Samstag, 3. Dezember 2016

Der digitale Nachlass: Man wird ja mal fragen dürfen.

Das Internet hat uns schon manche Überraschung beschert. Je mehr Nutzer jetzt aus Altersgründen dahinscheiden, desto häufiger stellt sich die Frage nach dem, was von ihnen übrig bleibt. Manchmal ist der Autor ein begabter Poet, Romanschreiber oder Wissenschaftler, der das Internet für seine schriftstellerische Tätigkeit nutzt. Oder eine witzige Unterhaltungskanone. Was tun die Erben, wenn sie das der Nachwelt erhalten wollen? Oder, andersherum, Opas digitalen Müll aufräumen wollen? Die Literatur dazu ist noch einigermaßen überschaubar. Aber schon gibt es Bestattungs-Institute, die sich der Sache annehmen wollen. Bei weltweit über 1 Milliarde Nutzern ist hier ein neuer Markt am Entstehen.


Da sitzt manches nicht gedruckte Buch im Internet und wartet postmortal auf neue Leser, vermute ich. Auch wissenschaftliche Einsichten können in Häppchen angeboten werden, was vielen Nutzern nützlich werden könnte. Ein Problem ist geboren, nach Lösungen wird erst noch gesucht. Lassen wir diejenigen momentan beiseite, die in den unbegrenzten Ozean des Internets hineinschreiben, ohne viel Echo zu erwarten. Wer allerdings das Facebook bedient, kann sich auf etwas gefasst machen. Von Adolf Hitler bis zur stinkenden Fäkalie ist da alles drin. Alles mit Hass und Verachtung. Die menschlichen Instinkte eben. Das möchte man als Hinterbliebene(r) eiligst und für immer gelöscht haben.


Wer mit Hilfe des Internets Gutes tut, will es erhalten wissen. Geistreiches und Humoriges, sowie Menschenfreundliches scheint angesichts der Verhassung der digitalen Welt geradezu notwendig, als beruhigender Ausgleich, damit die Schieflage nicht noch größer wird. Also baut der digitale Inputmaker (sorry, das Wort ist von mir) vor, macht sein digitales Testament und hofft, dass die Erbberechtigten da mitmachen. Sonst ist für den Verblichenen alles aus. Wer unter einem Grabstein liegt oder verascht in einer Urne sitzt, kümmert sich nicht mehr. Also, ich für meinen Teil, mit meinen über 1000 Blogs, um die 2000 Seiten Geschriebenes und über 400 000 Reinschauer, weltweit natürlich, was mache ich, wenn ich nichts mehr mache? Ich möchte noch vorhanden sein, so doof das klingen mag.


Der Gedanke, dass man noch nach Jahrtausenden in Wort und Bild im Internet, dem alles umfassenden Medium, gegengwärtig ist, kann seinen Reiz haben. Man denke an den Mammuthzahn, der viel später ausgegraben wird, oder den Cro-Magnon Menschen, der ein wenig wie ein aufrecht gehender Affe aussah, und fröhlich etwas an die Höhlenwände kritzelte. Sie berichten uns aus vergangenen Zeiten. Doch sollte man die Hoffnungen nicht zu hoch schrauben, denn die deutsche Sprache wird, wie das Englische, das Spanische und Russische, dann dem Chinesischen als Weltsprache gewichen sein. Das Internet ist für uns dann nicht mehr leserlich. Doch bald kann ich meine Blogs mit Hilfe einer digitalen Übersetzung ins Chinesische übertragen. Dann Gute Nacht!










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