Montag, 20. Februar 2017

Orangen wollen geschält werden.

Als ich das Haus auf Zypern erwarb, fiel mir auf, dass man auf dem Markt von Kyrenia/Girne, oder auch ganz in meiner Nähe in Bellapais, 3-5 Kilo schwere Plastiksäcke voller Orangen kaufen konnte. Der Staub der Felder war ihnen noch anzusehen. Die Orangen waren relativ klein aber ungeheuer saftig. Nachdem ich sie gewaschen und halbiert hatte, presste ich sie in meiner Handpresse aus. Wenn ich mich richtig erinnere, bewegte sich der Ertrag um die 1-2 Liter Orangensaft. Der Genuss dieses Saftes machte süchtig, ließ Bier und Wein vergessen.

Ich habe den Granatapfel vergessen 
In der deutschen Heimat konnte man überall die herrlichen spanischen Naveles kaufen. Drei Stück ergaben ein Kilo. Die Schalen waren sehr dick, wohl, weil man sie wachsen ließ, bis die Süße der Früchte vollkommen war. Das Schälen war fast ein erotisches Vergnügen, der Verzehr eine Wonne. Gibt es außerhalb Spaniens noch Naveles zu kaufen? Oder Apfelsinen, wie die Norddeutschen sagen. Meine erste Orange erhielt ich von meinem Vater, der von Freunden eines Tages aus Nordafrika ein hölzernes Kistchen geschickt bekam. Darin hatten gerade 9 Orangen Platz. Meine Augen müssen übergroß gewesen sein, als ich die Orangen sah, denn Papa gab mir sofort eine und sagte, ich schäle sie dir. Seit dieser Zeit bin ich ein offizieller Freund der Orange.


Hier in England ist das nicht anders. Neben den Pomelos, Satsumas, Mandarinen und Blutoragnen fände man auch gerne die Naveles aus Spanien im Angebot. Nichts dergleichen! Naveles scheinen schon seit Jahren wie ausgestorben. Das ist wie mit den Weinbergpfirsichen. Die besten Pfirsiche der Welt! Warum versucht die rührige Obstindustrie nicht, die köstlichsten Früchte dieser Erde in großem Umfang anzupflanzen? Stattdessen gibt es billige Bananen, die noch grün sind, wenn sie ihre Reise hinter sich haben. Sind sie gelb, haben sie keinen Geschmack. Ein indischer Freund brachte von seinen Heimatreisen, einmal im Jahr reife Mangos mit, die an Köstlichkeit nicht zu überbieten waren. Die heute im Supermarkt erhältlichen faserfreien Früchte, etwa aus Brasilien, erinnern kaum mehr daran, wie eine Mango schmeckte. Man ist gerade dabei, auch die Mangos zu zerstören.


Jetzt zur Erdbeere. Die besten gab es in unserem Garten. Sie mussten warten, bis sie reif waren. Mama machte dann gerne eine Erdbeertorte, ließ aber auch genügend Früchte auf dem Teller für Kinder und Papas. Szenenwechsel: das Ende des Winters ist für den 29. Februar angesagt. Hier, in Yorkshire, kann man sich massenhaft frische Erdbeeren im Supermarkt kaufen: ohne Geschmack, doch leicht säuerlich, oben rötlich und die Hintern noch schamlos weiß. Unsere lieben Mitmenschen, die das Zeug als Verkünder des Frühlings kaufen, haben das nicht verdient. Die schwarzen Johannisbeeren in unserem Garten, mussten mit der Ernte warten, bis sie bedenkliche Zeichen von Überreife zeigten. Dann wurde daraus eine herrliche Konfitüre gemacht.


Was ist wohl in uns gefahren, dass wir jedes freche Angebot auf dem Obstmarkt annehmen müssen? Wo sind meine Naveles? Hat nicht Donald Trump sich seinen goldenen Trump Tower  in New York mit Erdbeeren aus Costa Rica erworben? Oder mit Bananen aus Island? Die neueste Katastrophe in Schweden herbeifantasiert? Oder, habe ich wieder etwas nicht verstanden? Warum ist die Welt so widerlich geworden? Kann es sein, dass wir alle ein wenig daran schuld sind?








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen