Freitag, 17. März 2017

Der Heiratsantrag und was dann?

Ich lese gerade einen aufregenden Krimi von Hakan Nesser auf Englisch. Seine Lieblingskommissarin Ewa Moreno, eine hübsche, intelligente junge Frau, die mit Kollegen einen verzwickten Mordfall zu lösen hat, ist mit ihrem Freund Mikael Bau zusammen. Mikael ist ein begabter Koch, der Ewa mal wieder mit seiner hausgemachten Fischsuppe betört. Sie lässt es ihn wissen, und geht anschließend in seine Falle: Sie fragt nach dem Rezept. Er sagt, dass man für den Sud Hummerschalen verwendet. Wenn du mich heiratest, verrate ich es dir. All right, sagt sie und gesteht sich ein, dass sie so etwas wie ja gesagt hat. Bei früheren solchen Anträgen hatte sie es immer verstanden, auszuweichen. Wie's weitergeht, weiß ich (noch) nicht.


Wie oft habe ich mit ansehen müssen, wie ein gefilmter Heiratsantrag abläuft. Er sinkt vor der Schönen auf die Knie, zieht eine Art Etui aus der Brusttasche, öffnet dieses und sagt nicht ohne ein ängstliches Falten seiner Stirn: Willst du mich heiraten? In 98 von 100 Fällen sagt die schöne Elvira oder Gerlinde ihr lange heimlich erwartetes "Ja", und die im Film meist nicht mehr eingeplanten Feierlichkeiten können beginnen. Oft wird dieser Antrag heute im Kreise von ganz vielen Menschen gestellt, quasi zur Untermauerung des Begehrens. Meine Geschmacksnerven haben mir bei solchem Tun immer signalisiert, dass da etwas nicht stimmt.


Andererseits ist die Planung einer Familie, auch wenn bereits Zwillinge unterwegs sind, eine total unöffentliche Angelegenheit, die man zunächst unter sich regeln möchte. Nicht wegen der Zwillinge, sondern, weil man dann getrost zu Mama und Papa gehen kann, wegen der notwendigen Zuschüsse und dem Einverständnis des Klans. Es gibt ja doch vieles zu bedenken. Und Ewa Moreno hat ja immer noch diese ungeklärten Morde am Bein, an denen sie genug zu knabbern hat.

Wie lange hält das noch? 
Wie war das eigentlich bei uns? Auf die Knie ging ich nicht. Die Ringe hat Cath irgendwo lustvoll besorgt. Die Frage hatte nicht gelautet: willst du mich heiraten? Sondern, im vertauten Gespräch kam das Thema auf: wir könnten ja, oder sollten wir? Was wollen wir? Kein Thema, war die Folge dieses Gesprächs, nur Einverständnis. Ja, wir wollen. Und, wir würden es immer wieder tun. Hauptsache, die Bouillabaisse, die ich gelegentlich gemacht habe, oder das Leipziger Allerlei, reißen sie vom Stuhl, und der Abwasch erledigt sich von selbst.

So nimm denn meine Hände 
Bei gleichgeschlechtlichen Anträgen, falls das Eingehen einer Ehe rechtlich möglich ist, vermute ich eine Anlehnung an althergebrachte Riten, oder das Fehlen jeder gespreizten Feierlichkeit. Und das ist gut so, denn ein Kniefall etwa ist so etwas wie eine freiwillige Unterwerfung. Dieser Schuss kann eigentlich nur nach hinten losgehen. Gleiche Augenhöhe scheint mir da der richtige Ausweg.

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