Freitag, 14. April 2017

Haut weiß, Seele rabenschwarz.

Ich gehöre zu jenen, denen man die Abkunft schnell ansieht. Ja, ich bin unstolzer Deutscher, verstecke mich aber nicht. Als ich in die Volksschule kam, saß neben mir ein Junge, der zu mir sagte: ich bin Werner Wang, mein Papa ist Chinese. Für mich die natürlichste Sache der Welt. Was mich wirklich erregte, war die süße Schulkameradin Marianne (Name vom Autor verfälscht). Aber, man sagte mir, dass sie protestantisch sei. Sie war die einzige in der Klasse, die einen anderen Glauben hatte. Da ich mich schon bei Schulanfang in sie verliebt hatte, störte mich ihre Religion keineswegs.

Urgroßnichte: Amerikanerin. 
Später, als Bewohner  eines Studentenheimes, brach das ganze Ausländertum über mich herein. Mtuteli Xuma, ein afrikanischer Medizinstudent, Saan Sankhvasi aus Indien (Namen nicht verändert) und ein Kennosuke Ezawa aus Japan traten wie selbstverständlich in mein Leben und wurden Freunde. Da hatte ich meine erste Verliebtheit erfolgreich hinter mir. Auch die zweite, die durch eine französische Schülerin in Deutschland, Francoise, verursacht wurde, und eine Filippinin namens Aroya, die gerne mit mir Motorrad fuhr und mich dabei von hinten kitzelte.

Frl. Giacometti, woher kommen Sie? 
 Inzwischen hat sich die Welt ganz schön weiter entwickelt. In meinem Pass steht immer noch: deutsch. Doch weiß ich, dass meine Heimat nicht mir allein gehört, sondern allen, die da wohnen. Deren Nationalitäten können in die 200 gehen. Es kommt mir aber dämlich vor, zu fragen: wo kommst du her? Mein Schulfreund, der Werner Wang, sah ein wenig deutsch und ein wenig asiatisch aus. Kein Wunder, dass seine Herkunft das Ergebnis zweier verschiedener Menschen war. Eine Schuld würde ich ihm deshalb nicht zuweisen.

Deutscher? Amerikaner? Weltbürger 
Ein Ausländer, der nicht ganz hasenrein ist, ist das Normalste auf der Welt. Ich kenne viele "Landsleute", die noch viel weniger hasenrein sind. Die frage ich auch nicht, woher sie kommen. Es ist sturzleicht, sich über alles ein Vorurteil zu bilden und darauf sitzen zu bleiben. Aber abzuwarten, ob sich jemand als Mensch oder gar als Freund entpuppt, ist wichtig und oft nicht einfach. Das mit den ausländischen Wurzeln ist nebensächlich.

Ausländer. 
Schwachsinnig ist der Versuch, die Menschen in Rassen, Kategorien, Nationalitäten und Religionen aufzuteilen. Vor allem die Besserwisser vom rechten Gesinnungskomplex habe ich gefressen. Jede Epoche hat ihre Dummen, die gerne alles glauben, was ihnen erzählt wird. Ihre Ängste lassen sich heute von Land zu Land vergleichen. Sich selbst als Alternative für Deutschland zu bezeichnen, ist der Gipfel der Eingebildetheit. Nur, wie kann man es ihnen klar machen? Sie scheinen schwer von Begriff.

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