Donnerstag, 16. Juni 2016

Lesbische Liebe in Manchester: The Night Watch.

Manchester ist auch eine aufregende Theaterstadt. Cath hatte das Buch THE NIGHT WATCH gelesen und das Foto der Autorin auf der Titelseite gesehen. Es erschien 2006 und wurde sofort ein Geheimtyp für die mutige Darstellung einer lesbischen Liebe im kriegsgeplagten und heftig zerstörten London. Sarah Waters, The Night Watch, ein autobiografischer Roman. Die Nachtwache, wird als Bühnenstück im Royal Exchange Theatre mit Erfolg aufgeführt.


Das Theater ist ein Rundbau. Wir saßen direkt an der Bühne, die sich um ihre Achse drehte.  Der Anfang des Stückes ist verwirrend. Am sich drehenden Rand der Rundbühne stehen dunkle Gestalten verschiedenen Geschlechts, die offensichtlich die Vierziger Jahre in London unter dem nazi-deutschen Bombenhagel erleben. Sirenengeheul, zerberstende Scheiben sind zu hören und überall steigt Rauch auf. Rückblicke und Parallelhandlungen zeigen allmählich, wie eine komplizierte Liebe zwischen zwei, dann drei, Frauen entsteht, wobei das Nachtwache haltende, uniformierte  Mädchen zur Heldin wird, weil sie Leben rettet. Die Heldin verliebt sich jedoch, sozusagen, im Bombenhagel.  Auch eine tragische Homo-Beziehung spielt eine Rolle in diesem gewagten Stück.

Die Liebe zwischen Frauen - das ist das Verwegene der Autorin Sarah Waters - wird zu einer natürlichen Beziehung wie sie Mann und Frau kennen. Nur, dass das Glück eines Heteropaares sich ganz ohne gesellschaftsbezogene Quälereien entwickeln kann. Es wird kein moralischer Maßstab angelegt, auch wenn Nationalität, Hautfarbe, Alter oder Religion unterschiedlich sein können. Bei der lesbischen Liebesbeziehung scheint immer noch vieles auf eine Verarbeitung zu warten. Es fehlt die Selbstverständlichkeit. Hierüber wird der Stab noch am schnellsten gebrochen.


Als das Stück zu Ende war, schaute Cath in die Reihe hinter uns und sagte zu einer unscheinbaren Dame: Sie sehen aus wie Sarah Waters. Die Antwort kam sofort: Ich bin Sarah Waters. Wir konnten herzlich gratulieren und uns über dieses seltene Theatererlebnis noch mehr freuen.   

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