Freitag, 21. Oktober 2016

Das Internet ist an allem schuld.

Es fördert als Nebenprodukt zutage, dass der Deutsche heute seine Rechtschreibung selbst gestalten kann. Nich das ich edwas dadegn häte, doch manchmal leidet die Klarheit darunter, vor allem politisch. Der Schreiber enthüllt sich vor aller Welt. Wenn dann seine Ansichten noch etwas einfach gestrickt sind (Merkel muss weg. Wir sind das Volk. Ausländer raus. Muslimischer Hintergrund. Völkisch versifft etc.), möchte der halbwegs Gebildete nicht einfach schweigen, und der politisch ins Faseln Abgleitende neue Regeln erstellen. Das führt zu Shitstorm und Hasszunamis, wie wir sie rund um die AfD und die anderen kennen.


Echte Politiker, wenn sie von sogenannten Altparteien kommen, als Lügner und Leugner, beschimpft, nicht weil es unbedingt stimmt, sondern weil das Internet grenzenlos geduldig ist. Man kann jedem alles anhängen. Doch geschichtliche Tatsachen bleiben, was sie schon immer waren. So kann der Holocaust nicht geleugnet werden. Dass Adolf Hitler schöne blaue Augen hatte, behauptet kein Historiker. Es wäre auch banale Nebensache. Aber, dass er ein Verbrecher war, warum verschweigen das manche? Napoleon, ein Held? Ja, für viele Franzosen. Doch sonst: eher ein rücksichtsloser Eroberer. Doch, was hat Marine Le Pen dazu zu sagen? Ich will es nicht wissen.

Marine Le Pen: Wie der Vater, so die Tochter 
Im Internet lernt man heute sehr viel. Alle nutzen es, auch über nationale und sprachliche Grenzen hinweg. Dazu gehört auch das Foto, das wie selbstverständlich heute alles beherrscht. Wenn in Syrien oder Afghanistan jemand enthauptet wird, will man, bitteschön, auch das passende Foto sehen. Die völlig Unbedarften unter uns möchten glauben, was da täglich auf uns einrieselt. Früher haben Schulen, Kirchen, Großmütter und Kaffeekränzchen verordnet, was stimmt und was nicht. Wieviele schauen bei Facebook permanent die fantasiehaltigen Äußerungen einer Beatrix von Storch oder Frauke Petry an? Wird dieser Brei aus Lügen, Halbwahrheiten und Gefühlsheucheleien dadurch zur Wahrheit?

Ins Internet gespült 
Ich weiß nicht, wer an dieser Misere die größte Schuld trägt. Sicherlich stößt das allumfassende  Internet weltweit auf erhebliche moralische und intellektuelle Defizite, aus denen uns gegenwärtig keiner  zu erlösen vermag. Die Welle von Hass und Dummheit lässt sich hier am schnellsten verbreiten. Beispiel: Der "Untergang Deutschlands" ist zur Zeit die eine Seite, eine völlig an den Haaren herbeigezogene Massenangstmache. Eine andere, der groteske Wahlkampf eines Donald Trump, von dem vor kurzem die meisten Menschen noch nie etwas gehört hatten, und der hoffentlich nicht gewählt wird.


Wir wissen, dass unsere politischen Parteien, die ja einen Auftrag haben, nicht sehr seriös sind. Sie vernebeln gerne, und das wütender werdende Volk muss Farbe bekennen und Missstände beleuchten. Das nutzen auch manche Medien, deren Urauftrag ist, die Wahrheit zu finden und dann auch zu sagen. Stattdessen geht es vielen um Einschaltquoten und Verkaufsauflagen, und nicht zu vergessen, um Werbeeinnahmen. Der Kampf der wirtschaftlichen Interessen wird zwar verhüllt, doch unerbittlich geführt. Die Parteien sind zu passiv und anfällig für Lobbys.


Da das Internet heute unser Leben bestimmt (siehe das Herumgetippe an I-pads und Rechnern in U-Bahn, Bus und auf Parkbänken, schon bei Minderjährigen), müssen wir daran arbeiten, wieder Ordnung in unser Tun zu bringen. Was geht, und was geht nicht? Gibt es im Bereich zwischen Bereicherung und Diebstahl, zwischen Mord und Nächstenliebe noch genügend Luft zum atmen? Können wir Hasskampagnen noch zum Schweigen bringen? Sind Musik, Poesie, Romantik und Menschenfreundlichkeit im Internet noch gefragt? Müssen wir böse werden, um die Eroberung des sozialen Netztes durch primitive Kräfte zu bekämpfen? Wir brauchen einen international gültigen Knigge*, der uns sagt, wo's langgeht. Politiker von Alt- und Neuparteien, Ihr seid gefragt. Und bitte, keine Neonazis. Das hatten wir schon.


*Freiherr von Knigge soll einmal Anstandsregeln für unsere Gesellschaft erstellt haben.





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