Samstag, 23. August 2014

Ja, ich trage einen, aber nicht den Hosenbandorden

Meiner will nicht genannt werden. Er wird auch nicht getragen, sondern liegt friedlich in einer roten Lederschatulle, und das ist gut so. Wenn der Orden Wider den tierischen Ernst Menschen auszeichnet, die sich irgendwann mal für eine humoristische Variante des Lebens ausgesprochen haben, so ist das in Ordnung. Etwa Carlo Schmid oder Cem Özdemir. Bei vielen dieser Ordensträger ist jedoch der Humor ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Bei dem Liberalen Rainer Brüderle hat man sogar seine Rede in Aachen für total langweilig gehalten. Vielleicht hat der Gepriesene die Sache selbst etwas zu ernst genommen. "Orden wider den tierischen Humor". Das ist es, was das Geheimnis einer Ordensverleihung ausmacht: die Gründe bleiben oft im Dunkeln oder werden im Nachhinein zurechtgebogen. Was meinen betrifft, ja, ich habe einen, so macht mich dieser auch ein klein wenig stolz, aber die genauen Hintergründe wurden auch mir nicht offengelegt. Doch wer das Bundesverdienstkreuz für die Rettung von Menschenleben erhält, muss nicht im Dunkeln tappen.


Mit dem berühmten englischen Hosenbandorden ist es so eine Sache. Der britische Humor hat damit nichts zu tun, und wie so vieles im König(innen)reich, ist er uralt. Er wurde 1348 von König Eduard III. gestiftet und rangiert als Orden mit dem blauen Hosenband ganz oben, weit vor dem schottischen Distelorden. Wir sind damit in die blumige Welt der (un)verdienten Auszeichnungen eingetreten. 1358 schon erhielt eine Frau diesen Orden, den Männer unter dem linken Knie zu tragen haben. Es war Philippa von Hennegau, nicht ganz zufällig, die Gemahlin des Königs. Seitdem wurden über 1000 solcher "Knights and Ladies of the Garter" gekürt. Stolz steht er da, der Herzog von Braunschweig-Lüneburg, in Öl gemalt, 1775, dick und fett, mit der Auszeichnung am linken Knie befestigt. Zu denen, denen man das Strumpfband aus guten Gründen wieder weggenommen hat, gehörte Richard Neville, der 16. Earl of Warwick. 1468 wurde er degradiert. Gründe unbekannt.


Das passierte auch anderen. Noch 1911 wurde das Hosenband Luitpold von Bayern und einem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz verliehen, dann brach die Serie ab, denn der 1. Weltkrieg hat aus den deutschen und österreichischen Hosenbandträgern personae non gratae(?) gemacht. Mit leichter Verzögerung verloren1915 der König von Württemberg, der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, sowie Kronprinz Wilhelm von Preußen das schöne blaue Band mit dem Goldstreifchen. Auf japanischer Seite, wo noch 1929 ihre kaiserliche Hoheit Hirohito mit dem Hosenband geschmückt wurde, kam die Degradierung 1941. Allerdings wurde Kaiser Hirohito 1971 wieder als Ordensträger eingesetzt. Die Gerechtigkeit kann auch mal siegen.


Der tausendste registrierte Hosenbandträger war übrigens William Duke of Cambridge. Und in diesem Jahr erhielt das Hosenband wieder eine Frau: Eliza Manningham-Buller. Sie wurde zur Baroness und Oberhausabgeordneten. Ihre Tätigkeit im britischen Inlandsgeheimdienst, Abteilung Terrorismusbekämpfung und Spionageabwehr, lässt es nicht zu, die Gründe für die Verleihung dieses Ordens auszuspionieren. Als ehemalige Generaldirektorin des bekannten MI5 weiss sie es vielleicht selbst nicht. Warum dieser Orden so populär ist? Das kann nach 666 Jahren keiner mehr sagen. Es gibt ihn halt, und warum soll man damit nicht gelegentlich jemanden beglücken? Schön wär's, wenn auch mal wieder ein Deutscher oder Österreicher drunter wäre. So schlecht können die doch nicht sein.







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