Samstag, 28. Januar 2017

No alternatives, just facts,

wagt die New York Times zu titeln. Fakt ist, dass Theresa May und Donald Trump Händchen hielten, sozusagen die amerikanische Hand, die eine Art Führerschaft über das schützenswerte europäisch-britische Händchen andeuten sollte. Grapschen war nicht das Wort des Tages. Fern der Politik spielt eine andere Musik. Auch nicht sehr originell: die schöne blaue Donau von Johann Strauß, dem Jüngeren, dessen total vergoldetes Denkmal im Stadtpark Wiens vor allem von japanischen Touristen angestarrt und fotografiert wird.


Zum xten Mal diese Woche, spielt Radio Classic FM diesen Ohrwurm ab, der uns an unsere Jahre in Wien erinnert. Von 2012 bis 2014 wohnten wir in Fußnähe zum Wiener Stadtpark. Man denkt gerne daran und freut sich, dass Herr Van der Bellen  dann doch Bundespräsident von Österreich geworden ist.

Der Morgen ist grau, von Hochnebel erhellt, es ist ein ruhiger Samstagmorgen. Cath und ich sitzen am Frühstückstisch, in der Sun Street in Haworth, the World's First Fair Trade Village, in Nord Yorkshire. Wir sind auf dem Sprung von Januar in den Februar. Das Nachbarkätzchen, für uns namenlos, dafür aber blütenweiß, treibt sich in unserem Garten herum, hat jedoch (noch) nicht um Einlass gebeten. Classic FM, der Gefälligkeitswerbesender mit der Ohrwurmmusik spielt gerade etwas ab, das die meisten auswendig zu trällern in der Lage sind. Pomp and Circumstane?

Das Grau ist verflogen 
Die leeren Tassen, die Butterdose und die Waldfruchtmarmelade aus dem Schwarzwald stehen noch auf dem Tisch. Schon hat Cath ihren Computer geöffnet und mit dem Arbeiten begonnen. Ich erinnere mich an die Sendungen, früh am Morgen, die ich auf Ohr noch im Bett angehört habe: die Selbsdarstellung einer Schafshirtin mit neun Kindern, die Lebensgeschichte eines 97Jährigen und die Beschreibung von Knoten und Seilen, die ein Eigenbrötler in Yorkshire aus purer Leidenschaft zusammengetragen hat.

Während der Endjanuarmorgenhimmel schon etwas heller wird, höre ich, dass die leidenschaftliche Schafhirtin zunächst nicht an ihrem künftigen Mann und Hirten interessiert war. Erst als er sie anrief und um ihre Hilfe für ein verirrtes Schaf bat, kam sie und willigte in die Ehe ein, aus der 9 Kinder hervorgingen. Alle gesund und glücklich. Der 97Jährige wusste von sportlichen Leistungen im hohen Alter zu erzählen, wobei mich seine Ratschläge für den Rest des Lebens aufhorchen ließen: 1. Tu etwas, was du gerne tust. Und tu viel. 2. achte auf die Ernährung, die im Alter unterschiedliche Speisen und Zusatzstoffe verlangt. 3. Bewege dich, so oft du kannst. Gib nie auf.


Der Knoten- und Seilspezialist hatte es da nicht leicht, seine eigene Eigenart anzupreisen. Wer interessiert sich schon für Knoten? Er hat ein Seil-und Knotenmuseum eröffnet und war bescheiden genug, es nicht als erstes und größtes der Welt anzupreisen. Ich lernte aus seinen Erzählungen, dass es ein Gerät aus dem 16. Jahrhundert gibt, mit dem man Seile herstellen konnte. Glückliches, manchmal etwas verliebt zurückblickendes Großbritannien.

Dazu werden keine alternativen Fakten benötigt, wie sie gerade massenhaft aus den USA getrumpt werden, sondern nur ein wenig Fantasie, die der Wahrheit möglichst nahe kommen.  Und dann haben sie noch ihre Königin, die mit James Bond als Auftakt zu den Olympischen Spielen in London aus dem Hubschrauber sprang. Keine Lüge, sondern königliche Mithilfe beim Schaffen von Tatsachen. Aber das ist eine andere Geschichte.


Gerade wird zum 1000. Mal Rimsky-Korsakovs Scheherazade gesendet. Herzlichen Glückwunsch!.



  

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