Mittwoch, 30. September 2015

Die fotografische Selbstbefriedigung - mit dem Selfie Stick

Man kann sich nur wundern, welche Phasen des Irrsinns die Menschheit manchmal durchmacht. Es ist erst einige Jahrzehnte her, dass der Globus durch den Hula Hoop Reifen erschüttert wurde. Auch heute noch kann man diesen dünnen Hüpfring für 20 bis 30 € kaufen, aber keiner hoopt mehr. Oder?
Kurz nach Einführung der superhohen Damenabsätze, auf denen man nur gefährlich hin und her schaukeln kann, haben wir es jetzt mit dem sogenannten Selfie zu tun, gestützt durch die bequeme, teleskopfähige Ausdehnungsstange. Warum, möchte man sich fragen. Um sich selbst fotografieren zu können?

Elefantenselfie? 

Die Erfahrung lehrt, dass der Mensch in seinem Leben Tausende von Fotos herstellt. Früher kostete das viel Geld, wovon man sich überhaupt nicht abschrecken ließ. Dann kam die Zeit der Alben. Man klebte die Fotos ein. Eine auf Papier festgehaltene Erinnerung, sozusagen. Dann kamen die Jahre, wo man die zahlreich angehäuften Fotoalben nicht mehr sehen konnte. "Wer war den das wieder? Kann mich gar nicht erinnern. Wessen Tante war das eigentlich?" Die Fotodokumentiererei verkam ein wenig. Man will immer nur die 5 besten Fotos sehen, nicht die tausend anderen, die an irgend einen Blödsinn erinnern. Die Großmutter um die Jahrhundertwende mit dem tellerminenartigen Hut auf dem Kopf, wie eine Waffe getragen, mit spitz abstehender Feder.

Teleskopselfiestickstoffvergiftung

Jetzt leben wir im Selfierausch. Mit Stick. Der ist im Internet schon für 5 € zu haben. Natürlich auch mit Verbindungskabel zum Smartphone. Oder mit Extrastick, der das Schoßtierchen zum Lächeln bringt. Auch bei Tierbestattungen scheint der Selfiestick seine Pflicht zu tun. Am Wiener Graben, dem Herzstück der Walzerstadt, schreiten sie umher, die Japaner, die jungen Mädchen, die wie wahnsinnig sich selbst fotografierenden Fotografen und -Innen. Die Frage ist doch, was kommt als Nächstes? Werden wir Selfiesammlungen anlegen? 

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