen gewarnt. Dabei wird jedoch der Genuss von Schlunz nicht einmal erwähnt. Es gibt also Menschen, die klammheimlich schlunzen.

Schüssel voll 
Die Kurve, hinüber zum Schamhaar, hat mit Eselsbrücke nichts zu tun. Sie ergibt sich, wenn man, wie ich, gerade einen Krimi liest, der in Island spielt und aus dem Isländischen übersetzt ist. Abgesehen davon, dass zwar ein Mord geschehen sein muss, die Leiche des jungen Mannes unauffindbar ist, wird berichtet, dass dieser sich vor seinem Tod noch ein Schamhaar ausgezupft haben soll. Warum, wird nicht ersichtlich. Skarphéssinn Walgardsson ist das Opfer. Die Anzahl der unaussprechlichen Namen ist eine sportliche Herausforderung. Deshalb liebe ich Island. Vieles bleibt fremd, aber der Verkauf von Hummersuppe gehört zu den Überraschungen, die man dort unbedingt erleben muss. Aber auch das Schamhaar scheint mir, rein literarsch gesehen, das Aufstoßen eines neuen Fensters in der Fantasiewelt des Krimis. Jetzt und heute.

Schüssel leer 
Was ich vergessen habe, ist die inhaltliche Beschaffenheit meines Schlunzes zu beschreiben, denn Nachahmungen sind erwünscht. Man nehme: 500 Gramm fettreichen Joghurt und gebe darüber die im Handel erhältliche rote Kirschgrütze. Vermische beides ohne Hektik zu einer ansehnlichen Pampe, die dann der Einfachheit halber Schlunz genannt werden darf.









Freitag, 9. Februar 2018

Schmutziger Dunstig. Das war gestern.

Da hat man nun, ohne an etwas zu denken, am Schmutzigen Donnerstag mal einen Schlips angezogen, der schon lange im Kleiderschrank geruht hatte. Als Mann von Welt, wenn man genügend Geburtstage hinter sich hat, besitzt man an die Hundert Schlipse, wovon eigentlich nur gefühlte 20% getragen werden.  Die von Oma, die den heranwachsenden Enkel, der bald zum Manne mutieren wird, als Jungmann sehen möchte. Diesen kann man eine betuliche Note nicht absprechen, zumal in der endlich besuchten Tanzstunde alles Grelle oder zu Geschmacklerische echt verpönt war. Also, eine Silbergraue für glänzende Anlässe, eine nicht allzu Erotische mit leicht anstößigen Kringeln und die mit den neckischen Herzchen, die man vielbedeutend umgebunden hat, wenn man einer Schönen schöne Augen machen wollte.

Die Auswahl 
Gestern, das ist mir bekannt, stand auf Schlips die Todesstrafe. Denn, am Schmutzigen Dunstig machen die Frauen kurzen Prozess mit den Herrenschlipsen. Da wird der korrekt gekleidete Mann, Gatte oder Chef gerne symbolisch entmannt. Vielleicht ist es auch eine verschwörerische Sperrmüllaktion, denn Männer kommen selbst nicht auf die Idee, alte Krawatten zu entsorgen. Mir ist diese rheinische Entmannung noch nie passiert, und, seit gut 50 Jahren, trägt auch der Gentleman vom Rhein gerne den löchrigen Pulli mit der total ausgestiegenen Jeans-Hose, die gekonnt quergeschlitzt, an den Knien ihre Zerschlissenheit zur Schau stellt. Ein Schlips, sozusagen noch als männliches Schmuckstück, ist da undenkbar. Da bei uns also nicht nur die Todesstrafe, sondern auch der Schlips so gut wie abgeschafft sind, müssen wir um den geliebten Brauch des Schlipseabshneidens durch wildgewordene Weiber bangen.


Der Schmutzige Donnerstag kann also weiterhin christlich ausgewertet werden, wenn man vorhat, die anschließende Fastenzeit, fleischlose 40 Tage bis Ostern, in etwa zu respektieren. Tofu kann hier gerne als Fleischersatz einspringen, und vegetarischer Aufschnitt hat schon längst die Lyoner, den Fleischkäs und das Saitenwürstchen ersetzt. Wer damit seine Probleme hat, findet meine uneingeschränkte Sympathie, muss jedoch mit seiner Diät selbst zurechtkommen. Da unser Erlöser eigentlich immer im Magerzustand abgebildet ist, darf vermutet werden, dass ihm selbst die Fastenzeit eher unangenehm gewesen wäre.


