Mittwoch, 28. Februar 2018

Brahms, Violinkonzert in D Dur. Sex würde ich es nicht nennen.

Wenn ich Brahms höre, fällt mit vieles ein. Er sagt mir musikalisch, was Sache ist. Nicht im Sinne von Weinstein, der zahllose Frauen sexuell missbraucht hat. Seltsam, dass ich mich auch im hohen Alter noch als Mann fühle. Vielleicht, weil ich meine Position als solcher nie missbraucht habe. Fröhlich schaue ich in den Spiegel und sage mir, Du bist nicht das letzte Schwein unter der Sonne. Und die Geschichten eines Harvey Weinstein, der über 80 Frauen, meist Schauspielerinnen,  belästigt haben soll, und oft vergewaltigt, sind uninteressant, im Sinne einer Sensation.

Echt? 
Was jedoch heute schon fast unverständlich ist, ist das Leugnen, das Verharmlosen wollen, der Einwand, dass meist Einverständnis zwischen Sexpartnern bestanden haben soll. Das ist der Gipfel des Zynismus. Angesichts zahlreicher Bekenntnisse von missbrauchten Frauen und Kindern, angesichts der heutigen Beweismöglichkeiten, gerade in diesem Fall, ist es absurd, an eingebildete Fantasien auch nur zu denken. Die sexuelle Gier von Männern ist seit Jahrhunderten bekannt und völlig offenkundig. Es scheint für uns Männer heute wichtig, hier eine klare Grenze zu ziehen. Auch wenn es Frauen gibt, die sich mit sexuellen Übergriffen abfinden mögen oder diese sogar heimlich gutheißen, bleibt diese Grenze bestehen: Man muss kein Moralapostel sein, um körperliche Annäherungen und Handlungen, die nicht gewollt werden, klar abzulehnen.


Sex ist etwas schönes. Es gehören zwei dazu. Auch, um dieses Vergnügen zu teilen, bis ins hohe Alter. Man kann es auch diskret genießen und muss keine Worte darüber verlieren. Schweine wie Weinstein sollte man totschweigen können. Sie verdienen diese Aufmerksamkeit nicht. Aber, woher sollen wir eine moderne Sexmoral nehmen? Sie ist noch nicht definiert. Die althergebrachten Einrichtungen (Kirchen, Gesetzbücher, Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens) lassen uns schon seit Jahren im Stich, und anzügliche Scherze über Kirchenleute, Moralapostel und Meetoo-Vertreter helfen auch nicht weiter.

Als ich als bewusster Vater meiner Kinder mir diese zur Aufklärung beiseite nahm, Tochter und erster Sohn, beide um die 5 bis 7 Jahre, verstand das Töchterchen mehr  als sie mir verriet. Der Kleine sagte vorlaut: So ist das also. Bei seiner an die Zwanzig gehenden Tochter hätte ich diesen Mut nicht mehr. Doch, wann sie ins Internet ging, um sich in Sachen Sex kundig zu machen, werde ich wohl auch nie erfahren. Und vor Typen wie Weinstein ist sie gewarnt. Gottseidank!


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