Sonntag, 16. Oktober 2016

Wie alles gekommen ist.

Die intellektuelle Redlichkeit verlangt, will man einen historischen Bogen über ein paar Jahrhunderte schlagen, dass man, trotz der notwendigen Vereinfachungen, auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Wir müssen dennoch etwas ungenau vorgehen. Doch der schnelle Griff ins Internet kann bestehende Zweifel ja leicht beheben. Mein Ziel: uns klar zu werden, wie weit wir es gebracht haben und wohin die Reise geht.

Reise ins Unbekannte 
Die spirituellen Anfänge bei uns Europäern sind leicht ermittelt: Vater Zeus, Germaniens Wotan, Jesus Christus und Martin Luther. Daraus haben wir unsere gesellschaftlichen Werte bezogen, wenn man mal von der Inquisition oder dem Calvinismus absieht. War da die Welt noch in Ordnung? Ein Mischmasch von Religionen und Bekenntnissen versuchte, uns vom jeweiligen Gegenteil zu überzeugen.

Johann Gutenberg 
Lasst uns ernsthaft bei Gutenberg beginnen. Die vielen Menschen in der ganzen Welt, die weder lesen noch schreiben konnten, bekamen die Chance, Wissen zu erwerben, denn Johannes Gutenberg, der wohl 1398 in Mainz geboren wurde, hat die beweglichen Buchstaben für den Buchdruck eingeführt und damit das vervielältigungsfähige Buch erfunden. Davor wurde mühsam und zeitraubend von Hand geschrieben. Schreibmaschinen und Computer wären ohne das alles nicht denkbar.


Es begann das Zeitalter des Buches und der vielen Meinungen. Später kamen Zeitungen und Pamphlete jeder Art in alle Hände, der Einsatz der Maschine brachte die Industrialisierung und damit Karl Marx mit seinem Kapital und dem Gedanken der ehrlichen Teilung von neuentstandenem Reichtum. Auch der Sklavenhadel und  der Kolonialismus hatbenzu dieser Bereicherung geführt. Und das Banken(un)wesen.  Der Kommunismus war ein interessanter Gedanke, doch der Kapitalismus brachte es entschieden weiter. Ritter gibt es keine mehr, dafür Stinkreiche, die sich Inseln, Politiker und ganze Regierungen kaufen können. Der Besitz beherrscht die Welt.

Ach, ja, die wachsende Mobilität erfasste uns. Vergessen wir das Fahrrad. Die Eisenbahn wurde erfunden. Der deutsche Kaiser ließ sogar eine Bahn von Istanbul nach Bagdad bauen. Damit war der Orientexpress perfekt. Dann kamen das Auto und das Flugzeug. Der Fesselballon war endlich überwunden, und der Zeppelin verbaute sich seine Zukunft selbst.

Was hat diese Welt noch verändert? Das Telefon? Die moderne Medizin, Pharmazie und Chemie? Die etwas begrenzte Lebenserwartung von ca. 30 Jahren im Europa des 19. Jahrhunderts stieg auf über 80 und will da nicht stehen bleiben. Man hat schon von Hundertjährigen gehört, die geheiratet haben oder mit dem Fallschirm abgesprungen sind. Auch chemische Waffen gibt es, die fröhlich eingesetzt werden. Und nicht nur Coca-Cola gehört dazu. Sondern auch Viagra, das jedoch nicht zum Bevölkerungswachstum beiträgt.

Massenvernichtungswaffen, auch die zierliche Atombombe, drohen im Hintergrund und wollen uns auf den ewigen Frieden einschwören. Wird das klappen? Andere sehen in der großen Anzahl von Flüchtlingen eine Gefahr. Die Mobilität hat unsere Welt zu einem Verschiebebahnhof gemacht. Wer glaubt denn noch, dass die Uhr - auch so eine Erfindung der Menschen - zurückgedreht werden kann? Wir sind längst ein Völkergemisch und werden es bleiben. Und wenn noch so viele Kleingeister versuchen, dagegen anzukämpfen. Es ist einfach unintelligent und kann mit verstaubten Argumenten nicht ungeschehen gemacht werden.

Jetzt haben wir alles auf einmal: Einen großen Teil der Tier- und Pflanzenwelt ausgerottet. Zugang zu einem weltweiten Netz von Kenntnissen und Dämlichkeiten. Jeder kann jedem alles mitteilen. Nachrichten können in Sekundenschnelle um den Erdball kreisen. Das ikonische Zeitalter bringt täglich eine Flut von bunten Eindrücken. Manchmal verstehe ich fast, dass es Kümmerlinge gibt, die das ängstigt. Oder zu Hasstiraden reizt. Dann müssen wir überlegen, wie es weitergehen soll. Wollen wir uns die Köpfe einschlagen? Wollen wir an einer menschlichen Neuordnung unserer Verhältnisse mitarbeiten? Unseren Individualismus etwas einschränken, damit andere auch etwas davon haben?

Wir können auch wie verblödet auf die menschlichen Kontakte verzichten. Sieht es nicht oft schon so aus? Kleine und Große sitzen gebannt vor ihrem I-pad, Mobilfon etc. in der UBahn, Straßenbahn, im Bus, auf der Parkbank und warten auf den Tsunami. Lieben und Leben, sowie Sterben geschieht schon elektronisch. Die Überflutung mit Unwichtigem hat begonnen. Doch wer sagt uns, was wichtig ist? Der aktuelle Trend nach rechts scheint mir nur eine neue Form der Angst zu sein. Davon ist nichts zu erwarten, außer unkluger Pessimismus.


Was wir benötigen, ist ein jungenhafter Albert Einstein, der (wie geschehen) auf einem Tisch stehend für seine Freunde Violine spielt, jemand, der sein elektronisches Spiel-Zeug in die Ecke wirft und in die Sonne lacht, einfach aus Freude am Leben. Hass und Missgunst ist absolut überflüssig, auch wenn das weltweit um sich greift. Der Mensch braucht den Menschen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen