Montag, 1. September 2014

Also, es geht um Folgendes: Zypern

Draußen regnet es. Kein Hund möchte da vor die Tür. Vor Jahren habe ich einmal einen Kurzroman geschrieben, der jeden anrührte, wenn er ihn zu lesen bekam. Etwa 30 Seiten. In Zypern geschrieben, wo ich 20 Jahre lang ein Haus besaß und regelmäßig Urlaub machte. Ich krame ihn hervor und lese darin. Der uralte Streit zwischen der griechisch-zyprischen Mehrheit und der türkisch-zyprischen Minderheit, der immer noch kein Ende gefunden hat, war der Hintergrund dieses kurzen Werkes. Ich wollte etwas Gutes tun und eine symbolische Zusammenführung der zerstrittenen Ethnien bewirken, indem ich vorführte, dass ein unschuldiger Junge aus dem türkisch-zyprischen Norden sehr wohl eine griechisch-zyprische Schönheit aus dem Süden vorbehaltlos lieben kann. Trotz der Gegensätze, die die Insel vor über 40 Jahren gespalten haben. Der Liebesprozess dauerte allerdings 20 Jahre, denn das pubertäre Paar wurde zunächst abrupt und brutal auseinandergerissen.


Nachdem die Vereinigungsversuche durch den damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, schon vor 10 Jahren gescheitert waren, habe ich meinen Roman, bzw. mein Romänchen, nocheinmal durchgelesen, um herauszufinden, ob ich etwas falsch gemacht habe. Dem ist jedoch nicht so, denn Ahmet und Kristina sind immer noch ein glückliches Paar. Sie leben jedoch wieder in London, wo sie sich damals kennengelernt hatten. Ich hänge an dieser Geschichte, die, man stelle sich das vor, meine Augen immer wieder glänzen lässt. Jeder, der die Geschichte liest, findet sie neben den politischen Hintergründen auch rührend und sehr realistisch. Leider hat die Politik in diesem kleinen Mittelmeerstaat nicht zum Frieden geführt. Die Gegensätze sind zu groß. Ich mache jetzt keine Schuldzuweisungen, obwohl ich das könnte, schließlich hatte ich Gelegenheit, mit den Präsidenten beider Republiken (in Nord und Süd) zu sprechen und mir im Gespräch mit den Inselbewohnern ein eigenes Urteil zu bilden.


Nachdem ich versucht habe, über mehrere  hundert Seiten die Geschichte, die Menschen und die Schönheit dieser Insel zu beschreiben, kam ich zu dem Schluss, dass eine Zusammenführung zwischen dem EU-Mitglied (Süd)Zypern und dem nicht anerkannten Norden weder möglich noch ratsam ist. Beide Teile wollen es nicht, auch wenn offiziell immer wieder Versuche gemacht werden, zu einer Einigung zu kommen. Die griechischen Herrschaftsansprüche (wir sind die Mehrheit!), beruhend auf einer eigenen ("Kultur")Sprache und der wenig flexiblen griechisch-orthodoxen Lebensweise , und das türkische Element, basierend auf der "Welt"sprache Türkisch und einem muslimisch-laxen Religionsbegriff, das alles gemischt mit einer uralten orientalischen Lebensweise, das geht leider garnicht. Aber auf einer kleinen Insel zusammenleben wie benachbarte Freunde oder befreundete Nachbarn, das müsste eigentlich gehen.


Inzwischen denkt die Welt: sollen die sich doch selbst aus der Affäre ziehen. Vielleicht schaffen es ja die Russen oder Chinesen, eine Einigung herbeizuzwingen. Die EU hat es nicht geschafft. "Ahmet und Kristina" schaffen es auch nicht. Aber nachzulesen sind sie unter Wolfgangundsoweiter.blogspot.com
Allerdings als Fortsetzungsroman, dessen Folgen mühsam zusammenzusuchen sind. Erster Teil und Zwanzig Jahre danach. Lohnt sich, wegen der Tränen der Rührung.








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