Donnerstag, 26. Mai 2016

Yorkshire Tagebuch - 9 - Dog Fouling.

Übers Wetter wollen wir nicht mehr reden. Sobald man damit anfängt, wird man eines besseren belehrt. Ich am Telefon mit Freund im Schwarzwald: "Es ist gräßlich draußen. Wieder so ein regnerischer, windiger Tag und kalt". Ich schaue aus dem Fenster: strahlende Sonne. Dann sehe ich einen recht großen braunen Vogel mit gelbem Schnabel. Ich denke an etwas Exotisches. Cath erklärt mir, dass in Yorkshire die Amseln nicht schwarz, sondern rostbraun sind. So lernt man dazu.


Vor einigen Tagen haben wir Lewis' Asche abgeholt. Seit seiner Bestattung wartete sie im Krematorium um von uns entgegen genommen zu werden. Ein eigenartiges und einzigartiges Erlebnis. Cath und ich holten die Urne ab. Unterwegs auf einer Anhöhe mit grandiosem Blick hielten wir an und vertrauten einen Teil der Asche dem Wind an. Lewis hatte diesen Ort besonders geliebt. Dann brachten wir einen Teil der Asche ins Yorkshire Moor, wo Lewis und Margaret oft wanderten. Schließlich brachten wir noch eine Handvoll in das Blumenbeet vor Margarets Pflegeheim. Der letzte Teil wird von Lewis' Kindern und Schwiegerkindern im häuslichen Garten verteilt. Liebendes Gedenken ist die Idee und die Wirklichkeit.


Asche zu Asche 
Lewis ist somit bei uns immer gegenwärtig.



Gestern ging es an den Garten. Unsere holländisch-stämmige Gärtnerin Karen bereitete unter Mühen ein Beet vor, auf dem ich hoffe, in einiger Zeit Stangenbohnen sprießen zu sehen. Das alles ist sehr fraglich, weil in diesem Garten immer alles nass ist. Ich würde den Boden als speckig bezeichnen. Doch die guten Absichten sind da. Wenn es keine Bohnen gibt, werden wir widerspenstig auf die Supermärkte zurückgreifen müssen.

Wer einmal an einem Rhönradrennen teilgenommen hat, kann sich das bizarre Verhalten im Straßenverkehr lebhaft vorstellen. Ich nenne das Rhönrad als ein typisch deutsches und in der Welt weitgehend unbekanntes Sportgerät, das hier zwar Anklang finden könnte (so skurril sind manche in diesem Land), das einem Kontinentaleuropäer aber das Gefühl vermittelt, man müsse nicht überall alles versuchen. Ich bin ein gewiefter Autofahrer mit Linksverkehr-Erfahrung, vor allem in Zypern, wo ich nie einen Unfall verursacht habe. Dieses vielleicht gesegnete Land jenseits des Ärmelkanals hat durch den Linksverkehr, den Kreisverkehr und den Stehverkehr jede Urlust des Autofahrens ausgemerzt. Alle 20 Meter wird man aufgefordert, zu bremsen (SLOW DOWN), die Geschwindigkeit wird in Meilen angegeben, und alle paarhundert Meter drohen Speed Cameras mit eingebautem Blitzlicht. Kein Wunder, dass der Brite dazu neigt, als Autofahrer keinen Schluck Alkohol zu trinken, damit er aus diesem chaotischen Straßenverkehr heil wieder herauskommt. So viel Disziplin, wie auf englischen Straßen, sieht man nur noch in Nordkorea, wo man fast frei von Autos ist. Wie man aus einem größeren Kreisverkehr mit mehreren Abfahrten unbeschadet wieder herauskommt, gehört zu den Rätseln dieses Landes.


Wild werden die freundlichen Bewohner des Vereinigten Königreiches erst, wenn sie einen Hund sehen, der sein Häufchen macht. Wild, vor allem, wenn Herrchen oder Frauchen so tun als hätten sie nichts gesehen. Ich glaube, die Strafe für dog fouling bewegt sich um die 1000 Pfund Sterling, für die man vor 100 Jahren noch ein kleines Haus hätte kaufen können. Ich habe Hundeschiss auch in Pariser Straßen erlebt. Da ging man bei Einbruch der Dunkelheit hinaus und ließ den Köter sein Ding auf dem Gehsteig machen: la crotte de schien, heißt das Ding. Dabei sind - wegen der Aufzüge und des allgemeinen Platzmangels - die Hunde heute auch noch rattenklein. Mein Berner Sennenhund - der Hundegott hab' ihn selig - hätte sich echt geschämt,  so offen herumzukoten, wie manche es hier tun. Deshalb liest man an vielen gefährdeten Ecken: No dog fouling please.



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