Ärzte mit und ohne Grenzen. Dr. K., der Homöopath.

Ich bin immer noch stolz auf sie. Als Chirurgin hätte sie in ihrer Klinik genug zu tun. Drei Kinder wurden unter ihren resoluten Händen (fast) erwachsen, als sie beschloss, nach Pakistan zu gehen. Ein Foto mit meiner  Kopftuch tragenden Tochter erreichte uns, noch bevor sie heil wieder nach Hause kam.

Pakistan 

Dann ging sie in die Zentralafrikanische Republik, wo die Umstände ebenfalls schwierig waren. Ihren monalelangen Aufenthalt in einer Buschklinik in Kamerun, als sie ihr Medizinstudium jedoch noch nicht begonnen hatte, will ich als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Ärztin (ohne Grenzen) werten. Sie war dort hauptsächlich als Geburtshelferin tätig, obwohl ihr entsprechende Erfahrungen fehlten und sie großem Stress ausgesetzt war.

Bei Ärzten mit Grenzen muss endlich genauer hingeschaut werden. Oft werden sie kritisiert als typische Vertreter unserer hastigen Zeit. Dann ist alles denkbar: Schlamperei, Faulheit, Unwissen, Geldgier und Interesselosigkeit. Solche Kritik kann auf alle modernen Berufe angesetzt werden.


Schließlich geht es um unsere Gesundheit, für die wir im Prinzip zuerst selbst verantwortlich sind. Es ist leicht, die Ärzteschaft in gravierenden Einzelfällen als Quacksalber abzutun. Seit sie durch ein abgeschlossenes Studium und durch Eignungsnachweise sozusagen in den Stand der lupenreinen Weißkittel erhoben sind, klingt pauschale Kritik am Ärzteberuf nicht sehr plausibel. Der Ärztestand ist in unserer Gesellschaft - neben Richtern, Lehrern und Bankdirektoren - viel zu etabliert, als dass er noch auf neutrale Kritik empfindlich reagieren müsste.

Doch jeder hat mit Ärzten seine eigenen Erfahrungen gemacht. Ich muss von Dr. K. berichten, zu dem ich vor Jahren über eine Freundin gelangt bin, nachdem ich eine längere Krise durchgemacht hatte. Insgesamt 9 Ärzte hatten sich um mich und meine verschiedenen Probleme erfolglos gekümmert. Die Probleme in der Mitte meines Lebens: häufige Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen an den Halswirbeln, Magenschmerzen, Müdigkeit. Ich wurde etwas ratlos von einem Spezialisten zum anderen gereicht, ohne dass mein Zustand sich gebessert hätte.

Dann erhielt ich einen Termin bei Dr. Robert K. in Straßburg, zu dem sogar prominente Patienten aus Paris angereist kamen, darunter Minister. Dr. K. arbeitete als Homöopath. Er war meine letzte Hoffnung, obwohl mein Glaube an die moderne Medizin stark gelitten hatte. Hier ist der Unterschied zum Aberglauben, dass Ärzte immer gut sein müssen: Dr. K. schaute mich an und begann, Fragen zu stellen. Ich merkte sofort, dass es die richtigen Fragen waren und, dass er konzentriert zuhörte. Wie ich lebe, schlafe, esse, arbeite, was mich beschäftigt usw. Er interessierte sich für meine Person, nicht dafür, wie er mich möglichst bald wieder loswerden konnte.

Dann kam sein Rat: Pillen, Pülverchen, Tropfen, von denen ich noch nie gehört hatte. Homöopathisch eben. Und zu einem Heilpraktiker gehen, der eine bestimmte Methode anwandte, die méthode mezière, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Bei Bandscheibenvorfall und sonstigen Rückenschmerzen wird hier nicht einfach massiert, sondern es werden die Schwachstellen an den Wirbeln ausfindig gemacht, die dann gezielt gestärkt und wieder aufgebaut werden.

Die Pillen und sonstigen Mittel waren täglich bzw. wöchentlich einzunehmen. Mein Glaube daran war zunächst äußerst schwach, bis ich bemerkte, dass ich nach wenigen Wochen keine Schmerzen mehr hatte und meine Körperhaltung sich dank der méthode mezière total verbessert hatte. In kurzer Zeit vom leidenden Mittvierziger zum gesunden, lebensfrohen Expatienten, der auf Jahre hinaus keinen herkömmlichen Mediziner mehr zu Rate ziehen musste.

Da Dr. K. immer noch tätig ist und Wartezeiten für neue Patienten bei ihm ins Unendliche weisen, nenne ich seinen vollen Namen nicht. Doch für diesen Arzt bin ich bis an mein Lebensende dankbar. Von anderen weiß ich, dass auch sie ihm alles verdanken. Ein großartiger Menschenfreund, der herausfindet, was dir fehlt.