Freitag, 17. Februar 2017

Zypern, immer wieder Zypern.

Die immer noch geteilte Insel, die drittgrößte im Mittelmeer, liegt nur wenige Kilometer vor der asiatischen Küste. Bei gutem Wetter kann man die Türkei, Syrien und Israel sehen. Das Wetter ist meist gut, die Sonne scheint auch im Dezember und Januar, im Juli-August brennt sie eher heiß. Ein französischer Freund hatte mich eingeladen, einen Resturlaub bei ihm zu verbringen, den mir meine Verwaltung sonst für immer gestrichen hätte. Also flogen wir über Istanbul nach Ercan (Ertschan), einem Flughafen auf der türkisch-zyprischen Nordseite der Insel.

Die Festung von Kyrenia 
Nur eine Woche hatte ich, während mein Freund Felix sich einen längeren Aufenthalt in seinem herrlichen Bergnest mit Meeresblik leisten konnte. Zwei einzelne Herren, die zusammen des Französischen, Deutschen und auch der englischen Sprache mächtig waren, verbrachten sonnige Tage im Oktober des Jahres 1990 auf dieser Insel. Es duftete nach Jasmin, und am Abend nach allerhand natürlichem Parfüm, das die Natur großzügig in unsere Nasen wehte. Dazu kam der überwältigende Blick über Bellapais, aus etwa 400 Metern Höhe bis hin zur Küste.


Wir fuhren täglich die etwa 20 km zu unserem Lieblingsstrand. Die Temperaturen stiegen manchmal bis 30°C, das Meer blieb in der Regel bis in den Dezember hinein für Schwimmer angenehm. Am Strand aßen wir umständlich zu Mittag. Oft waren wir die einzigen Besucher. Sezgin sagte uns, was sie anbieten konnte. Meist waren es Mezes, gefolgt von kleinen Lammkoteletten, Gemüse und Salat. Dazu leisteten wir uns eine Flasche Yakut-Rotwein aus der Türkei und einen türkischen Kaffee.


Bei den Späziergängen in den Bergen oder am Strand trafen wir auch Vipern, die sich totstellten und denen man aus dem Weg gehen musste, oder die bis zu zwei Meter langen Anatolischen Pfeilnattern, die harmlos waren und auch schnell die Flucht ergriffen, wenn man sich näherte. Der Ort, der uns am meisten anlockte, war Kyrenia, von den Türken Girne genannt. Eine venezianische Festung beherrschte den kleinen Hafen der Stadt, der mit seinen Cafés und Gasthäusrern alle anlockte, die im Umkreis von einigen Kilometern in dieser reizvollen Landschaft wohnten.

Eine traumhafte Insel, politisch in einen größeren griechisch-zyprischen und einen türkisch-zyprischen Teil getrennt. Nachdem die Insel 1959 die Unabhängigkeit von Großbritannien erreicht hatte, brach der Konflikt zwischen den beiden Ethnien offen aus. Die griechische Mehrheit wollte zu Griechenland, die türkische Bevölkerung, etwa ein Drittel, wehrte sich dagegen. Schließlich gehörte die Insel auch über 300 Jahre dem osmanischen Reich an. Bei der Unabhängigkeit wurde vereinbart, dass Griechenland und die Türkei jeweils die Garantiemächte für die Sicherheit der beiden Inselethnien sein sollten. Nach schweren Diskriminierungen der Minderheit, besetzte die Türkei einen Teil der Insel, der später zur Republik Nordzypern umbenannt wurde. Seitdem sind die Probleme auf der Insel ungelöst.


Ein Versuch des Generalsekretärs Kofi Annan, durch ein Referendum die Annäherung der beiden Seiten zu bewirken, scheiterte 2004 an der Ablehnung durch die Griechisch-Zyprer. Es wird zwar wieder verhandelt, doch eine 100prozentige Einigung wird es nicht geben. Griechisch-orthodox und türkisch-muslimisch können einfach nicht friedlich gemischt miteinander leben. Das Ideale wäre eine föderative 2 Staatenform, bei der die Modalitäten genau ausgearbeitet sind und eine neutrale Instanz den Frieden garantiert. Das kann noch Jahre dauern. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union reicht da nicht aus.


Meine sofortige Verliebtheit in diese Insel führte schon im Jahr nach meinem ersten Besuch dazu, mir ein Haus zu kaufen. Ich verbrachte, sobald ich Ruheständler wurde, insgesamt etwa 2 Jahre dort. Erst als Cath voll in mein Leben getreten war, gaben wir das Paradies wieder auf. Zypern ist, wer versteht das nicht, ein wenig zu einer Rentnerkolonie für Engländer geworden, ähnlich der Insel Mallorca für sonnenhungrige Deutsche. Das hat seine Nachteile, nicht nur was die Lebenshaltungskosten betrifft. Der leicht dominante konservative Anteil der sogenannten Expats, gefällt nicht allen. Cath wollte nicht bei jedem Gang zum Gasthaus, Strand und beim Einkauf mit der Kolonialgeschichte ihres Landes zu tun haben.


Jetzt sitzen wir im winterlichen Yorkshire und träumen von der anderen Insel. Zypern, ein Paradies auf Zeit, in dem die Sonne statistisch an 360 Tagen hellleuchtend auf- und untergeht. Grau und kalt kann das Leben hier in Yorkshire sein. Wann werden wir es schaffen, wieder einmal für ein paar Tage auf Aphrodites Insel zu sein, Chamäleone und Schildkröten zu studieren und die Düfte von Pakistani Night einatmen? Pakistani Night ist, was eine unscheinbare grüne Pflanze nach Sonnenuntergang verströmt, einer der vielen betörenden Düfte dieser Insel zwischen Europa, Asien und Afrika.












  

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