Samstag, 29. Juli 2017

Die Schweiz, Mediator für Europa?

Ich glaubte immer, dass das Land der Eidgenossen noch nie in einen Krieg verwickelt war. Der institutionelle Frieden hat das Land heute wohlhabend gemacht, zum Neid seiner Nachbarn, die oft leicht irritiert auf das Alpenland schielen. Wie wäre es, von der Bürde der als überzogen empfundenen Steuerlasten überall in Europa etwas herunter zu kommen und in einem echten Steuerparadies zu leben?

Europas Mitte? 
Zwei Jahre lebte ich in der Schweiz, allerdings wusste ich noch nicht, was eine Steueroase ist. Im Canton de Fribourg war damals alles friedlich. Man spricht Französisch und Schwyzerdütsch. Probleme waren weitgehend gelöst, bevor sie auftauchten. Man legte wert auf die unspektakuläre Lebensweise. Soziale Spannungen, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wurden mir nicht gewahr. Aber ein gewisses Misstrauen dem Fremden gegenüber war zu spüren. Dennoch durfte ich Felix Klee kennenlernen, den Sohn von Paul Klee, der damals in Bern lebte. Bei meiner Bewundeung für das Bauhaus, immerhin etwas.

Paul Klee, einer der ganz Großen 
Die Kriegstaten der Schweizer, dem Volk erzählt, war der Titel eines Werkes von Emil Frey aus dem Jahr 1907(?). Man findet heraus, dass die Schweiz sehr wohl Kriege geführt hat und dass schweizer Söldner überall in der Welt anzutreffen sind. Dennoch, die Schweizer Garde in Rom gilt heute als ein Symbol für den Frieden. Und was den Schweizerkäse betrifft, sagt man, wenn seine Löcher nicht mehr schmecken, solle man den Käse wechseln.

Wien, Sitz der OSZE 
Jean Ziegler, den härtesten Kritiker der Schweiz, muss man ernst nehmen. Er meint, der 3. Weltkrieg habe bereits begonnen. 1964 hatte er Che Guevara versprochen, das Monster des Kapitalismus zu bekämpfen, dann hat er mit Kofi Annan zusammengearbeitet. Heute hofft und kämpft er immer noch, als ob man eine sozialistische Welt der Gerechtigkeit aufbauen könnte. Leicht kann man zur Zeit den Eindruck gewinnen, dass mehr Krieg als früher geführt wird. Nordkorea, die USA und andere scheinen mit neuem Elan an der Kriegswalze zu drehen. Die Angst friedlicher Bürger nimmt zu.

Washington, bewege dich! 
Gerade ist der Schweizer Thomas Greminger zum Generalsekretär der OSZE ernannt worden, mit 57 Mitgliedsländern eine der größten, dem Frieden verpflichteten Schaltstellen der Welt. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat ihren Sitz in Wien, verfügt jedoch über zahlreiche Außentellen mit besonderen Aufgaben. Russland und die USA gehören dazu, sowie die meisten in Krisen jeder Art verstrickten Länder. Neben Medienunabhängigkeit, Terrorbekämpfung, Menschenrechten, Migration, den Rechten von Minderheiten, Roma und Sinti, befasst sich die OSZE heute auch mit einer Frage, die angesichts der global bedingten Entwicklungen in der Welt, der Spannungen und Bedrohungen, immer dringlicher zu werden scheint: der Verhinderung und der Lösung von Konflikten. Dazu sind neutrale Positionen unerlässlich. Welches Land wäre da besser plaziert als die Schweiz? Natürlich können nur Erfolge erzielt werden, wenn die beteiligten Länder da ernsthaft und entschieden mitmachen. Vorschusslorbeeren passen nicht in diesen Prozess. Aber der feste Glaube an Erreichbares, weil die Alternative dazu Krieg, Konflikt und Misere bedeutet.

Denken wir daran, dass vor über 60 Jahren große Hoffnungen und ein fester Wille mobilisiert wurden, um in Europa wenigsten eine Ordnung zu schaffen, von der wir heute ganz gut leben können. Die Bewältigung von Konflikten benötigt heute vor allem starke Visionen und soliden Optimismus.











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