Dienstag, 28. März 2017

Die Gesundheit der Briten: I'm worried!

Wer jung ist, hat meist kein Problem mit seiner Gesundheit. Das ist auch in England so. Manche sagen, etwas euphorisch, das britische Gesundheitswesen sei das beste der Welt. Für mich ist das beste, das mir hilft, wenn ich es brauche. Hier in Yorkshire, wo Cath und ich seit fast 1 1/2 Jahren leben, sieht alles noch bestens aus: man geht zum örtlichen Gesundheitzentrum, sagt woran man leidet, bekommt einen Termin mit einem Arzt oder 'ner Ärztin, muss unter Umständen nichts bezahlen und wenn alles gut geht, ist man bald wieder gesund. Wunder gibt es fast keine, aber man kann sich dem NHS (National Health System) auch als Ausländer gut anvertrauen, zumal auch das Gesundheitspersonal aus allen möglichen Nationen zusammengesetzt ist.

Krankenpfleger? 
Als Deutscher bin ich problemlos international mit Sitz in Paris versichert. Cath ist mit dabei. Aber, Vorsicht. Morgen will die Premierministerin, Theresa May, der EU den berühmten Artikel 50 vorlegen, die Austrittserklärung der Briten, nach Jahren der (ungeliebten?) Mitgliedschaft. Da ich mich nicht als Kaffeesatzforscher betätigen möchte und die britische Regierung alles fest im Griff zu haben scheint, müssen Patienten, Kerngesunde und Gesundheitspersonal sich selbst Gedanken machen, wie es weitergehen soll. May will sich alle Verhandlungstürchen offen lassen und keine unnötigen Zusicherungen abgeben.

Wasch' mich, aber mach' mich nicht nass!
Der Gesundheitsminister der konservativen Regierung, Jeremy Hunt, legte einen 24seitigen Plan vor, der das mit der Gesundheit richten soll. Allerdings erwähnt dieses Dokument mit keinem Wort den Brexitaustritt. Das ist seltsam, denn Gesundheitsfragen stellen sich nicht nur Morgen, sondern können schon heute brandaktuell sein. Ein Gesundheitswesen lebt von Menschen, Ärzten, Pflegern, Verwaltungskräften. In England befinden sich zur Zeit 140000 EU-Personal im NHS, ohne das Krankenhäuser, Praxen und andere Stellen nicht funktionsfähig wären. Nicht nur das: Theresa May hatte angedeutet, dass sie dem Gesundheitswesen wöchentlich seine 350 Millionen Pfund Sterling zurückgeben möchte, das die EU ihm angeblich (frei nach Boris Johnson) weggenommen hat. Unsere Theresa will nun davon nichts mehr wissen. Und, sie äußert sich nicht zu dem EU-Gesundheits-Personal, das scharenweise davon läuft. Im Juli 2016 sind noch 1.300 EU-Krankenpfleger neu nach England gekommen. Im Dezember waren es nur noch 92.


Die Gesundheitslage sieht noch düsterer aus, wenn die EU ihre Investitionen von 7,5 Millionen Pfund im Rahmen des Forschungsprogramms Horizon 2020 nicht mehr auf Brexit-Großbritannien anwendet. England wäre der Hauptnutznießer. Das Gesundheitspersonal benötigt also Dableibe-Garantien, sonst wandert es ab, und das NHS braucht Geld, um nicht total zu veralten. Theresa und ihre Mitstreiter müssen also Klarheit schaffen, damit mit den Pflegern nicht auch noch die Patienten abwandern. Unser Freund, Donald Trump, wird uns allen vormachen, wie ein gewinnorientiertes Gesundheitswesen auzusehen hat. Doch vielleicht wird er bald selbst mehr Krankenpersonal benötigen. 

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