Mittwoch, 21. Februar 2018

Cogito ergo Konsum

Jedes Kind wurde einmal von der Mutter zum Konsum geschickt. Mit der Einkaufstasche. Das Geld, genau abgezählt im Händchen haltend. Früher nannte man es Konsum. Die Lidls, Pennys und Aldis wirken daegen heute wie Invasoren. Es gab keine Auswahl. Und nur einen Konsum, weit und breit. Es gab dort alles, außer frischen Spargel oder Mangos. Die Ladeninhaberin legte Wert darauf, das Kind mit der gewünschten Ware und dem notwendigen "Rausgeld" wieder weiterziehen zu lassen. Manchmal gab es noch ein Bonbon.

Der großartige Gedanke der Konsumgenossenschaft leuchtete ein: Zentraler Einkauf, kein unverhohlenes Gewinnstreben, nichts Verderbliches, das auf dem Mist landete. Die Preise irgendwie leicht nachvollziehbar. Die leeren Flaschen wurden zurückgegeben. Als dann die Konkurrenten auftauchten, veraltete das Bild vom Konsumladen. Viele kauften besser ein, neben dem Laden mit Monopolstellung gab es plötzlich eine größere Vielfalt, auch mit schickeren Ladentheken. Die Co-operative hatte sich zwar in vielen Ländern durchgesetzt, obwohl der Verkaufsgeist etwas ins Verträumte abdriftete und das Ansehen dieser Läden nicht sehr hoch war.

Dann kamen amerikanische Verkaufsmethoden. Alles etwas billiger, dafür mehr Massenprodukte. Für die Hausfrau wurde der Einkauf zu einem Ratespiel. Wo gibt es was, wo, und billiger, und welchen Rabatt kann ich mitnehmen? Das Kleingedruckte war noch Nebensache. Man vertraute dem Anbieter. Würmer kamen selten zum Vorschein. Mit der Kreditkarte konnte man sogar in Grenznähe auch noch die Angebote  aus dem Nachbarland leichter einpacken. Schnäppchen waren jedoch etwas ganz anderes.

Heute weiß die Konsumindustrie, über wieviel Geld die Kundin verfügt. Entsprechend wird angeboten und werbegesäuselt. Wer Angebote ablehnt, ist verbraucherfeindlich. Wir sind Verfüger über eine gewisse Geldmenge geworden und müssen vorgeben, einer gewissen Einkommensgruppe anzugehören. Das Idealbild ist der gutaussehende Hobbymillionär, der ohne mit der Wimper zu zucken, alles kaufen kann, was ihm über den Weg läuft.

Zu Konsumzeiten, als der Arbeiter nur Geld hatte, wenn er auch Arbeit hatte, wurde noch angeschrieben. Der Betrag wurde säuberlich in einem Heft festgehalten. Wenn dann wieder Ultimo war, wurde beglichen und gestrichen. Und wieder fröhlich eingekauft. Ein menschlicher Teufelskreis, dem die Begüterten eher nicht unterworfen waren. Auch Überziehungskredite waren selten. Man bemühte sich, mit seinem Konsum in einer Art Frieden zu leben.


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