Freitag, 28. Juli 2017

Schau hin und vergiss nicht!

Wegschauen und gleich wieder vergessen. So könnte man die Haltung vieler Europäer, nicht nur in früheren Jahren, umschreiben. Vor allem in Deutschland standen die Zigeuner im Ruf, kleine Kinder zu stehlen, die Wäsche von der Leine zu klauen und auch sonst, was nicht niet- und nagelfest war. Natürlich hat das fahrende Volk die ansäßige Bevölkerung oft bestohlen. Die Versuchung ist bei armen Menschen immer groß. Was heute die Banken und Konzerne im Großformat und ganz legal vollbringen, haben die Nichtsesshaften im Kleinen getan. Nehmen wo es nur geht. Es gab deshalb auch kaum Widerspruch, als die Nazis alles was sie für minderwertig hielten, auszurotten suchten. Der "Erfolg" machte manche sogar noch stolz, wie wir wissen.

Hassprediger Goebbels 
Der Europarat in Straßburg unterstützt deshalb heute die Bemühungen der Jugendgruppe "Schau hin und vergiss nicht" Dikh He Na Bister, eine Jugendorganisation mit Roma und nicht Roma Jugendlichen, die ab Morgen Veranstaltungen in Krakau und Auschwitz durchführen. Am Ausgangspunkt steht der Völkermord an den Romas und die heutige Hass-Rassismus- und Extremismuswelle in Europa. Die Romas werden jetzt immer noch diskriminiert. Dieses Unrecht wird durch das "anständige" Bürgertum geleugnet und praktiziert, was die Sache nicht leichter macht.

Budapest, Washington, wir  zuerst.
Was uns schwer fällt, ist der Gedanke, dass das fahrende Volk und die inzwischen sesshaften Angehörigen dieses Volkes die gleichen Rechte haben wie wir. In vielen Ländern wohnen heute sogar  Menschen in Hausboten und Wohnwagen, die keine Pauschalverurteilungen verdienen. Nur wer einen festen Wohnsitz hat, gilt als vollwertiger Bürger? Lasst uns diese Zwangsvorstellung vergessen und uns des großen Unrechts erinnern, das Minderheiten immer und überall zu erleiden hatten.

Die Gerechten dieser Welt? 
Die Tötungsmaschinerie des Dritten Reiches hat im übrigen nicht nur bei Juden funktioniert, was die Welt am meisten schockierte, sondern auch die Roma, die Zeugen Jehovas, Kommunisten, Homosexuellen, geistig und körperlich Behinderten und alle, die man als Dissidenten bezeichnen konnte, wurden zu Opfern. Wenn Fortschritt in unserer Gesellschaft etwas bedeuten soll, dann dieses: das Erreichte muss auch Wirklichkeit werden. Menschenrechte, Fairness gegenüber Minderheiten, Rechtstaatlichkeit, Achtung des anderen. Das alles muss sichtbar gelten. Das Schlimme unserer Vergangenheit darf nicht vergessen werden.

Das Angenehme im Leben. 
Wer auf Biogemüse, artgerechte Tierhaltung, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und all das andere Angenehme in unserem Leben wertlegt, darf nicht uralte Vorurteile pflegen und auch noch stolz darauf sein wollen.


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