Samstag, 3. Dezember 2016

Ich wüsste gern was ein Blogger ist.

Manchmal erliege ich der Faszination des Wortes. Das ist mein gutes Recht. Wörter können das Blaue vom Himmel herunterversprechen. Wenn sie dann ihr Ziel erreicht haben, wollen sie es nicht wahr haben. Es sind die ganz alten, und dann auch wieder die ganz neuen Wörter, die da auffallen.

Ohrwurm, ich weiß genau, was du tust. Du lässt eine schöne Melodie in einen Körper sickern und weigerst dich dann, wieder heraus zu kommen. Im Englischen gibt es die Übersetzung earworm nicht. Doch der Engländer bestätigt gerne, dass er ein solches Wort gut findet. Freuen wir uns über den Ohrwurm. Er kann auch unter der Dusche wirken, oder beim Radfahren. Wie man ihn wieder loswird, ist schwer zu sagen. Irgendwann ist er halt weg, wie er gekommen ist.

Manch Ohrwurm auch von ihm 
Das Ohrfeigengesicht oder auch Backpfeifengesicht hat mit dem Ohr wenig zu tun. Aber einen Zusammenhang gibt es doch: wer mit der flachen Hand eine gescheuert bekommt, weiß wovon ich rede. Das Ohr errötet und schmerzt. Das dazu gehörige Gesicht hat meist eine Ahnung, warum die Strafe zugeschlagen hat.

Ohrfeigengesicht? 
Bei den hereingeschneiten Wörtern, wie bashing oder training, wird sofort eine Verbindung zu etwas Konkretem hergestellt. Obwohl bashing als Import auch unangenehme Folgen haben kann, wird diesem Wort eine spezielle Deutung zugewiesen. Wer mit verwundbaren Minderheiten Erfahrung gesammelt hat, versteht sofort. Menschen, die sich nicht verteidigen können oder wollen, werden Opfer von bashing. Man schlägt einen mageren Schwulen, während man vor dem Macho gleicher Veranlagung eher den Schwanz einzieht. Training hingegen kann viele Bedeutungen annehmen. Man tut etwas Gutes für sich und trainiert. Trainer können allerdings ihre Machtstellung den Kleinen gegenüber missbrauchen. Ein Training, aber lassen wir das. Wörter können Menschen in ungeahnte Abgründe führen.



Ein Blogger ist eine relativ neue menschliche Spezies. Digital vernetzt mit anderen, die er nicht kennt. Ein Blog kann alles sein oder nichts. Wer sich mit Mitbloggern im Internet verabredet, um Erfahrungen über Stricktechniken auszutauschen, spinnt entweder, oder er geht einer Sache nach, von der ich nichts verstehe. Schließlich gibt es schon lange Strickmaschinen, die die grobe Arbeit erledigen. Eine Flachstrickmaschine wurde 1863 erfunden. Rundstrickmaschinen und Heimstrickmaschinen folgten etwas später. Wenn ich mir andere Blogs anschaue, werde ich oft in Stricktechniken verstrickt, die mich kalt lassen.

Doch Wörter braucht der Mensch wie tägliches Brot. Die Unübersetzlichen sind da besonders wertvoll: Torschlusspanik, Kummerspeck, Kuddelmuddel, Zugzwang und Hüftgold. Fernweh und Weltschmerz, fuchsteufelswild und Fingerspitzengefühl. Diese Vokabeln sind die Glückspilze unserer Sprache. Man benötigt ganze Umschreibungen, um den Weltschmerz zu erklären, oder das Hüftgold.
Wären wir sprachlos, würde das Fernweh uns in die Welt hinaustreiben, um die Worte zu finden, mit denen wir glücklich werden.








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