Dienstag, 31. Januar 2017

Yorkshire Tagebuch - 16.

Draußen regnet es, der Februar beginnt wie der Januar endet. Theresa May, die Premierministerin, oder Downing Street 10, wie sie auch genannt wird, ist aus ihrer Bredouille nicht heraus. Über 1 Million Briten möchten nicht, dass Donald Trump nach Großbritannien kommt. Herzlich hatte sie ihn bei ihrem Besuch in Washington eingeladen. Angenommen hat er sofort, doch, es ist unüblich, der greisen Königin einen amerikanischen Präsidenten zuzumuten, der sein Führungstalent nicht mindestens zwei Jahre unter Beweis gestellt hat. Wir wissen jedoch, dass unser Donald sofort bei Amtsantritt sieben muslimischen Ländern die Einreise nach Amerika untersagt hat. Das will in England keiner.


Derweilen ermuntert der Außenminister Boris Johnson seine Landsleute dringend, den amerikanischen Präsidenten doch nicht mit Adolf Hitler zu vergleichen. Boris kann sich da richtig hineinsteigern. Der Vergleich sei unangemessen.  Andererseits hat Boris seinen Befähigungsnachweis als Spitzendiplomat noch immer nicht erbracht. Wir sitzen also hier, auch in Yorkshire, in einer richtigen Zwickmühle. Und, was sagt unsere Königin zu alledem? Nichts. Eine kluge Frau.


Im Gegenteil, wer bei Google unter Donald Trump impeachment (Amtsenthebung) nachschlägt, den fällt wie Schuppen von den Augen, wie weit die Theorie schon gediehen ist. Dieser superreiche Präsident schafft es nicht mehr lange, will man den Experten glauben. Und Angela Merkel soll ihm bereits telefonisch und einfühlsam den Marsch geblasen haben. Wenden wir uns wichtigeren Dingen zu.


Der Nieselregen wird von unerfreulichen plus 3-4 °C begleitet. Yorkshire gibt sich von der unappetitlichen Seite. Selbst unsere Nachbarschafe lassen sich nicht blicken. Wettermäßig unerschütterlich, lassen sie ihre Wolle heute lieber im Trockenen. Trotz grüner Wiesen, überall, ist auch keine einzige Kuh zu sehen. Doch die Milch kommt regelmäßig an die Haustür.


Während Cath nicht vor dem Abend von ihrer Uni in Bradford zurück sein wird, besuche ich Cathies Mutter im Pflegeheim. Margaret kann etwas Zuspruch gut gebrauchen. Sie ist erschöpft und hustet verzweifelt. Ich muss ihr beim Mittagessen zuschauen, was meinen eigenen Appetit nicht gerade fördert.
Man spürt überall eine eigenartige Stimmung. Ist es der Frühling, der in weiter Ferne Rast eingelegt hat? Sind es die drohenden politischen Ereignisse, die uns Unruhe bereiten? Oder die Kirschen in unserem Garten im Schwarzwald, die wir hoffen, im Mai reif und wurmlos anzutreffen? Es liegt so vieles in der Luft. Wer weiß, was noch alles geschehen wird.





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