Samstag, 21. Januar 2017

Schnee, Schnee, Schnee.

Das Thermometer weiß nicht, ob es hinauf oder hinunter soll: o,o °C scheint der Kompromiss zu sein. Es schneit ein wenig, aber ununterbrochen. In der Nacht gehen wir gerne unter null, um bei Tagesanbruch gerne wieder auf Plusgrade anzusteigen. Ist es nicht so, reden wir von klirrender Kälte, oder bei föhniger Stimmung von einem zu milden Winter. Oft ist uns das Wetter nicht sehr angenehm. Die Sonne ist dann ein Kapitel für sich. Zu heiß, oder überhaupt unsichtbar. Für Tage. Dann wird geklagt.


Von Yorkshire kommend um im Schwarzwald Weihnachten zu feiern und unsere Lieblingsärzte aufzusuchen, Familie zu treffen usw. ließen wir zuerst die Winterreifen aufmontieren. Dann warteten wir auf den Schnee, obwohl das Jahr 2016 schon als wärmstes seit Menschengedenken angepriesen wurde. Dann stürzten die Temperaturen auf unerhörte -7 Grad. Davon kann man in Yorkshire nur träumen. Die Schneedecke erreichte 40 Zentimeter. Der Schneepflug war ständig im Einsatz.


Da wir uns bereits an den Medieneifer gewöhnt haben, wenn etwas neues zustößt, erdulden wir die katastrophenartigen Schilderungen über den Schneefall. Der Winter hat uns im Griff, bei minus sieben eine wahrlich kühne Behauptung. Die hirnlosen Ausfälle eines Bernd Höcke, der sich über das Holocaust-Mahnmal in Berlin aufregt, werden mit der gleichen Hingabe ausgebreitet. Auch was Donald Trump noch sagt, bevor er endlich Präsident ist, wird medienmäßig verarbeitet. Und die von der Nationalen Front in Frankreich, Marine Le Pen, lässt in Deutschland verlauten, wir hätten jetzt einen patriotischen Frühling. Da die Farbe des Schnees weiß und nicht braun ist, kann man dem Wetter in dieser Hinsicht nichts in die Schuhe schieben.


Und der Schnee rieselt leise. Macht nicht viel Aufhebens. Auf dem Weg zurück zur Fähre in Seebrügge, die uns nach Hull im Norden von England bringen soll, weicht der Schnee mit jedem Kilometer zurück. In Belgien, bei Brügge, hüllt uns ein kalter Nebel ein, gerade durchsichtig genug um die Straßenschilder noch lesen zu können. Bei der Ankunft in Hull am Humber haben wir es geschafft. Die Flasche Rioja auf der Pride of York und die engen Kabinenbetten der Fähre haben uns sanft entschlafen und gestärkt wieder erwachen lassen. Der Schnee ist eine schöne Erinnerung. Hier in Yorkshire weiß das Thermometer noch nicht, ob es hinauf oder hinunter soll. Um die Null würde ich sagen. Deshalb wird auch hier das Wetter den gleichen Stellenwert einnehmen wie Donald Trump, der jetzt vereidigt ist. Wird er Teresa May helfen, die Brexitmisere zu mildern? Man darf Zweifel haben. Trump will zuerst Amerika wieder groß machen. Waffen im Privatbesitz gibt es dort ja schon genug. Auch Amerika hat seinen patriotischen Frühling. Da wollen wir nicht stören.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen