Samstag, 5. November 2016

Außenbordeinsatz, aber nicht nur.

Wer seine Strampelhöschen hinter sich gelassen hat, hat auch den Rest vergessen. Ja, es muss ein Mann gewesen sein, der bei Wikipedia die Beschreibung jenes Gegenstandes übernahm, den heute praktisch jeder Mensch einmal im Leben zu tragen hat, ob er will oder nicht. Männlein und Weiblein sind gleichermaßen betroffen. Einmal abgelegt, ist es meist für immer, es sei denn, man ist Astronaut oder inkontinent. "Es handelt sich um einen körpernah eingesetzten Saugkörper zur Aufnahme von Urin und Stuhl (Kot)". Ja,  eine solch präzise Beschreibung der Windel kann nur einem Mann einfallen. Eine Frau hätte das irgendwie eleganter gemacht.


Ein Astronaut, ob weiblich oder männlich, trägt sie, wenn das Raumschiff oder die Raumstation verlassen wird und eine Außenmission im Weltall ansteht. Ob jemand beim Anziehen der Raumwindel behilflich ist, wissen wir Erdenbürger normalerweise nicht. Kehren wir also zurück zu den Anfängen des Windelzeitalters, wobei man sich selbst kaum erinnert, wie man einst windelmäßig behandelt wurde. Womöglich kommen da seltsame Vorstellungen zum Vorschein: wie wird eine Königin gewickelt? Mit Goldkrönchen auf der Windel? Ist dafür ein spezieller Butler zuständig, oder eine adlige Wickeldame, Lady Soundso vielleicht?

Hosen voll? 
Als ich zum ersten Mal Vater wurde, durfte ich bei der Geburt dabei sein. Es war ein Mädchen. Natürlich musste ich auch beim Wickeln helfen. Es war die Zeit der Schwedenwindel. Ein samtweiches Dreieck, das geschickt um die gereinigte Schamgegend geschlungen wird. So oder ähnlich. Ich ließ, in einem Augenblick der Unachtsamkeit, mein quirliges Töchterchen auf den Boden rutschen. Seitdem weiß ich, wie geschmeidig Säuglinge sein können. Ich selbst war nahe an einem Herzinfarkt. Die Reaktion der Mutter kann ich nicht wiedergeben.

Eines ist sicher: wenn das Kleine die Windel voll hat, ist nicht nur ein Wechsel angesagt. Im schlimmsten Fall - Väter fürchten das wie die Pest - muss eine neue Einweg- oder Mehrwegwindel her, vielleicht auch schon, ab 1961, eine Wegwerfwindel. Als die Amerikanerin Marion Donovan diese Idee hatte, haben ihr Millionen von Müttern im Geiste die Hände geküsst. Der Mensch vor 1961 muss in anderen Kategorien gedacht haben. Seine Pflegeleichtigkeit war mehr als personalintensiv. Und, vergessen wir nicht die hohe Kindersterblichkeit, die vor der Einführng der Windel noch herrschte. Die Menschheit muss in den Jahren nach der Erfindung der Windel einen Säufzer der Erleichterung ausgestoßen haben.

Windeln voll 
Als ich bei einer NPD-Veranstaltung in Anwesenheit des stellvertretenden Bundesvorsitzenden das Wort ergriff und den von niemandem erwähnten Adolf Hitler in die Debatte warf, brüllte jemand hinter mir, zu Adolfs Zeiten hast du noch in die Hosen geschissen. Meine Erwiderung: Darauf bin ich stolz. Glaubst du, Hitler hat nie in die Hosen geschissen? Dann kamen mir ein paar jüngere Teilnehmer zu Hilfe und applaudierten heftig. Damit war für mich klar, dass auch Führer in die Hosen scheißen und, dass man bei Hosenscheißern einfach hinstehen muss und den Mund aufmachen. Schön wäre es, wenn man bei rechtslastigen Veranstaltungen von AfD, PEGIDA usw. der "politischen" Art mehr echte Widerrede zu hören bekäme.






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