Freitag, 9. Februar 2018

Schmutziger Dunstig. Das war gestern.

Da hat man nun, ohne an etwas zu denken, am Schmutzigen Donnerstag mal einen Schlips angezogen, der schon lange im Kleiderschrank geruht hatte. Als Mann von Welt, wenn man genügend Geburtstage hinter sich hat, besitzt man an die Hundert Schlipse, wovon eigentlich nur gefühlte 20% getragen werden.  Die von Oma, die den heranwachsenden Enkel, der bald zum Manne mutieren wird, als Jungmann sehen möchte. Diesen kann man eine betuliche Note nicht absprechen, zumal in der endlich besuchten Tanzstunde alles Grelle oder zu Geschmacklerische echt verpönt war. Also, eine Silbergraue für glänzende Anlässe, eine nicht allzu Erotische mit leicht anstößigen Kringeln und die mit den neckischen Herzchen, die man vielbedeutend umgebunden hat, wenn man einer Schönen schöne Augen machen wollte.

Die Auswahl 
Gestern, das ist mir bekannt, stand auf Schlips die Todesstrafe. Denn, am Schmutzigen Dunstig machen die Frauen kurzen Prozess mit den Herrenschlipsen. Da wird der korrekt gekleidete Mann, Gatte oder Chef gerne symbolisch entmannt. Vielleicht ist es auch eine verschwörerische Sperrmüllaktion, denn Männer kommen selbst nicht auf die Idee, alte Krawatten zu entsorgen. Mir ist diese rheinische Entmannung noch nie passiert, und, seit gut 50 Jahren, trägt auch der Gentleman vom Rhein gerne den löchrigen Pulli mit der total ausgestiegenen Jeans-Hose, die gekonnt quergeschlitzt, an den Knien ihre Zerschlissenheit zur Schau stellt. Ein Schlips, sozusagen noch als männliches Schmuckstück, ist da undenkbar. Da bei uns also nicht nur die Todesstrafe, sondern auch der Schlips so gut wie abgeschafft sind, müssen wir um den geliebten Brauch des Schlipseabshneidens durch wildgewordene Weiber bangen.


Der Schmutzige Donnerstag kann also weiterhin christlich ausgewertet werden, wenn man vorhat, die anschließende Fastenzeit, fleischlose 40 Tage bis Ostern, in etwa zu respektieren. Tofu kann hier gerne als Fleischersatz einspringen, und vegetarischer Aufschnitt hat schon längst die Lyoner, den Fleischkäs und das Saitenwürstchen ersetzt. Wer damit seine Probleme hat, findet meine uneingeschränkte Sympathie, muss jedoch mit seiner Diät selbst zurechtkommen. Da unser Erlöser eigentlich immer im Magerzustand abgebildet ist, darf vermutet werden, dass ihm selbst die Fastenzeit eher unangenehm gewesen wäre.


Da Ostern unaufhaltbar näher kommt, können sich auch diejenigen Männer (und wenigen Frauen), die  noch Krawatte tragen, wieder freuen. Es handelt sich um ein Doppelfest mit zwei geschlossenen Feiertagen. Da lohnt sich das Herausholen eines Schlipses schon. Er kann zur Feier des Tages durchaus noch beitragen. Schwarze Schlipse hingegen wecken, etwa bei Beerdigungen, nur dunkle Stimmungen. Es wäre da vielleicht besser, ganz auf das Krawattentragen zu verzichten. Doch Frauen mit dem Hang zum männlichen Schmuckstück sollen ihre Schlipse durchaus frei und ungezwungen tragen können. Wir Männer sind da nicht kleinlich. Wir scheinen allerdings mit den Jahren die Lust auf Schlipse verloren zu haben.

Der Brexitbinder 
Es gab auch eine Zeit, da wollte die Schlipsindustrie, dass wir den vorgegebenen Moden folgen. Einmal waren sie breit, und kaum zu binden, dann wurden sie wieder schmal wie ein Strich. Sie konnten dann die Linie zwischen Hemd und Knopfreihe kaum verdecken. Beim Speck ansetzenden Mann ist eine Krawatte notwendig, denn sie lässt die Kilos darunter ein wenig verschwinden. Wie immer man es betrachten mag: für einen Schlips ist in unserer Welt hoffentlich immer noch ein Plätzchen übrig.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen