Ich muss auf andere Gedanken kommen. Die weltweite Trumpschelte macht keinen Spass mehr. Wir sind uns doch alle einig, dass dieser selbsternannte King den Bach selbst hinuntertrudeln kann. Es ist nur eine Frage der Zeit. Es darf vermutet werden, dass seine Karikatur Minuten vor Trump gezeugt wurde und jetzt den wichtigen Teil der Trumpberichterstattung übernommen hat. FakeNews inbegriffen, mit denen wir jetzt leben müsen.
Hier in Haworth-Keighley, Westyorkshire, abseits der Linie London-Edinburgh, also in der Provinz, gibt es die Keighley News, eine vielgeliebte lokale Zeitung, die sich jeder hier an seinem Frühstückstisch liegend wünscht. Seit letzten Donnerstag (16. März), als ich die KN für 85 Cents gekauft hatte, versuche ich, das Geheimnis der britischen Lokalpresse zu ergründen. Ich habe schon viele brave Provinzzeitungen gelesen. Gewöhnlich fehlt ihnen der Ehrgeiz, journalistisch wie die ganz Großen, also der Guardian, die Süddeutsche oder El País aufzutreten. Dafür kann man nachlesen, was die Agenturen so bieten: Trump hat wieder gelogen, oder Es wird einen harten Brexit geben, oder Merkel umarmt Hollande. Der Rest ist eh Fussball oder Angriff auf Asylantenheime.
Die britische Presse ist da anders gestrickt, vor allem die Regionalpresse. Die Erinnerung an Altes ist wichtig. Der menschliche Aspekt einer Sache. Fundraising, Spendenaufrufe für geschädigte Menschen, krebskranke Kinder, lokale Bestechung im Straßenbau und vor allem, enge Verbundenheit mit der Heimat, auf die man nichts kommen lässt. Hervorgehoben wird alles, was einmalig im Land oder in der Welt ist. Deshalb haben auch die Royals einen festen Platz, auch wenn man vom normalen Küchentischgeplaudere kaum weg kommt.
Heute früh kaufe ich mir die Keighley News von heute. Als ich sie zuhause aufschlug, quollen mir die Augen über: wie kommt es, dass man fast eine Woche später die gleiche Ausgabe dieses Blattes angedreht bekommt? Ich habe also 64 Seiten, davon 58 Seiten News, der Rest ist Sport. Drei Seiten Fussball und 3 Seiten Rugby. Letzteres mit Farbfotos von wuchtigen Männern im Einsatz. Boss ready to shuffle pack after Golds flop. Meine Bemühungen, diesen Titel irgendwie zu begreifen, blieben fruchtlos.
Die Titel sind herzlich unaufregend. Die zweite Hälfte des früheren Keighley Kollegs kann jetzt abgerissen werden. Dann Foto mit dem netten Taucher James Denny und seinem Schützling Ryan: Splashing the cash. Es geht um Geldsammeln für ein Krebskind. Seite 2: böse Attacke kann zur Geschäftsschließung führen. Seite 3: Herrenhaus steht zum Verkauf. Seite 4: Neue Hoffnung für Kindersex-Untersuchung. Erst später taucht das nationale Problem des EU-Ausstieges auf. Die wahre Sensation ist jedoch Folgendes: Auf keiner einzigen Seite wird der Name Donald Trump erwähnt. Kann es sich da um eine Freudsche Fehlleistung handeln oder gar um ein fundamentales Umdenken des Provinzjournalismus in England? Ich stehe vor einem Rätsel und wundere mich auch, dass die 90jährige Königin nicht in die Schlagzeilen der Keighley News gerutscht ist. Wie kommt das? Kann es sein, dass ganz wichtige Meldungen nicht in die Schlagzeilen gelangen oder nicht wichtig genug genommen werden? Oder nimmt sich die Heimatpresse heraus, selbst zu bestimmen, was interessiert? Eine spannende Entwicklung scheint sich da anzubahnen. Andererseits nimmt auch das Internet, wo hemmungslos getwittert wird (siehe Trump), vieles vorneweg, und die Lokalzeitungen bleiben auf ihrem noblen Auftrag, über fast nichts zu berichten, vornehm sitzen. Des Rätsels Lösung: ich bin einem Irrtum aufgesessen: Die Keighley News ist keine Tages- sondern eine Wochenzeitung.
Wie konnte das passieren? |
Die britische Presse ist da anders gestrickt, vor allem die Regionalpresse. Die Erinnerung an Altes ist wichtig. Der menschliche Aspekt einer Sache. Fundraising, Spendenaufrufe für geschädigte Menschen, krebskranke Kinder, lokale Bestechung im Straßenbau und vor allem, enge Verbundenheit mit der Heimat, auf die man nichts kommen lässt. Hervorgehoben wird alles, was einmalig im Land oder in der Welt ist. Deshalb haben auch die Royals einen festen Platz, auch wenn man vom normalen Küchentischgeplaudere kaum weg kommt.
Heute früh kaufe ich mir die Keighley News von heute. Als ich sie zuhause aufschlug, quollen mir die Augen über: wie kommt es, dass man fast eine Woche später die gleiche Ausgabe dieses Blattes angedreht bekommt? Ich habe also 64 Seiten, davon 58 Seiten News, der Rest ist Sport. Drei Seiten Fussball und 3 Seiten Rugby. Letzteres mit Farbfotos von wuchtigen Männern im Einsatz. Boss ready to shuffle pack after Golds flop. Meine Bemühungen, diesen Titel irgendwie zu begreifen, blieben fruchtlos.
Die Titel sind herzlich unaufregend. Die zweite Hälfte des früheren Keighley Kollegs kann jetzt abgerissen werden. Dann Foto mit dem netten Taucher James Denny und seinem Schützling Ryan: Splashing the cash. Es geht um Geldsammeln für ein Krebskind. Seite 2: böse Attacke kann zur Geschäftsschließung führen. Seite 3: Herrenhaus steht zum Verkauf. Seite 4: Neue Hoffnung für Kindersex-Untersuchung. Erst später taucht das nationale Problem des EU-Ausstieges auf. Die wahre Sensation ist jedoch Folgendes: Auf keiner einzigen Seite wird der Name Donald Trump erwähnt. Kann es sich da um eine Freudsche Fehlleistung handeln oder gar um ein fundamentales Umdenken des Provinzjournalismus in England? Ich stehe vor einem Rätsel und wundere mich auch, dass die 90jährige Königin nicht in die Schlagzeilen der Keighley News gerutscht ist. Wie kommt das? Kann es sein, dass ganz wichtige Meldungen nicht in die Schlagzeilen gelangen oder nicht wichtig genug genommen werden? Oder nimmt sich die Heimatpresse heraus, selbst zu bestimmen, was interessiert? Eine spannende Entwicklung scheint sich da anzubahnen. Andererseits nimmt auch das Internet, wo hemmungslos getwittert wird (siehe Trump), vieles vorneweg, und die Lokalzeitungen bleiben auf ihrem noblen Auftrag, über fast nichts zu berichten, vornehm sitzen. Des Rätsels Lösung: ich bin einem Irrtum aufgesessen: Die Keighley News ist keine Tages- sondern eine Wochenzeitung.
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