Dienstag, 31. März 2015

Deutschland bläst der Wind ins Gesicht

Vielleicht sind es die Glücksgefühle, die manche haben, wenn sie an die Wiedervereinigung denken, oder an die Fussballweltmeisterschaft. Deutschland ist nach den Jahren der Not, des Aufbaus, der gewollten Bescheidenheit wieder zu einer Größe geworden, über die man nicht nur pausenlos klagen sollte. Jetzt glauben/hoffen viele, dass das Land sich endlich auf dem Weg zur Normalität befindet. Jedenfalls merkt man, dass die Welt, natürlich hauptsächlich die Europäer, mit vorgehaltener Hand oder auch lauthals, Kritik am ach so erstarkten Deutschland üben. Alle haben sie Probleme, die sie selbst meistern wollen, aber offensichtlich nicht können. Die Deutschen auch, doch bei der Suche nach etwaigen Schuldigen scheint unser Land eher auf sich selbst zu schauen, während andere uns ganz leicht alles Mögliche anhängen können. Wir haben ja so viel auf dem Kerbholz. Und Geschichte verjährt nicht.
 


Das gilt für den Holocust genau so wie für die Misere, in der sich Griechenland gerade befindet. Wer ehrlich genug ist, findet reichlich Ursachen, nicht nur für Krieg, Unterdrückung, Völkermord, sondern auch für Betrug, Korruption, Manipulation, in der ganz eigenen nationalen Geschichte. Auch von anderen Ländern weiß man, wie sie mit den Verbrechen ihrer Vergangenheit umgegangen sind oder immer noch umgehen: England, Frankreich, Italien, Belgien usw. haben als Kolonialmächte auch rücksichtslos gewütet. In manchen Geschichtsbüchern dieser Länder ist, von ein paar Lippenbekenntnissen abgesehen, nicht viel davon übriggeblieben. Doch die Deutschen haben über viele Jahre hinweg die volle Ladung an Verachtung und Schmäh mitbekommen. Neben der permanenten Holocausterinnerung wurden die Deutschen als tumbe Toren, Barbaren, Schreihälse und Rechthaber beschimpft. Das alles zurecht. Doch hat sich Deutschland auch durch positive Enwicklungen unbeliebt gemacht: politische Stabilität, Wirtschaftswunder(lichkeiten), Zuverlässigkeit, Gelehrigkeit und Wohlverhalten haben auch Neid und Ängste hervorgerufen. Jetzt glauben wir in der Mitte eines zusammenwachsenden Kontinents zu leben und ecken immer wieder neu an. In manchen Ländern, wie Griechenland, Italien, auch Frankreich findet man leicht einen Sündenbock. Er heißt großmannsüchtiges, überhebliches, hegemoniales Deutschland über alles.







Angela Merkel kann uns leid tun, wenn sie in hellenischen Medien als Adolfine Hitler abgebildet wird. Sie hat das wirklich nicht verdient. Und auch ein Herr Schäuble kann nichts dafür, dass er fast immer recht hat und dies auch laut hinausposaunt. Vielleicht wäre in der deutschen Politik die etwas duckmäuserische Höflichkeit französischer Präsidenten oder der nicht ernstgemeinte Charme eines britischen Premiers ein gutes Vorbild für den Umgang mit Kritik. Sehr viel mehr ist da auch nicht. Doch das haben wir noch nicht ganz geschafft. Wir müssen immmer recht haben, immer gewinnen, immer vorne dran sein. Vielleicht ist das unser Schicksal. Wie geht man damit um? Lächeln, verstehen, verzeihen und einfach weitermachen.

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