Montag, 14. November 2016

Leibniz, du gehst mir auf den Keks!

Manchmal arbeiten Wissenschaft und Wirtschaft ganz schön eng zusammen. Der Butter-Keks von Bahlsen trägt schon seit seiner Erstbackung den Namen eines berühmten Sohnes der Stadt Hannover: Leibniz. Das geht zurück bis ins Jahr 1891. Man gab damals gerne große Namen für große Produkte. Die Mozartkugel, ohne die ein Besuch in Österreich heute kaum denkbar ist, soll zwar in Salzburg entstanden sein, aber, Wien als Herkunftsort klingt doch auch nicht schlecht.


Der LEIBNIZ-KEKS, ein rechteckig konzipiertes Backstück von hegemonialer Tragweite, benötigt keine nähere Beschreibung. Wie so oft in der Geschichte, haben große Kulturnationen am Entstehen des dieses Kekses mitgewirkt: ein Monsieur Lefèvre-Utile hat 1886 ein petit-beurre kreiert, die Sprache Shakespeares hat die deutsche Verballhornung des englischen Wortes cakes für Kuchen zugelassen, und schon haben wir den Keks. Die Schwarzwälder Kirschtorte hätte in der Namensgebung für diese Weltmarke nur Unheil angerichtet.

Etwas vom großen Kuchen 
Karl Wilhelm Krause, der Kammerdiener Adolf Hitlers, beschrieb des Führers Frühstück so: ein Leibniz Keks, ein Schokoriegel und zwei Gläser warmer Milch. Kein Wunder! Doch der Keks hat auch diese despotische Verkostung überstanden und uns Nachwuchsfeinschmeckern nach dem 2. Weltkrieg als genießbare Industrieware treu gedient. Wem der Keks allmählich auf den Keks ging, konnte sich ja mit Schokoküssen trösten, die unter einem anderen Namen damals sehr begehrt waren.

Der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz wurde 1646 in Leipzig geboren. Er starb vor genau 300 Jahren, am 14. November 1716 in Hannover. Man sagt, dass er der letzte Universalwissenschaftler war, den die Menschheit gekannt hat. Es ist unmöglich, diesem großen Europäer gerecht zu werden, indem man einige Fakten seines Lebens hervorhebt. Er wusste zu allem fast alles. Seine Zitate enthüllen, womit er sich befasste. "Überlasst mir die Erziehung, und in einem Jahrhundert ist Europa umgestaltet". Das Warum des Warum, wer fing nicht als Kind an, die Älteren mit endlosen Fragen zu löchern? Wie menschlich. Oder: die Handlungen des Menschen leben fort in den Wirkungen. 


Man weis, was bisweilen ein baar Bücher für Schaden gethan. Vielleicht war das der Grund, warum Leibniz über 15000 Briefe an über 1000 Personen hinterlassen hat und über 40000 Schriftstücke, ein wahrhaft gigantischer Nachlass, der viele Wissenschaftler noch heute beschäftigt. Leibniz hat nicht nur eine Rechenmaschine erfunden, die alle vier Rechenarten meisterte, Addition, Subtraktion, Multipikation und Division. Er soll auch ein U-Boot entworfen haben. Man kommt aus dem Staunen über Gottfried Wilhelm Leibniz nicht mehr heraus, wenn man sich einmal für ihn interessiert. Ein Mensch, der damals von fast allem fast alles wusste. Die Spezialisten von heute scheinen eher von fast nichts fast alles zu wissen. Wie cool ist denn das? Zum 300. Todestag dieses großen Universalisten sollten wir innehalten und uns fragen: was wissen wir?


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