Da Ostern unaufhaltbar näher kommt, können sich auch diejenigen Männer (und wenigen Frauen), die  noch Krawatte tragen, wieder freuen. Es handelt sich um ein Doppelfest mit zwei geschlossenen Feiertagen. Da lohnt sich das Herausholen eines Schlipses schon. Er kann zur Feier des Tages durchaus noch beitragen. Schwarze Schlipse hingegen wecken, etwa bei Beerdigungen, nur dunkle Stimmungen. Es wäre da vielleicht besser, ganz auf das Krawattentragen zu verzichten. Doch Frauen mit dem Hang zum männlichen Schmuckstück sollen ihre Schlipse durchaus frei und ungezwungen tragen können. Wir Männer sind da nicht kleinlich. Wir scheinen allerdings mit den Jahren die Lust auf Schlipse verloren zu haben.

Der Brexitbinder 
Es gab auch eine Zeit, da wollte die Schlipsindustrie, dass wir den vorgegebenen Moden folgen. Einmal waren sie breit, und kaum zu binden, dann wurden sie wieder schmal wie ein Strich. Sie konnten dann die Linie zwischen Hemd und Knopfreihe kaum verdecken. Beim Speck ansetzenden Mann ist eine Krawatte notwendig, denn sie lässt die Kilos darunter ein wenig verschwinden. Wie immer man es betrachten mag: für einen Schlips ist in unserer Welt hoffentlich immer noch ein Plätzchen übrig.








Mittwoch, 7. Februar 2018

Donald Trump, mal etwas Neues.

Vor kurzem noch habe ich am amerikanischen Präsidenten kein gutes Haar gelassen. Vielleicht war ich etwas voreilig mit meinem Urteil. Wenn sich einer für den größten hält, läuft man ihm entweder hinterher, oder man verteufelt ihn. Doch jetzt ist die Lobesbrigade für Donald Trump voll im Einsatz. Er, steinreich aber ein Idiot? Mitnichten! Hat er nicht gerade etwas gespendet? Erwähnt, dass er mit den Großen dieser Welt auf Du-und-Du steht? Die englische Königin hat er zwar noch nie aus der Nähe erlebt, aber mit etwas Glück kann das ja noch geschehen.


ch rudere also ein wenig zurück: Man kann ihm nicht ohne weiteres vorwerfen, dass er reich ist und schon garnicht, dass er Präsident ist. Man hat ihn gewählt. Die Gelackmeierten sind diejenigen, denen das passiert ist. Das Fürchterliche daran ist, dass es keinen Schutzmechanismus gegen solche Entwicklungen gibt. Ein Bernd Höcke (ich ergötze mich, ihn so zu nennen, weil er das garnicht mag), nach allem, was er schon verkündet hat, wäre ein solcher Katastrophenfall für unser Land. Schon die Erinnerung an den lauthalsen Faschismus der Dreißigerjahre lässt uns schaudern. Das Internet macht heute diese Nullen ausreichend bekannt.

Der gute Bernd 
Von Trump weiß man nur, dass er inzwischen eine gut bezahlte Truppe von öffentlichen Lobhudlern hat, gegen die man nicht angehen kann, weil sie ihr Geschäft verstehen. Also hört man Töne, die eine standfeste Presse früher im Keim erstickt hätte. Doch die Medien, die übrigens nicht gegen Bestechung jeder Art gefeiht sind, sind schon längst unsicher geworden. Erst abwarten und Fehler machen lassen, scheint die Devise, bevor das volle Rohr zum Einsatz gebracht wird. Was diesen amerikanischen Präsidenten angeht, so gilt auch für ihn, dass nicht vollmundige Parolen den Ausschlag zu geben haben, sondern das Werk, das jeder Zeitgenosse mühelos am Geschehen ablesen kann. Wer das komplizierte Hin-und-Her in der Politik kennt, weiß, wie langsam die Dinge vorankommen. Wenn jedoch unterm Strich eine klare Null entsteht, ist Kritik nicht nur notwendig, sondern unerlässlich.

