Donnerstag, 16. März 2017

Hexenverfolgung: Abrakadabra!

Ich habe sie immer geliebt, diese furchterregenden alten Schrummeln, mit Kopftuch, spitzer Nase, 'ner Warze drauf, und dem Kinn, scharf wie eine Sichel. Ich stellte mir vor, ich flöge mit der Hexe durch die Lüfte, natürlich, auf dem Besen reitend und schrille Laute keifernd. Nur an die Landungen kann ich mich nicht erinnern. Man darf sich Hexen auch anders vorstellen. Meine Lieblingslehrerin, eine süße alte Dame, hatte die Warze auf der rechten Backe sitzen. Ein Stachel ragte daraus hervor. Manchmal dachte ich, ich müsse sie genau dort hinküssen. Dazu kam es jedoch nie.

Aus der Badischen Zeitung 
Was mir auch vertraut vorkam, seit ich 40 war, muss der Hexenschuss gewesen sein, den ich schon lange los bin. Dieser hinterhältige Stich in den Rücken. Unverhofft und lähmend, wobei die erste Reaktion war: rühr' dich nicht! Warte bis es vorbei ist. Doch Hexenschüsse können wieder kommen. Dann denkt man gerne an die Hexenverbrennung, eine Technik, die schnelle Abhilfe verspricht.

Die Hexenverbrennungen des späten Mittelalters waren uns allen nicht ganz geheuer. Man kann sie sich in moderner Version in den USA oder in der Türkei vorstellen, wo die Frau, nicht nur die mit der Warze, dank Donald Trump und dem hektischen Erdogan, zur Zeit eher als Wesen des fremden, unbotmäßigen Geschlechts gefeiert und verteufelt wird. Doch die moderne Frau wird hoffentlich selbst aus diesem Schlamassel herauskommen. Hexenwahn muss heute nicht mehr sein. Dafür haben wir selbsternannte Minidiktatoren.


Es ist erstaunlich, wie nahtlos ein kleines Schwesterlein in ein süßes kleines Hexlein übergehen kann, wenn es erst einmal den Dreh gefunden hat. Der Wind, der Wind, das schimmelige Kind, sagte meine Enkelein Maite mit 3 zu ihrer größeren Schwester, als wir in einem Wald an einem kleinen Häuschen vorbeikamen, das wie ein Hexenhaus aussah. Von Gruseln keine Spur, eher die Achtung vor einer weiblichen Autorität, die unter anderem auch noch zaubern kann. Die Hexe als Faszination in der Kinderwelt.

Sie zaubert glatte 10 Prozent, nicht mehr! 
Thomas von Aquin, der Kirchenlehrer aus dem 13. Jahrhundert, nahm an, dass die Hexen aus dem Geschlechtsverkehr zwischen Christinnen und Dämonen hervorgegangen sind. Das hatte fatale Folgen, wie wir wissen. Wobei in Skandinavien auch Männer als Hexer verfolgt werden konnten. Gleichberechtigung einmal anders. Man erlaubte sich als gläubiger Christ, bestimmte Frauen als Außenseiterinnen abzustempeln, sie zu verfolgen, anzuklagen, zu verurteilen und zu verbrennen. Der Verfolger fühlte sich immer im Recht. Heute sucht man sich weitgehend andere Opfer.

Von Christl Schneider-Götz gemalt 
Es ist unvorstellbar, dass etwa 70 000 Frauen auf dem Scheiterhaufen landeten. Wer im Verdacht stand, zaubern zu können, wurde hingerichtet. Eine Art kirchlich motivierter Bürokratie. Dass indische Witwen verbrannt wurden und manchmal noch werden, ließ sich damit erklären, dass der Mann starb und seine Frau freiwillig mit ihm den Verbrennungstod suchte. Das war mit hohem Ansehen verbunden. A propos Ansehen: Die Merkel muss weg, eine neue Variante der Hexenverfolgung?


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