Freitag, 21. April 2017

Yorkshire Tagebuch - 19 - Gutes Essen hilft.

Von wegn Osterwetter! Aus und vorbei. Wir hatten ein paar Tage, wo die Sonne sich anschickte, zwischen 15 und 18 Grad Celsius herbei zu scheinen. Die blühenden "Kirschbäume" sind immer noch beautiful, doch Kirschen sind nicht zu erwarten. Wie jedes Jahr. Dafür hat uns Theresa May auf  allgemeine Neuwahlen (zum Unterhaus) gesetzt. Weil die Stimmung für die Konservativen gerade günstig scheint. Die Nation ist schon wieder gespalten. Die Heimatfanatiker, die für den Brexit gestimmt haben, und die Hellsichtigen, die nur Katastrophen und Teuerung auf das Land zukommen sehen. Sie mögen sich nicht.


Zu allem schweigt die Königin, die gerade 91 geworden ist. Gefeiert wird erst im Sommer. Das ist Tradition. Von der Adelung des Herrn Farage (ein Brexithetzer) ist nicht mehr die Rede. Der soziale Aufstieg dieser Kunstfigur wird dann doch nicht mit allem Nachdruck verfolgt. Nigel Farage hat zu sehr im Europäischen Parlament herumgeschrien, die Europolitiker Mafiosi und Gangster genannt und auch eigene Landsleute, denen der Brexit nicht passt, Verräter und ichweißnichtwas geschimpft. Unsere Königin adelt so etwas doch nicht.


Cath hat die Nacht im Yorkshire Krankenhaus von Bradford mit Bravour überstanden. Das Nebenschilddrüsenadenom wurde von Dr. Smith erfolgreich entfernt. Ihre Schmerzen ließen schnell nach, der Appetit ließ nicht lange auf sich warten. Jetzt sind Ehemänner (wie ich) gefragt, die kochen können. Ich richtete einen Teller mit winzigen Sauerteigbrotscheibchen, bebuttert, Babytomatenhälften, Avocadostückchen, mit Zitronenensaft beträufelt und Meerrettichcreme geschmückt. Dazu Räucherlachsscheiben, die von der Zitrone profitierten. Es schmeckte ihr vorzüglich, was man nach 1 Tag im Krankenhaus auch erwarten darf. Heute Abend dann, in Erinnerung an unsere 3 Jahre in Wien: Stutzerln mit Sellerie und Karottenwürfeln, als Gemüsebeilage. Die Stutzerln heißen hier Chicken thighs, also gebratene Hühnerschenkelchen mit einem leichten Tomatens(t)ößchen. Ich versuchte zunächst, Jamie Oliver (Meisterkoch) nachzuschlagen, gab das jedoch auf, als ich sah, dass ich eine militärische Vorgehensweise hätte in Anspruch nehmen sollen. das gelungene Genesungsfutter, wurde wohlwollend aufgenommen.


Dann tauchte Tante Joyce mit einem Strauß Tulpen auf und trank eine Tasse Tee, auf einem von einer ihrer Großmütter stammenden Stuhl sitzend. Fast hätte ich es vergessen, ihr Tee anzubieten. In diesem Land kann man mühelos das Klopapier für die Toilette vergessen, aber, keinen Tee anzubieten, gilt als ein nicht zu verzeihender Patzer. Eigentlich ein Miniverbrechen.

Die letzten Nachrichten des Tages fanden mich unempfänglich für den normalen Sud an Grauensmeldungen. Wenn ich mich erinnere, hat der Trumpelpräsident wieder mal schwerverständliche Meldungen abgegeben, die keinen interessieren. Dabei muss er kokett sein linkes Händchen herumgezwirbelt haben, wir er das so gerne tut. Das Tröstliche: an diesem Tag schien es mal keinen größeren Kindesmissbrauch durch angesehene Politiker gegeben zu haben. Was für ein Tag!

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