Eine klare Null 
Die nächsten Wahlen dürfen nicht einfach herbeigesehnt werden. Sie müssen andere Ergebnisse erzielen. Das ist das Problem. Vor dem stehen wir und wundern uns, welche Nullitäten heute die Stirn besitzen, anzutreten. Wir sind uns immer noch nicht im Klaren, welchen Schaden das mangelnde Interesse des Wählers in den meisten Fällen anrichtet. Das Wort zum Sonntag, meist auch von der Kanzel herab, war nie eine echte Hilfe. Doch die Einflüsse, denen wir heute ausgesetzt sind, können noch viel fatalere Folgen auslösen, wenn wir nicht unseren gesunden Menschenverstand gebrauchen. Für mich ist die Wahl eines Donald Trump keine normale Sache, sondern immer noch ein globales Unglück, das vermeidbar war.  Wer sein Land wieder groß machen will, hat immer noch nichts kapiert.

Montag, 5. Februar 2018

Der Mensch, ein Stück Fleisch?

Ich war außer mir und ließ es auch wissen. Da fällt man im Bad auf den Boden, erinnert sich wenige Sekunden an nichts, hat eine fürsorgliche Frau, die ängstlich nach einer Ambulanz ruft. Wenige Minuten später lande ich auf einem Korridor in einem Krakenhaus und warte. Einige Stunden vergingen schon, bis man mich zu einer Blutabnahme wegtransportierte. Kurz danach fand ich mich wieder im Korridor und wartete. Inzwischen war der Nachmittag angebrochen, das Personal hatte längst Mahlzeit gehabt, und ich lag unbeachtet auf meinem Bett. Statt die Menschen im Korridor (ich war nicht der einzige) auf ein Glas Wasser einzuladen, oder mir zu erklären, dass ein unerklärlicher Notstand ausgebrochen sei, wurde ich systematisch missachtet. Keinerlei Erklärung.


Donald Trump hätte die am Empfang darbenden Hilfskräfte vielleicht zum Einsatz gebracht, jemand abgestellt, um Optimisus zu verbreiten oder das Krankenhaus kurzerhand aufgekauft, um es obdachlosen Migranten anzubieten, aber nein, ich wurde am Nachmittag nocheinmal blutuntersucht, ein vorläufiges Ergebnis, das sich schließlich als harmlos herausstellte, wurde mir gegen 22 Uhr zuteil, kurz bevor ich den Beschluss fassen konnte, einfach aufzustehen, mit meinen Puschen sockenlos den Korridor zu verlassen und nach Hause zu gehen.


Inzwischen konnte ich feststellen, dass mein gesamtes Bargeld aus der Börse geklaut war. Ich hatte die Diebe noch gesehen, war jedoch zu müde und unsicher. Konnte es auch nicht glauben. Wer denkt schon an Diebstahl, wenn er ungefähr 12 Stunden auf Korridoren herumliegt und auf Behandlung wartet. Eigentlich sollte ich zu einem späteren Zeitpunkt den beiden Verdächtigen eine Falle stellen, um sie zu überführen. Zu viel Mühe für miese kleine Krankenhausdiebe, die nur leugnen können sonst nichts. Ich warne nur. Nie auch nur einen Pfennig unbewacht lassen. Anzeigen machen nur den Ruf eines Krankenhauses schlecht. Neben noch mehr Bürokratie ist nichts zu erwarten.


Irgendetwas ist faul in einem Land, in dem ein Versicherter, der auch noch gesalzene Rechnungen zu begleichen hat, wie ein Stück Fleisch abgestellt wird. Die totale Entmündigung des Menschen sollte seit dem Dritten Reich überwunden sein. Wie mag es da Menschen ergehen, die jede Pflege benötigen. Ich selbst möchte nicht zu den Meckerern gehören, die an allem etwas auszusetzen haben. Gewisse Notstände, wenn sie glaubhaft erläutert werden, können erduldet werden. Aber, wer es sich zu leicht macht, hat keine Rücksicht verdient. Einen Menschen, der nicht leidet, einen ganzen Tag auf Kranenhausgängen herumliegen zu lassen, ist unmenschlich. Und gegen die bekannte, unanastbare Menschenwürde.

Um die ganze Wahrheit zu sagen: das Gleiche passierte mir schon vor Jahren. Das Krankenhaus war dasselbe. Jetzt ist mir der Kragen geplatzt. Zurecht. Auf das Offenburger Krankenhaus werde ich künftighin gerne verzichten, wenn mein Gesundheitszustand dies erlaubt. Solche, die es geheilt verlassen, kann ich nur beglückwünschen.