Der Film
Colonia (2015) hat die Geschichte auf dramatische Weise erzählt, sonst wäre sie heute fast vergessen. Emma Watson und Daniel Brühl sind die Hauptpersonen. Emmas Freund Daniel wurde nach dem 2. Weltkrieg entführt und als Opfer einer fanatischen Sekte in Chile ausfindig gemacht. Der Film beleuchtet einen Teil der deutsch-chilenischen Geschichte, der erst jetzt zu einem Ende zu kommen scheint, denn Aufarbeitung ist mal wieder angesagt. Weder Chile, das unter dem Diktator Pinochet zu leiden hatte, noch Westdeutschland, das sich damals kaum getroffen fühlte, haben sich über 40 Jahre lang mit Ruhm bekleckert.
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Daniel Brühl in Colonia |
Im Jahr 1961 gründet der Sektenführer und ehemalige Nazi Paul Schäfer in Südchile eine religiös verbrämte Gemeinschaft für deutsche Immigranten und Landwirte, nachdem er wegen Kindesmissbrauch in einem Waisenhaus Deutschland verlassen musste. Das Pinochet-System hat diese mysteriöse Gemeinschaft unterstützt. Vieles ist über die
Colonia Dignidad genannte Sekte nicht nach außen gedrungen. Es war eine Folterstätte für Dutzende Menschen und Kinder, die wie Sklaven gehalten wurden. Der Sektengründer, der erst jetzt nach 20 Jahren im chilenischen Knast (2013) mit 89 gestorben ist, hatte ein diskret abgeschottetes eigenes Regime, das heute unter dem Namen
Villa Baviera weiter existiert. Schäfer war homosexuell und verging sich vor allem an Jungs, aber nicht nur.
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Berüchtigt: Colonia Dignidad |
Viele haben damals versucht, wenn auch mit wenig Erfolg, Licht in das Dunkel der Colonia Dignidad zu bringen. Auch die Bundesregierung bemühte sich etwas lauwarm um Aufklärung. Es muss um 1988 gewesen sein, als ich am Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt zufällig einen Bekannten traf, der als Botschafter nach Chile geschickt wurde. Nicht lange später (1989) wurde er nach Warschau versetzt. Die Öffentlichkeit hat auch damals nichts über die Angelegenheit Dignidad erfahren.
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Die Opfer |
Jetzt soll dieses dunkle Kapitel deutsch-chilenischer Beziehung beendet werden. Noch leben 300 Menschen in der Villa Baviera, von denen die meisten alt sind und Unterstützung benötigen. Auch von Entschädigung für die Missbrauchsopfer ist die Rede. Sowohl Chile als auch Deutschland waren genügend über die Verbrechen informiert. Unterlassene Hilfeleistung könnte der Hauptpunkt der Klage sein. Etwa 100 Deutsche sind nach Düsseldorf zurückgekehrt, wo sie einst als Sektenanhänger geködert wurden.
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Sektenführer und Knabenschänder Schäfer |
Zum Entsetzen dieser Menschen kam auch ein gewisser Hartmut Hopp nach Düsseldorf zurück, der als Helfershelfer und Arzt beim sexuellen Missbrauch von 25 Kindern zwischen 1993 und 1997 mithalf und in Chile zu 5 Jahren verurteilt worden war. Dann hatte er sich rechtzeitig nach Deutschland abgesetzt. Chile verlangt zwar seine Auslieferung, die Deutschland jedoch nicht durchführen kann. Das Gesetz verbietet Deutschland die Auslieferung von Deutschen. In diesem Fall scheint es unmöglich, einen Verbrecher zu bestrafen. Obwohl Bürokratie oft sehr perfekt sein kann, weist sie manchmal auch fatale Lücken auf.
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