Samstag, 25. November 2017

Sehnsucht nach dem Unbekannten.

Wer hat noch nicht taggeträumt? Sich etwas gewünscht, das es nicht gibt? Oder gar einen Traum gehabt, der in Erfüllung ging? Ich dachte, es sei noch zu früh im Yorksherischen Winter, von Schnee zu träumen, wie ich es als Kind zuhause oft tat. Irgendwann legte die Nacht eine Schneedecke hin, die das Herz höher schlagen ließ. Man ahnte es, bevor man es sah: Es war draußen so still. Die Autos schienen ihre Geräusche zu verschlucken. Das Winterkleid der Natur ließ alles wie neu erscheinen. Hier in Haworth war es heute so. Grelle Sonne, gefühlte Kälte, und ein weißer Zuckerguss, vorsichtig über die Wiesen und Büsche gepudert.

Puderzucker 
Ich machte mir einen Kaffee. Dazu holte ich eine Stange Weißbrot aus der Tiefkühle, die ungesalzene Butter, in England oft nicht auffindbar, den Rest Bruxelles Paté und die selbst gemachte schwarze Johannisbeermarmelade. Auch meine Kondensmilch für den Kaffee durfte nicht fehlen. Dann setzte ich mich ans Morgenfenster. Der Himmel war tadellos blau. Mein Kindheitstraum hatte mich eingeholt. Der Geruch von Kaffee, brachte mich zurück zu Mama, aber auch Oma, das frische Brötchen war nicht mal nötig. Wo seid Ihr alle geblieben? Meine Heimat ist eine andere, die Menschen sind anders, und auf der Suche nach der verlorenen Zeit kommt mir tatsächlich Marcel Proust in den Sinn, der Zeit und Erinnerung in seinem Lebenswerk verarbeitet hat.


Aber etwas fehlte noch in meiner Schwelgerei am Morgen. Ohne unseren Noststalgiespezialisten, Claude Debussy, geht bei mir nichts. Es muss nicht sein allgegenwärtiges Clair de lune sein. Es ist eher seine Klaviermusik, die mich rasend vor Sehnsucht macht. Doch auch Erik Satie oder Maurice Ravel schlagen bei mir Erinnerungen an, die tief in mir wohnen. Es ist der fatale Zauber der Musik, der mich verwandelt. Ich trete dann in eine Welt ein, die mir vertraut erscheint.

Moderne Malerei 
Und dann der Blick über das Land. Doch schon hat sich der Himmel eingetrübt. Nichtssagende Wolken ruhen bewegungslos am Himmel. Mal kein Wind, kein Sturm. Cathie Burton, die Unermüdliche, macht sich im Obergeschoss zu schaffen. Es müssen Wände bemalt werden. Ich komme, um den neuen Farbtopf zu öffnen. Manneskraft kann manchmal doch ganz nützlich sein. Ob Cath von ähnlichen Sehnsüchten befallen wird? Werde ich es je erfahren?

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