Als in Sousse, einem tunesischen Badeort, im Juni 2015 fast 40 Touristen, die meisten (3o) Briten, von Dschihadisten getötet wurden, war dies nur eines von vielen Massakern, die in diesem Land in kurzer Zeit begangen wurden. Es fällt schwer, sich die Länder, Daten, Orte und Zahlen der ermordeten Menschen zu merken. Für Großbritannien war Sousse eines jener Ereignisse, die noch lange im Gedächtnis der Bevölkerung haften bleiben werden. Aber, was heißt das heute schon?
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Mackie Messer |
Ganz anders ist es mit einer Erscheinung, die hierzulande noch heute Kinder und Erwachsene zum Gruseln bringt. Obwohl, die Zahl der damals Ermordeten ist eher überschaubar: fünf Frauen innerhalb weniger Wochen (August-November) 1888. Immer neue Rätsel häufen sich um den mutmaßlichen Mörder, dessen wirkliche Identität zum Glück nie polizeilich festgestellt werden konnte.
Jack the Ripper hätte sonst gut und gern auch Lewis Carroll sein können, der Autor des Kinderbuches
Alice im Wunderland, oder Lord Randolph Churchill, der Vater von Sir Winston, oder gar Prinz Albert Victor Christian Eward, der Herzog von Clarence, ein Sohn Königin Viktorias. Er schielte stark auf dem linken Auge.
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Sein Vater als Jack? |
Der letzte der Kandidaten unter dem Dutzend Tätverdächtigen war ein Reporter, so will jemand erst vor 2 Jahren herausgefunden haben, war ein Fracis Spurzheim Craig. Er war bei den polizeilichen Ermittlungen anwesend und soll herausgefunden haben, dass Jacks vielleicht letztes Opfer, Mary Kelly, seine Frau war. Er nahm sich 1905 auf ungeschickte Weise das Leben, indem er eine Rasierklinge an seinen Hals setzte, ein Suizid, der geschlagene 4 Tage dauerte.
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5 Opfer in 12 Wochen. |
Es ist leicht zu verstehen, dass die britische Seele solche Ungenauigkeiten geradezu herbeisehnt, um der allgemeinen Gruseltheorie gerecht zu werden. Die Theorie: das Leben ist viel interessanter als man glaubt. Die Opfer waren also alle Huren, die im Londoner Bezirk Whitechapel ihr Unwesen trieben. In diesem Armenviertel wurden zwischen 1888 und 1891 insgesamt 12 Frauen umgebracht, worunter 5 dem Ripper Jack zugeordnet werden können. Mit einem scharfen Messer zerschnitt er ihre Kehlen und zerstümmelte ihren Unterleib. Fotos der schrecklichsten Art belegen das, wobei damals rein forensisch noch nicht einmal zwischen tierischem und menschlichem Blut unterschieden werden konnte.
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Londoner Armenviertel, 1888, |
Es gab immer wieder Bekenntnisse von Verrückten oder Unverrückten, wer weiß das schon? Ein Brief, der mit "Dear Boss" beginnt, und mit Jack the Ripper unterzeichnet ist, bekennt, dass dieser sich an Huren auslässt (down on whores) und dass er sich über die Unkenntnis der Polizei freut. Seitdem ist Jack the Ripper so etwas wie ein Markenzeichen, und viele Autoren und Filmemacher haben diesen Stoff bearbeitet.
Eine vorbelastete amerikanische Krimiautorin, Patricia Cornwell, deren Auflage die 100 Millionen schon überschritten hat, veröffentlichte 2002
Portait of a Killer, wo sie den britischen Maler als Jack the Ripper ausmacht. Ihr neustes Werk von 2017 heißt:
The Secret Life of Walter Sickert (Das geheime Leben des Walter Sickert), wo sie zur Erheiterung
der Gegner der sogenannten "Ripperologie" einen komplizierten forensischen Nachweis erbringt, dass ein Walter Sickert der Serienmörder sei. Ich würde es gerne dabei belassen, denn früher oder später wird die englische Seele durch neue Ekenntnisse in Ripperstudien ergötzt werden. Dann sehen wir alle dummm aus. Mackie Messer hat noch lange nicht ausgedient.
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