Donnerstag, 21. August 2014

Die Geköpfte und ihre Maler: die Comtesse de Sorcy

Namen sollten eigentlich Schall und Rauch sein und nicht den Blick auf die Person verstellen. Dennoch: berühmte Maler haben auch berühmte Models, die sich porträtieren lassen. Die Liste ist endlos. Dem Künstler geht es darum, Schönheit zu malen. Auch die Skulptur ist mit diesem Drang behaftet. Wie oft haben wir sie schon gesehen, Aphrodite, die in der römischen Welt zur Venus wurde. Auch ihr Körper galt als Standardmaß für Jahrtausende. Das Porträt ist nur eine von vielen Sichtweisen, die weibliche Schönheit auf Leinwand zu übertragen.

Das Thema "Ferne Freundinnen" hat Christl Schneider-Götz nicht nur angeregt, sondern gleich mit mehreren Frauenporträts im wahrsten Sinne untermalt. Nur ein Beispiel soll hier beleuchtet werden. Die Comtesse de Sorcy, wie sie von Jacques Louis David, dem großen französischen Maler gemalt wurde. Im gleichen Jahr hatte er auch deren jüngere Schwester Robertine, die Marquise d'Orvilliers, gemalt. Beide Schwestern stammten aus einer wohlhabenden Bankiersfamilie in Genf. Beide haben in den französischen Adel hineingeheiratet. Die Französische Revolution hatte zwar begonnen, die Grausamkeiten der Revolution waren jedoch noch nicht beendet. Die Porträts entstanden  im relativ ruhigen Jahr 1790. Die Schwestern sind ohne den üblichen Pomp abgebildet. Ohne Schmuck und ohne schnörkelige Kleidung.

Das Original von Jacques Louis David


 Während ihre Schwester etwas robust und selbstbewusst dargestellt ist, wirkt die Comtesse Anne-Marie-Louise de Sorcy recht vornehm und bescheiden. Eine große lockige Haarpracht umrahmt ihr liebreizendes Gesicht. "Vor dem Schafott" hat Christl Schneider-Götz ihre malerische Interpretaion dieses Bildes genannt.

Das von Christl Schneider-Götz

Die Macht und Ohnmacht einer Frau in einer revolutionären Zeit. Das Haar grau, sperrig und ausladend in die Höhe gerissen. Eine ferne Freundin, die die Schrecken der Revolution schon kennt und vorwegnimmt. Ihre Hände sind mit weißem Band umschlungen. Gefesselt auch ihre Haltung, die wie von Kondenzstreifen am Himmel in Position gehalten wird. Man kann nicht genug in dieses Bild (Öl auf Leinwand) hineinlesen. Die eigenartige Faszination, die von der Schafott-Version der Malerin ausgeht, hat uns dazu gebracht, Christl Schneider-Götz das Bild abzuluchsen. Es steht noch leicht verhüllt in unserem Häuschen im Schwarzwald und wartet auf seine Rahmung und die Heimholung nach Wien. Nur schwer haben Christl und Hermann sich davon trennen können. Das Original der Comtesse hängt in der Neuen Pinakothek in München. Die Schwester hängt im Louvre in Paris, und die wild-schöne Studie zum Thema  "Ferne Freundinnen" bei uns. Wir hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlt.

Die Künstlerin steht dazu!








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