Mittwoch, 20. Mai 2015

Das Deutsche in uns.

Ich nehme es überall mit. Wenn ich denke, denke ich auf Deutsch. Muttersprache das Grundrecht Nummer eins. So wie man in den USA sofort selbst merkt, dass man Europäer ist, so merke ich auch das Urdeutsche in mir, wenn man mich in einer anderen Sprache anredet. Dabei kann ich auf Englisch und Französisch auch träumen. Deutsch ist das Instrument, mit dem ich umgehen locker kann. Wenn andere das besser können, mag man es wortgewaltig nennen oder ideenreich, ich kann das bewundern. Es gibt Millionen Möglichkeiten, Worte zu setzen. Es richtig zu tun, ist gutes Handwerk. Vielleicht bin ich ein Handwerker.  Die Formel "Umso - umso" würde ich nie falsch anwenden. Ich würde auch keinen Hammer auswählen, um einen Nagel aus der Wand zu ziehen. "Je - desto" scheint mir ein Grundwerkzeug der Sprachenführung. Andere Regeln muss es nicht geben, außer, wenn man es schafft, sich verständlich zu machen.


Jahrelang glaubte ich, man müsse die Muttersprache mit aller Vorsicht benutzen. Da hat es Kerle gegeben, die aus dem Deutschen eine Waffe gemacht haben. "Mein Volk" hat einer ins Mikrofon gebrüllt und erwartet, dass man ihm zuhört. Gehirnwäsche wurde da gemacht. Und viele sind über dieses Stadium nicht hinausgekommen. In Klischees sprechen heißt doch dass man Formeln benutzt, die nicht viel bedeuten. Genauso ist es mit der Werbesprache. Was die einen für kreativ halten ist für die anderen dummes Zeug. "Wir sind die Bank an Ihrer Seite." "Mit Highspeed zu Bargeld." Hofer.: "Da bin ich mir sicher". Schlagwörter in die Köpfe setzen, wollen sie. Manche sind gut, andere grottenschlecht. Da das alles unverbindlich ist, fehlt da jeder Sinn. Sinnentleert. Gebrabbel.

Wie schön, wenn man jemanden trifft, der nur eine Sprache hat. Vielleicht sogar einen muttersprachlichen Dialekt. Unverfälscht durch TV-Hochdeutsch. Schon die Intonation transportiert dich dann in heimatliche Gefilde. Wenn du deinen Gedanken Worte verleihen kannst bist du ein Mensch. Wenn der Mensch durch seine Worte erkannt wird, benötigt er keine Schnörkel, kein geziertes Geplapper um etwas zu sagen. Er redet dann wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

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