Montag, 6. Februar 2017

Diplomatenleid

Korrekt gekleidet, körperlich gesund, guter Tennisspieler, selbstbewusstes Lächeln, ein Frauenschwarm mit Schampusglas in der Hand, und bei Verhandlungen ein geschicktes Händchen. Sehen sie, Herr Reichskanzler, wurde Bismarck bei einem Empfang von einer Diplomatengattin aus England einmal angesprochen, Deutsch ist eine schwere Sprache und sehr verwirrend. Was ist zum Beipiel der Unterschied zwischen 'senden' und 'schicken'? Das ist sehr einfach, entgegnete Fürst Bismarck: Ihr Gatte ist zwar ein Gesandter, aber kein geschickter. Die Dame wars zufrieden.


Mit den Diplomaten ist es so eine Sache. Ich glaube, der Wiener Kongress, 1814 - 1815,  war der Höhepunkt dieses schillernden Berufes. Nach der Ausschaltung Napoleons suchte Europa nach Wegen zur Restauration Europas. In Wien wimmelte es von Diplomaten. Man wollte Europa vor den Veränderungen retten. Die Zeit der französischen Revolution war endgültig vorbei. Österreich war eine europäische Großmacht, und etwa 40 Kleinstaaten deutscher Prägung suchten nach Einigung. Viel zu tun für die diplomatischen Vertreter. Auch in der Ziehung von neuen Grenzen.

Im 20. Jahrhundert, mit dem Entstehen internationaler Organisationen waren dann weniger die außenpolitischen Alleinvertreter der Länder gefragt, als vielmehr das diplomatische Geschick am runden Tisch. Der Diplomat wurde der Sprecher seiner Regierung. Oft bestimmten die Außenminister die Dinge. Doch die Verhinderung von Kriegen gelang auch ohne Diplomaten nicht so richtig, wie wir wissen. Das hat dann auch die internationale Zusammenarbeit gefördert und - verlangsamt.


Ich vermute, dass auch Frauen einen Teil dieses Berufes eroberten. Sie tragen heute auch zu neuen gesellschaftlichen Formen bei, in denen die Rolle des Diplomaten sich eher geschwächt sieht. Man vertritt sein Land nicht mehr auf Teufelkommraus, sondern versucht, das Nationale zurückzufahren und das Gemeinsame zu betonen. Wie wir an dem povokanten Ton eines Donald Trump leicht erkennen können, hat nicht mehr die traditionelle Diplomatie das Sagen, sondern das egoistische 'Wirzuerstgeheule' einiger selbsternannter Neonationalisten wie Trump, Le Pen, Farage, Wilders, Orban, und, natürlich auch Putin.

Um diese Kuh wieder vom Eis zu bekommen, benötigen wir eine neue Aufstellung von vertrauenerweckenden, friedensorientierten, problembeherrschenden Internationalisten, die zukunftsorientierte Lösungen vorschlagen. Zuwanderer jeder Art könnten dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Der Diplomat als Berufsstand ist jetzt völlig uninteressant geworden. Gesandte werden zwar noch gebraucht, aber eher geschickte. 

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