Donnerstag, 1. Januar 2015

Wiener Walzer und Schwarzwälder Kirschtorte

Lange habe ich mir überlegt, was beides verbindet. Vielleicht nichts? Obgleich, Ohrenschmaus und Magenschmaus, liegen sie so weit auseinander? Das jährliche Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist eine Pflicht. Der Strauß-Walzer an der schönen blauen Donau darf niemals fehlen. Er schließt die internatioale Ausstrahlung des Konzerts obligatorisch ab. Fast obligatorisch ist auch das Hineinklatschen in die Pizzicato-Stellen durch das Publikum. Oder ist es eine andere Stelle? Johann Strauß Sohn hat soviele Tänze, Walzer, Polkas, Märsche und Operetten komponiert, dass man gerne die Übersicht verliert. Ganz zu schweigen vom ebenfalls das Konzert abschließenden Radezkymarsch, der allerdings von Johann Strauß Vater stammt. Vom kulturellen Standpunkt aus betrachtet, geht nichts ohne den Wiener Walzer, der selbst beim Tanzwettbewerb "Strictly Come Dancing" die ganze BBC-Gemeinde auf die Beine bringt.


Die Nazis hatten mit den Straußens so ihre Probleme. Die Straußpopularität war im Dritten Reich so überwältigend, dass das Vierteljudentum der Familie als geheime Verschlusssache gehandelt wurde. Fazit einer Spießergesellschaft: wir sind manchmal zu blöd, um eine harmlose Tatsache anzuerkennen. Die Schwarzwälder Kirschtorte hat als solche nie im Zentrum rassenwahnsinniger Überlegungen gestanden. Sie war auch nicht das Ergebnis nationalsozialistischer Schnüffelei. Hat sie deshalb alles so gut überstanden? Man möge mir solche Vergleiche verzeihen. Schließlich ist Neujahr. Da sind musikalische Genüsse ebenso erlaubt wie kulinarische. Den Magen verdorben hat mir allerdings die Ansage im österreichischen Rundfunk, als das Neujahrskonzert zuende war: (auf Englisch) es wurde "proudly presented by Rolex". Da nehme ich lieber noch ein Stück Black Forest Gateau. Eine Rolex benötigt an dazu nicht.


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