Sonntag, 5. Februar 2017

Diese frechen Goldhasen.

Ich versuche, mich an Ostern zu erinnern, wie es war, und wohl immer noch ist: Ostersonntag, Frühstück zuhause. Der Regen hat aufgehört, Mama sagt, wenn die Sonne rauskommt, können wir heute Nachmittag Ostereier suchen gehen. Im Garten. Mein Schwesterlein und ich freuen uns, vergessen aber schnell wieder, was nach dem Mittagessen geschieht. Ostern ist nicht das Fest für große Geschenke. Eher für einen Spaziergang im noch kalten Frühling.


Hier, in Westyorkshire, ist es anfang Februar. Die Sonne kam schon heraus und verschwand gleich wieder. So ist das eben, denke ich, auch im Vereinigten Königreich. Vielleicht wird hier für Ostern das berühmte Osterlamm gebacken. Ein Lamm mit Puderzucker überzuckert, locker und köstlich? Wir wissen es nicht. Mama, zuhause, fand immer Zeit für die Lämmer, die bei uns Kindern gerade mal 10 Minuten überdauerten, bevor sie voll Ehrfurcht für den wiedererstandenen Jesus genüßlich verzehrt waren.

Immerhin 
Ostern war meist kalt, aber der Anfang des Frühlings, irgendwie. Wenn Mama aus dem Garten kam, war es soweit: Wir durften suchen. Das war nicht schwer, denn der Teller mit den gefärbten Eiern, auf grünem Papierstroh gebettet, mit einem Schokohasen und bunten Zuckereierchen, leuchtete sichtbar hinter einem Busch hervor. Wir rannten, bargen die Teller und gingen ins Haus, wo der Wind nicht blies und die Temperaturen angenehmer waren. Fromme Gesänge waren nicht erforderlich, nur das übliche, unbeschwerte Gefühl für Ostern, meist durch ein herrliches Stück Kuchen abgesegnet.

Gestern strolchten Cath und ich durch einen dieser geldgierigen Supermärkte, um den Wochenendeinkauf zu tätigen. Von Ostern natürlich keine Spur, denn das ist für Mitte April vorgesehen, wie es sich gehört. Was sehe ich da, an prominenter Stelle im Regal? Ein gutes Dutzend dieser mit Goldpapier umwickelten Osterhasen aus Deutschland. Mein erster Gedanke: was suchen die hier? Mein zweiter: Fängt das Ostergeschäft jetzt schon im Februar an? Dritter Gedanke: glauben die, ich würde davon etwas kaufen? Nie und nimmer!


Ich versuche, mich an Ostern zu erinnern, doch es gelingt mir nicht. Ein Strauß Blumen aus dem Garten. Dafür war Papa zuständig. Und nach einer unendlichen Zeit des Fastens, die immer sehr ernst genommen wurde, kam das Schlemmen. Die Süßigkeiten, der Braten mit den Spätzle, einer Delikatesse aus dem Badischen, der Heimat. Die Spätzle wurden mit Butter abgeschmelzt und leicht angebraten. Was für ein Osterwunder. Heute ist Ostern weltweit ein Geschäft. Ich bin nicht mehr daran interessiert. Es bleibt jedoch die Erinnerung.

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