Donnerstag, 24. August 2017

Schöne Menschen - Adonis, ick hör dir trapsen.

Es ist Aphrodite, die als Schönheit gilt. Adonis, meinetwegen auch. Wenn bei einem menschlichen Schönling mangelnde Intelligenz durchschimmert, ist es mit der Schönheit schnell vorbei. Auch bei gut sichtbarer Bosheit, also bei männlicher oder weiblicher Tücke, hat Schönheit keine Chance. Der Mann wird dann spöttisch zum Beau und die Frau zur aufgebrezelten Tussi. Man erkennt aus dem gängigen Schönheitsvokabular leicht, dass wir alle davon träumen, schön zu sein.

Dawn French 
Nur Charakterköpfe sind bereit, Abstriche zu machen. Ihnen genügt es, be- oder geachtet zu werden. Es gibt wenige blitzhässliche Menschen. Der Klöckner von Notre Dame gilt schon als eine von der Natur bestrafte Ausnahme. Alle anderen müssen mit dem leben was sie haben. Das macht sie vielleicht nicht glücklich und zufrieden, aber zu Menschen. Wenn Philosophen sich mit der Schönheit beschäftigen, etwa Kant oder Hegel, dann kommt meist nichts Verwendbares heraus.

Die drei Grazien, James Pradier 
Cicero hat schon gesagt: es gibt zwei Arten des Schönen, in der einen liegt Anmut, in der anderen Würde. Damit können wir schon etwas anfangen. Wer dann noch die bildende Kunst hinzuzieht, landet bei den drei Grazien von James Pradier, der 1831 eine bemerkenswerte Skulptur zum Thema Anmut geschaffen hat. Der neoklassizistische Bildhauer schweizer Herkunft hat mit seiner Schönkörperkultur allen gezeigt wo es langgeht. Die Ebenmäßigkeit von Gesicht und Körper ließ sich andererseits auch mathematisch errechnen: der Goldene Schnitt für Schönheit: Demnach musste der Abstand zwischen den Augen 46% der Breite des Gesichts betragen, der Abstand zwischen Augen und Mund 36% der Gesichtslänge.

A Thing of Beauty.... 
Noch mehr verunsichert werden wir durch den englischen Dichter John Keats. Er behauptet in seinen dichterischen Zeilen, die Berühmtheit erlangten, 'A Thing of Beauty is a Joy Forever' (Etwas Schönes ist eine immerwährende Freude). Diese Platitüde hat uns gerade noch gefehlt. Dabei ist es offensichtlich fast nicht möglich, über Jahrhunderte hinweg und geografisch gebündelt, Einigkeit über das was schön ist, zu erzielen.


Wir dürfen nicht vergessen, dass wir jetzt einen amerikanischen Präsidenten haben, für den allein sein Land beautiful ist. Wo das noch hinführen wird, wissen wir nicht. Aus etwas rückständigen Gegenden  vernehmen wir, dass dicke Hintern, Pausbacken und fette Hüften immer noch als Schönheitsideal gelten, sowie als Ausdruck körperlicher Gesundheit. Demgegenüber erscheint die moderne Kosmetik mit ihren oft halsbrecherischen Eingriffen wie eine Strafe Gottes.

Botticelli, die Geburt der Venus 
Wir müssen uns damit abfinden, dass Schönheit ein alter Mythos ist, bei dem es nicht so genau drauf ankommt. Sonst müssten wir ständig an allem herummäkeln. Man muss sich nicht über alles freuen, was uns unter die Augen kommt. Auch Sandro Botticelli, der die berühmte Geburt der Venus gemalt hat, der Göttin der Liebe und der Schönheit, schon 1485/86, muss Probleme mit seinen Augen gehabt haben. Das kann man deutlich sehen.



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