Donnerstag, 8. Dezember 2016

Da kann ich nur lachen.

Die Bredle backende Weltmacht sitzt im Baden-Württembergischen Baden. Weihnachtsgebäckmäßig erstreckt sie sich bis ins benachbarte Elsaß, wo man auf vornehm Französisch von les bredele spricht. Gibt es da etwa eine Maus, die einen Faden abbeißt? Keine. Die Norddeutschen reden gar von Konfekt. Damit will ich als (nach England) weg-emigrierter Badener nichts zu tun haben. Hier, in Yorkshire, würde keiner auf die Idee kommen, sich die historisch gewachsene Bredle-Bäckerei Badens unter den Nagel zu reißen.


Ich rede von Springerle, Hildabredle, Zimtsternen, Butterbackes, Vanillekipferln (ein Habsburger Import?), Glacierten Bretzelchen, Anisbredle, Spitzbuben, und lasse die übrigen Köstlichkeiten beiseite, weil sie mir nicht mehr einfallen. Meine badische Mama war eine Meisterin beim Backen von mindestens 20 Sorten Bredle oder Brödle. Mein badischer Stolz erhält jedoch einen Knacks, wenn die typisch schwäbische Vereinnahmungsmasche öffentlich von original schwäbischen Spitzbuben mit Hägemark spricht. Die Zeiten für Bredle sind ohnehin vorbei. Was die Backindustrie heute auf den Markt wirft, wirkt wie der dritte Aufguss eines Magentees. Schal, unbadisch, unschwäbisch, unsüddeutsch und unelsäßisch. Was bleibt, sind die Erinnerungen.

Huch, es weihnachtet sehr! 
Heute früh rhapsodierte unser geliebter Deutschlandfunk relativ kompetent über Weihnachtskonfekt. Da kann ein der Heimat entrissener Badener aber nur lachen. Sollte man nicht auch die backende Kirche im Dorf lassen? Norddeutsch wird anders gebacken. Bienenstich ist OK, reißt aber nicht vom Stuhl. Aber auch das hatte meine Mama im Programm. Warum arbeiten wir die Weihnachtsbäckerei nicht einfach neu auf? Badisch ist, was schmeckt. Vor allem auf dem Gebiet der Bredle. Bei allem anderen ziehe ich freundlich aber bestimmt, eine kulinarische Augenbraue hoch.

Ich hab nur die eine im Archiv. 
Hier in England hat sich die badische Küche leider auch noch nicht voll durchgesetzt. Das badische Schneckensüpple ist manchen bekannt. Von einem schwäbischen solchen Süpple habe ich jedoch noch nie etwas gehört. Auch der badische Rehrücken (Baden-Baden) gehört zum Repertoir des britischen Europakenners. Doch den Vogel hat immer noch der Black Forest gateau abgschossen, von dem es hier waghalsige Nachbildungen gibt. Die Schwarzwälder Kirschtorte ist das nationale Symbol des badischen Hegemonialanspruchs in der Gastronomie. Sollen die 'Alternative für Deutschland' oder die anderen Rechtsformationen bloß nicht auf die Idee kommen, diese Torte als biodeutsch zu vereinnahmen. Es würde der AfD nicht bekommen. Jedes ihrer Wahlergebnisse würde in Baden automatisch von 10% auf 0,1% abfallen. Die 0,1% sind diejenigen zugereisten Wähler, die eine Kirschtortenallergie haben und medizinisch entschuldigt sind.

Konfektfresser 
Lasst eure braunen Finger also auch davon. Denn eine Schwarzwälder Kirschtorte im Gesicht von Petry oder von Storch kann es nicht geben. Aus politischen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen Gründen. Dafür ist auch das Herstellungsmaterial zu kostbar. Mit solchen Dingen treiben wir in Baden keine Scherze. Aber zum badischen Sauerbraten dürft ihr gerne kommen. Von mir aus auch eine eurer hübschen Augenbrauen hochziehen. Das macht den Kohl, sorry, die Merkel nicht fett.


Hier in England fehlt mir so etwas manchmal. Dafür haben wir Trumpgesäusel und Trumpverachtung, genau wie im Badischen. Man darf hoffen, dass der Trumpeintopf nicht zu uns nach Europa herüberschwappt. Hugh, ich habe gesprochen.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen