Montag, 24. Juli 2017

Optimismus verlängert das Leben. Vielleicht.

Eine der dringendsten Fragen, die wir uns stellen, ist, ob wir ein langes, gutes Leben haben, oder nicht. Manche grübeln ewig darüber nach, andere kommen klar zum Schluss, dass sie Pechvögel sind und dass ihnen ein frühes Ende drohen könnte. Allerdings ist die Überlebensforschung schon längst einen Schritt weiter. Das soll uns freuen. Denn, wer viel Sex hat, in einer guten Beziehung lebt, sich nicht vor unheilbaren Krankheiten fürchtet, gerne gut isst und eine schöne Kindheit hatte, lebt länger. Das ist jetzt bewiesen. Aber, wie schafft man das?


                                                    Henry Moore 
Zunächst muss man herausfinden, ob man ein Opti- oder ein Pessimist ist. Das beginnt schon sehr früh im Leben. Wird Oma mir das schöne Spielzeug kaufen, ja oder nein? Wird die Mathenote wieder so schlecht ausfallen wie das letzte Mal? Wird sie diesmal (nicht die Oma!) meine Einladung zu einem ersten  Spaziergang in den Wald annehmen oder wieder behaupten, sie hätte keine Zeit (weil sie einen anderen liebt)? Solche lebensbestimmende Grundfragen geben Aufschluss darüber, ob man eher ein ängstlicher Muffel oder ein unverbesserlicher Optimist ist.

                                                                               Das ist Dani 
Um Klarheit zu bekommen, frage ich meinen 18jährigen Besuch aus Österreich. Es handelt sich um Dani, der von seiner Mutter geradezu tierisch geliebt wird, was ihn auf die Frage ob Pessi oder Opti spontan antworten lässt: wenn ich Pessimist wäre, würde das Leben total scheiße daherkommen. Das passt nicht. Mit 18 einen positiven Blick auf das Leben zu werfen, ist ein vielversprechendes Zeichen. Probleme sind lösbar oder man geht ihnen halt aus dem Weg. 'Tu felix Austria nube' sagten schon die Lateiner, indem sie behaupteten, Österreich mache sich durch Heiraten glücklich. Dani jedenfalls erträgt das Yorkshire Wetter ohne Murren. Er ist so etwas wie unser Neffe, obwohl er der Sohn einer Tochter ist (Lucia), deren Mutter aus Yorkshire und der Vater aus Tirol stammt. Auch das kann zu ausgeglichenen, lebensbejahenden Verhaltensmustern führen.


Bei mir fing das Leben ohne Optimismus an. Ich fürchtete mich vor Bomben, und als ich auf einem kriegsbedingten Weihnachtsmarkt eine hölzerne Ritterburg mit Zinnsoldaten erblickte, sagte mein Papa, sie sei leider zu teuer und wahrscheinlich schon verkauft. Ich fügte mich in mein Schicksal, bis ich wenig später meine Traumburg unter dem Weihnachtsbaum stehen sah. Mein Zweckpessimismus war wie von Zauberhand für immer hinweggefegt.

                                       Es wird alles gut. 
Jetzt, im hohen biblischen Alter, fällt mir der Optimismus besonders leicht. Die Bomben haben mich nicht ausgelöscht. Ich stehe seit 20 Jahren in einer Beziehung, die jeden Optimismus rechtfertigt. Ich habe nichts, aber auch garnichts, gegen Sex, gutes Essen, meinen Lieblingswein und freundliche Menschen die ich gerne anlächle. Das gelegentliche Bohren in der Magengegend rührt eher von den unerhörten Rechnungen her, die manchmal ungefragt ins Haus flattern. Aber, was soll's? Ich hatte eine gute Kindheit, kam unbehelligt aus der Pubertät und warte jetzt darauf, dass meine Jahre noch etwas biblischer werden. Ans Zahlen denke ich so gut wie nie.













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